Minenratten und Minenbienen
Landminen sind tödlich und verstümmeln. Sie verbreiten Angst und Schrecken. Betroffene Landstriche werden für Jahrzehnte zur Todeszone. Die Folgen kosten Milliarden. In der Ukraine ist ein Gebiet mit nicht explodierten Sprengkörpern zur Todeszone geworden – es entspricht der Größe von Österreich. Bei der Räumung von Minen spielen kleine Tiere eine große Rolle: Minensuchratten.
Von Peter Jaeggi, Niederwil/Jura (Zeitschrift INTERNATIONAL, Heft III/2025)
Jetzt auch als Podcast (Audio-Zusammenfassung):
Wie erschreckt man eine Babyratte? Und weshalb überhaupt? Die Rattentrainerin Cindy Fast erzählt, wie sie junge Tiere nach vielen behutsamen Schritten auf die Motorhaube eines Autos setzt, den Motor startet und ein paar Mal hupt. Dies jedoch erst, wenn die Nager mit ihren auffallend langen Schnurrhaaren und dem sehr langen Schwanz zuvor schon eine ganze Lärmpalette kennengelernt haben. Man wiederhole die Autogeschichte so oft, bis die Lernenden nicht mehr erschrecken, ihre Backen nicht mehr drohend aufplustern und nicht mehr flüchten. „Backen aufblasen signalisiert eine Drohung“, erzählt Fast. Das Ziel: Sozialisierung der Ratte und ihre Gewöhnung an neue Umgebungen, sodass sie später während ihrer Arbeit ruhig und neugierig bleibt.
Als Psychologin mit neurowissenschaftlichem Background hat Fast acht Jahre lang an Universitäten in Kalifornien und New Jersey kognitive Fähigkeiten und die Intelligenz von Nagetieren erforscht. Wie sie ihre Umgebung kennenlernen, wahrnehmen und empfinden. Jetzt leitet sie in Tansania und Kambodscha das Training afrikanischer Riesenhamsterratten (Cricetomys gambianus).
Nach durchschnittlich neun Monaten des Übens können sie vergrabenen TNT-Sprengstoff aufspüren.
TNT (Trinitrotoluol) ist in den meisten Minen, Granaten und Bomben enthalten.
Es komme der Moment, wo die Tiere den Lärm ignorieren und neugierig die Motorhaube erkunden. „Dann sind die Ratten fürs weitere Training bereit“, sagt Fast. Sie leitet die Rattenausbildung in der Apopo-Ausbildungs- und Forschungszentrale an der Sokoine-Agraruniversität in Tansania. Apopo ist eine belgische Nichtregierungsorganisation, die unter anderem Tiere darauf trainiert, Antipersonenminen aufzuspüren, und in vielen anderen humanitären Bereichen tätig ist. Das Training soll jungen Ratten helfen, allmählich Selbstvertrauen und Widerstandsfähigkeit aufzubauen und weder Stress noch Angst zu empfinden. „Wir sehen in den Ratten wertvolle Partner und trainieren sie mit wissenschaftlichen Methoden. Dabei stehen ihr Wohlbefinden und ihre außergewöhnlichen sensorischen Fähigkeiten im Zentrum“, so Fast.
„Nach und nach setzen wir die Ratten jenen Umwelteinflüssen aus, denen sie während ihres späteren Arbeitslebens begegnen“, sagt sie: „Dazu gehören auch Erlebnisse auf offenem Feld. Eine Rattenmutter erlaubt ihren Jungen nicht, sich dort frei zu bewegen, weil sie von einem Raubvogel erwischt werden könnten.“ Eine Ratte verhalte sich entweder ängstlich, kämpferisch und schutzsuchend, oder sie sei neugierig: „Angst steht aber der Neugier im Weg. Unser Training nimmt ihnen die natürliche Angst vor neuen Umgebungen, damit sie neugierig bleiben und lernen, vergrabene Landminen zu identifizieren. Finden sie eine Mine, gibt‘s eine Futterbelohnung, in der Lernpsychologie ist die Methode als Konditionierung bekannt.“ Dies alles dient dem Ziel, später stresslos zu arbeiten.
