Inseltext
Beobachtungen unseres Korrespondenten in Zürich, aber jetzt auf einer spanischen Insel
Von Urs Heinz Aerni
Diese Zeilen entstehen auf der Terrasse einer Ferienwohnung auf Teneriffa mit Gesängen von Samtkopfgrasmücken und Kanarengirlitze – besser bekannt als Kanarienvögel und bellenden Hunden aus dem Dorf. Aus bekannten und persönlichen Gründen tue ich mich schwer mit dem Fliegen und doch sitze ich hier im winterlichen Sommer. Einerseits für eine Recherche und ja, weil es schlicht wunderschön ist, hier unweit des höchsten Berges von Spanien, dem Teide.
Ein Inselkenner gibt auf einer Wanderung auf schwarzem Lavaboden Auskunft über die hiesige gesellschaftliche Entwicklung. Auch auf Teneriffa scheint der Massentourismus dergestalt zuzunehmen, dass Einheimische zu protestieren beginnen.
Riesige Hotels sprießen an den Küsten, der Energie- und Wasserbrauch nehme zu, die Verschmutzung des Meeres auch. Zuerst lockt das Geld, dann wird investiert und geworben und jetzt boomt das Feriengeschäft. Wie heißt es frei nach Goethe?: „Die ich rief, die Geister / Werd’ ich nun nicht los.“
Unser Domizil, das für Umweltverträglichkeit steht, liegt in einer Landschaft mit Einfamilienhäusern und Villen. Viele der Eigenheime sind neu gebaut oder frisch verputzt. Die Gärten gleichen Parkanlagen, die Steinböden geschrubbt, die Autos glänzen und Hunde warnen. Drum herum ist Brachland; steinig, Gebüsche, wilde Blumen, Gräser und altes Gehölz; eigentlich perfekt für die Artenvielfalt. Wenn da nicht überall Plastikflaschen, Dosen, Zigarettenpäckchen und ganze Autoteile herumlägen.

Wie heißt es im englischen Sprichwort?: „My home is may castle“. Und dazu könnte man setzen: „Was geht mich die Welt da draußen an?“ Es scheint das Denkmuster zu sein, im Süden, nicht nur auf Teneriffa. Die Natur gehört uns allen, samt dem Müll, der sie zerstört. Warum demonstrieren nicht mal die Touristen auf den Ferieninseln? Mit Transparenten wie „Nicht wir Touris brachten den Dreck, der war schon vor uns hier.“ Oder so?
Buchtipp für weiterführende Lektüre für das Naturschutzanliegen bei uns:
Marcel Hänggi
„Weil es Recht ist – Vorschläge für eine ökologische Bundesverfassung“
Rotpunktverlag, 2024
256 Seiten, 19.0 × 12.0 cm, Broschur
ISBN 978-3-03973-042-1
Titelbild: So schön ist es aber auch auf Teneriffa (Foto: Urs Heinz Aerni)

