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Der alternative Transferticker #1

Jahr für Jahr, Transferperiode für Transferperiode geben Fußballklubs weltweit Unsummen an Geld für neue Spieler aus. Das wird – trotz Corona – auch in diesem Sommer so sein, wenn auch womöglich in etwas abgeschwächter Form. Was man mit diesem Geld sonst so alles machen könnte, erfahrt ihr Woche für Woche im alternativen Transferticker.

von Moritz Ettlinger

Es gibt sie auch in diesem Sommer: Die Spielertransfers in Millionenhöhe. Dass Summen wie 40 oder 50 Millionen Euro für einen einzigen Spieler, wie sie in den letzten Tagen bereits bezahlt wurden, als vergleichsweise eher niedrig gelten, zeigt die Absurdität des ganzen Fußballgeschäfts nur noch deutlicher. Wir schauen uns die Transfers in diesem Sommer an und veranschaulichen, was man stattdessen mit dem Geld machen hätte können bzw. was mit der gleichen Summe bereits gemacht wurde – ist ja nicht so, dass die ganze Welt inmitten einer Pandemie in Geld schwimmt.

49 Millionen Euro für Leroy Sané – oder Österreichs Obstbauern

Eineinhalb Jahre hat es gedauert, bis der Wechsel des deutschen Nationalspielers Leroy Sané von Manchester City zum FC Bayern München endlich unter Dach und Fach gebracht wurde. 49 Millionen (plus etwaige Boni) zahlt der aktuelle deutsche an den entthronten englischen Meister. Schauen wir uns also an, was der FC Bayern mit 50 Millionen Euro sonst noch machen hätte können. Der Einfachheit halber rechnen wir für diesen Transfer mit 50 Millionen Euro, weil‘s eh schon wurscht ist.

Er hätte zum Beispiel den österreichischen Obstbauern aushelfen können – laut Aussendung der österreichischen Hagelversicherung lagen die Schäden durch den heurigen Spätfrost nämlich bei mehr als 50 Millionen Euro. Eine andere Möglichkeit wäre gewesen, den deutschen Krankenhäusern unter die Arme zu greifen: die bekommen nämlich 50 Millionen Euro extra zur Grundversorgung der Menschen auf dem Land – zwar gut investiertes Geld, das der deutsche Staat aber für andere Dinge hätte ausgeben können, hätte der FC Bayern nicht 50 Millionen nach England überwiesen.

Oder aber, man hätte den Umsatzausfall im Tegernseer Tal ausgleichen könne, der den Betrieben dort durch die ausbleibenden Tourist*innen zwischen März und Mai zu schaffen machte. Da hätte der FC Bayern mal wirklich etwas für die Region tun können.

40 Millionen Euro für Achraf Hakimi – oder die Gemeinde Lustenau

Damit sind wir in Italien angelangt, genauer gesagt bei Inter Mailand. Die dachten nämlich, ihr Geld in einen Rechtsverteidiger zu investieren anstatt in die krisengebeutelte heimische Wirtschaft wäre eine gute Idee. 40 Millionen Euro überwies Inter für Achraf Hakimi an Real Madrid.

Um dieses Geld wären auch die Betreiber*innen des französischen „Louvre“ froh gewesen – genau so viel beträgt der Verlust, den das Museum durch die coronabedingte dreimonatige Schließung verzeichnete. Auch die Gemeinde Lustenau würde sich wohl freuen über einen Anruf der Inter-Verantwortlichen: Dort soll nämlich ein neues Bildungszentrum entstehen. Kostenpunkt: rund 40 Millionen Euro.

93 Millionen Euro für Timo Werner und Hakim Ziyech – oder Österreichs Künstler*innen

Dass einem die Corona-Krise mit einem Multi-Milliardär in der Hinterhand ziemlich egal sein kann, zeigt uns der FC Chelsea. Nachdem die Londoner bereits Hakim Ziyech für 40 Millionen Euro von Ajax Amsterdam verpflichtet hatten, legten sie noch einen drauf und sicherten sich die Dienste von Deutschlands Stürmer-Hoffnung Nummer 1, Timo Werner, für satte 53 Millionen Euro. Macht insgesamt nach Adam Riese 93 Millionen Euro, die für diese beiden Spieler bezahlt wurden.

Sicherlich hätte der FC Chelsea anders gehandelt, hätte er von der schwierigen Situation gewusst, in der sich die Kunstbranche in Österreich befindet. 90 Millionen Euro, das hat der Nationalrat Mitte Juni beschlossen, ist das Hilfspaket für selbstständige Künstler*innen schwer. Da wäre Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch liebend gerne eingesprungen; wenn er doch nur früher davon erfahren hätte.

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Moritz Ettlinger

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