Oscar Wilde: „Der Sozialismus und die Seele des Menschen“ (1891)
Übersetzung von Hedwig Lachmann und Gustav Landauer, Berlin 1904 (englisches Original im Anschluss)
Der grösste Nutzen, den die Einführung des Sozialismus brächte, liegt ohne Zweifel darin, dass der Sozialismus uns von der schmutzigen Notwendigkeit, für andere zu leben, befreite, die beim jetzigen Stand der Dinge so schwer auf fast allen Menschen lastet. Es entgeht ihr in der Tat fast niemand.
Hie und da ist im Lauf des Jahrhunderts ein grosser Forscher wie Darwin, ein grosser Dichter wie Keats, ein scharfer kritischer Kopf wie Renan, ein ungemeiner Künstler wie Flaubert imstande gewesen, sich abzusondern, sich vor den lärmenden Ansprüchen der andern zu retten, „im Schutz der Mauer zu stehen“, wie Plato sich ausdrückt, und so zu seinem eigenen unvergleichlichen Gewinn und zum unvergleichlichen und bleibenden Gewinn der ganzen Welt die Vollendung dessen zu erreichen, was in ihm war. Das sind aber Ausnahmen. Die meisten Menschen verderben ihr Leben mit einem heillosen, übertriebenen Altruismus – sie sind geradezu gezwungen, es zu tun. Sie sehen sich von scheusslicher Armut, scheusslicher Hässlichkeit, scheusslichem Hungerleben umgeben. Es ist unvermeidlich, dass ihr Gefühl durch all das stark erregt wird. Die Gefühle des Menschen bäumen sich schneller auf als sein Verstand; und – wie ich vor einiger Zeit in einem Aufsatz über das Wesen der Kritik gesagt habe – Mitgefühl und Liebe zu Leidenden ist bequemer als Liebe zum Denken. Daher machen sie sich mit bewundernswertem, obschon falschgerichtetem Eifer sehr ernsthaft und sehr gefühlvoll an die Arbeit, die Uebel, die sie sehen, zu kurieren. Aber ihre Mittel heilen diese Krankheit nicht: sie verlängern sie nur. Ihre Heilmittel sind geradezu ein Stück der Krankheit.
Sie suchen etwa das Problem der Armut dadurch zu lösen, dass sie den Armen am Leben halten; oder – das Bestreben einer sehr vorgeschrittenen Richtung – dadurch, dass sie für seine Unterhaltung sorgen.
Aber das ist keine Lösung: das Uebel wird schlimmer dadurch. Das eigentliche Ziel ist der Versuch und Aufbau der Gesellschaft auf einer Grundlage, die die Armut unmöglich macht. Und die altruistischen Tugenden haben tatsächlich die Erreichung dieses Ziels verhindert. Gerade wie die schlimmsten Sklavenhalter die waren, die ihre Sklaven gut behandelten und so verhinderten, dass die Grässlichkeit der Einrichtung sich denen aufdrängte, die unter ihr litten, und von denen gewahrt wurde, die Zuschauer waren, so sind in den Zuständen unserer Gegenwart die Menschen die verderblichsten, die am meisten Gutes tun wollen; und wir haben es schliesslich erlebt, dass Männer, die das Problem wirklich studiert haben und das Leben kennen – gebildete Männer, die im Londoner Eastend leben – auftreten und die Gemeinschaft anflehen, ihre altruistischen Gefühle und ihr Mitleid, ihre Wohltätigkeit und dergleichen einschränken zu wollen. Das tun sie mit der Begründung, dass solches Wohltun herabwürdigt und entsittlicht. Sie haben völlig recht. Mitleid schafft eine grosse Zahl Sünden.
Auch das muss noch gesagt werden. Es ist unsittlich, das Privateigentum dazu zu benutzen, die schrecklichen Uebel zu lindern, die die Institution des Privateigentums erzeugt hat. Es ist unsittlich und nicht loyal.
Im Sozialismus wird natürlich all das geändert sein. Es wird keine Menschen geben, die in stinkenden Höhlen und stinkenden Lumpen leben und kranke Kinder in unmöglicher und widerwärtiger Umgebung aufziehen. Die Sicherheit der Gesellschaft wird nicht wie heute von der Witterung abhängen. Wenn Kälte einsetzt, wird es nicht hunderttausend Arbeitslose geben, die in ekelhaftem Elend die Strassen ablaufen oder ihren Mitmenschen etwas vorweinen, bis sie ein Almosen kriegen, oder sich vor dem Tor eines abscheulichen Asyls für Obdachlose drängen, um ein Stück Brot und ein unsauberes Nachtquartier zu ergattern. Jedes Mitglied der Gesellschaft wird an der allgemeinen Wohlfahrt und dem Gedeihen der Gesellschaft teilhaben, und wenn die Kälte kommt, wird darum in der Tat niemand im geringsten schlechter gestellt sein.
Andrerseits ist der Sozialismus lediglich darum von Wert, weil er zum Individualismus führt.
Der Sozialismus, Kommunismus, oder wie immer man den Zustand nennen will, gibt dadurch, dass er das Privateigentum in eine öffentlich-rechtliche Institution verwandelt und die Genossenschaft an die Stelle der Konkurrenz setzt, der Gesellschaft ihren eigentlichen Charakter, den eines durchweg gesunden Organismus, zurück und sichert jedem Glied der Gemeinschaft das materielle Wohlergehen. Er gibt in der Tat dem Leben seine rechte Grundlage und seine rechte Umgebung. Aber für die volle Entfaltung des Lebens zum höchsten Grad seiner Vollendung tut noch etwas mehr not. Was not tut, ist der Individualismus. Wenn der Sozialismus autoritär ist: wenn es in ihm Regierungen gibt, die mit ökonomischer Gewalt bewaffnet sind, wie jetzt mit politischer: wenn wir mit einem Wort den Zustand der industriellen Tyrannis haben werden: dann wird die letzte Stufe des Menschen schlimmer sein als die erste. Jetzt sind infolge des Vorhandenseins von Privateigentum sehr viele Menschen imstande, einen gewissen, recht beschränkten Grad des Invidualismus zu erreichen. Entweder stehen sie nicht unter dem Zwange, für ihren Lebensunterhalt zu arbeiten, oder sie sind imstande, ein Tätigkeitsfeld zu wählen, das ihnen wahrhaft entspricht und ihnen Freude macht. Das sind die Dichter, die Philosophen, die Forscher, die Geistmenschen – mit einem Wort, die wirklichen Menschen, die Menschen, die sich selbst verwirklicht haben und in denen die ganze Menschheit eine teilweise Verwirklichung findet. Andrerseits gibt es sehr viele Menschen, die nicht im Besitz von Privateigentum und immer in Gefahr sind, in Not und Hunger zu sinken; so sind sie gezwungen die Arbeit von Lasttieren zu tun, Arbeit zu tun, die ihnen ganz und gar nicht entspricht, zu der sie aber durch die unerbittliche, unvernünftige, entwürdigende Tyrannei der Not gezwungen werden. Das sind die Armen, und bei ihnen gibt es keine Grazie, keine Anmut der Rede, keine Bildung oder Kultur oder Verfeinerung der Genüsse, keine Lebensfreude. Aus ihrer Gesamtkraft zieht die Menschheit viel materiellen Wohlstand. Aber nur dieses materielle Ergebnis ist der Gewinn, und der Arme an sich ist völlig wertlos. Er ist nur das winzigste Atom einer Kraft, die, soweit er in Betracht kommt, ihn vernichtet, der es sogar lieber ist, wenn er vernichtet ist, da er in diesem Fall williger ist.
Natürlich könnte man sagen, der Individualismus, wie er unter den Bedingungen des Privateigentums entsteht, sei nicht immer, nicht einmal in der Regel von edler und erfreulicher Art, und die Armen hätten, wenn ihnen auch Kultur und Grazie abgingen, doch viele Tugenden. Beide Behauptungen wären ganz richtig. Der Besitz von Privateigentum ist sehr oft äusserst entsittlichend, und das ist natürlich eine der Ursachen, warum der Sozialismus die Einrichtung abschaffen will. Das Eigentum ist wirklich in der Tat eine Last. Vor einigen Jahren reisten etliche im Lande herum und verkündeten, das Eigentum habe Pflichten. Sie sagten es so oft und so zum Ueberdruss, dass schliesslich die Kirche angefangen hat, dasselbe zu sagen. Man hört es jetzt von jeder Kanzel herab. Es ist völlig richtig. Das Eigentum hat nicht nur Pflichten, sondern so viele Pflichten, dass es eine Last ist, viel davon zu besitzen. Fortwährend muss man aufs Geschäft achten, fortwährend werden Ansprüche geltend gemacht, fortwährend wird man behelligt. Wenn das Eigentum nur Annehmlichkeiten brächte, könnten wir es aushalten; aber seine Pflichten machen es unerträglich. Im Interesse der Reichen müssen wir es abschaffen. Die Tugenden der Armen können bereitwillig zugegeben werden und sind sehr zu bedauern. Man sagt uns oft, die Armen seien für Wohltaten dankbar. Einige von ihnen sind es ohne Frage; aber die besten unter den Armen sind niemals dankbar. Sie sind undankbar, unzufrieden, unbotmässig und aufsässig. Sie haben ganz recht, so zu sein. Sie fühlen, dass die Wohltätigkeit eine lächerlich ungenügende Art der Rückerstattung ist, oder eine gefühlvolle Spende, die gewöhnlich von einem unverschämten Versuch seitens des Gefühlvollen begleitet ist, in ihr Privatleben einzugreifen. Warum sollten sie für die Brosamen dankbar sein, die vom Tische des reichen Mannes fallen? Sie sollten mit an der Tafel sitzen und fangen an, es zu wissen. Was die Unzufriedenheit angeht, so wäre ein Mensch, der mit solcher Umgebung und so einer niedrigen Lebenshaltung nicht unzufrieden sein wollte, ein vollkommenes Vieh. Unbotmässigkeit ist für jeden, der die Geschichte kennt, die recht eigentliche Tugend des Menschen. Durch die Unbotmässigkeit ist der Fortschritt gekommen, durch Unbotmässigkeit und Aufsässigkeit. Manchmal lobt man die Armen wegen ihrer Sparsamkeit. Aber den Armen Sparsamkeit zu empfehlen, ist ebenso grotesk wie beleidigend. Es ist dasselbe, als wollte man einem Halbverhungerten empfehlen, weniger zu essen. Von einem Stadt- oder Landarbeiter wäre es unmoralisch, sparen zu wollen. Niemand sollte gewillt sein, zu zeigen, dass er wie ein schlecht gefüttertes Stück Vieh leben kann. Viele lehnen es denn auch ab, und ziehen es vor, zu stehlen oder aber ins Armenhaus zu gehen, was manche für eine Form des Stehlens halten. Was das Betteln angeht, so ist es sicherer, zu betteln als zu nehmen, aber es ist vornehmer, zu nehmen als zu betteln. Wirklich: ein armer Mann, der undankbar, unsparsam, unzufrieden und aufsässig ist, ist vielleicht eine wirkliche Persönlichkeit und hat viel in sich. In jedem Fall ist er ein heilsamer Protest. Was die tugendhaften Armen angeht, so kann man sie natürlich bemitleiden, aber es fällt schwer, sie zu respektieren. Sie haben sich mit dem Feind in Unterhandlungen eingelassen und ihre Erstgeburt für eine Bettelsuppe verkauft. Sie müssen auch aussergewöhnlich dumm sein. Ich kann völlig verstehen, dass ein Mann Gesetze akzeptiert, die das Privateigentum schützen und erlauben, es aufzuhäufen, solange er selbst unter diesen Bedingungen imstande ist, sich irgend eine Form schönen und geistigen Lebens zu schaffen. Aber es ist für mich fast unglaublich, wie jemand, dessen Leben durch solche Gesetze verstümmelt und besudelt worden ist, ihre Fortdauer zu ertragen vermag.
