Kultur ist Nahrung für die Seele
Ein Kommentar von Benjamin Lapp, vor dem Hintergrund von Kürzungen der Stadt Wien, die den Radiosender Orange 94.0, Kulturinitiativen wie das Amerlinghaus, aber auch die Wohnungslosenhilfe, die Unterstützung für Schutzsuchende etc. betreffen.
Wenn Floskeln wie „Wir müssen den Gürtel enger schnallen“, aus der Politik heraus wabern und sich in Sparkurse manifestieren sollen, trifft dies immer auch nicht-kommerzielle Kultur- und Sozialprojekte. Es kann natürlich eine Strategie dahinter gesehen werden, emanzipatorische, kritische Institutionen auf diese Weise langsam verschwinden zu lassen. Das Ergebnis ist jedenfalls unzweifelhaft, dass weitere Plattformen zum Austausch und zum Aufspielen neuer Ideen verloren gehen. Im schlimmsten Fall würden diese Leerstellen durch die immer weiter vereinzelte Gesellschaft voller Tristesse gefüllt.
An dieser Stelle muss ich, liebe Leser:innen, etwas sehr Profanes erwähnen, was aber scheinbar immer mehr droht, in Vergessenheit zu geraten: „Der Mensch ist ein soziales Wesen!“ Er braucht den physischen Kontakt bzw. Austausch mit anderen und da spielt Kultur eine immens wichtige Rolle.
Als Nahrung für die Seele versorgt sie uns auch oder vielleicht gerade, wenn einiges des zuvor Gesehene/Gehörte nicht kompatibel mit der eigenen Sicht der Dinge sei, mit erfrischenden Herausforderungen. So wohnen gerade Kultureinrichtungen, insbesondere an der gesellschaftlichen Basis, immer zwei Bühnen inne: Jene erste, auf der mit dargebrachten Eindrücken das Publikum gelockt werden möchte, und dann die zweite Bühne, auf der wiederum das Publikum beginnt sich untereinander Fragen zu stellen, Antworten zu finden, ob bequem oder unbequem, um daraus vielleicht wieder andere Fragen abzuleiten. Ein Diskurs setzt ein, mit sich und mit anderen. Halten Sie mich gerne für einen unverbesserlichen Optimisten, doch für mich ist solch ein Vorgang, der im besten Falle dazu verleitet, sich mehr mit der eigenen Rolle in der Gesellschaft zu beschäftigen, Demokratie im besten Sinne!
Doch wenn diese Nischen für solche ersten Bühnen verschwinden, liebe Leser:innen, was geschieht dann mit der von mir erwähnten zweiten Bühne?
Titelbild/Illustration: Genspark AI

