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Mannertränen und Misogynie

von Denise Gartner

Roosh-daryush-valizadehWas ist eure Vorstellung vom perfekten Mann? Groß, mit Bart, ein veröffentlichter Autor? Das klingt doch ganz gut, denken sich jetzt viele. Doch würde euch das winzige Detail, dass er ein Frauenhasser und Vergewaltiger ist, stören? Nein? Dann ist Daryush „Roosh V“ Valizadeh (Bild rechts) der Richtige für euch. Als neomaskuliner Blogger aus den Vereinigten Staaten, wurde er durch seinen Blogeintrag „How To Stop Rape“ und dem darauf folgenden globalen Aufruf, Vergewaltigungen auf Privatgrund zu legalisieren, bekannt. Neben seinem Blog betreibt Roosh auch die Plattform Return of Kings, auf welcher über den Meet-Up-Day zum Austausch misogyner Gedanken informiert, und direkt jedem, der nicht vor purem Testosteron strotze, die Teilnahme untersagt wurde. Ein Prachtexemplar, wenn ihr mich fragt.

Roosh V hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht und somit ein Imperium errichtet. Mit seinem unerschöpflichen Hass auf Frauen und der Gabe, ein Verbrechen harmlos reden zu können, wächst seine Anhängerschar stetig. Hierbei handelt es sich nicht nur um ältere Männer, die davon reden, dass früher, als es noch Plakate mit dem Slogan „Women belong in the kitchen“ gab, besser war. Nein. Besonders junge Männer fühlen sich der Neomaskulinität zugehörig und pflegen ihn als ihren Lifestyle. Sie verfallen dem utopischem Gedanken, sie selbst seien gottgleich, während Frauen weniger wert wären als die Erstausgabe der Marvel Comics nachdem die erste Seite abgerissen wurde. Doch was genau ist Neomaskulinität?

neomasculinityEs klingt also nicht nur nach einer Plage, die dringend ausgerottet gehört, es ist auch eine. Zum Programm zählt unter anderem die makellose Hygiene von Mann und Frau. Das Aussehen muss à la Patrick Bateman in American Psycho (vermutlich auch Rooshs feuchtfröhliche „no homo“ Fantasie) penibel gepflegt werden. Für Frauen gilt hier übrigens: gefällt euer Erscheinungsbild nicht, so habt ihr es verdient, mit Hass-Sex bestraft zu werden. Ein faires Urteil, findet ihr nicht? Natürlich ließe sich über den doppelten Standard von „Urinstinkte ausleben“ und „ausgiebiger Metrosexualität“ streiten, doch bei Argumenten wie der „rote-Pille-Wahrheit“ kann ich über diesen kleinen Fehler hinwegsehen. Neomaskulinität ist also ein Gedanke, in den sich Männer flüchten, um die grausame Realität erträglicher zu machen. Die Fragilität ihres Geschlechts ist auf dem Höhepunkt. Das simple Nein einer Frau kann sie in Schutt und Asche legen. Verständlich. Wer wäre nicht gekränkt, von einem magischen Wesen, vergleichbar mit einem Einhorn, abgewiesen zu werden? Die kindliche Weltanschauung, man könne sowohl jede Frau als auch jedes Pokémon bekommen, mit nur einem Wort zerstört. Tragisch.
tragic
Die Moral von der Geschichte? Sollte die rote Pille, wie wir sie aus der Matrix kennen, tatsächlich die Welt in den Händen von Roosh V und seinen neomaskulinen Weltraumaffen darstellen, dann schlage ich sie Morpheus aus der Hand und schlinge die blaue Pille schneller runter als ein weißer cis-Mann sagen kann, „Nicht alle Männer!“.

Denise Gartner, 23 Jahre alt, soon-to-be Journalismus-Studentin mit hoher Affinität zur Alliteration. Trinkt gerne Piña Colada.
Twitter: @DeniseGGartner

Fotos: Daryush „Roosh“ Valizadeh (2014) by Bartek Kucharczyk (Lizenz: CC BY-SA 4.0); Titelbild: Shannon Bowes (etsy.com)

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