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Griechenland: 76 Prozent meinen, Syriza hat kapituliert

N€IN_kkDie griechische Bevölkerung wird immer EUropa-skeptischer, zeigt eine repräsentative Umfrage von Ende Juli

Der Druck, den die Gläubiger auf die griechische Regierung ausgeübt haben, dürfte die Haltung der Bevölkerung zur europäischen Währung tief beschädigt haben. Nur mehr 41 Prozent sprechen sich dezidiert für einen Verbleib im Euro aus, bereits 36 Prozent befürworten den Grexit, 23 Prozent sind unentschlossen oder machten keine Angabe. Nur 32 Prozent glauben, dass durch das Nachgeben des Syriza-Anel-Kabinetts ein Grexit verhindert werden konnte, 58 denken, er wäre noch nicht vom Tisch.

Syriza würde trotz massiver Unzufriedenheit mit der Arbeit der Regierung (77 Prozent) wieder gewählt. 76 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Syriza kapituliert hätte, sogar vier Fünftel finden, dass die Linkspartei ihr Programm von Thessaloniki preisgegeben hätte. Dennoch erhält Syriza bei der Sonntagsfrage 33,2 Prozent (bei der Wahl im Jänner waren es 36,3) und bleibt klar stärkste Kraft vor der konservativen Nea Demokratia mit 18,6 (27,8) und der linksliberalen To Potami mit 6,4 (6,0). Tsipras‘ rechtspopulistischer Koalitionspartner ANEL hält bei 4,1 (4,7), die neonazistische Goldene Morgenröte bei 5,9 (6,3), die sozialdemokratische PASOK, ehemals Groß- und Regierungspartei, bei 3 (4,7) und die kommunistische KKE bei 5,3 Prozent (5,5). Nicht abgefragt wurde eine etwaige Linksabspaltung von Syriza. 19,4 Prozent sind unentschlossen.

In der Umfrage des Think Tanks Brigding Europe, die von 22. bis 24. Juli unter 1.010 GriechInnen durchgeführt wurde, sind erste Spaltungstendenzen in Syriza bereits berücksichtigt. Zum Zeitpunkt der Erhebung befanden 31 Prozent, eine Spaltung für „gut“, 48 für „schlecht“. Bei deklarierten Syriza-WählerInnen ist ein Bruch in der Partei wesentlich unbeliebter. 16 Prozent stehen ihm positiv gegenüber, 79 Prozent negativ. Wie sich die Einigung mit EU und EZB auswirkt, lässt sich nicht sagen. Unklar ist auch, ob sich angesichts der zunehmenden Härte der Gläubigerforderungen die Stimmung gegenüber dem Euro weiter verschlechtert – oder ob sie kippt.

Text: Hanno Wisiak
Foto: KK
Infografik: wag/red

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