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Er will doch nur spielen…

…doch das ist in der heutigen Zeit als Fußball-Talent alles andere als einfach.  Vergleiche mit Weltstars nach dem ersten Spiel, hunderttausende Follower in den sozialen Medien: Der Druck auf Youngsters steigt immer mehr. Ein Paradebeispiel: Der 16-jährige Ansu Fati vom FC Barcelona.

von Moritz Ettlinger

Es war schon beeindruckend, was der Spieler mit der Nummer 31 da am Sonntagabend veranstaltete. Selbstbewusst, dynamisch, schnell, Zug zum Tor; die Fans staunten nicht schlecht über den Youngster, der beim 5:2-Sieg des FC Barcelona über Betis Sevilla gerade sein La-Liga-Debut für die Blaugrana gegeben hatte. Anssumane “Ansu” Fati, mit 16 Jahren und 298 Tagen der zweitjüngste Spieler in der Liga-Geschichte der Katalanen, wurde in der 78. Minute von Trainer Ernesto Valverde ins kalte Wasser geworfen. Und er macht seine Sache sehr gut, nur wenige Zentimeter verhinderten gar das erste Tor des Stürmers in seinem allerersten Spiel.

Nicht umsonst also entstand nur kurz darauf ein großer Hype um den Teenager, Kommentator*innen auf verschiedensten Plattformen lobten seine Spielweise, wie gut er ins „System Barca“ passen würde, sprachen teilweise sogar schon vom neuen Messi. Oder war es doch der neue Thierry Henry? 

Es ist einmal mehr ein Paradebeispiel dafür, wie junge, aufstrebende Spieler sofort in den Himmel gelobt, als die neuen Superstars von morgen verkauft und dadurch, bevor sie auch nur einen Fuß ins Profigeschäft gesetzt haben, unter extremen Druck gesetzt werden. Kein Zweifel, Fati hat enormes Potential und auf alle Fälle das Zeug dazu, auch in Zukunft in der ersten Mannschaft des FC Barcelona oder sonst wo in Europa eine gewichtige Rolle zu spielen, vielleicht sogar dazu, in die riesigen Fußstapfen eines Lionel Messi zu treten. Das ist im Moment aber noch völlig irrelevant. 

Gebt ihnen Zeit!

Fati braucht, wie jeder andere Spieler in diesem Alter, Zeit. Zeit, um sich weiterzuentwickeln, Zeit, um sich an die Gegebenheiten im Profifußball zu gewöhnen, Zeit, um mit den Erwartungen von Verein und Medien und nicht zuletzt den Hoffnungen der Fans umgehen zu lernen. Ihn jetzt mit Legenden des Klubs zu vergleichen ist da ziemlich kontraproduktiv. Es wäre nicht das erste Mal in der jüngeren Geschichte des FC Barcelona, dass junge Talente nach ihrem ersten Einsatz als zukünftige Megastars gehypt werden, nur um dann wenige Jahre und drei bis vier Verleihungen in andere Ligen später vom Radar der Öffentlichkeit zu verschwinden. 

Das soll natürlich nicht heißen, dass man junge Talente nicht loben oder gar ignorieren soll. Aber 16-Jährige als „neue Messis“ zu bezeichnen lässt die Erwartungshaltung für die Youngsters ins Unermessliche steigen. Es mag im ersten Moment eine große Ehre sein, mit solchen Stars verglichen zu werden. Gleichzeitig ist es aber eine enorme Belastung und sorgt eher dafür, dass, egal wie gut sie dann tatsächlich spielen, immer der Vergleich im Hinterkopf bleibt und die eigentlich Leistung nicht oder nur am Rande gewürdigt wird.

Fast 300.000 Follower in einer Nacht

Wie schnell ein Hype in unserer modernen Welt entstehen kann, zeigt sich an eben jenem Ansu Fati und dessen Instagram-Profil. Bis am Tag des besagten Spiels am Sonntag war das Nachwuchs-Talent nur Fußball bzw. Barcelona-Insidern ein Begriff, socialblade.com zufolge hatte er am Sonntag 55.026 Follower auf Instagram. Das sind schon relativ viele, vor allem für einen 16-Jährigen, aber kein Vergleich zu dem, was am Tag danach passierte. Ein Einsatz in der spanischen Liga sowie ein Instagram-Post von Lionel Messi himself später (er postete ein Foto, auf dem er den Debütanten umarmt) schossen die Follower-Zahlen auf 340.873 in die Höhe.  Da braucht es dann nicht auch noch die Rede vom “Wunderkind” oder Ähnliches, ein Zuwachs von fast 300.000 Fans reicht für den Anfang.

Aber ist der Stürmer aus Guinea-Biseau jetzt der neue Messi?
Nein, er ist einfach der neue Ansu Fati, schrieb ein User am Tag nach dem Spiel als Antwort auf einen der vielen Star-Vergleiche auf der Internetplattform Reddit. Ein wahrer Satz, und das ist gut so. Er soll und wird sich einen eigenen Namen machen. Wenn die Zeit reif dafür ist, und nicht, wenn sich Medien oder Fans das wünschen. 

 

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Moritz Ettlinger

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