Ein Drittel explodiert nicht
Das Internationale Zentrum für humanitäre Minenräumung Genf (GICHD) schätzt, dass als Folge von Kriegen und Konflikten weltweit etwa 110 Millionen Minen und andere Sprengkörper vergraben sind. Es existieren etwa 600 verschiedene Minenarten, manche aus Plastik und kaum größer als ein Smartphone. Kinder verwechseln sie oft mit einem Spielzeug. Mit fatalen Folgen:
Spätestens seit dem Vietnamkrieg ist bekannt, dass etwa ein Drittel der Minen und abgeworfenen Bomben nicht explodiert sind.
In der Ukraine ist laut verschiedenen Quellen ein Gebiet mit Minen und anderen Kampfmitteln verseucht, das etwa der Fläche Österreichs entspricht. Was Minenräumung bringen kann, sieht man in Kambodscha. Laut der NGO Handicap International hatte das südostasiatische Land im Jahr 2000 mehr als 800 Opfer zu beklagen. 2023 waren es weniger als 30. Kambodscha zählt noch immer zu den stark verminten Gegenden der Welt.

Es gebe zehn Schritte, die afrikanische Riesenhamsterratte, die zur Entminung verwendet wird, zu trainieren: Von Kopf bis Schwanz misst sie bis zu etwa 75 Zentimeter, wobei der Schwanz allein um die 40 Zentimeter lang ist. Der erste Schritt ist die Grundlage: „Ist das Tier etwa einen Monat alt und hat es seine Augen geöffnet, beginnt die gemeinsame Arbeit. Wir beginnen, es in den Händen zu halten, zu streicheln, herumzutragen. So gewöhnt es sich an Menschengeruch. Es lernt, dass wir nicht bedrohlich sind und ihm nie etwas Schlimmes geschehen lassen. Allmählich akzeptiert es uns als eine Art Mutter“, berichtet Fast.
Nicht immer läuft alles glatt: Rund ums Trainingscamp leben wilde Affen. Diese springen oft von den Bäumen aufs Wellblechdach der Rattenunterkünfte. Ein Höllenlärm! „Da erschrecken selbst wir, man weiß nie, wann sie wieder kommen. Es kostet sehr viel Mühe, dass unsere vierbeinigen Schüler die damit verbundene Angst überwinden.“ Am Ende steht der Job als Lebensretterinnen. Dem Ratteneinsatz voraus gehen Befragungen von Menschen in verseuchten Gebieten, das Sammeln aller greifbaren Informationen. Bei geringsten Anzeichen einer Minenverseuchung geht der sogenannte Landfreigabeprozess weiter, und gepanzerte Minenräummaschinen fahren auf. Nächste Schritte: Das Minenräumteam schreitet das umgepflügte Feld mit Metalldetektoren ab und sorgt erst einmal für kleine, sichere Wege. Die Gefahrenzone neben den Wegen wird mit Schnüren in Raster eingeteilt. Erst jetzt betritt die eingeschirrte Minenratte die Szene. Auf den sicheren Wegen auf jeder Seite des Rasterquadrates steht eine Person, mittels dünner Leine mit der Ratte verbunden. Geführt von diesem Minenteam läuft das Tier systematisch über das Raster. Erschnüffelt es Sprengstoff, der von der Minenräummaschine nicht erfasst worden ist, beginnt es mit seinen Vorderfüßen zu scharren und markiert so, wo Sprengstoff im Boden lauert. Die afrikanische Ratte schafft in einer halben Stunde eine Fläche in Tennisplatzgröße. Als allerletzter Schritt gelangen Minensuchhunde oder Metalldetektoren zum Einsatz. Wenn die nichts mehr finden, gilt das Land als sicher.
Mit einer Art Kettendreschschlegeln vernichten humanitäre Minenräummaschinen im Boden versteckte, nicht explodierte Waffen am effizientesten. Die Technik wurde in den 1940er-Jahren an den Landungsstränden der Normandie eingesetzt. Bei Minenräumungsarbeiten starben dort etwa 1.800 Deutsche und 500 Franzosen.