Indessen ist die Erklärung in Wirklichkeit nicht schwer zu finden. Sie lautet einfach so. Elend und Armut sind so völlig entwürdigend, und üben eine so lähmende Wirkung auf die menschliche Natur aus, dass eine Klasse sich ihres eigenen Leidens niemals wirklich selbst bewusst wird. Es muss ihnen von andern Menschen gesagt werden, und sie glauben ihnen häufig durchaus nicht. Was manche grosse Unternehmer gegen die Agitatoren sagen, ist ohne Frage wahr. Agitatoren sind eine Art zudringlicher Störenfriede, die sich in eine völlig zufriedene Schicht der Bevölkerung begeben und die Saat der Unzufriedenheit unter sie säen. Das ist der Grund, warum Agitatoren so absolut notwendig sind. Ohne sie gäbe es in unserem unvollkommenen Gemeinwesen keinerlei Annäherung an die Kultur. Als die Sklaverei in Amerika unterdrückt wurde, geschah es nicht infolge irgend eines Vorgehens von seiten der Sklaven, nicht einmal infolge einer ausgesprochenen Sehnsucht ihrerseits, frei zu sein. Sie wurde lediglich durch das gröblich ungesetzliche Vorgehen gewisser Agitatoren in Boston und andern Orten unterdrückt, die nicht selbst Sklaven oder Sklavenhalter waren und in Wirklichkeit mit der Frage gar nichts zu tun hatten. Ohne Zweifel waren es die Abolitionisten, die die Fackel entzündeten, die die ganze Sache anfingen. Und es ist seltsam zu sehen, dass sie bei den Sklaven selbst nicht nur wenig Beistand, sondern sogar kaum Sympathien fanden; und als die Sklaven am Ende des Krieges vor der Freiheit standen, und zwar vor einer so vollständigen Freiheit, dass sie die Freiheit hatten, zu verhungern, da tat vielen unter ihnen der neue Stand der Dinge bitter leid. Für denkende Menschen ist das tragischste Ereignis in der ganzen französischen Revolution nicht die Hinrichtung Marie Antoinettes, die getötet wurde, weil sie eine Königin war, sondern der Aufstand der ausgesogenen Bauern der Vendée, die sich freiwillig erhoben, um für die schmachvolle Sache des Feudalismus zu sterben.
Es ist also klar, dass es mit dem autoritären Sozialismus nicht geht. Unter dem jetzigen System kann wenigstens eine recht grosse Zahl Menschen ein Leben führen, das eine gewisse Summe Freiheit und Mächtigkeit und Glück aufweist, aber unter einem Industriekasernensystem oder einem System wirtschaftlicher Tyrannei wäre niemand imstande, überhaupt irgend solche Freiheit zu haben. Es ist sehr schlimm, dass ein Teil unserer Gemeinschaft sich tatsächlich in Sklaverei befindet, aber der Vorschlag, das Problem so zu lösen, dass man die ganze Gemeinschaft versklavt, ist kindisch. Jedem muss völlig die Freiheit gelassen sein, sich selbst seine Arbeit auszusuchen. Keine Form des Zwangs darf ausgeübt werden. Wenn Zwang herrscht, dann wird seine Arbeit nicht gut für den Arbeitenden sein und nicht gut für die andern. Unter Arbeit verstehe ich lediglich irgend eine Betätigung.
Ich glaube kaum, dass irgend ein Sozialist heutzutage im Ernst vorschlagen könnte, ein Inspektor solle jeden Morgen jedes Haus visitieren, um nachzusehen, ob jeder Bürger aufgestanden ist und sich an seine achtstündige körperliche Arbeit gemacht hat. Die Menschheit ist über diese Stufe hinausgekommen und überlässt diese Art Leben den Menschen, die sie sehr unvernünftiger Weise Verbrecher zu nennen beliebt. Aber ich gestehe, viele sozialistische Anschauungen, denen ich begegnet bin, scheinen mir mit unsaubern Vorstellungen von autoritärer Gewalt, wenn nicht tatsächlichem Zwang behaftet zu sein. Autoritäre Gewalt und Zwang können natürlich nicht in Frage kommen. Alle Vereinigung muss ganz freiwillig sein. Nur in freiwilligen Vereinigungen ist der Mensch schön.
Aber es kann gefragt werden, wie der Individualismus, der jetzt zu seiner Entfaltung mehr oder weniger die Existenz des Privateigentums braucht, aus der Abschaffung dieses Privateigentums Nutzen ziehen soll. Die Antwort ist sehr einfach. Allerdings haben unter den bestehenden Verhältnissen ein paar Männer, die im Besitz von Privatmitteln waren, wie Byron, Shelley, Browning, Victor Hugo, Baudelaire und andere, ihre Persönlichkeit mehr oder weniger vollständig verwirklichen können. Keiner von diesen Männern tat je ein einziges Tagewerk um des Lohnes willen. Sie waren der Armut ledig. Sie hatten einen ungeheuren Vorteil. Die Frage ist, ob es dem Individualismus zugute käme, wenn ein so grosser Vorteil abgeschafft würde. Nehmen wir an, er sei abgeschafft. Was wird dann aus dem Individualismus? Welchen Nutzen hat er davon?
Der Nutzen wird so beschaffen sein. Unter den neuen Umständen wird der Individualismus viel freier, viel schöner und viel intensiver sein als heutigen Tags. Ich spreche nicht von der grossen Phantasiewirklichkeit der Individualität bei solchen Dichtern, wie ich sie eben genannt habe, sondern von der grossen tatsächlich wirklichen Individualität, die in der Menschheit im allgemeinen latent und bereit ist. Denn die Anerkennung des Privateigentums hat in der Tat den Individualismus geschädigt und verdunkelt, indem es den Menschen verwechselte mit dem, was er besitzt. Es hat den Individualismus völlig in die Irre geführt. Es hat ihm Gewinn, nicht Wachstum zum Ziel gemacht. So dass der Mensch dachte, die Hauptsache sei zu haben, und nicht wusste, dass es die Hauptsache ist, zu sein. Die wahre Vollkommenheit des Menschen liegt nicht in dem, was er hat, sondern in dem, was er ist. Das Privateigentum hat den wahren Individualismus vernichtet und einen falschen hingestellt. Durch Aushungern hat es einem Teil der Gemeinschaft die Möglichkeit benommen, individuell zu sein. Es hat dem andern Teil der Gemeinschaft die Möglichkeit, individuell zu sein, benommen, indem es ihn auf den falschen Weg brachte und ihn überbürdete. In der Tat ist die Persönlichkeit des Menschen so völlig von seinem Besitz aufgesogen worden, dass das englische Gesetz stets einen Angriff gegen das Eigentum eines Menschen weit strenger behandelt hat als gegen seine Person; und ein guter Bürger wird immer noch daran erkannt, dass er Eigentum hat. Die Betriebsamkeit, die zum Geldverdienen erforderlich ist, ist gleichfalls sehr demoralisierend. In einer Gemeinschaft wie der unsern, wo das Eigentum Rang, gesellschaftliche Stellung, Ehre, Würde, Titel und andere angenehme Dinge der Art verleiht, macht es der Mensch, ehrgeizig wie er von Natur wegen ist, zu seinem Ziel, solches Eigentum anzuhäufen, und fährt damit bis zur Ermüdung und zum Ueberdruss fort, auch wenn er weit mehr aufgehäuft hat, als er braucht oder benutzen kann, ja sogar mehr, als ihn erfreut und mehr, als er weiss. Der Mensch arbeitet sich zu Tode, um Eigentum zu erlangen, und wenn man freilich die ungeheuren Vorteile sieht, die das Eigentum mit sich führt, ist es nicht zum Verwundern. Bedauern muss man, dass die Gesellschaft so aufgebaut ist, dass der Mensch in eine Grube gezwängt ist, wo er nichts von dem frei zur Entfaltung kommen lassen kann, was Schönes und Bannendes und Köstliches in ihm ist – wo er tatsächlich die wahre Lust und die wahre Freude am Leben entbehrt. Auch lebt er unter den gegenwärtigen Umständen sehr unsicher. Ein ungeheuer reicher Kaufmann kann in jedem Augenblick seines Lebens auf Gnade und Ungnade Dingen überliefert sein – ist es oft -, auf die er keinen Einfluss hat. Der Sturm wütet ein bisschen mehr als sonst oder so ähnlich, oder das Wetter ändert sich plötzlich, oder irgend eine triviale Sache tritt ein, und sein Schiff geht unter, seine Spekulationen gehen schief, er ist ein armer Mann und seine gesellschaftliche Stellung ist verloren. Nun, nichts sollte einen Menschen schädigen können, es sei denn er selbst. Nichts überhaupt sollte einen Menschen ärmer machen können. Was in ihm ist, das hat der Mensch wirklich. Was draussen ist, sollte ohne Bedeutung sein.
Nach der Abschaffung des Privateigentums werden wir also den wahren, schönen, gesunden Individualismus haben. Niemand wird sein Leben damit vergeuden, dass er Sachen und Sachwerte anhäuft. Man wird leben. Leben – es gibt nichts Selteneres in der Welt. Die meisten Leute existieren, weiter nichts.
Es ist die Frage, ob wir jemals eine Persönlichkeit sich völlig haben ausleben sehen, es sei denn in der Phantasiesphäre der Kunst. In der Wirklichkeit haben wir es nie gesehen. Cäsar, so sagt uns Mommsen, war der vollkommene und vollendete Mensch. Aber wie tragisch unsicher war Cäsars Existenz! Immer, wenn es einen Mann gibt, der Macht ausübt, gibt es auch einen Mann, der der Macht widersteht. Cäsar war sehr vollkommen, aber seine Vollkommenheit ging einen zu gefährlichen Weg. Marc Aurel war der vollkommene Mensch, sagt Renan. Ja; der grosse Kaiser war ein vollkommener Mensch. Aber wie unerträglich waren die ewigen Forderungen, die an ihn gestellt wurden! Er taumelte unter der Last des Römischen Reiches. Er war sich bewusst, wie widersinnig es war, dass ein einzelner Mensch die Last dieses titanischen, ungeheuren Reiches tragen sollte. Unter einem vollkommenen Menschen verstehe ich einen, der sich unter vollkommenen Zuständen ausleben kann; einen, der nicht verwundet oder zerbissen oder verkrüppelt oder in ewiger Gefahr ist. Die meisten Persönlichkeiten waren genötigt, Empörer zu sein. Ihre halbe Kraft hat die Reibung mit der Aussenwelt verbraucht. Byrons Persönlichkeit zum Beispiel wurde in ihrem Kampf mit der Dummheit und Heuchelei und Philisterhaftigkeit der Engländer schrecklich mitgenommen. Solche Kämpfe machen die Kraft nicht immer intensiver: oft lassen sie die Schwäche ins Ungemessene wachsen. Byron hat uns niemals geben können, was er uns hätte geben können. Shelley kam besser davon. Gleich Byron verliess er England sobald als möglich. Aber er war nicht so bekannt. Wenn die Engländer eine Ahnung gehabt hätten, was für ein grosser Dichter er in Wirklichkeit gewesen ist, sie wären über ihn hergefallen und hätten ihm sein Leben so unerträglich gemacht, wie sie irgend konnten. Aber er spielte in der Gesellschaft keine grosse Rolle und entrann daher bis zu gewissem Grad. Aber auch in Shelley ist die Nuance der Empörung manchmal noch zu stark. Die Nuance der vollkommenen Persönlichkeit ist nicht Empörung, sondern Friede.
Sie wird etwas Wunderbares sein – die eigentliche Persönlichkeit des Menschen – wenn sie sich uns zeigen wird. Sie wird in natürlicher und einfacher Art wachsen, wie eine Blume, oder wie ein Baum wächst. Sie wird nicht im Streit liegen. Sie wird nie argumentieren oder disputieren. Sie wird nichts in der Welt beweisen. Sie wird alles wissen. Und doch keinen Wissenschaftsbetrieb kennen. Sie wird weise sein. Ihr Wert wird nicht mit materiellen Dingen messbar sein. Sie wird nichts haben. Und wird doch alles haben, und soviel man ihr auch nimmt, sie hat noch immer, so reich ist sie. Sie wird sich nicht immer um andere kümmern oder von ihnen verlangen, sie sollten ebenso sein wie sie selbst. Sie wird sie lieben, weil sie anders sind. Und doch, während sie sich um andre nicht kümmert, wird sie allen helfen, wie etwas Schönes uns hilft, indem es ist, wie es ist. Die Persönlichkeit des Menschen wird sehr wundervoll sein. Sie wird so wundervoll sein, wie die Persönlichkeit eines Kindes.
In ihrer Entfaltung wird sie vom Christentum gefördert werden, wenn die Menschen das lieben; wenn sie es aber nicht lieben, wird sie sich auch so mit Sicherheit entfalten. Denn sie wird sich nicht um Vergangenes zerreissen und wird sich’s nicht kümmern lassen, ob sich etwas ereignet hat oder nicht ereignet hat. Auch wird sie keine Gesetze anerkennen als ihre eigenen; und keine Autorität als ihre eigene. Doch lieben wird sie die, die ihre Mächtigkeit vorbereitet haben, und wird oft von ihnen sprechen. Und derer einer war Christus.
