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FIFA WATCH #3: Infantino unter Korruptionsverdacht und ein Hoch auf den Transfermarkt

Dieses Mal im Fokus: Bestechungsvorwürfe gegen Gianni Infantino, Fußballer Al-Araibi weiterhin in Thailand in Haft und der neue FIFA-Global-Transfer-Market-Bericht.

von Moritz Ettlinger

Infantino unter Korruptionsverdacht

Gianni Infantino steht einmal mehr im Visier der Justiz. Laut der “Süddeutschen Zeitung” sieht sich der FIFA-Präsident mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Demnach wird der Schweizer verdächtigt, seinen ehemaligen Schulfreund und Oberstaatsanwalt Rinaldo Arnold mit VIP-Tickets und anderen Geschenken bestochen zu haben, um im Gegenzug ein Treffen mit dem Chefermittler in der FIFA-Affäre zu erhalten. Sollte die Vorwürfe, die beide Betroffenen abstreiten, zu konkreten Ermittlungen wegen Korruption führen, könnte das das Ende Infantinos als Präsident sein. Sein Vorgänger Sepp Blatter sei “keine zwei Wochen mehr im Amt” gewesen, nachdem Korruptionsvorwürfe gegen ihn publik wurden, schreibt die SZ. Zum vollständigen, lesenswerten Bericht geht’s hier.

Al-Araibi weiterhin in Haft

Am Montag wurde bekannt, dass der Fußballer Hakeem Al-Araibi aus Bahrain weitere zwei Monate in thailändischer Haft verbringen muss. Die nächste Anhörung findet am 22. April statt, ein Gericht in Thailand Hauptstadt lehnte die Freilassung des 25-Jährigen ab.

Al-Araibi wird vonseiten seines Heimatlandes vorgeworfen, nach dem Arabischen Frühling im Jahr 2012 eine Polizeistation angegriffen zu haben, obwohl er zu dieser Zeit nachweislich ein Ligaspiel hatte. Er wird inhaftiert und nach eigenen Angaben gefoltert. 2014 floh der Ex-Nationalspieler Bahrains nach Australien, beantragte dort Asyl und ist mittlerweile anerkannter Flüchtling.

Nach einem Urlaub in Thailand wurde er dort auf Antrag Bahrains inhaftiert, letzte Woche ging der Auslieferungsantrag bei den Behörden in Thailand ein. Die FIFA hatte bereits mehrmals schriftlich die Freilassung Al-Araibis gefordert, vor Ort sei aber vom Weltverband noch niemand gewesen, berichtet der “Deutschlandfunk”.

Die Berichte von der Folter des Fußballers im Jahr 2016 könnten Scheich Salman bin Ibrahim Al-Khalifa die FIFA-Präsidentschaft gekostet haben. Der oberste Fußballfunktionär Asiens und aktuelle FIFA-Vizepräsident, dessen Familie in Bahrain an der Macht ist, trat damals gegen Infantino an, die Geschichte Al-Araibis schädigten seine Kampagne massivst. Vor allem deshalb wird ihm vorgeworfen, die Verhaftung des Fußballers sei die Rache für die verlorene Wahl.

Ein Hoch auf den entwickelten Markt

Der neue FIFA-Global-Transfer-Market-Bericht verdeutlicht einmal mehr die Absurdität der Geldbewegungen im internationalen Fußball. Weltweit wurden im Jahr 2018 mehr als 7 Milliarden US-Dollar für Transfers ausgegeben, das entspricht einem Plus von 10,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und einem Allzeit-Höchstwert. Ebenfalls Rekord: Die Anzahl der Vereinswechsel (16.533). Auch die massive Konzentration des Geldes auf wenige Vereine wird in dem Bericht sichtbar. 31 Vereine waren 2018 für mehr als die Hälfte (56,3%) der 7,03-Milliarden-US-Dollar-Ausgaben verantwortlich, jeder von ihnen gab mehr als 50 Millionen USD aus (weltweiter Schnitt: 8,3 Millionen USD).

Vor allem aber der Vergleich mit dem Transfermarkt im Frauenfußball sollte zu denken geben. Nur 696 internationale Vereinswechsel fanden hier statt, für die insgesamt 600.000 USD ausgegeben wurde. Auf ihrer Website schreibt die FIFA, das würde daran liegen, “dass der Markt für Berufsspielerinnen noch wenig entwickelt ist.” Vielleicht sollte man aber auch an einer anderen Definition eines “entwickelten Marktes” arbeiten, wenn 7 Milliarden USD Transferausgaben in einem einzigen Jahr den Normalzustand darstellen.

Doch kein Wahlkampf

Gianni Infantino bekommt doch keine Konkurrenz im Rennen um den Posten des FIFA-Präsidenten. Wie der Weltverband am heutigen Mittwoch bekannt gab, ist ist Infantino der einzige Kandidat für die Wahl im kommenden Juni. Der 48-jährige Schweizer, der seit 2016 im Amt ist, wird damit automatisch weiterhin der FIFA vorstehen. 

Zuvor hatte der ehemalige Schweizer Nationalspieler Ramon Vega angekündigt, für die Wahl zum FIFA-Präsidenten kandidieren zu wollen. Wie die “Süddeutsche Zeitung” berichtete, habe der 47-Jährige großen Zuspruch erhalten und wolle “prüfen, ob es einen Bedarf in der Fußballwelt gibt, die Wahl des nächsten FIFA-Präsidenten im Juni im Wege eines demokratischen Wahlkampfes herbeizuführen.“ Demokratische Wahlprozesse würden aufgrund der aktuellen Debatten immer wichtiger werden, so Vega, der den Verbänden aufgrund dessen “einen Zugang zu demokratischen Vorgängen öffnen” will. Damit spielt der Schweizer wohl vor allem auf den von Infantino geplanten intransparenten, umstrittenen Verkauf von FIFA-Rechten an eine Investorengruppe an, für die der aktuelle Präsident in der Kritik steht. 

Und auch, wenn die Chancen von Vega, tatsächlich Präsident zu werden, vermutlich gleich null gewesen wären: Ein richtiger Wahlkampf hätte dem Weltverband gut getan.

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Moritz Ettlinger

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