In der Schweiz sind es die Global Clearance Solutions (GCS) und die gemeinnützige Stiftung Dinger, die solch gepanzerte und ferngesteuerte Raupenfahrzeuge herstellen. Nicht zu verwechseln mit Minenräumpanzern, die im Krieg den Weg zum Feind sichern. Die Schläger sind inzwischen den Bodenfräsen gewichen. Sie gelten als leistungsfähiger und erzeugen wegen dem geringeren Materialverschleiß niedrigere Betriebskosten. Der Digger D-250 kann laut Hersteller in schwierigem, dicht bewachsenem Gelände arbeiten und bewältigt Steigungen von bis zu 30 Grad, die selbst zu Fuß nur schwer zu schaffen sind. Ein Digger D-250 könne sogar Bäume mit einem Durchmesser von 30 Zentimetern zerkleinern. Das zwölf Tonnen schwere Gerät könne stündlich zwischen 300 und 1.800 Quadratmeter bearbeiten.
Laut Firmenangaben sind in der Ukraine bereits 60 GCS-Maschinen im Einsatz, und jede Woche käme eine neue dazu, heißt es – für rund eine Million Euro pro Maschine. Firmenchef Philipp von Michaelis sagte dem Handelsblatt: „Mit 150 bis 200 Maschinen sind die Ukrainer gut aufgestellt, um ihr Land im Verlauf der kommenden Jahre größtenteils von Minen zu räumen.“ Möglicherweise ist dies mehr geschäftlicher Wunschtraum als Wahrscheinlichkeit. Beispiele aus früheren Kriegsgebieten zeigen, dass die Gefahr aus dem Boden selbst nach vielen Jahrzehnten noch Menschen verletzt oder tötet.
Die GICHD, das Internationale Zentrum für humanitäre Minenräumung, weist darauf hin, dass es für das Aufspüren und Wegräumen von Landminen, Streumunition und anderen nicht explodierten Kampfmitteln keine für alles gültige Methode gibt. Diese hänge ab von der Art der Kampfmittel, vom Gelände, in welcher Tiefe sie liegen, ob die Munition in einer Stadt oder in einem Wald vergraben sei. Das häufigste Suchinstrument ist der Metalldetektor. Nachteil: Er kann nicht zwischen sprengstoffhaltigem und gewöhnlichem Schrott unterscheiden. Ganz im Gegensatz zur Ratte. Sie lokalisiert nur Gegenstände, die TNT oder einen anderen Sprengstoff enthalten, auf den sie trainiert ist. Cindy Fast: „Eine Ratte kann jeglichen Sprengstoff aufspüren, egal, ob er in Plastik-, Holz- oder Metallhüllen steckt.“
Bei Tieren bestimmen Umwelteinflüsse mit: Ist es allzu heiß und die Sonne brennt, sind die von Natur aus nachtaktiven Ratten nicht einsatzbereit. Einer der Hauptvorteile der afrikanischen Riesenhamsterratte: Sie kann mit ihrem geringen Gewicht von zwischen einem und maximal 1,8 Kilogramm keine Explosion auslösen.
Bis eine Ratte eine zertifizierte Sprengstoff-Profischnüfflerin ist, dauert es zwischen neun und zwölf Monaten. Kosten pro Tier: bis zu sechstausend Euro.
Von den 66 Minensuchratten, die derzeit in Aserbaidschan, Angola und Kambodscha arbeiten, sind 29 weiblich. Ebenso sind von den neun Ratten, die kürzlich ihre Ausbildung abgeschlossen haben und jetzt auf ihren Einsatz warten, fünf weiblich: „Tiere, die sich nicht zur Minensuche eignen, sind oft fürs Erkennen von Tuberkulose tauglich“, erklärt Fast. Die Riesenhamsterratte kann in Proben den Geruch des Tuberkulosebakteriums wahrnehmen. Viele Krankheiten erzeugen nämlich einen eigenen Geruch, auf den sich Tiere konditionieren lassen.
Neue Rattenberufe und ihr Hundekollegen
Im Versuchsstadium sei die Arbeit mit Ratten in eingestürzten Gebäuden nach Erdbeben und anderen Naturkatastrophen, erzählt Fast: „Die Ratte kann in sehr enge Räume schlüpfen und nach Opfern suchen.“ Sie komme dorthin, wo Suchhunde zu groß seien: „Eine Live-Kamera mit eingebautem Mikrofon auf dem Rücken der Ratte erlaubt uns, mit verschütteten und noch lebenden Opfern zu sprechen.“ Und es werden immer neue Einsatzmöglichkeiten entdeckt: Etwa an Grenzen und Häfen zur Bekämpfung des Wildtierhandels.