„Erkenne dich selbst,“ stand über dem Portal der antiken Welt zu lesen. Ueber dem Portal der neuen Welt wird stehen: „Sei du selbst.“ Und die Botschaft Christi an den Menschen lautete einfach: „Sei du selbst.“ Das ist das Geheimnis Christi.
Wenn Jesus von den Armen spricht, meint er einfach Persönlichkeiten, gerade wie er, wenn er von den Reichen spricht, einfach Leute meint, die ihre Persönlichkeit nicht ausgebildet haben. Jesus lebte in einer Gemeinschaft, die gerade wie unsere die Anhäufung von Privateigentum erlaubte, und das Evangelium, das er predigte, hiess nicht, es sei in einer solchen Gemeinschaft von Vorteil, von karger, verdorbener Nahrung zu leben, zerlumpte, beschmutzte Kleider zu tragen, in entsetzlichen, ungesunden Wohnungen zu hausen, und es sei von Nachteil, in gesunden, erfreulichen und geziemenden Verhältnissen zu leben. Solch ein Standpunkt wäre damals und in Palästina falsch gewesen, und wäre natürlich heute und in unserm Himmelsstrich noch falscher; denn je weiter der Mensch nach Norden rückt, um so lebenentscheidender wird die materielle Notdurft, und unsere Gesellschaft ist unendlich komplizierter und weist weit stärkere Gegensätze von Luxus und Armut auf als irgend eine Gesellschaft der antiken Welt. Was Jesus gemeint hat, ist folgendes. Er sagte dem Menschen: „Du hast eine wundervolle Persönlichkeit. Bilde sie aus. Sei du selbst. Wähne nicht, deine Vollkommenheit liege darin, äussere Dinge aufzuhäufen oder zu besitzen. Deine Vollkommenheit ist in dir. Wenn du die nur verwirklichen könntest, dann brauchtest du nicht reich zu sein. Der gemeine Reichtum kann einem Menschen gestohlen werden. Der wirkliche Reichtum nicht. In der Schatzkammer deiner Seele gibt es unendlich wertvolle Dinge, die dir nicht genommen werden können. Und also, suche dein Leben so zu gestalten, dass äussere Dinge dich nicht kränken können. Und suche auch das persönliche Eigentum loszuwerden. Es führt niedriges Gebaren, endlose Angst, ewiges Unrecht mit sich. Persönliches Eigentum hemmt die Individualität bei jedem Schritt.“ Es ist zu beachten, dass Jesus nie sagt, arme Leute seien notwendig gut, oder reiche Leute notwendig schlecht. Das wäre nicht wahr gewesen. Reiche Menschen sind als Klasse besser als arme, moralischer, geistiger, gesitteter. Es gibt nur eine Klasse in der Gemeinschaft, die mehr ans Geld denkt, als die Reichen, und das sind die Armen. Die Armen können an nichts anderes denken. Das ist der Jammer der Armut. Jesus also sagt, dass der Mensch seine Vollendung erreicht: nicht durch das, was er hat, nicht einmal durch das, was er tut, sondern ganz und gar durch das, was er ist. Daher also ist der reiche Jüngling, der zu Jesus kommt, als durchaus guter Bürger hingestellt, der kein Staatsgesetz, kein Gebot seiner Religion verletzt hat. Er ist ganz respektabel, im gewöhnlichen Sinn dieses ungewöhnlichen Wortes. Jesus sagt zu ihm: „Du solltest das Privateigentum aufgeben. Es hindert dich an der Verwirklichung deiner Vollkommenheit. Es ist eine Fessel für dich. Es ist eine Last. Deine Persönlichkeit braucht es nicht. In dir selbst, nicht draussen findest du, was du wirklich bist und was du wirklich brauchst.“ Seinen Jüngern sagt er dasselbe. Er fordert sie auf, sie selbst zu sein und sich nicht immer um andere Dinge zu ängstigen. Was bedeuten andere Dinge? Der Mensch ist in sich vollendet. Wenn sie in die Welt gehen, wird die Welt sich ihnen widersetzen. Das ist unvermeidlich. Die Welt hasst die Individualität. Aber das soll sie nicht kümmern. Sie sollen still und in sich gekehrt sein. Wenn jemand ihnen den Mantel nimmt, sollen sie ihm den Rock noch dazu geben, eben um zu zeigen, dass materielle Dinge keine Bedeutung haben. Wenn die Leute sie beschimpfen, sollen sie nicht antworten. Was liegt daran? Was die Leute von einem Menschen sagen, ändert den Menschen nicht. Er ist, was er ist. Die öffentliche Meinung hat keinerlei Wert. Selbst wenn die Leute Gewalt anwenden, sollen sie sich nicht zur Wehr setzen. Damit sänken sie auf dieselbe niedrige Stufe. Und schliesslich kann ein Mensch selbst im Gefängnis völlig frei sein. Seine Seele kann frei sein. Seine Persönlichkeit kann unbekümmert sein. Friede kann in ihm sein. Und vor allem sollen sie sich nicht in andrer Leute Sachen einmischen oder sie irgendwie richten. Um die Persönlichkeit ist es etwas sehr Geheimnisvolles. Ein Mensch kann nicht immer nach dem, was er tut, beurteilt werden. Er kann das Gesetz halten und doch nichtswürdig sein. Er kann das Gesetz brechen und doch edel sein. Er kann schlecht sein, ohne je etwas Schlechtes zu tun. Er kann eine Sünde gegen die Gesellschaft begehen, und doch durch diese Sünde seine wahre Vollkommenheit erreichen.
Es war da eine Frau, die beim Ehebruch ergriffen worden war. Man berichtet uns nichts über die Geschichte ihrer Liebe, aber diese Liebe muss sehr gross gewesen sein; denn Jesus sagte, ihre Sünden seien ihr vergeben, nicht weil sie bereute, sondern weil ihre Liebe so stark und wunderbar war. Später, kurze Zeit vor seinem Tode, als er beim Mahle sass, kam das Weib herein und goss kostbare Wohlgerüche auf sein Haar. Seine Jünger wollten sie davon abhalten und sagten, es sei eine Verschwendung, und das Geld, das dieses köstliche Wasser wert sei, hätte mögen für wohltätige Zwecke, für arme Leute oder dergleichen verwendet werden. Jesus trat dem nicht bei. Er betonte, die leiblichen Bedürfnisse des Menschen seien gross und immerwährend, aber die geistigen Bedürfnisse seien noch grösser, und in einem einzigen göttlichen Moment, in einer Ausdrucksform, die sie selbst bestimmt, könne eine Persönlichkeit ihre Vollkommenheit erlangen. Die Welt verehrt das Weib noch heute als Heilige.
Wahrlich, es ist viel Wundervolles im Individualismus. Der Sozialismus zum Beispiel vernichtet das Familienleben. Mit der Abschaffung des Privateigentums muss die Ehe in ihrer bisherigen Form verschwinden. Das ist ein Teil des Programms. Der Individualismus nimmt das auf und verwandelt es in Schönheit. Er macht aus der Abschaffung gesetzlichen Zwanges eine Form der Freiheit, die die volle Entfaltung der Persönlichkeit fördern wird, und die Liebe des Mannes und der Frau wunderbarer, schöner und edler macht. Jesus wusste das. Er wies die Ansprüche des Familienlebens zurück, obwohl sie in seiner Zeit und seiner Gemeinschaft in sehr ausgeprägter Form bestanden. „Wer ist meine Mutter? Wer sind meine Brüder?“ fragte er, als man ihm sagte, dass sie ihn zu sprechen wünschten. Als einer seiner Jünger um Urlaub bat, um seinen Vater zu beerdigen, war seine schreckliche Antwort: „Lass die Toten ihre Toten begraben.“ Er wollte nicht dulden, dass irgend ein Anspruch an die Persönlichkeit herantrat.
So also ist der, der ein christusgleiches Leben führen will, vollkommen und vollständig er selbst. Er mag ein grosser Dichter sein oder ein grosser Forscher; ein junger Student oder ein Schafhirt auf der Heide; ein Dramatiker wie Shakespeare oder ein gottdenkender Mensch wie Spinoza; ein spielendes Kind im Garten oder ein Fischer, der seine Netze auswirft. Es kommt nicht darauf an, was er ist, solange er die Vollkommenheit der Seele verwirklicht, die in ihm ist. Alle Nachahmung in moralischen Dingen und im Leben ist von Uebel. Durch die Strassen Jerusalems schleppt sich heutigen Tages ein Wahnsinniger, der ein hölzernes Kreuz auf den Schultern trägt. Er ist ein Symbol der Leben, die die Nachahmung verkrüppelt hat. Vater Damien war christusgleich, als er hinausging und mit den Aussätzigen lebte, weil er in diesem Dienst völlig verwirklichte, was Bestes in ihm war. Aber er war nicht mehr christusgleich als Wagner, der seine Seele in der Musik verwirklichte, oder als Shelley, der die Verwirklichung seiner Seele im Liede fand. Es gibt nicht nur einen Typus des Menschen. Es gibt so viele Vollendungen, als es unvollkommene Menschen gibt. Den Anforderungen des Mitleids kann ein Mann nachgeben und doch frei sein; den Ansprüchen aber, die alle gleich machen wollen, kann niemand nachgeben und dabei frei bleiben.
Zum Individualismus also werden wir durch den Sozialismus kommen. Es liegt in der Natur der Sache, dass der Staat das Regieren ganz und gar sein lassen muss. Er muss es sein lassen; denn, wie ein weiser Mann einst viele Jahrhunderte vor Christus gesagt hat, so etwas, wie die Menschheit in Ruhe lassen, gibt es; aber so etwas, wie die Menschheit regieren, gibt es nicht. Alle Arten, regieren zu wollen, sind verkehrt. Der Despotismus ist ungerecht gegen jedermann, den Despoten inbegriffen, der wahrscheinlich für Besseres bestimmt war. Oligarchien sind ungerecht gegen die vielen, und Ochlokratien sind ungerecht gegen die wenigen. Grosse Hoffnungen setzte man einst auf die Demokratie; aber Demokratie bedeutet lediglich, dass das Volk durch da Volk für das Volk niedergeknüppelt wird. Man ist dahinter gekommen. Ich muss sagen, dass es hohe Zeit war, denn jede autoritäre Gewalt ist ganz entwürdigend. Sie entwürdigt die, die sie ausüben, und ebenso die, über die sie ausgeübt wird. Wenn sie gewalttätig, roh und grausam verfährt, bringt sie eine gute Wirkung hervor, indem sie den Geist der Rebellion und des Individualismus erzeugt oder wenigstens hervorruft, der ihr ein Ende machen wird. Wenn sie in einer gewissen freundlichen Weise verfährt und Belohnungen und Preise verleiht, ist sie schrecklich entsittlichend. Die Menschen merken dann den schrecklichen Druck, der auf ihnen lastet, weniger und gehen in einer Art gemeinen Behagens durchs Leben und wie gehätschelte Haustiere, und sie merken nie, dass sie anderer Leute Gedanken denken, dass sie nach anderer Leute Normen leben, dass sie wahrhaftig anderer Leute abgelegte Kleider tragen und nie einen einzigen Augenblick lang sie selbst sind. „Wer frei sein will,“ sagt ein grosser Denker, „muss Dissident sein.“ Die Autorität aber, die die Menschen dazu bringt, sich zu nivellieren und anzupassen, erzeugt unter uns eine sehr rohe Art satter Barbarei.
