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10 Jahre vereint – Ein ehrlicher Rückblick und ein entscheidender Ausblick

Zehn Jahre „Unsere Zeitung“ – zehn Jahre Kampf für demokratischen Journalismus. Michael Wögerer blickt ehrlich zurück auf Erfolge und Niederlagen. Und erklärt, warum das kommende Jahr über die Zukunft des Projekts entscheiden wird.

Von Michael Wögerer, Gründer und Mitherausgeber von „Unsere Zeitung – DIE DEMOKRATISCHE.“

Heute vor genau zehn Jahren, am 31. Oktober 2015, haben wir den Verein „Unsere Zeitung – Die Demokratische“ gegründet. Zehn Jahre – das ist eine verdammt lange Zeit im schnelllebigen Medienbusiness. Als ich damals die Idee hatte, ein demokratisches, unabhängiges Online-Medienprojekt zu starten, hatte ich große Hoffnung. Ich dachte: In zehn Jahren werden wir eine breite Bewegung sein, ein echter Gegenpol zur Medienkonzentration. Dass wir heute noch existieren, ist großartig. Dass wir kleiner geblieben sind als erhofft, ist die Realität.

Aber wir sind da. Wir schreiben. Wir publizieren. Und das ist erstmal etwas, worauf wir stolz sein können.

Warum wir 2014 gestartet sind – und warum das heute aktueller ist denn je

Die Gründungsidee im Juli 2014 war so einfach wie radikal: Wir wollten eine Zeitung schaffen, die niemandem gehört außer denen, die sie machen und lesen. Keine Konzerne, keine reichen Privatpersonen, keine Kirche, keine Parteien. Stattdessen: Demokratie auch in den Medien. Mitbestimmung. Transparenz. Journalismus im Interesse der Vielen, nicht der wenigen Mächtigen.

Vor 10 Jahren war die Medienkonzentration in Österreich schon ein Problem. Aber 2025? Sie ist dramatisch schlimmer geworden.

Raiffeisen schluckt den Kurier endgültig. Die katholische Kirche besitzt über die Styria Media Group die Kleine Zeitung, die Presse und Willhaben. Die Krone erreicht täglich 1,7 Millionen Menschen. Drei Boulevard-Zeitungen werden von fast 40 Prozent aller Österreicher:innen gelesen – mehr als alle Qualitätszeitungen zusammen. Und die Inseratenaffäre hat endgültig bewiesen, was wir schon lange ahnten: Mit Geld lässt sich Berichterstattung kaufen.

Unsere Zeitung war notwendig und ist heute notwendiger denn je.

Was wir erreicht haben – und wo wir gescheitert sind

In den letzten zehn Jahren haben wir über 4.000 Artikel veröffentlicht. Wir haben Themen behandelt, die andere Medien ignoriert haben. Wir haben eine Community von Menschen aufgebaut, die an die Idee eines demokratischen Journalismus glauben. Wir sind unabhängig geblieben – ohne Werbung, ohne Inserate, ohne Konzernbesitz.

Das ist eine beachtliche Leistung. Und sie wurde fast ausschließlich von Menschen erbracht, die das ehrenamtlich, neben ihrem Job, neben ihrem Studium, neben ihrem Leben gemacht haben.

Aber seien wir ehrlich: Wir haben unsere eigenen Ziele nicht erreicht.

Wir wollten eine breite Bewegung werden. Wir wollten tausende Unterstützer:innen gewinnen. Wir wollten die Medienlandschaft in Österreich wirklich verändern. Stattdessen sind wir ein kleines Projekt geblieben, das von rund 55 Menschen finanziell getragen wird und dessen Reichweite bescheiden ist.

Ich könnte jetzt tausend Ausreden aufzählen: Zu wenig Geld, zu wenig Zeit, zu starke Konkurrenz, der Algorithmus, die Entwicklung der sozialen Medien, die Übermacht des Boulevard. Alles wahr. Aber im Kern geht es um eine einfache Frage: Haben wir es geschafft, genug Menschen zu überzeugen, dass demokratischer Journalismus wichtig ist?

Die ehrliche Antwort lautet: Noch nicht.

Die Idee hat Potential – wenn wir jetzt handeln

Und genau deshalb stehen wir heute an einem Scheideweg. Nach zehn Jahren habe ich mir selbst die Frage gestellt: Plätschern wir nur noch dahin – oder wagen wir nochmal alles?

Die Grundidee von „Unsere Zeitung“ ist heute relevanter denn je. Die Medienkonzentration wird schlimmer, nicht besser. Die Menschen suchen nach Alternativen zu Krone, Heute und Österreich. Es gibt Raum für unabhängige, kritische, demokratische Medien in diesem Land.