Apopo bildet auch Minensuchhunde aus, die die Rattenarbeit ergänzen können. Ein Hund wagt sich zum Beispiel auf der Sprengstoffsuche auch in dichtes Gestrüpp – das tut die Ratte nicht: „Sie gehorcht nicht“, erklärt Fast: „Die Ratte hört nicht auf mich, wenn ich ihr sage, geh in dieses Gebüsch und komm zurück.“ Wenn man ein flaches und überblickbares Feld hat, auf dem viele Minen verborgen liegen, riecht für den Hund schlicht alles nach Sprengstoff. Deshalb ist er bei der Lokalisierung nicht sehr effizient: „Die Ratte hat den Vorteil, dass sie bloßen Metallschrott ignoriert“.
Bienen haben einen exzellenten Riecher
Bienen faszinieren den Menschen wegen ihrer komplexen Kommunikation, ihrer sozialen Struktur und ihrer lebenswichtigen Rolle bei der Bestäubung. Dass Bienen einen exzellenten Riecher haben und ihr Geruchssinn Sprengstoff erkennt, ist weniger bekannt. Erstmals wurde dies 2003 auf einem Minentestfeld des US-Militärs im Bundesstaat Missouri gezeigt. Über 90 Prozent aller Minen seien von den Insekten gefunden worden, schrieb die deutsche Ärztezeitung. Das Konzept basiert auf der 1897 publizierten Konditionierungstheorie des russischen Neurologen Ivan Pawlow. Den Bienen bringt man bei, gewisse Gerüche, wie Sprengstoff, mit Nahrungsquellen zu assoziieren. Ein Forschungsteam der Universität Zadar in Kroatien rund um die Agronomin Janja Filipi beschreibt zwei sich ergänzende Erkennungsmethoden: Die passive Probenahme und die aktive Suche. Bei der passiven Methode bringen Honigbienen explosive Partikel in den Bienenstock, wo sie identifiziert werden können. Um dann die Quelle draußen auf dem Feld zu lokalisieren, kommt der aktive Teil zum Zug: Mit Kameras bestückte Minidrohnen folgen den Bienenschwärmen und zeichnen auf, wo auf Sprengstoff konditionierte Bienen landen. Der Honigbieneneinsatz wird als bedeutend kostengünstiger gesehen als andere Methoden. Zudem, so Filipi, seien schnell große Flächen delektiert.
Minenbienen lernen das Aufspüren von Minen in nur vier Tagen.
„Hunde brauchen mindestens ein halbes Jahr, um für die Spürkommandos einsatzfähig zu sein“, schreibt Filipi. Allerdings waren die fliegenden Spürnasen nur im Laborbetrieb und noch nie im Ernstfalleinsatz.
Es gibt viele weitere Techniken, um vergrabene Landminen und andere Blindgänger zu markieren. Einige sind noch im Versuchsstadium, andere im Ernstfalleinsatz, wieder andere sind von der Bildfläche verschwunden. Wie etwa die Entdeckung der dänischen Firma Aresa-Biotech vor rund zwanzig Jahren. Aresa zeigte, dass selbst Pflanzen verborgenen Sprengstoff anzeigen können. Eine gentechnisch veränderte Variante der Acker-Schmalwand – auch Schotenkresse oder Gänserauke genannt und in der Landwirtschaft als Unkraut verdammt – verfärbt sich rot, wenn die Wurzeln das von TNT abgesonderte Stickstoffdioxid NO2 wahrnehmen. Unter anderem, weil Stickstoffoxid auch natürlicherweise im Boden vorkommen kann, wurde diese pflanzenbasierte Methode ad acta gelegt.
Furchtbare Folgen und lukratives Geschäft
Eine Landmine kostet je nach Typ und Technologie zwischen etwa vierzig und mehreren Hundert Euro. Fahrzeugminen sind teurer als Personenminen. Ein Klacks gegenüber den langfristigen Kosten, die sie verursachen: Verletzungen, Todesfälle, Räumung und Wiederherstellung betroffener Gebiete, ganz zu schweigen von schwerwiegenden psychischen Folgen. Minen erzeugen Angst und Unsicherheit. Soldaten und Zivilisten wissen, dass sie in bestimmten Gebieten Gefahr laufen, auf Minen zu treten – eine ständige psychische Belastung.