Mit der autoritären Gewalt wird die Justiz verschwinden. Das wird ein grosser Gewinn sein – ein Gewinn von wahrhaft unberechenbarem Wert. Wenn man die Geschichte erforscht, nicht in den gereinigten Ausgaben, die für Volksschüler und Gymnasiasten veranstaltet sind, sondern in den echten Quellen aus der jeweiligen Zeit, dann wird man völlig von Ekel erfüllt, nicht wegen der Taten der Verbrecher, sondern wegen der Strafen, die die Guten auferlegt haben; und eine Gemeinschaft wird unendlich mehr durch das gewohnheitsmässige Verhängen von Strafen verroht als durch das gelegentliche Vorkommen von Verbrechen. Daraus ergibt sich von selbst, dass je mehr Strafen verhängt werden, um so mehr Verbrechen hervorgerufen werden, und die meisten Gesetzgebungen unserer Zeit haben dies durchaus anerkannt und es sich zur Aufgabe gemacht, die Strafen, soweit sie es für angängig hielten, einzuschränken. Ueberall, wo sie wirklich eingeschränkt wurden, waren die Ergebnisse äusserst gut. Je weniger Strafe, um so weniger Verbrechen. Wenn es überhaupt keine Strafe mehr gibt, hört das Verbrechen entweder auf, oder, falls es noch vorkommt, wird es als eine sehr bedauerliche Form des Wahnsinns, die durch Pflege und Güte zu heilen ist, von Aerzten behandelt werden. Denn was man heutzutage Verbrecher nennt, sind überhaupt keine Verbrecher. Entbehrung, nicht Sünde ist die Mutter des Verbrechens unserer Zeit. Das ist in der Tat der Grund, warum unsere Verbrecher als Klasse von einem irgend psychologischen Standpunkt aus so völlig uninteressant sind. Sie sind keine erstaunlichen Macbeths und schrecklichen Vautrins. Sie sind lediglich das, was gewöhnliche respektable Dutzendmenschen wären, wenn sie nicht genug zu essen hätten. Wenn das Privateigentum abgeschafft ist, wird es keine Notwendigkeit und keinen Bedarf für Verbrechen geben; sie werden verschwinden. Natürlich sind nicht alle Verbrechen Verbrechen gegen das Eigentum, obwohl das die Verbrechen sind, die das englische Gesetz, das dem, was ein Mensch hat, mehr Wert beimisst als dem, was er ist, mit der grausamsten und fürchterlichsten Strenge bestraft, wofern wir vom Mord absehen und den Tod für ebenso schlimm halten wie das Zuchthaus, worüber unsere Verbrecher, glaube ich, anderer Meinung sind. Aber wenn auch ein Verbrechen nicht gegen das Eigentum gerichtet ist, kann es doch aus dem Elend und der Wut und der Erniedrigung entstehen, die unsere verkehrte Privateigentumswirtschaft hervorbringen, und wird so nach der Abschaffung dieses Systems verschwinden. Wenn jedes Glied der Gemeinschaft soviel hat, als es braucht und von seinen Mitmenschen nicht behelligt wird, hat es kein Interesse daran, andern lästig zu werden. Der Neid, dem im Leben unserer Zeit ausserordentlich viele Verbrechen entspringen, ist ein Gefühl, das mit unseren Eigentumsbegriffen eng verbunden ist; im Reiche des Sozialismus und Individualismus wird er verschwinden. Es ist bemerkenswert, dass der Neid bei kommunistischen Stämmen völlig unbekannt ist.
Wenn nun der Staat nicht zu regieren hat, kann gefragt werden, was er zu tun hat. Der Staat wird eine freiwillige Vereinigung sein, die die Arbeit organisiert und der Fabrikant und Verteiler der notwendigen Güter ist. Der Staat hat das Nützliche zu tun. Das Individuum hat das Schöne zu tun. Und da ich das Wort Arbeit gebraucht habe, will ich nicht unterlassen zu bemerken, dass heutzutage sehr viel Unsinn über die Würde der körperlichen Arbeit geschrieben und gesprochen wird. An der körperlichen Arbeit ist ganz und gar nichts notwendig Würdevolles, und meistens ist sie ganz und gar entwürdigend. Es ist geistig und moralisch genommen schimpflich für den Menschen, irgend etwas zu tun, was ihm keine Freude macht, und viele Formen der Arbeit sind ganz freudlose Beschäftigungen und sollten dafür gehalten werden. Einen kotigen Strassenübergang bei scharfem Ostwind acht Stunden im Tag zu fegen ist eine widerwärtige Beschäftigung. Ihn mit geistiger, moralischer oder körperlicher Würde zu fegen, scheint mir unmöglich. Ihn freudig zu fegen, wäre schauderhaft. Der Mensch ist zu etwas Besserem da, als Schmutz zu entfernen. Alle Arbeit dieser Art müsste von einer Maschine besorgt werden.
Und ich zweifle nicht, dass es so kommen wird. Bis jetzt war der Mensch bis zu gewissem Grade der Sklave der Maschine, und es liegt etwas Tragisches in der Tatsache, dass der Mensch, sowie er eine Maschine erfunden hatte, die ihm seine Arbeit abnahm, Not zu leiden begann. Das kommt indessen natürlich von unserer Eigentums- und Konkurrenzwirtschaft. Ein Einzelner ist der Eigentümer einer Maschine, die die Arbeit von fünfhundert Menschen tut. Fünfhundert Menschen sind infolgedessen beschäftigungslos; und da man ihre Arbeit nicht braucht, sind sie dem Hunger preisgegeben und legen sich auf den Diebstahl. Der Einzelne eignet sich das Produkt der Maschine an und behält es und hat fünfhundertmal soviel, als er haben sollte, und wahrscheinlich, was viel wichtiger ist, bedeutend mehr, als er tatsächlich braucht. Wäre diese Maschine das Eigentum aller, so hätte jedermann Nutzen davon. Sie wäre der Gemeinschaft von grösstem Vorteil. Jede rein mechanische, jede eintönige und dumpfe Arbeit, jede Arbeit, die mit widerlichen Dingen zu tun hat und den Menschen in abstossende Situationen zwingt, muss von der Maschine getan werden. Die Maschine muss für uns in den Kohlengruben arbeiten und gewisse hygienische Dienste tun und Schiffsheizer sein und die Strassen reinigen und an Regentagen Botendienste tun und muss alles tun, was unangenehm ist. Jetzt verdrängt die Maschine den Menschen. Unter richtigen Zuständen wird sie ihm dienen. Es ist durchaus kein Zweifel, dass das die Zukunft der Maschine ist, und ebenso wie die Bäume wachsen, während der Landwirt schläft, so wird die Maschine, während die Menschheit sich der Freude oder edler Musse hingibt – Musse, nicht Arbeit, ist das Ziel des Menschen – oder schöne Dinge schafft oder schöne Dinge liest, oder einfach die Welt mit bewundernden und geniessenden Blicken umfängt, alle notwendige und unangenehme Arbeit verrichten. Es steht so, dass die Kultur Sklaven braucht. Darin hatten die Griechen ganz recht. Wenn es keine Sklaven gibt, die die widerwärtige, abstossende und langweilige Arbeit verrichten, wird Kultur und Beschaulichkeit fast unmöglich. Die Sklaverei von Menschen ist ungerecht, unsicher und entsittlichend. Von mechanischen Sklaven, von der Sklaverei der Maschine hängt die Zukunft der Welt ab. Und wenn gebildete und gelehrte Männer es nicht länger nötig haben, in ein fürchterliches Armenviertel hinabzusteigen und schlechten Kakao und noch schlechtere Decken an halbverhungerte Menschen zu verteilen, so werden sie eben köstliche Musse haben, wundervolle und herrliche Dinge zu ihrer eigenen und aller andern Freude zu ersinnen. Es wird grosse Kraftstationen für jede Stadt und, wenn nötig, für jedes Haus geben, und diese Kraft wird der Mensch je nach Bedarf in Wärme, Licht oder Bewegung verwandeln. Ist dies utopisch? Eine Weltkarte, in der das Land Utopia nicht verzeichnet ist, verdient keinen Blick, denn sie lässt die eine Küste aus, wo die Menschheit ewig landen wird. Und wenn die Menschheit da angelangt ist, hält sie Umschau nach einem bessern Land und richtet seine Segel dahin. Der Fortschritt ist die Verwirklichung von Utopien.
Ich habe also gesagt: die Gemeinschaft sorgt mit Hilfe der Organisation der Maschinenarbeit für die nützlichen Dinge, und die schönen Dinge werden vom Individuum hergestellt. Das ist nicht bloss notwendig, sondern der einzig mögliche Weg, um das eine wie das andere zu erreichen. Ein Individuum, das Dinge für den Gebrauch anderer zu machen und auf ihre Bedürfnisse und Wünsche Rücksicht zu nehmen hat, arbeitet nicht mit Interesse und kann also in sein Werk nicht das Beste hineinlegen, das er in sich hat. Ueberall andrerseits, wo eine Gemeinschaft oder eine mächtige Gesellschaftsschicht oder irgend eine Regierung den Versuch macht, dem Künstler vorzuschreiben, was er tun soll, geht die Kunst entweder völlig zugrunde oder wird stereotyp oder verfällt zu einer niedrigen und gemeinen Form des Handwerks. Ein Kunstwerk ist ein einziges Ergebnis eines einzigen Temperamentes. Seine Schönheit entspringt der Tatsache, dass der Künstler ist, was er ist. Es hat nichts mit der Tatsache zu tun, dass andere brauchen, was sie brauchen. In der Tat hört ein Künstler in dem Augenblick, wo er den Bedürfnissen anderer Beachtung schenkt und den Bedarf zu befriedigen sucht, auf ein Künstler zu sein und wird ein trauriger oder amüsanter Handwerker, ein ehrbarer oder unehrlicher Handelsmann. Er hat keinen Anspruch mehr darauf, als Künstler zu gelten. Die Kunst ist die intensivste Art Individualismus, die die Welt kennt. Ich bin geneigt zu sagen, sie sei die einzige wirkliche Art Individualismus, die die Welt kennt. Das Verbrechen, das unter bestimmten Umständen den Individualismus zu erzeugen scheinen kann, muss von andern Menschen Kenntnis nehmen und sich um sie kümmern. Es gehört zum Bereich des Handelns. Aber der Künstler kann allein, ohne sich um seine Mitmenschen zu kümmern und ohne jede Einmischung etwas Schönes gestalten; und wenn er es nicht lediglich zu seiner eigenen Lust tut, ist er überhaupt kein Künstler.
Und es ist zu beachten, dass gerade die Tatsache, dass die Kunst eine so intensive Form des Individualismus ist, das Publikum zu dem Versuch bringt, über sie eine Autorität auszuüben, die ebenso unmoralisch wie lächerlich und ebenso korrumpierend wie verächtlich ist. Es ist nicht ganz seine Schuld. Das Publikum ist immer, zu allen Zeiten, schlecht erzogen worden. Sie verlangen fortwährend, die Kunst solle populär sein, solle ihrer Geschmacklosigkeit gefallen, ihrer törichten Eitelkeit schmeicheln, ihnen sagen, was ihnen früher gesagt wurde, ihnen zeigen, was sie müde sein sollten zu sehen, sie amüsieren, wenn sie nach zu reichlichem Essen schwermütig geworden sind, und ihre Gedanken zerstreuen, wenn sie ihrer eigenen Dummheit überdrüssig sind. Die Kunst aber dürfte nie populär sein wollen. Das Publikum müsste versuchen, künstlerisch zu werden. Das ist ein sehr grosser Unterschied. Wenn man einem Forscher sagte, die Ergebnisse seiner Experimente, und die Schlüsse, zu denen er gelangte, müssten dergestalt sein, dass sie die hergebrachten populären Vorstellungen über den Gegenstand nicht umstürzten, oder das populäre Vorurteil nicht verwirrten, oder die Empfindlichkeiten von Leuten nicht störten, die nichts von der Wissenschaft verstehen: wenn man einem Philosophen sagte, er habe ein vollkommenes Recht, in den höchsten Sphären des Denkens zu spekulieren, vorausgesetzt, dass er zu denselben Schlüssen käme, wie sie bei denen in Geltung sind, die überhaupt niemals in irgend einer Sphäre gedacht haben – nun, heutzutage würde der Forscher und der Philosoph beträchtlich darüber lachen. Aber es ist in der Tat nur sehr wenige Jahre her, dass Philosophie wie Wissenschaft der rohen Volksherrschaft und in Wirklichkeit der Autorität unterworfen waren – entweder der Autorität der in der Gemeinschaft herrschenden allgemeinen Unwissenheit oder der Schreckensherrschaft und der Machtgier einer kirchlichen oder Regierungsgewalt. Nun sind wir zwar bis zu sehr hohem Grade alle Versuche von seiten der Gemeinschaft oder der Kirche oder der Regierung, sich in den Individualismus des spekulativen Denkens einzumischen, losgeworden, aber das Unterfangen, sich in den Individualismus der Phantasie und der Kunst einzumischen, ist immer noch am Leben. Oder vielmehr: es lebt noch sehr lebhaft: es ist aggressiv, gewalttätig und brutal.
