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Jetzt geht’s um die Wurst

Fans des Wiener Sport-Club starten Crowdfunding-Kampagne zur Rettung ihres Vereins – startnext.com/onewienersportclub

Von Michael Wögerer

„Vielleicht erleben wir noch den Tag, wo all diese Grenzen aufgehoben werden“, schrieb im November 2006 ein User des austriansoccerboard im Zuge der Diskussion über den Namen des dortigen Forums für den Wiener Traditionsverein „Sportklub“ oder eben „Sport-Club“ (mit C!). Mehr als 10 Jahre später scheint dieser Tag nun gekommen zu sein.

Auf der Crowdfunding-Plattform startnext sammeln seit wenigen Tagen die Fans des wegen eines Sponsorvertrags mit einem Fleischhauer auch des Öfteren „Wurstklub“ genannten Vereins aus Wien-Hernals Geld für die Rückführung des WSK in den WSC.

Die Geschichte dahinter ist etwas kompliziert: Der Wiener Sport-Club ist einer der ältesten Sportvereine Österreichs, eine Fusion des 1883 gegründeten Wiener Cyclistenclub mit der Wiener Sportvereinigung, welche wiederum auf den 1898 gegründeten Hernalser Fußball- und Athletik-Club Vorwärts zurückgeht. Der dadurch 1907 entstandene WSC war ein Allround-Sportverein mit zahlreichen Sektionen (u.a. Radfahren, Fechten, Handball, Eishockey, Tennis, Boxen, Leichtathletik und Fußball). Mit dem Einzug der Fußballsektion verlagerte sich der Schwerpunkt des Vereins, andere Sportsektionen traten in den Hintergrund oder verschwanden ganz. Insbesondere in den 1950er-Jahren schrieb der Wiener Sport-Club Fußballgeschichte. 1958 und 1959 wurden die Hernalser österreichischer Meister und hatten erfolgreiche Europacupauftritte (u.a. deklassierten sie 1958 im Praterstadion Juventus Turin mit 7:0, bis heute der höchste österreichische Klubsieg gegen ein europäisches Spitzenteam). 40 Jahre danach steckte der Traditionsverein jedoch nicht nur in einer sportlichen Krise. Im Herbst 2001 wurde ein Konkursverfahren eröffnet. Um den Fußballbetrieb fortzusetzen, gründete das damalige Vereinspräsidium einen neuen Verein namens Wiener Sportklub. Die Schulden blieben dem WSC, der diese nach und nach abbauen musste. Der WSK konnte sich daraufhin in der Regionalliga etablieren, sein älterer Bruder konzentrierte sich wieder auf andere Sektionen wie Radsport, Wasserball und Fechten. Vor einem Jahr jedoch wurde die WSC-Fußballsektion wiedergegründet. Dies hatte einen ganz bestimmten Grund:

„Come Togheter! Kommts zsamm!“

Die Geschichte beider Vereine wäre undenkbar ohne die leidenschaftlichen Fans von der Alszeile in Dornbach, seit 1904 die Adresse des Sportclubplatz, der älteste noch bespielte Fußballplatz in Festlandeuropa. Um die finanzielle Misere des WSK zu lösen und wieder als Wiener Sport-Club an der traditionsreichsten Heimstätte Österreichs Fußball spielen zu können, haben die beiden Fangruppen, Freund*innen der Friedhofstribüne und Anhängervereinigung des Wiener Sportclub, eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Sie sehnen sich nach einer Rückführung des WSK in den WSC. Die Hintergründe ihres Anliegens erklären sie in folgendem Video:

Insgesamt braucht es rund 300.000 Euro, um den Wiener Sportklub zu entschulden. WSK-Präsident und Bauunternehmer Manfred Tromayer will ein Drittel als Darlehen beisteuern, ein weiteres Drittel kommt von einem Sponsor, der einspringt, wenn die Fan-Initiative erfolgreich war. Rund 40.000 Euro haben die Freunde in Schwarz-Weiß bereits im Vorfeld gesammelt und das nun gestartete Crowdfunding hat bereits nach wenigen Tagen über 10.000 Euro eingespielt. Bis zum 6. Mai geht es also um die Wurst, um die fehlenden 50.000 Euro aufzustellen und die historische Chance zum Neustart des Wiener Sport-Club zu nutzen.

Hinweis für besonders Interessierte:

Die Vereinsführung des Wiener Sport-Club lädt für Mittwoch, 5. April, ab 19 Uhr in die Kalvarienberggasse 28A (1170 Wien) zu einer Informationsveranstaltung über den aktuellen Stand der Rückführung.

Fotos: facebook.com/onewienersportclub ; startnext.com/onewienersportclub

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