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Smart Home – Chance oder Falle?

Reliance_Smart_Clientvon derHaker

Nachdem ich momentan an der Planung meines Zu- und Umbaues bin, habe ich mich auch ein wenig mit dem Thema Smart Home beschäftigt. Auf den ersten Blick ist die Idee für mich als Semi-Geek ja auch eine spannende, die ungeahnte Möglichkeiten eröffnet. Was für manchen eine unnötige Spielerei ist, hat oft seinen Sinn in Momenten, in denen man kaum damit rechnen würde. Aber als Semi-Geek weiß ich auch, dass alles Vernetzte und „Computerisierte“ ganz schnell mal streiken kann. Doch wie sieht das beim Smart Home dann aus?

Was ist ein Smart Home?

Diese Frage ist gleich mal die erste, die man sich stellt. Die Antwort wirft gleich mal mehr Fragen auf, als sie beantwortet:

Smart Home dient als Oberbegriff für technische Verfahren und Systeme in Wohnräumen und -häusern, in deren Mittelpunkt eine Erhöhung von Wohn- und Lebensqualität, Sicherheit und effizienter Energienutzung auf Basis vernetzter und fernsteuerbarer Geräte und Installationen sowie automatisierbarer Abläufe steht. (Wikipedia)

Also was sollte damit wohl alles möglich sein? Ich werd euch mal eine kleine Vorstellung verpassen, was Smart Homes alles können könnten ohne mich dabei auf einen bestimmten Anbieter zu konzentrieren.

Szenario: Mein Traum-Smart Home

smarthomeEs ist Abend, die Sonne geht unter – ich komme vom Büro oder irgendeiner Sitzung nach Hause. Als sich mein Handy ins WLAN einloggt, geht im Vorzimmer das Licht an, die Rolläden öffnen sich und das Radio aktiviert sich auf meinem Lieblingssender in angenehmer Lautstärke. Zeitgleich bekomme ich vom Postkasten die Nachricht, dass heute nichts gekommen ist und die Türglocke mailt mir die Zeitpunkte zu denen heute jemand geläutet hat. (Optional auch gleich mit Fotos von den verpassten Gästen). Nachdem ich kein Kaffeetrinker bin, gibts keine Kaffeemaschine die sich automatisch anstellt, aber die könnt ihr euch ja vorstellen.

Sobald mein Handy den Kontakt zum WLAN verloren hat, wenn ich mich auf den abendlichen Spaziergang begebe, schalten sich alle Lichter und der Radio wieder ab. Gleichzeitig würde sich auch der Herd ausschalten wenn ich ihn vergessen hätte, denn es ist ja niemand da, der etwas kochen könnte. Auch auf Sicherheit schaut mein fiktionales Smart Home natürlich vorbildlicherweise.

Nachdem mir mein Kühlschrank gesagt hat, was ich ob des Ablaufdatums bald vertilgen sollte, und dem darauffolgenden Abendessen wechsle ich wahlweise per Smartphone oder Schalter in den Couch-Modus zum abendlichen Entspannen. Der Fernseher „springt an“, die Rolläden fahren gerade so weit runter, dass lästige Spiegelungen oder Blendungen verhindert werden, gedimmtes Licht flutet den Bereich rund um die Couch und der Radio geht wie von Geisterhand aus. So ein Smart Home hat schon seine Annehmlichkeiten.

Zum Schlafengehen brauch ich mich eigentlich auch um nichts kümmern. Sobald meine Nachttischlampe ausgeschaltet wird, fragt mich mein Handy, ob ich jetzt schon Schlafen will – reagiere ich innerhalb von zwei Minuten nicht darauf, schalten sich alle Lichter und sonstigen Geräte in der Wohnung aus. Auch die Heizung wechselt in den Nachtmodus und senkt die Temperatur um ein paar Grad.

(Aus Gründen der Vereinfachung hab ich mich jetzt kurzzeitig zum fiktionalen Single gemacht – ich hoffe mal meine Frau nimmt mir das ebensowenig übel wie mein Kind :))

Die Technik hinter dem Smart Home

Hier gibt es verschiedene Ansätze, die auch völlig unterschiedliche Ansätze verfolgen. Eine Firma aus der Nähe von Amstetten realisiert die smarte Schaltung von verschiedenen Geräten durch eine zentrale Schaltung nach Industriestandard. Alle Schaltungen laufen in einem zentralen Verteilerschrank zusammen.

Eine dezentrale Lösung, das sich angeblich problemlos in bestehende Stromverkabelungen ohne große Veränderungen einbinden lässt, bietet ein deutsches Unternehmen. Neben einer Hand voll Module, die im Sicherungskasten verbaut werden, spielen unzählige kleine Systembausteine eine Rolle. Diese kleinen Dinger, die aussehen wie eine Kreuzung aus einer Blockklemme und einem Legostein kommunizieren mit den Modulen im Sicherungskasten und diese stellen eine Verbindung ins Netzwerk her.

Und plötzlich steht alles – das Smart Home streikt

Ohne jetzt einem Hersteller das andichten zu wollen, den Smart Home Super-GAU kann wohl keiner ausschließen. Einen Bericht zu einem möglichen Szenario: Eine Glühbirne fällt aus und übermittelt an den Server die Fehlermeldung, dass sie wohl kaputt sein würde. Das aber nicht nur ein mal, oder alle 10 Minuten – nönö – alle 10 Millisekunden. Alle anderen Geräte und Schalter kommen nun im Netz nicht mehr zu Wort und der Server ist überlastet. Die GLÜHBIRNE hat die ganze Hütte, inklusive Heizung, Warmwasser, Herd, Rolläden und was noch so alles smart gesteuert wird, lahm gelegt.

Ein ähnliches „Null-Reaktions-Szenario“ wäre der plötzliche und lautlose Tod der Netzwerkrouters. Auch bestünde die theoretische Möglichkeit eines Angriffes von außen, der alle unsere Geräte verrückt spielen ließe.

Fazit: Nicht alles was glänzt ist auch wirklich aus Gold

Smart Homes können verlockende technische Möglichkeiten bieten, die vor allem dem inneren Schweinehund (auch als B. Quemlichkeit bekannt) sehr entgegen kommen. Aber was schaffen wir in letzter Konsequenz damit? Wenn früher das Licht nicht anging wussten wir, dass entweder A) die Birne kaputt, B) die Sicherung raus oder C) der Schalter/die Verkabelung/die Fassung kaputt ist. Bald müssen wir unser ganzes Haus rebooten und stundenlange Diagnoseprogramme über uns ergehen lassen, bevor wir wissen, dass es wirklich genau die eine Glühbirne war, die wir nun wechseln und neu im System installieren müssen. Oder war’s doch ein Virus? Egal – in drei Jahren muss ich sowieso alles wieder tauschen lassen.

Zuerst erschienen auf derhaker.at

Foto: Reliance Smart Client (Bretislav Valek/Lizenz: CC BY-SA 3.0); HAL 9000 Cropped (Mandruss/Lizenz: CC BY-SA 4.0)

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Ein Gedanke zu „Smart Home – Chance oder Falle?

  • Werner Hofmann

    Fehlermeldungen an Server kann man leicht qualifizieren. Die kaputte Glühlampe z.B. würde Ich als minderwichtig und leicht diagnostizierbar einstufen und so als einmalige Meldung auf dem Display darstellen.

    Antwort

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