In England sind die Künste am besten daran, an denen das Publikum kein Interesse nimmt. Die Lyrik ist ein Beispiel für das, was ich meine. Wir haben in England eine Lyrik voller Schönheit haben können, weil das Publikum sie nicht liest und daher auch nicht beeinflusst. Das Publikum liebt es, die Poeten zu beschimpfen, weil sie individuell sind; aber nachdem das erledigt ist, lässt es sie in Ruhe. Im Fall des Romans und des Dramas, an welchen Künsten das Publikum Interesse nimmt, war das Ergebnis der Ausübung der Volksautorität absolut lächerlich. Kein Land liefert so jämmerlich geschriebene Belletristik, so widerwärtige gemeine Arbeit in Romanform, so alberne, pöbelhafte Stücke wie England. Es ist Notwendigkeit, dass es so ist. Der Massstab des Volkes ist so beschaffen, dass kein Künstler ihm entsprechen kann. Es ist beides: zu leicht und zu schwer, ein populärer Romanschreiber zu sein. Es ist zu leicht, weil die Anforderungen des Publikums, soweit Fabel, Stil, Psychologie, Behandlung des Lebens und der Literatur in Frage kommen, von der kleinsten Begabung und dem ungebildetsten Geist erfüllt werden können. Es ist zu schwer, weil der Künstler, um solchen Anforderungen zu entsprechen, seinem Temperament Gewalt antun müsste, nicht um der künstlerischen Freude am Schreiben willen arbeiten dürfte, sondern zu dem Zweck, schlechterzogene Leute zu amüsieren, und so seine Individualität unterdrücken, seine Kultur vergessen, seinen Stil austilgen und alles Wertvolle in sich vernichten müsste. Mit dem Drama steht es ein bisschen besser: das Theaterpublikum liebt allerdings das Alltägliche, aber es liebt nicht das Langweilige; und die burleske Komödie und die Posse, die beiden populärsten Formen, sind ausgesprochene Formen der Kunst. Entzückende Sachen können in Form der Burleske und der Posse geschrieben werden, und bei Arbeiten dieser Art sind dem Künstler in England grosse Freiheiten erlaubt. Erst wenn man zu den höheren Formen des Dramas kommt, ist das Resultat der Volksherrschaft zu sehen. Was dem Publikum am meisten missfällt, ist Neuheit. Jeder Versuch, das Stoffgebiet der Kunst zu erweitern, ist dem Publikum äusserst zuwider; und doch hängt Leben und Fortschritt der Kunst in hohem Masse von der fortwährenden Erweiterung des Stoffgebietes ab. Dem Publikum missfällt die Neuheit, weil es Angst davor hat. Sie stellt ihm eine Art Individualismus vor, eine Behauptung von seiten des Künstlers, dass er seinen eigenen Stoff wählt und ihn behandelt, wie es ihn gut dünkt. Das Publikum hat mit seiner Haltung ganz recht. Die Kunst ist Individualismus, und der Individualismus ist eine zerstörende und zersetzende Kraft. Darin liegt seine ungeheure Bedeutung. Denn was er zu zerstören sucht, ist die Eintönigkeit des Typus, die Sklaverei der Gewohnheit, die Tyrannei der Sitte und die Erniedrigung des Menschen auf die Stufe einer Maschine. In der Kunst lässt sich das Publikum gefallen, was gewesen ist, weil sie es nicht ändern können, nicht weil sie Geschmack daran finden. Sie verschlucken ihre Klassiker mit Haut und Haar und sie schmecken ihnen nie. Sie ertragen sie als das Unvermeidliche, und da sie sie nicht vernichten können, schwatzen sie über sie und ziehen wichtige Gesichter dazu. Sonderbar genug, oder auch nicht sonderbar – je nachdem man einen Standpunkt einnimmt – diese Anerkennung der Klassiker tut grossen Schaden. Die unkritische Bewunderung der Bibel und Shakespeares in England ist ein Beispiel für das, was ich meine. Bei der Bibel übt die kirchliche Autorität einen Einfluss aus, so dass ich dabei nicht zu verweilen brauche.
Aber im Fall Shakespeares ist es ganz offenbar, dass das Publikum in Wirklichkeit weder die Schönheiten noch die Schwächen seiner Stücke sieht. Wenn sie die Schönheiten sähen, würden sie sich der Weiterentwicklung des Dramas nicht entgegenstellen; und wenn sie die Schwächen sähen, würden sie sich ebenfalls der Weiterentwicklung des Dramas nicht entgegenstellen. Tatsächlich benutzt das Publikum die Klassiker eines Landes als Mittel, den Fortschritt der Kunst zu hindern. Sie degradieren die Klassiker zu Autoritäten. Sie benutzten sie als Knüppel, um den freien Ausdruck der Schönheit in neuen Formen zu hindern. Sie fragen jeden Schriftsteller, warum er nicht wie der oder jener schreibt, jeden Maler, warum er nicht wie der oder jener malt, und vergessen ganz die Tatsache, dass jeder, der etwas der Art täte, aufhörte, ein Künstler zu sein. Eine frische Gestalt der Schönheit ist ihnen durchaus zuwider, und jedesmal, wenn sie erscheint, werden sie so aufgebracht und bestürzt, dass sie immer dieselben zwei Arten sich auszudrücken haben – die eine ist, das Kunstwerk sei heillos unverständlich, und die andere, das Kunstwerk sei heillos unmoralisch. Was sie mit diesen Worten meinen, scheint mir folgendes zu sein. Wenn sie sagen, ein Werk sei heillos unverständlich, meinen sie, der Künstler habe etwas Schönes gesagt oder vollbracht, das neu ist; wenn sie ein Werk als heillos unmoralisch bezeichnen, meinen sie, der Künstler habe etwas Schönes gesagt oder vollbracht, das wahr ist. Der erste Ausdruck bezieht sich auf den Stil, der zweite auf den Gegenstand. Aber gewöhnlich gebrauchen sie die Worte ganz unbestimmt, wie ein gewöhnlicher Pöbel fertige Pflastersteine benutzt. Es gibt zum Beispiel nicht einen einzigen wirklichen Dichter oder Prosaisten in diesem Jahrhundert, dem das britische Publikum nicht feierlich das Diplom für Unmoral überreicht hat, und diese Diplome haben in der Tat in England die Bedeutung, die in Frankreich die formelle Aufnahme in die Akademie hat, so dass gottlob die Einführung einer solchen Institution in England ganz überflüssig ist. Natürlich ist das Publikum sehr wahllos in seiner Anwendung des Wortes. Dass sie Wordsworth einen unmoralischen Dichter nannten, war nur zu erwarten. Wordsworth war ein Dichter. Aber dass sie Charles Kingsley einen unmoralischen Romanschreiber genannt haben, ist erstaunlich. Kingsleys Prosa war nicht sonderlich gut. Nun, das Wort ist da, und sie benutzen es, so gut sie können. Ein Künstler lässt sich natürlich dadurch nicht beirren. Der wahre Künstler ist ein Mensch, der durchaus an sich glaubt, weil er durchaus er selbst ist. Aber ich kann mir vorstellen, dass ein Künstler, wenn er in England ein Kunstwerk veröffentlicht hätte, das gleich bei seinem Erscheinen vom Publikum vermittelst der Presse als ganz verständliches und hochmoralisches Werk anerkannt worden wäre, anfinge sich ernsthaft zu fragen, ob er bei seiner Schöpfung wirklich überhaupt er selbst gewesen sei und ob also das Werk nicht ganz seiner unwürdig und entweder durchaus zweiten Rangs oder ganz und gar ohne künstlerischen Wert sei.
Zwei andere Adjektive sind übrigens in den paar letzten Jahren dem sehr knappen Schimpflexikon zugefügt worden, das dem Publikum gegen die Kunst zur Verfügung steht. Das eine ist das Wort „ungesund“, das andere das Wort „exotisch“. Dies letztere drückt nur die Wut des vergänglichen Pilzes gegen die unsterbliche, berauschend schöne und unbeschreiblich liebliche Orchidee aus. Es ist eine Huldigung, aber eine Huldigung ohne besondere Bedeutung. Das Wort „ungesund“ jedoch lässt eine Untersuchung zu. Es ist ein recht interessantes Wort. Es ist in der Tat so interessant, dass die Leute, die es anwenden, nicht wissen, was es bedeutet.
Was bedeutet es? Was ist ein gesundes, und was ein ungesundes Kunstwerk? Alle Ausdrücke, die man auf ein Kunstwerk anwendet, vorausgesetzt, dass man sie vernünftig anwendet, beziehen sich entweder auf seinen Stil, oder auf seinen Gegenstand oder auf beide zugleich. Hinsichtlich des Stils ist ein Kunstwerk gesund, wenn sein Stil die Schönheit des Materials, das es verwendet, erkennen lässt, bestehe es nun aus Worten oder aus Bronze, aus Farben oder aus Elfenbein, und wenn es diese Schönheit als Mittel zur Erzeugung der ästhetischen Wirkung benutzt. Hinsichtlich des Gegenstandes ist ein Kunstwerk gesund, wenn die Wahl dieses Gegenstandes vom Temperament des Künstlers bedingt ist und unmittelbar aus ihm entspringt. Kurz, ein Kunstwerk ist gesund, wenn es sowohl Vollendung wie Persönlichkeit hat. Natürlich können Form und Inhalt bei einem Kunstwerke nicht getrennt werden; sie sind immer eins. Aber für die Zwecke der Untersuchung können wir für einen Augenblick die Ungeteiltheit des ästhetischen Eindrucks übersehen und sie also im Verstande getrennt betrachten. Ungesund ist andrerseits ein Kunstwerk, wenn sein Stil gewöhnlich, hergebracht und vulgär ist, und wenn sein Gegenstand sorgsam ausgewählt ist, nicht weil der Künstler seine Freude daran hat, sondern weil er denkt, das Publikum werde ihn dafür bezahlen. In der Tat ist der populäre Roman, den das Publikum gesund nennt, immer ein durchaus ungesundes Produkt; und was das Publikum einen ungesunden Roman nennt, ist immer ein schönes und gesundes Kunstwerk.
Vielleicht jedoch habe ich dem Publikum unrecht getan, als ich seinen Wortschatz auf Ausdrücke wie „unmoralisch“, „unverständlich“, „exotisch“ und „ungesund“ beschränkte. Es gibt noch ein anderes Wort, das sie anwenden. Es lautet: „dekadent.“ Sie wenden es nicht oft an. Der Sinn des Wortes ist so deutlich, dass sie sich scheuen, es oft zu gebrauchen. Aber immerhin gebrauchen sie es manchmal, und hie und da trifft man es in den Tageszeitungen. Es ist natürlich in Anwendung auf ein Kunstwerk ein lächerliches Wort. Denn was ist Dekadenz anders als eine Seelenstimmung oder ein Gedankengang, den man nicht ausdrücken kann? Die Publikumsmenschen sind alle dekadent, denn das Publikum kann für nichts einen Ausdruck finden. Der Künstler ist nie dekadent. Er drückt alles aus. Er steht jenseits seines Gegenstandes und bringt durch ihn unvergleichliche und künstlerische Wirkungen hervor. Einen Künstler dekadent zu nennen, weil er die Dekadenz als Gegenstand behandelt, ist ebenso albern, als wenn einer Shakespeare verrückt nennen wollte, weil er den „König Lear“ geschrieben hat.
Im ganzen gewinnt der Künstler in England etwas, wenn er angegriffen wird. Seine Individualität wird intensiver. Er wird vollständiger er selbst. Natürlich sind die Angriffe sehr grob, sehr unverschämt und sehr verächtlich. Aber schliesslich erwartet kein Künstler vom vulgären Geist Grazie und ebensowenig Stil vom Vorstadtintellekt. Gemeinheit und Dummheit sind im Leben unserer Zeit zwei sehr lebendige Erscheinungen. Man bedauert sie natürlich. Aber sie sind einmal da. Sie sind ein Gegenstand der Beobachtung, wie andere Dinge auch. Und es ist nur loyal, wenn hinsichtlich der Journalisten unserer Zeit konstatiert wird, dass sie einen Künstler immer unter vier Augen um Entschuldigung für das bitten, was sie öffentlich gegen ihn geschrieben haben.