Aber wir müssen ehrlich sein: So wie bisher können wir nicht weitermachen.

Deshalb haben wir einen Plan entwickelt. Einen Turnaround-Plan. Einen letzten, großen Versuch, „Unsere Zeitung“ dorthin zu bringen, wo sie sein sollte: Sichtbar. Wirksam. Unverzichtbar.

Bis Ende 2026 wollen wir zeigen, dass es funktionieren kann. Wir werden neue Wege gehen, moderne Tools nutzen, unsere Kräfte bündeln und fokussierter arbeiten. Wir werden lauter werden, sichtbarer werden, präsenter werden.

Und wenn es nicht klappt? Dann hören wir ehrenhaft auf. Mit aufrechtem Gang. Mit Stolz auf zehn Jahre Kampf für eine bessere Medienlandschaft.

Aber ich glaube daran, dass es klappen kann. Weil die Idee richtig ist. Weil sie notwendig ist. Weil sie Potential hat.

An euch: Die, die schon dabei sind – und die, die es werden wollen

An alle, die „Unsere Zeitung“ in den letzten Jahren unterstützt haben: Danke.

Danke, dass ihr an die Idee geglaubt habt, auch wenn die Erfolge manchmal überschaubar waren. Danke, dass ihr uns mit euren Beiträgen ermöglicht habt, unabhängig zu bleiben. Danke, dass ihr unsere Artikel geteilt, kommentiert und diskutiert habt.

Jetzt brauchen wir euch mehr denn je. Die nächsten 14 Monate werden entscheidend sein. Wir brauchen eure Unterstützung – finanziell, aber auch ideell. Erzählt Freunden und Familie von „Unsere Zeitung“. Teilt unsere Artikel. Diskutiert mit uns. Werdet Teil der Bewegung.

Und an alle, die bisher nur mitgelesen haben: Jetzt ist der Moment, dabei zu sein.

Unterstütze uns auf Steady

Wir sind keine perfekte Zeitung. Wir machen Fehler. Wir lernen noch. Aber wir sind ehrlich, unabhängig und kämpfen für etwas, das größer ist als wir selbst: Für eine Medienlandschaft, in der nicht Konzerne und Milliardäre entscheiden, was Nachrichten sind, sondern Menschen wie du und ich.

Drei Euro im Monat. Das ist der Preis für einen Kaffee. Aber es ist auch der Preis für eine demokratischere Zukunft der Medien in Österreich.

Ein Versprechen zum Jubiläum

Ich verspreche euch: Die nächsten Monate werden nicht „Business as usual“ sein. Wir werden mutiger werden. Wir werden lauter werden. Wir werden fokussierter arbeiten und klarer kommunizieren, wofür wir stehen. Wir werden neue Formate ausprobieren, neue Wege gehen und ehrlich kommunizieren, was funktioniert und was nicht.

Und wenn es am Ende nicht reicht? Dann können wir allen in die Augen schauen und sagen: Wir haben alles gegeben.

Aber ich glaube fest daran, dass es reichen wird. Weil ich in den letzten zehn Jahren gesehen habe, wie viele Menschen in diesem Land nach Alternativen suchen. Wie viele die Medienkonzentration kritisch sehen. Wie viele bereit sind, etwas zu unterstützen, das anders ist.

Wir müssen sie nur erreichen.

10 Jahre – und die wichtigsten kommen jetzt

Zehn Jahre „Unsere Zeitung“. Zehn Jahre Kampf gegen Windmühlen. Zehn Jahre Idealismus, Schweiß und manchmal auch Tränen der Frustration.

Aber auch: Zehn Jahre Unabhängigkeit. Zehn Jahre Zusammenhalt. Zehn Jahre Widerstand gegen eine Medienlandschaft, die von zu wenigen kontrolliert wird.

Die nächsten 14 Monate werden zeigen, ob aus diesem kleinen, hartnäckigen Projekt etwas Größeres werden kann. Ob wir es schaffen, die Idee von 2014 schrittweise in die Realität umzusetzen.

Ich bin bereit, nochmal alles zu geben. Seid ihr dabei?

Lasst uns gemeinsam zeigen, dass demokratischer Journalismus in Österreich möglich ist. Nicht irgendwann. Sondern jetzt.

Für eine Medienlandschaft, die uns allen gehört.


Unterstütze „Unsere Zeitung – DIE DEMOKRATISCHE.“!
steady.page/de/unserezeitung


„Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren.“ – Che Guevara


Titelbild: Generiert mit stablediffusionweb.com

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