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Milliarden am Transfermarkt – Das sind die irren Zahlen des Fußball-Sommers

Die Transferzeit in den meisten europäischen Fußball-Ligen ist seit Dienstag vorbei. Unsere Zeitung zieht Bilanz und nennt die irrationalen Zahlen des diesjährigen Sommers.

von Moritz Ettlinger

Sommer für Sommer werden auf dem internationale Fußball-Transfermarkt Unsummen an Geld für neue Spieler ausgegeben. Seit Dienstag haben die Transferfenster in den meisten europäischen Ligen wieder geschlossen. Die Bilanz: Mehr als 5,4 Milliarden Euro gaben alleine die Vereine der fünf größten Ligen (England, Spanien, Italien, Deutschland, Frankreich) aus.

Zum Vergleich, im Sommer 2018 gaben diese fünf Ligen knapp eine Milliarde weniger aus, etwa 4,57 Milliarden Euro, vor zwei Jahren sah die Sache  mit 4,6 Milliarden Euro ziemlich ähnlich aus. Von einem Abwärtstrend kann also keinesfalls gesprochen werden. Hier sind die wichtigsten Zahlen des Sommers zur Verdeutlichung dieses Irrsinns.

Spanien vor!

126 Millionen Euro kostete der teuerste Spieler des Sommers, João Félix. Der 19-jährige Portugiese, der in seiner Heimat schon als Nachfolger von Cristiano Ronaldo gehandelt wird, wechselte von Benfica Lissabon zu Atlético Madrid. Damit reiht sich das Stürmertalent auf Platz 4 der teuersten Transfers aller Zeiten ein. Die beiden anderen spanischen Großklubs machen die Top-3 komplett: Der FC Barcelona verpflichtete Antoine Griezmann von Atletico Madrid für 120 Millionen Euro, Real Madrid bezahlte 100 Millionen Euro für Eden Hazard an den FC Chelsea aus London.

Wenn es um die Gesamtausgaben pro Verein in diesem Sommer geht, kommt man an diesen drei Vereinen ebenfalls nicht vorbei, wenn auch in umgekehrter Reihenfolge. Real Madrid gab 307,5 Millionen Euro für neue Spieler aus, der Rivale aus Barcelona 255 Millionen. Atlético Madrid investierten neben João Félix weitere 117,5 Millionen Euro in seinen Kader, insgesamt also 243,5 Millionen. Im großen Unterschied zu den beiden anderen konnten die Rojiblancos aber ein Transfer-Plus erwirtschaften; dank Einnahmen in Höhe von 313,1 Millionen Euro (den höchsten in diesem Sommer) schaut unterm Strich ein Gewinn von 69,90 Millionen Euro heraus.

Wer sind die finanziellen Gewinner?

Auf der Suche nach den höchsten Transfergewinnen Europas verlassen wir das erste Mal Spanien. Das größte Plus hat hierbei Benfica Lissabon zu Buche stehen, 148,25 Millionen Euro sind es genau, natürlich vor allem zurückzuführen auf den Transfer von João Félix. Dicht dahinter folgt die Überraschungsmannschaft der vergangenen Saison, Ajax Amsterdam, die unter dem Strich  auf Einnahmen in Höhe von 148,05 Millionen Euro kommt, den Verkäufen ihrer Stars Matthjis de Ligt (Juventus Turin) und Frenkie de Jong (FC Barcelona) sei Dank.

Beide Teams, sowohl Ajax als auch Benfica, sind jedoch trotz ihrer erfolgreichen Geschichte mittlerweile nur noch Ausbildungsvereine für die „ganz Großen“, insofern sind diese Zahlen auch in dieser Höhe in der heutigen Zeit nicht mehr wirklich überraschend. Da ändert dann (wie im Fall von Ajax) auch das Erreichen des Champions-League-Halbfinales nichts am Ausverkauf der besten Spieler. Was dagegen sehr wohl überrascht ist der dritte Platz in dieser Wertung, denn der geht, wenn auch mit Respektabstand, an den FC Chelsea (Transfergewinn: 91,35 Mio. Euro).

Denn die Vereine der englischen Premier League haben auch in diesem Sommer (den TV-Geldern und Multimilliardären sei Dank) am meisten von allen ausgegeben. 1,55 Milliarden Euro ließen sich Manchester City, Liverpool & Co. ihre Verstärkungen kosten, abzüglich der Einnahmen bleibt ein Minus von 733,5  Millionen.

Noch kurz ein paar Zahlen aus der heimischen Liga gefällig?

Mit verhältnismäßig geringen Ausgaben von „nur“ 26,3 Millionen Euro können die Österreicher selbstredend nicht mit den großen Ligen mithalten, dank Einnahmen in Höhe von fast 100 Millionen Euro (95,24) kann sich der 68,94 Millionen Euro starke Transfergewinn aber auch im internationalen Vergleich durchaus sehen lassen. Der absolute Großteil dieser Einnahmen geht allerdings auf das Konto des alles dominierenden Serien-Meisters Red Bull Salzburg. Mehr als drei Viertel der Gesamteinnahmen der Liga lukrierten die Bullen, u.a. mit Verkäufen von Spielern wie Munas Dabbur (FC Sevilla, 17 Mio. €), Xaver Schlager (VfL Wolfsburg, 15 Mio. €), Stefan Lainer (Borussia Mönchengladbach, 12,5 Mio. €) oder Hannes Wolf (RB Leipzig, 12 Mio. €). Der teuerste Abgang außerhalb der Mozartstadt war jener von Mert Müldür, der den SK Rapid Wien für 5 Millionen Euro in Richtung Italien zu US Sassuolo verließ.

Bei den Ausgaben sieht die Sache ähnlich aus. 86 Prozent der Liga-Gesamtausgaben im Sommer 2019, nämlich 22,7 von 26,3 Millionen Euro, sind den Salzburgern zuzurechnen. ÖFB-Teamspieler Maximilian Wöber war der teuerste Neuzugang des Meisters (und natürlich der Bundesliga), er kam für 10 Millionen Euro vom FC Sevilla. Der nächste Spieler in dieser Liste, der nicht in Wals-Siezenheim unterschrieb, ist Koya Kitagawa, der zum SK Rapid wechselte – für 1,5 Millionen Euro.

Insgesamt muss man über die aktuelle Situation im Weltfußball nicht viele Worte verlieren. Die Summen auf dem international Transfermarkt sind wie jedes Jahr: Viel zu hoch, nicht zu rechtfertigen, unmoralisch und für Normalsterbliche in vielen Fällen so unwirklich, dass sie nicht zu begreifen sind. Kurz: Sie sind Sinnbild für den modernen Fußball.

Quelle für alle Zahlen: transfermarkt.at (Stand: 04.09.2019, 10:00 Uhr)

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Moritz Ettlinger

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