Weltweit spricht man von Räumungskosten von mehreren Milliarden Euro. Die Räumung wird hauptsächlich mit Spendengeldern und staatlichen Mitteln finanziert. Minenräumung ist zu einem weltweiten Wirtschaftszweig geworden, der größtenteils mit Gewinnabsicht arbeitet. Für die Ukraine, schätzte die Weltbank Ende 2023, würden für die Minenräumung rund 37,5 Milliarden Euro aufgewendet werden müssen. Im vergangenen Oktober verkündete die Schweizer Regierung, der Bund unterstütze die Arbeit der Fondation suisse de déminage (FSD) in der Ukraine bis 2027 mit 30 Millionen Franken. Im Pressetext heißt es: „Mit seiner Entscheidung unterstreicht der Bundesrat die Bedeutung der humanitären Minenräumung für den Wiederaufbau der Ukraine.“
Russland setzt laut dem Landminenreport in der Ukraine mindestens sieben Arten von Antipersonenminen ein. Die Ukraine vermint gegnerische Wege mit Schützenminen. Laut Washington Post sind es Minen mit Selbstzerstörungselektronik: Sie explodieren nach einer vorgegebenen Zeit von selbst.
Wie schwer und beschwerlich der ukrainische Weg bis zur Säuberung sein wird, zeigt das Beispiel Vietnam, das mit Blindgängern auch fünfzig Jahre nach Kriegsende noch immer eine schwere Last trägt.
Dort werden noch immer mehrere Hunderttausend Tonnen Blindgänger im Boden vermutet. Vietnam ist eines der rund sechzig minenverseuchten Länder weltweit. Auch nichtstaatliche bewaffnete Gruppen in mindestens fünf Staaten – Indien, Myanmar, Kolumbien, Pakistan und Palästina – haben Antipersonenminen eingesetzt. Dazu kommen Länder der Sahel-Zone in Afrika, wie Burkina Faso und Mali. In zwölf Ländern werden Landminen weiter produziert oder gekauft, darunter sind China, Kuba, Singapur und Vietnam.
Der Held Magawa
„Wir alle (…) trauern um Magawa und sind dankbar für die unglaubliche Arbeit, die er geleistet hat“, schrieb Apopo 2022 auf ihrer Webseite. Zwei Jahre vorher wurde Magawa, 70 Zentimeter lang und 1,2 Kilo schwer, als weltweit erster Ratte sogar ein Orden verliehen. Geboren wurde er am 25. November 2013 in Tansania, mit neun Monaten kam er nach Kambodscha, wo er zur Minenratte ausgebildet wurde. Großbritanniens prominente Tierschutzorganisation PDSA zeichnete die „Heldenratte“, wie die vierbeinigen Minensucher oft genannt werden, mit einer Goldmedaille aus. „Für seine lebensrettende Tapferkeit und Hingabe an die Pflicht.“ Der Tierorden gilt als vergleichbar mit dem Georgskreuz, der höchsten zivilen Auszeichnung für Tapferkeit im Vereinigten Königreich. In seiner Karriere habe Magawa über hundert Landminen und andere Sprengstoffe gefunden und damit wohl vielen Menschen das Leben gerettet. Den gleichen Dienst versehen derzeit weltweit etwa hundert andere Riesenhamsterraten. Nach fünf Jahren im Dienste der Apopo ging Magawa am 5. Juni 2021 in Pension. Am 9. Januar 2022 sei er, nachdem er am gleichen Tag noch fröhlich und spielend herumgestreift war, „friedlich eingeschlafen“.
Peter Jaeggi lebt als Autor und Fotograf im Schweizer Jura. Von dort bricht er regelmäßig auf in die Welt, um für seine Bücher, Radiofeatures und Zeitungsbeiträge zu recherchieren.
Titelbild: Siem Reap – Apopo mine clairing demonstration with rats (commons.wikimedia.org, Ellywa; CC BY-SA 4.0)