Ich brauche kaum zu sagen, dass ich mich nicht einen Augenblick lang darüber beklage, dass das Publikum und die öffentliche Presse diese Worte missbrauchen. Ich sehe nicht ein, wie sie bei ihrem Mangel an Verständnis für das, was die Kunst ist, sich irgendwie richtig ausdrücken könnten. Ich stelle bloss den Missbrauch fest, und die Erklärung für seinen Ursprung und für die Bedeutung der ganzen Erscheinung ist sehr einfach. Sie geht auf den barbarischen Begriff der Autorität zurück. Sie geht zurück auf die natürliche Unfähigkeit einer Gemeinschaft, die durch die autoritäre Herrschaft verderbt ist, den Individualismus zu verstehen oder zu schätzen. Mit einem Wort, der Missbrauch kommt von dem ungeheuerlichen und unwissenden Gebilde, das man öffentliche Meinung nennt, die schlimm und wohlwollend ist, wenn sie den Versuch macht, das Handeln der Menschen zu beherrschen, die aber infam und übelwollend wird, wenn sie versucht, in die Sphäre des Geistes oder der Kunst überzugreifen.
Es ist in der Tat viel mehr zugunsten der physischen Gewalt des Volkes zu sagen als zugunsten seiner Meinung. Die erstere kann gut und schön sein. Die letztere muss töricht sein. Man hat oft gesagt, mit Gewalt lasse sich nichts beweisen. Das hängt jedoch ganz davon ab, was man beweisen will. Viele der wichtigsten Probleme der paar letzten Jahrhunderte, wie die Frage der Fortdauer des persönlichen Regiments in England oder des Feudalismus in Frankreich, sind ganz und gar vermittelst der physischen Gewalt gelöst worden. Gerade die Gewalttätigkeit einer Revolution ist es, die das Volk einen Moment lang grossartig und glänzend erscheinen lässt. Es war ein verhängnisvoller Tag, als das Volk entdeckte, dass die Feder mächtiger als der Pflasterstein ist. Nun suchten und fanden sie gleich den Journalisten, bildeten ihn aus und machten ihn zu ihrem eifrigen und gut bezahlten Diener. Es ist für beide Teile sehr zu bedauern. Hinter der Barrikade kann viel Edles und Heroisches stehen. Aber was steht hinter dem Leitartikel als Vorurteil, Dummheit, Heuchelei und Geschwätz? Und wenn diese vier zusammentreffen, machen sie eine fürchterliche Macht aus und bilden die neue autoritäre Gewalt.
In früheren Zeiten hatten die Menschen die Folter. Jetzt haben sie die Presse. Gewiss, das ist ein Fortschritt. Aber es ist doch noch sehr schlimm und demoralisierend. Jemand – war es Burke? – hat den Journalismus den vierten Stand genannt. Das war seinerzeit ohne Frage wahr. Aber in unserer Zeit ist er tatsächlich der einzige Stand. Er hat die andern drei aufgefressen. Der weltliche Adel sagt nichts, die Bischöfe haben nichts zu sagen, und das Haus der Gemeinen hat nichts zu sagen und sagt es. Der Journalismus beherrscht uns. In Amerika ist der Präsident vier Jahre am Regiment, und der Journalismus herrscht für immer und ewig. Zum Glück hat in Amerika der Journalismus seine Herrschaft bis zur äussersten Roheit und Brutalität getrieben. Als natürliche Folge hat er angefangen, einen Geist der Auflehnung hervorzurufen. Man lacht über ihn oder wendet sich mit Ekel ab, je nach dem Temperament. Aber er ist nicht mehr die tatsächliche Macht, die er war. Man nimmt ihn nicht ernst. Bei uns spielt der Journalismus, da er, von einigen bekannten Fällen abgesehen, nicht solche Exzesse der Gemeinheit begangen hat, noch eine grosse Rolle und ist eine tatsächlich bedeutende Macht. Die Tyrannei, die er über das Privatleben der Menschen ausüben möchte, scheint mir ganz ausserordentlich zu sein. Sie kommt daher, dass das Publikum eine unersättliche Neugier hat, alles zu wissen, es sei denn das Wissenswerte. Der Journalismus, dem diese Tatsache bekannt ist, befriedigt die Nachfrage, wie es der Kaufmann eben zu tun pflegt. In früheren Jahrhunderten nagelte das Publikum den Journalisten die Ohren an die Pumpe. Das war recht hässlich. In unserm Jahrhundert nageln die Journalisten ihr eigenes Ohr ans Schlüsselloch. Das ist weit übler. Und was den Unfug verschlimmert, ist die Tatsache, dass die Journalisten, die am meisten Tadel verdienen, nicht die Spassmacher sind, die für die Klatschblätter schreiben. Am schädlichsten sind die ernsthaften und gedankenschweren Journalisten, die feierlich, wie es jetzt ihre Gepflogenheit ist, einen Vorfall aus dem Privatleben eines grossen Staatsmannes, eines Mannes, der der Träger eines politischen Gedankens und der Schöpfer einer politischen Macht ist, vor die Augen des Publikums zerren und es einladen, den Vorfall zu erörtern, in der Sache seine Autorität geltend zu machen, seine Ansicht zu äussern, und nicht bloss zu äussern, sondern sie auch in Handlung umzusetzen, dem Mann gegenüber in allen anderen Sachen, und nicht nur ihm, auch seiner Partei, seinem Lande gegenüber den Diktator zu spielen, kurz, sich lächerlich, lästig und schädlich zu machen. Aus dem Privatleben von Männern und Frauen sollte dem Publikum nichts mitgeteilt werden. Es geht das Publikum durchaus nichts an. In Frankreich sieht es um diese Dinge besser aus. Da ist es nicht statthaft, dass die Einzelheiten der Verhandlungen in Ehescheidungsprozessen zum Vergnügen oder zur Lästersucht des Publikums veröffentlicht werden. Das Publikum darf nichts weiter erfahren, als dass die Scheidung auf Grund des Antrages des einen oder des anderen der beiden Gatten oder beider ausgesprochen wurde. In Frankreich wird tatsächlich der Journalist beschränkt und dem Künstler fast vollkommene Freiheit gewährt. In England hat der Journalist absolute Freiheit, und der Künstler wird völlig beschränkt. Die englische öffentliche Meinung, das muss gesagt werden, sucht den Mann, der tatsächlich Schönes erzeugt, zu fesseln und zu hindern und zu verkrüppeln, und zwingt den Journalisten Dinge breitzutreten, die hässlich und widerwärtig und empörend sind, so dass wir die ernsthaftesten Journalisten der Welt und die unanständigsten Zeitungen haben. Es ist keine Uebertreibung, von Zwang zu sprechen. Es gibt möglicherweise einige Journalisten, denen die Veröffentlichung hässlicher Dinge Vergnügen macht, oder die so arm sind, dass sie auf der Lauer nach Skandalen liegen, die eine Art dauernde Einkommensgrundlage bilden. Aber es gibt nach meiner Ueberzeugung andere Journalisten, gebildete und wohlerzogene Männer, denen die Veröffentlichung dieser Dinge wirklich zuwider ist, die wissen, dass es unrecht ist, es zu tun, und die es nur tun, weil die ungesunden Verhältnisse, unter denen sie ihrer Beschäftigung nachgehen, sie zwingen, dem Publikum das zu liefern, was das Publikum haben will, und mit anderen Journalisten zu wetteifern, um dem rohen Appetit der Leute möglichst viel und möglichst Starkes zu liefern. Es ist eine sehr entwürdigende Stellung für jeden gebildeten Menschen, und ich zweifle nicht, dass die meisten es lebhaft empfinden.
Wir wollen indessen diese wirklich schmutzige Seite der Sache verlassen und zu der Frage der Volksherrschaft in Sachen der Kunst zurückkehren, worunter ich die öffentliche Meinung verstehe, die dem Künstler die Form vorschreibt, die er anwenden soll, und die Art und Weise, wie er es tun soll, und das Material, mit dem er arbeiten soll. Ich habe gesagt, dass die Künste in England am besten daran sind, an denen das Publikum kein Interesse nimmt. Am Drama jedoch nimmt es Interesse, und da in den letzten zehn oder fünfzehn Jahren im Drama gewisse Fortschritte erreicht worden sind, ist es wichtig, festzustellen, dass dieser Fortschritt ganz und gar einigen individuellen Künstlern zu verdanken ist, die es ablehnten, die Geschmacklosigkeit der Menge zu ihrer Norm zu machen und die Kunst als blosse Sache von Angebot und Nachfrage zu betrachten. Mit seiner glänzenden und lebendigen Persönlichkeit, mit einem Stil, der tatsächlich farbenprächtig ist, mit seiner ungewöhnlichen Macht nicht zu blosser Nachahmung, sondern zu phantasievoller und geistesstarker Schöpfung hätte Herr Irving, wenn sein einziger Zweck gewesen wäre, dem Publikum zu Willen zu sein, die gemeinsten Stücke in der gemeinsten Manier spielen können und hätte dabei soviel Erfolg und Geld eingeheimst, als jemand irgend verlangen kann. Aber das war nicht sein Zweck. Sein Zweck war, seine eigene Vollkommenheit als Künstler unter bestimmten Bedingungen und in einer bestimmten Kunstform zu verwirklichen. Zuerst wandte er sich an die wenigen: jetzt hat er die vielen erzogen. Er hat im Publikum Geschmack und Temperament gebildet. Das Publikum würdigt seinen künstlerischen Erfolg ungemein. Ich frage mich indessen oft, ob das Publikum es weiss, dass dieser Erfolg lediglich der Tatsache zu verdanken ist, dass er nicht ihren Massstab anlegte, sondern seinen eigenen durchsetzte. Mit ihrem Massstab wäre das Lyceum-Theater eine Bude zweiten Ranges geworden, wie es einige populäre Theater in London zur Zeit sind. Ob sie es wissen oder nicht, es bleibt jedenfalls Tatsache, dass bis zu einem gewissen Grad im Publikum Geschmack und Temperament ausgebildet worden sind und dass das Publikum die Anlage hat, diese Eigenschaften aus sich zu entwickeln. Das Problem ist also: warum bekommt das Publikum nicht mehr Kultur? Es hat die Anlage. Was steht im Wege?
Was im Wege steht, noch einmal sei es gesagt, ist ihr Verlangen, über Künstler und Kunstwerke eine autoritäre Gewalt auszuüben. In manche Theater, wie das Lyceum- und das Haymarket-Theater, scheint das Publikum in geeigneter Verfassung zu kommen. In diesen beiden Theatern hat es individuelle Künstler gegeben, denen es gelungen ist, in ihrem Zuhörerkreis – jedes Londoner Theater hat seinen eigenen Zuhörerkreis – das Temperament zu erzeugen, an das die Kunst sich wendet. Was für ein Temperament ist das nun? Es ist das Temperament der Empfänglichkeit. Das ist alles.
