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Sozialismus für Reiche

champagne_glasesKapital schlagen mit Gerfried Tschinkel

Die Diskussion um das Ende der Geschichte beginnt eigentlich schon am Anfang der Geschichte. Des Kapitalismus nämlich. Der Grundleger der politischen Ökonomie, Adam Smith, war überzeugt davon, dass der Kapitalismus der Schlusspunkt eines Plans der Natur ist, diejenige Gesellschaft, die dem Wesen des Menschen am meisten entspricht. Heute zeigt sich, und man wusste es schon früher, sie entspricht nur wenigen Menschen. Nämlich denen, die sich in der allgemeinen Entfremdung wohl fühlen. Die die Verhältnisse selbst machen und sie nach ihren Vorstellungen gestalten. Geld ist hierfür ein Mittel. Das Mittel, das die versklavt die ihm hinterherlaufen müssen um Leben zu können und das denen zufließt die es hinausschicken zur Vermehrung.

Für eine Hand voll von Kuponschneidern ist das Paradies auf Erden verwirklicht. Aus Geld wird mehr Geld. Dieser scheinbare Automatismus treibt den Irrsinn des Kapitals auf die Spitze. Wobei in dieser Formel des Zinses die Herkunft der Wertvermehrung durch menschliche Arbeit ausgelöscht ist. Und so lässt sich auch wunderbar die Arbeiterklasse wegleugnen. Denn in ihrem Paradies fließen Milch und Honig so selbstverständlich, dass man es nicht zu hinterfragen braucht. Es sind ihre Verhältnisse, gestaltet nach ihren Bedürfnissen.

Die Regeln sind für die Superreichen gemacht, so Tobias Hauschild von Oxfam, die neu-lich festgestellt haben, dass bereits mit 2015 das reichste Prozent der Weltbevölkerung mehr besitzt als die restlichen 99 Prozent zusammen. Und dass sich Investitionen von Unternehmen in Steueroasen zwischen 2000 und 2014 vervierfacht haben. Steuerhinterziehung steht auf der Tagesordnung. Meist vollkommen legal. Und der unge-strafte Wahnsinn, der mit Steuergeldern betrieben wird, findet sowieso ganz rechtskonform statt, wie im Zuge der Krise bei den Bankenrettungen geschehen. „Sozialismus für Reiche“ nannten Beobachter die verschiedenen Rettungsaktionen. Ein ekelhafter „Sozialismus“, der von der Vergewaltigung der Völker lebt und ihnen die Barbarei auch noch als Freiheit verkauft.

Die wirklich Superreichen müssen mit ihrem Reichtum nicht prahlen, sie sind unter sich, abgeschirmt vom Elend der Welt das sie erzeugen. Wer prahlen muss und sein lockeres Leben zur Schau stellt, das sind die Adabeis, die Promis und Neureichen der unteren Liga. Der demonstrative Konsum der Superreichen dieser Erde erstreckt sich eher auf das verschwenderische Moment, das als Wohltat daherkommt. So wie Mark Zuckerschleck sein Vermögen angeblich dem guten Zweck widmet, „das Potenzial der Menschen voranzubringen und Gleichberechtigung zu fördern“. Ein astreiner PR-Gag, der vermitteln soll, er sei am Boden geblieben. In Wirklichkeit handelt es sich dabei um ein paar Verschiebungen hin zu einer eigens gegründeten Kapitalgesellschaft. Es gilt also zu demonstrieren, nicht dass man reich ist und diesen Reichtum verteidigen muss, es gilt zu demonstrieren, dass man nicht reich ist, obwohl man es natürlich ist und bleibt (Mark Zuckerbergs Vermögen beläuft sich auf etwa 41 Milliarden Euro).

Fürchten sie sich etwa doch, die Superreichen dieser Erde, dass sie jemand aus ihrem Paradies vertreiben könnte? Die Welt kommt getrost ohne die Kapitaleigner aus, die längst nicht mehr den Produktionsprozess leiteten und nur von den Früchten der Arbeit anderer leben. Ein wirklicher Sozialismus ist ihnen der größte Schrecken, ein Sozialismus, der sie überflüssig macht und den Reichtum der Nationen auf die verteilt, die ihn schaffen. Dumm nur, dass die Gedanken der Herrschenden immer auch die herrschenden Gedanken sind, sonst würden die Menschen nicht so fest an die falschen Versprechungen der müßigen Klasse glauben. Denn leider glauben zu viele immer noch an den Kapitalismus als beste aller möglichen Welten. Was er in der Tat auch ist, für 1.800 Milliardäre.

Gerfried Tschinkel ist Ökonom und lebt in Kottingbrunn.

Bisher in „Kapital schlagen“:

Foto: pixabay.com (Lizenz: CC0 Public Domain); Titelbild: pixabay.com (Lizenz: CC0 Public Domain)

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2 Gedanken zu „Sozialismus für Reiche

  • maron (filosoff)

    am leichtesten zu erklären lässt sich der kapitalismuns mit den spielen monopoly oder DKT. früher oder später bleibt eine/einer der/dem alles gehört. zur zeit gehört einem prozent der menschheit fast alles, letztlich wird eine/einer übrig bleiben. die automaten werden produktion, handel und konsum übernehmen. der rest der menschheit dient deren belustigung.

    Antwort
  • Helga und Hermann Pulz

    Wir finden den Artikel sehr gut und ergänzen dazu:
    Wie heißt es sinngemäß, sie dachten sie seien an der Macht, sind waren aber nur an der Regierung! Wir sollten uns darüber klar sein, dass wir es bei der Regierung nur um die Marionetten der sogenannten „Eliten“ handelt! Für uns sind diese „Eliten“ die wahren Sozialschmarotzer, die sich feige von der Öffentlichkeit fernhalten und unverdient einen skandalösen Reichtum anhäufen, den sie gegen die Überzahl der Bevölkerung und deren Lebensinteressen anwenden! Dort liegt die Wurzel des Übels, die über Jahrzehnte fast unbemerkt gewachsen ist. Krieg und die Vernichtung vRegierung der BRDon Millionen Menschenleben sind die Folge. Es gibt nur eine Lösung: Umverteilung des Reichtums mit oder gegen den Willen dieser Sozialschmarotzer! Es gilt lt. GG: Reichtum verpflichtet!
    Das wurde noch nie verwirklicht!

    Antwort

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