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Wird dieser Fußball-Transfersommer anders?

Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge glaubt an Veränderungen auf dem Fußball-Transfermarkt durch die Corona Krise. So wünschenswert das wäre: Wie wahrscheinlich ist es wirklich?

von Moritz Ettlinger

„Der Transfermarkt wird sich verändern.“ Was wie ein frommer Wunsch aller Fußball-Romantiker*innen klingt, könnte sich in diesem Sommer tatsächlich bewahrheiten. Zumindest, wenn es nach Karl-Heinz Rummenigge geht. Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München zweifelte im Interview mit dem deutschen „Handelsblatt“ daran, dass es in diesem Sommer in Sachen Transfers so weitergeht wie bisher.

„Es ist nicht viel Liquidität vorhanden, es fehlt also an Nachfrage. Nicht aber am Angebot an wechselwilligen Spielern. Das wird die Preise neu justieren“, so der 64-jährige Bayern Chef. Auch könne er sich nicht vorstellen, dass „in Deutschland oder auch sogar Europa“ bis zu 100 Millionen Euro für einen Spieler ausgegeben werden würden.

Eine optimistische Sichtweise

Zu sagen, die Corona-Krise hätte auch ihre guten Seiten, ist zynisch. Trotzdem könnte sie dazu beitragen, dass sich auf dem Fußball-Transfermarkt etwas tut, und zwar im positiven Sinn, wenn auch gezwungenermaßen und natürlich nicht mit den Vorzeichen, die man sich eigentlich gewünscht hätte.

Das ist allerdings nur eine mögliche Sichtweise, die „optimistische“ von beiden. Denn auf der anderen Seite stehen Verein wie der FC Chelsea. Die Transferperiode hat noch nicht einmal begonnen, schon haben die Londoner die Verpflichtung von zwei Spielern für insgesamt 93 Millionen Euro bekannt gegeben. Das sind zwar noch nicht die 100 Millionen Euro für einen Spieler und auch (knapp) nicht insgesamt, aber ein Umdenken oder gar eine Veränderung des Transfermarktes sieht wahrlich anders aus.

Theoretisch könnte das zwar noch eine Ausnahme sein, aber wenn man sich vor Augen hält, warum diese beiden Transfers überhaupt zustande kommen konnten, wird das immer unwahrscheinlicher. Eigentümer des FC Chelsea ist Roman Abramowitsch. Der russische Oligarch zählt zu den reichsten Menschen der Welt, sein Vermögen schwankt je nach Schätzung zwischen 8 und 12 Milliarden Euro. Durch die Covid-19-Pandemie dürfte auch er einiges an Geld verloren haben, doch augenscheinlich reicht sein Vermögen immer noch aus, um dem FC Chelsea Spielertransfers in Millionenhöhe zu ermöglichen.

Milliardenschwere Eigentümer in ganz Europa

Damit sind die “Blues” nicht alleine. Angefangen bei den Ligakonkurrenten Manchester City, Liverpool oder Tottenham, über Juventus Turin oder Inter Mailand in Italien, Paris St. Germain in Frankreich bis hin zu den Red Bull Teams Leipzig und Salzburg: Sie alle und viele weitere Teams  sind im Besitz von Milliardären, schwerreichen Familien oder Großkonzernen.

Und obwohl die Eigentümer dieser Klubs während der Pandemie möglicherweise etwas “ärmer” geworden sind, ist es doch schwer vorstellbar, dass sich das auf dem Transfermarkt wesentlich bemerkbar macht – kein Wunder bei Vermögen im ein- bis zweistelligen Milliardenbereich. (Quellen dafür hier, hier und hier.)

Fazit

Es kann durchaus sein, dass Rummenigge zumindest teilweise Recht behält. Vielleicht werden wir in diesem Sommer keinen neuen Transferrekord Marke Neymar (222 Millionen Euro kostete der Brasilianer PSG im Jahr 2017) erleben, vielleicht wird auch kein Wechsel über 100 Millionen Euro stattfinden, möglicherweise werden die Zahlen insgesamt zurückgehen. Denn gerade kleinere Vereine und vor allem solche, die keine Milliarden im Hintergrund haben, hat diese Krise hart getroffen. 

Doch selbst, wenn das alles zutrifft: Solange Männer wie Roman Abramowitsch Milliarden in ihre Klubs pumpen, werden auch in Zukunft Preise für Spieler ausgerufen werden, die jenseits unser aller Vorstellungskraft liegen.

Dass wir in durch die Corona-Krise eine große Veränderung auf dem Transfermarkt oder gar eine Trendumkehr sehen, ist also sehr unwahrscheinlich. So wünschenswert es wäre.

***

UZ-Redakteur Moritz Ettlinger wird den Transfermarkt über den Sommer genau beobachten und am Ende ein Fazit ziehen. Hatte der Bayern-Chef Recht, hat sich wirklich etwas verändert? Oder war es am Ende ein Sommer wie jeder andere? Spätestens Ende August wissen wir mehr.

Titelbild: Transfermarkt/Symbolbild (Moritz Ettlinger/Unsere Zeitung)

 

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Moritz Ettlinger

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