Wenn jemand an ein Kunstwerk mit dem Verlangen herantritt, irgend eine autoritäre Gewalt darüber oder über den Künstler auszuüben, so ist er von einem Geist besessen, der ihn unfähig macht, überhaupt irgend welchen künstlerischen Eindruck zu empfangen. Das Kunstwerk muss den Betrachter überwältigen: der Betrachter darf nicht das Kunstwerk überwältigen. Der Betrachter muss empfänglich sein. Er muss das Instrument sein, auf dem der Meister spielen soll. Und je vollständiger er seine eigenen albernen Ansichten, seine eigenen törichten Vorurteile, seine eigenen dummen Ideen über das, was die Kunst sein soll und nicht sein soll, unterdrücken kann, um so geeigneter ist er, das Kunstwerk zu verstehen und zu würdigen. Das ist natürlich im Fall der Männer und Frauen, die das gewöhnliche Theaterpublikum bilden, ganz selbstverständlich. Aber es gilt ebensosehr für die sogenannten Gebildeten. Denn die Ideen eines Gebildeten über die Kunst sind natürlich aus dem genommen, was die Kunst gewesen ist, wohingegen das neue Kunstwerk dadurch schön ist, dass es ist, was die Kunst nie gewesen ist, und wer es mit dem Massstab des Vergangenen misst, legt einen Massstab an, auf dessen Ueberwindung gerade seine Vollkommenheit beruht. Ein Temperament, das die Gabe hat, vermittelst der Phantasie und im Reiche der Phantasie neue und schöne Eindrücke aufzunehmen, ist das einzige Temperament, das ein Kunstwerk würdigen kann. Und wenn dies für den Fall der Würdigung der Skulptur und Malerei gilt, so gilt es noch mehr für die Würdigung solcher Künste wie das Drama. Denn ein Gemälde oder eine Statue liegen nicht in Krieg mit der Zeit. Das Nacheinander der Zeit spielt bei ihnen keine Rolle. In einem Moment kann ihre Einheit erfasst werden. Mit der Literatur steht es anders. Es ist Zeit erforderlich, bevor die Einheit der Wirkung erreicht ist. Und so kann im Drama im ersten Akt des Stückes etwas vorfallen, dessen wahre künstlerische Bedeutung dem Zuschauer erst im dritten oder vierten Akt aufgeht. Soll da der alberne Kerl ärgerlich werden und schimpfen und das Stück stören und die Künstler belästigen? Nein. Der ehrenwerte Mann soll ruhig sitzen und die köstlichen Gefühle des Staunens, der Erwartung und der Spannung in sich erfahren. Er soll nicht ins Theater gehen, um seine triviale Laune zu verderben. Er soll ins Theater gehen, um eine künstlerische Stimmung zu verwirklichen. Er soll ins Theater gehen, um eine künstlerische Stimmung, ein künstlerisches Temperament zu gewinnen. Er ist nicht der Richter des Kunstwerks. Er ist einer, der zur Betrachtung des Kunstwerks zugelassen ist und dem es, wenn das Werk schön ist, vergönnt ist, in seiner Betrachtung all den Ichwahn, der ihn quält, zu vergessen – den Ichwahn seiner Unwissenheit und den Ichwahn seiner Bildung. Diese Besonderheit des Dramas ist, glaube ich, noch kaum genug beachtet worden. Ich kann mir wohl vorstellen, dass, wenn „Macbeth“ zum erstenmal vor einem modernen Londoner Publikum, gespielt würde, viele Anwesende die Einführung der Hexen im ersten Akt mit ihrer grotesken Redeweise und ihren lächerlichen Worten streng und entschieden tadeln würden. Aber wenn das Stück vorbei ist, dann merkt man, dass das Gelächter der Hexen in „Macbeth“ so schrecklich ist wie das Gelächter des Wahnsinns in „Lear“ und schrecklicher als das Gelächter Jagos in der Tragödie des Mohren. Kein Kunstbetrachter braucht die Stimmung der Empfänglichkeit vollendeter als der Zuschauer im Schauspiel. In dem Augenblick, wo er Autorität auszuüben sucht, wird er der erklärte Feind der Kunst und seiner selbst. Die Kunst macht sich nichts daraus. Er aber leidet darunter.
Mit dem Roman steht es ebenso. Die Autorität der Menge und die Anerkennung dieser Autorität sind verhängnisvoll. Thackerays „Esmond“ ist ein schönes Kunstwerk, weil er es zu seiner eigenen Lust schrieb. In seinen anderen Romanen, in „Pendennis“, in „Philip“ und sogar manchmal in „Vanity fair“ denkt er zu sehr ans Publikum und verdirbt sein Werk, indem er direkt an die Sympathien des Publikums appelliert, oder sich direkt über es lustig macht. Ein wahrer Künstler nimmt keinerlei Notiz vom Publikum. Das Publikum existiert nicht für ihn. Er hat keinen Mohnkuchen oder Honigkuchen, um damit dem Ungeheuer Schlaf oder angenehme Stimmung zu geben. Er überlässt das dem Verfasser populärer Romane. Einen Dichter unvergleichlicher Romane haben wir jetzt in England: George Meredith. Frankreich hat grössere Künstler, aber Frankreich hat keinen, dessen Lebensanschauung so umfassend, so mannigfaltig, so überwältigend wahr ist. Es gibt Erzähler in Russland, deren Sinn für die Bedeutung von Qual und Leiden für die erzählende Dichtung lebhafter ausgebildet ist. Aber er ist der Philosoph der Romandichtung. Seine Gestalten leben nicht nur, sie leben im Geiste. Man kann sie von unendlich vielen Standpunkten aus sehen. Sie sind suggestiv. Es ist Seele in ihnen und um sie. Sie sind aufschliessend und symbolisch. Und der sie geschaffen hat, diese wundervollen, beweglichen Gestalten, schuf sie zu seiner eigenen Lust und hat das Publikum nie gefragt, was sie haben wollten, hat dem Publikum nie erlaubt, ihm Vorschriften zu machen oder ihn irgendwie zu beeinflussen, sondern er hat seine eigene Persönlichkeit immer intensiver herausgebildet und hat sein eigenes individuelles Werk geschaffen. Zuerst kam niemand zu ihm. Das machte nichts aus. Dann kamen die wenigen. Das änderte ihn nicht. Jetzt sind die vielen gekommen. Er ist derselbe geblieben. Er ist ein unvergleichlicher Dichter.
Mit den dekorativen Künsten steht es nicht anders. Das Publikum klammerte sich mit wirklich pathetischer Zähigkeit an das, was ich für die unmittelbaren Ueberlieferungen der grossen Weltausstellung internationaler Gewöhnlichkeit halte, an Ueberlieferungen, die so schauderhaft waren, dass die Häuser, in denen die Leute lebten, nur für Blinde zum Wohnen geeignet waren. Man fing an, schöne Dinge zu machen, schöne Farben kamen aus den Händen des Färbers, schöne Muster aus dem Hirn des Künstlers, und der Nutzen schöner Dinge und ihr Wert und ihre Bedeutung wurden dargetan. Das Publikum war wirklich sehr aufgebracht. Es wurde wütend. Es sagte Albernheiten. Niemand kehrte sich daran. Niemand war weniger wert. Niemand fügte sich der Autorität der öffentlichen Meinung. Und jetzt ist es fast unmöglich, in ein modernes Haus zu kommen, ohne an irgend einer Stelle den guten Geschmack und den Wert schönen Wohnens anerkannt zu sehen; überall finden sich Anzeichen, dass man weiss, was Schönheit ist. In der Tat sind heutzutage in der Regel die Wohnungen der Leute ganz reizend. Die Leute sind bis zu sehr hohem Grade zivilisiert worden. Loyalerweise muss indessen festgestellt werden, dass der ausserordentliche Erfolg der Revolution in der Wohnungsdekoration, der Möblierung und dergleichen nicht in Wirklichkeit dem Umstand zu verdanken ist, dass die Mehrheit des Publikums einen sehr feinen Geschmack in diesen Dingen bekommen hat. Er war hauptsächlich dem Umstand zu verdanken, dass die Handwerker von solcher Freude erfüllt wurden, schöne Dinge machen zu können, und dass ein so lebhaftes Gefühl von der Hässlichkeit und Gemeinheit dessen in ihnen wach wurde, was das Publikum früher verlangt hatte, dass sie das Publikum mit seinem Geschmack einfach aushungerten. Es wäre zurzeit ganz unmöglich, ein Zimmer so einzurichten, wie es vor einigen Jahren noch eingerichtet wurde, ohne dass man jedes Stück auf einer Versteigerung von alten Möbeln erstände, die aus einem Logierhaus dritten Ranges stammen. Die Sachen werden nicht mehr gemacht. So sehr sie sich dagegen stemmen, die Leute müssen heute schöne Dinge um sich haben. Zu ihrem Glück ging ihr Anspruch auf Autorität in diesen Kunstdingen völlig in die Brüche.
Es ist also offenbar, dass alle Autorität in diesen Dingen von Uebel ist. Die Leute fragen manchmal, unter welcher Regierungsform der Künstler am besten lebe. Auf diese Frage gibt es nur eine Antwort. Die Regierungsform, die für den Künstler am geeignetsten ist, ist: überhaupt keine Regierung. Autoritäre Gewalt über ihn und seine Kunst ist lächerlich. Es ist behauptet worden, in Despotien hätten Künstler schöne Werke geschaffen. Das stimmt so nicht ganz. Künstler haben Despoten besucht, nicht als Untertanen, die tyrannisiert wurden, sondern als wandernde Wundermänner, als Vagabunden mit bezaubernder Persönlichkeit, die man bewirtete und beschenkte und in Frieden leben und schaffen liess. Es ist das zugunsten des Despoten zu sagen, dass er, der ein Individuum ist, Kultur haben kann, während der Pöbel, der ein Ungeheuer ist, keine hat. Wer Kaiser oder König ist, kann sich bücken, um einem Maler den Pinsel aufzuheben, aber wenn die Demokratie sich bückt, geschieht es nur, um mit Schmutz zu werfen. Und dabei braucht sich doch die Demokratie nicht so tief hinunterzubücken wie der Kaiser. Wenn sie mit Schmutz werfen wollen, brauchen sie sich sogar gar nicht zu bücken. Aber es ist nicht nötig, den Monarchen vom Pöbel zu trennen, alle autoritäre Gewalt ist gleich schlecht.
Es gibt drei Arten von Despoten. Erstens den Despoten, der die Gewalt über den Körper ausübt. Zweitens den Despoten, der die Gewalt über die Seele ausübt. Drittens den Despoten, der zugleich über Seele und Leib die Gewalt ausübt. Der erste heisst der Fürst. Der zweite heisst der Papst. Der dritte heisst das Volk. Der Fürst kann gebildet sein. Viele Fürsten waren es. Doch der Fürst ist gefährlich. Man muss an Dante auf dem bittern Fest von Verona denken, an Tasso in der Tobsuchtszelle Ferraras. Es ist für den Künstler besser, nicht mit Fürsten zu leben. Der Papst kann gebildet sein. Viele Päpste sind es gewesen; die schlechten Päpste sind es gewesen. Die schlechten Päpste liebten die Schönheit fast so leidenschaftlich, ja sogar mit derselben Leidenschaft wie die guten Päpste das Denken hassten. Den schlechten Päpsten dankt die Menschheit vieles. Die guten Päpste haben eine furchtbare Schuld gegen die Menschheit auf dem Gewissen. Obwohl der Vatikan die Rhetorik seiner Donner behalten und die Rute seiner Blitze verloren hat, ist es doch besser für Künstler, nicht mit Päpsten zu leben. Es war ein Papst, der von Cellini zu einem Kardinalskonklave sagte, das gemeine Recht und die gemeine Autorität seien für Männer, wie er, nicht gemacht; aber es war auch ein Papst, der Cellini ins Gefängnis warf und ihn darin liess, bis sein Geist in Raserei verfiel und er unwirkliche Visionen hatte und die goldene Sonne in sein Gemach treten sah und sich so in sie verliebte, dass er zu entfliehen suchte und von Turm zu Turm kletterte und bei Sonnenaufgang schwindlig hinabfiel und schwer zu Schaden kam. Ein Winzer fand ihn, bedeckte ihn mit Weinblättern und fuhr ihn in einem Karren zu einem, der schöne Dinge liebte und ihn pflegte. Päpste sind gefährlich. Und das Volk – was ist von ihm und seiner Herrschaft zu sagen? Vielleicht hat man von ihm und seiner Herrschaft genug gesprochen. Seine Herrschaft ist ein blindes, taubes, scheussliches, groteskes, tragisches, spasshaftes, ernsthaftes und schmutziges Ding. Es ist für den Künstler unmöglich, mit dem Volke zu leben. Alle Despoten bestechen. Das Volk besticht und ist brutal. Wer hat sie zur Herrschaft berufen? Sie waren bestimmt: zu leben, zu lauschen, zu lieben. Ihnen ist grosses Unrecht geschehen. Sie haben sich Schaden getan durch Nachahmung Geringerer. Sie haben das Szepter des Fürsten ergriffen. Wie sollten sie es handhaben können? Sie haben sich die dreifache Krone des Papstes aufgesetzt. Wie sollten sie die Last tragen können? Sie sind wie ein Clown mit gebrochenem Herzen. Sie sind ein Priester mit noch ungeborener Seele. Alle, die die Schönheit lieben, mögen Mitleid mit ihnen haben. Wenn sie schon die Schönheit nicht lieben, mögen sie doch selbst Mitleid mit sich haben. Wer lehrte sie das Handwerk der Tyrannen?
Es gibt noch viele Dinge, die zu sagen wären. Man könnte zeigen, wie die Renaissance gross war, weil sie kein soziales Problem zu lösen suchte und sich nicht mit solchen Dingen abgab, aber dem Individuum erlaubte, sich frei, schön und natürlich zu entfalten, und so grosse und individuelle Menschen hatte. Man könnte zeigen, wie Ludwig XIV. dadurch, dass er den modernen Staat schuf, den Individualismus des Künstlers zerstörte und bewirkte, dass die Dinge in der Eintönigkeit ihrer Wiederholung schauderhaft wurden und verächtlich in ihrer Fügsamkeit unter die Regel, und im ganzen Frankreich die entzückenden Freiheiten des Ausdrucks zerstörte, die das Ueberlieferte in Schönheit neu gemacht und neue Formen in Einklang mit der Antike geschaffen hatten. Aber das Vergangene ist ohne Bedeutung. Das Gegenwärtige ist ohne Bedeutung. Wir haben es mit der Zukunft zu tun. Denn die Vergangenheit ist, was der Mensch nicht hätte sein sollen. Die Gegenwart ist, was der Mensch nicht sein sollte. Die Zukunft ist, was Künstler sind.
Es wird natürlich gesagt werden, ein solcher Plan, wie er hier vorgebracht ist, sei ganz unpraktisch und gehe gegen die Natur des Menschen. Das ist völlig wahr. Er ist unpraktisch und er geht gegen die Natur des Menschen. Darum verdient er es, durchgeführt zu werden, und darum schlägt man ihn vor. Denn was ist ein praktischer Plan? Ein praktischer Plan ist entweder ein Plan, der bereits besteht, oder ein Plan, der unter den bestehenden Verhältnissen durchgeführt werden könnte. Aber gerade gegen die bestehenden Verhältnisse wendet man sich; und jeder Plan, der sich in diese Verhältnisse fügen könnte, ist schlecht und töricht. Mit den Verhältnissen wird aufgeräumt werden, und die Natur des Menschen wird sich ändern. Das einzige, was man von der Natur des Menschen wirklich weiss, ist, dass sie sich ändert. Veränderung ist die Eigenschaft, die wir von ihr aussagen können. Die Systeme, die fehlschlagen, sind die, die auf die Konstanz der menschlichen Natur bauen, anstatt auf ihr Wachstum und ihre Entwicklung. Der Irrtum Ludwigs XIV. war, dass er glaubte, die Natur des Menschen werde immer dieselbe bleiben. Das Ergebnis seines Irrtums war die französische Revolution. Ein wundervolles Ergebnis. Alle Ergebnisse der Irrtümer der Regierungen sind ganz wundervoll.
Es ist auch zu beachten, dass, wenn der Individualismus zum Menschen kommen soll, dazu kein schwächliches Pfaffengeschwätz über die Pflicht verhilft, worunter lediglich das Tun zu verstehen ist, das andere Leute haben wollen, weil sie es haben wollen; und ebensowenig das widerliche Pfaffengeschwätz von Selbstaufopferung, die bloss ein Ueberrest des Brauchs der Wilden ist, sich zu verstümmeln. In der Tat kommt er mit gar keinen Forderungen und Ansprüchen zum Menschen. Er kommt natürlich und unvermeidlich aus dem Menschen heraus. Er ist der Punkt, zu dem alle Entwicklung hindrängt. Er ist die Differenzierung, der alle Organismen entgegenwachsen. Er ist die Vollkommenheit, die in jeder Form des Lebens darin steckt und zu der jede Form des Lebens unterwegs ist. Und so übt der Individualismus keinen Zwang auf den Menschen aus. Er sagt im Gegenteil zum Menschen, er solle keinen Zwang über sich dulden. Er versucht nicht, die Menschen zum Guten zu zwingen. Er weiss, dass die Menschen gut sind, wenn man sie in Ruhe lässt. Der Mensch wird den Individualismus aus sich heraus entwickeln. Der Mensch ist jetzt dabei, den Individualismus so zu entwickeln. Fragen, ob der Individualismus praktisch ist, heisst fragen, ob die Entwicklung praktisch ist. Entwicklung ist das Gesetz des Lebens, und es gibt keine Entwicklung, die nicht zum Individualismus drängte. Wo diese Tendenz keinen Ausdruck gefunden hat, da handelt es sich um einen Fall von künstlich unterdrücktem Wachstum oder von Krankheit oder von Tod.
Der Individualismus wird ferner uneigennützig und ungeziert sein. Es ist schon gesagt worden, dass es eine Folge der aussergewöhnlichen Tyrannei der Autorität ist, dass der eigentliche und einfache Sinn der Worte völlig verdreht wird und dass sie dazu benutzt werden, das Gegenteil ihrer wahren Bedeutung auszudrücken. Was von der Kunst gilt, trifft ebenso auf das Leben zu. Ein Mann wird heutzutage geziert genannt, wenn er sich kleidet, wie es ihm gefällt, sich zu kleiden. Aber wenn er das tut, handelt er völlig natürlich. Geziertheit in diesen Dingen ist es, wenn einer sich in seiner Kleidung nach den Ansichten seiner Mitmenschen richtet, die, da sie die Ansichten der Mehrheit sind, wahrscheinlich äusserst einfältig sind. Oder jemand wird selbstsüchtig genannt, wenn er auf eine Art lebt, die ihn für die volle Verwirklichung seiner eigenen Persönlichkeit die geeignetste dünkt; wenn tatsächlich das erste Ziel seines Lebens die Entwicklung seines Selbst ist. Aber das ist die Art, wie jedermann leben sollte. Selbstsucht heisst nicht: so leben, wie man zu leben wünscht; sie heisst: von andern verlangen, so zu leben, wie man zu leben wünscht. Und Uneigennützigkeit heisst: andrer Menschen Leben in Ruhe lassen, sich nicht hineinmischen. Die Selbstsucht strebt immer danach, um sich herum eine absolute Gleichförmigkeit des Typus zu erzeugen. Die Uneigennützigkeit erblickt in der unendlichen Mannigfaltigkeit des Typus ein köstliches Ding, akzeptiert sie, beruhigt sich dabei und freut sich darüber. Es ist nicht selbstsüchtig, auf seine Art zu denken. Wer nicht auf seine Art denkt, denkt überhaupt nicht. Es ist grobe Selbstsucht, von seinem Mitmenschen zu verlangen, er solle auf dieselbe Art denken und dieselben, Ansichten haben. Warum sollte er? Wenn er denken kann, wird er wahrscheinlich anders denken. Wenn er nicht denken kann, ist es ungeheuerlich, irgendwelche Gedanken von ihm zu verlangen. Eine rote Rose ist nicht selbstsüchtig, weil sie eine rote Rose sein will. Sie wäre furchtbar selbstsüchtig, wenn sie verlangte, alle andern Blumen im Garten sollten rot und Rosen sein. Im Reiche des Individualismus werden die Menschen ganz natürlich und völlig uneigennützig sein, und werden den Sinn der Worte verstehen und ihn in ihrem freien, schönen Leben verwirklichen. Die Menschen werden nicht egoistisch sein, wie sie es heute sind. Denn Egoist ist, wer an andere Ansprüche stellt, und der Individualist wird das nicht tun wollen. Es wird ihm kein Vergnügen machen. Wenn der Mensch den Individualismus verwirklicht hat, wird er auch das Mitgefühl verwirklichen und es frei und ungehemmt walten lassen. Bis jetzt hat der Mensch das Mitgefühl überhaupt kaum geübt. Er hat bloss Mitgefühl mit Leiden, und das ist nicht die höchste Form des Mitgefühls. Jedes Mitgefühl ist schön, aber Mitleid ist die niedrigste Form. Es ist mit Egoismus durchsetzt. Es kann leicht krankhaft werden. Es liegt in ihm ein gewisses Element der Angst um unsere eigene Sicherheit. Wir fürchten, wir selbst könnten so werden, wie der Aussätzige oder der Blinde, und es kümmerte sich dann niemand um uns. Es ist auch seltsam beschränkt. Man sollte mit der Ganzheit des Lebens mitfühlen, nicht bloss mit den Wunden und Krankheiten des Lebens, sondern mit der Freude und Schönheit und Kraft und Gesundheit und Freiheit des Lebens. Je umfassender das Mitgefühl ist, um so schwerer ist es natürlich. Es erfordert mehr Uneigennützigkeit. Jeder kann die Leiden eines Freundes mitfühlen, aber es erfordert eine sehr vornehme Natur – es erfordert eben die Natur eines wahren Individualisten – den Erfolg eines Freundes mitzufühlen. In dem Gedränge der Konkurrenz und dem Ellbogenkampf unserer Zeit ist solches Mitgefühl natürlich selten und wird auch sehr erstickt durch das unmoralische Ideal der Gleichförmigkeit des Typus und der Fügsamkeit unter die Regel, das überall so sehr vorherrscht und vielleicht am schädlichsten in England ist.
Mitleid wird es natürlich immer geben. Es ist einer der ersten Instinkte des Menschen. Die Tiere, die individuell sind, das heisst die höheren Tiere, haben es wie wir. Aber man muss sich vergegenwärtigen, dass – während die Mitfreude die Summe der Freude, die es in der Welt gibt, erhöht – das Mitleid die Menge des Leidens nicht wirklich vermindert. Es kann den Menschen in stand setzen, das Uebel besser zu ertragen, aber das Uebel bleibt. Mitleid mit Schwindsüchtigen heilt die Schwindsucht nicht; das tut die Wissenschaft. Und wenn der Sozialismus das Problem der Armut und die Wissenschaft das Problem der Krankheit gelöst hat, wird das Gebiet der Sentimentalen kleiner geworden sein, und das Mitgefühl der Menschen wird umfassend, gesund und verschwenderisch sein. Der Mensch wird froh sein, wenn er das freudige Leben der andern betrachtet.
Denn die Freude ist es, die den Individualismus der Zukunft zur Entwicklung bringen wird. Christus machte keinen Versuch, die Gesellschaft neu aufzubauen, und daher konnte der Individualismus, den er dem Menschen predigte, nur durch Leiden oder in Einsamkeit erreicht werden. Die Ideale, die wir Christus verdanken, sind die Ideale des Menschen, der die Gesellschaft gänzlich verlässt oder des Menschen, der sich der Gesellschaft völlig widersetzt. Aber der Mensch ist gesellig von Natur. Selbst die Thebais ist schliesslich besiedelt worden. Und wenn schon der Klostermönch seine Persönlichkeit verwirklicht, oft ist es doch eine verarmte Persönlichkeit, die er so verwirklicht. Andrerseits übte die schreckliche Wahrheit, dass das Leiden eine Form ist, durch die der Mensch sich verwirklichen kann, eine zauberische, wundervolle Gewalt über die Welt aus. Seichte Redner und seichte Denker schwatzen auf Kanzeln und Tribünen oft von dem Kultus des Genusses in der Welt und jammern darüber. Aber es ist in der Geschichte der Welt selten, dass ihr Ideal eines der Freude und Schönheit gewesen ist. Der Kultus des Leidens hat weit öfter die Welt beherrscht. Das Mittelalter, mit seinen Heiligen und Märtyrern, seiner Liebe zur selbsteigenen Marter, seiner wilden Leidenschaft, sich selbst zu verwunden, mit seinen Messerstichen und seinen Geisselhieben – das Mittelalter ist das wahre Christentum und der mittelalterliche Christus ist der wahre Christus. Als die Renaissance über der Welt tagte und die neuen Ideale der Schönheit und der Freude des Lebens mit sich brachte, konnten die Menschen Christus nicht verstehen. Selbst die Kunst zeigt es uns. Die Maler der Renaissance stellten Christus als kleinen Knaben dar, wie er in einem Palast oder einem Garten mit einem andern Knaben spielte, oder wie er in den Armen seiner Mutter lag und ihr oder einer Blume oder einem glänzenden Vogel zulächelte; oder als edle, majestätische Gestalt, die adlig durch die Welt ging; oder als wundervolle Gestalt, die in einer Art Ekstase aus dem Tod sich zum Leben erhob. Selbst wenn sie ihn am Kreuze darstellten, zeigten sie ihn als schönen Gott, dem böse Menschen das Leiden auferlegt hatten. Aber er ging ihnen nicht sehr nahe. Sie entzückte es, wenn sie die Männer und Frauen malen konnten, die sie bewunderten, wenn sie den Reiz dieser reizenden Erde zeigen konnten. Sie malten viele religiöse Bilder – tatsächlich malten sie viel zu viele, und die Eintönigkeit des Typus und des Motivs ist ermüdend und war von Uebel für die Kunst. Sie kam von der Autorität des Publikums in Sachen der Kunst und ist zu beklagen. Aber ihre Seele war nicht dabei. Raffael war ein grosser Künstler, als er sein Papstbildnis malte. Als er seine Madonnen und Christusknaben malte, war er durchaus kein grosser Künstler. Christus hatte der Renaissance nichts zu sagen, die wundervoll war, weil sie ein Ideal brachte, das ein anderes war als seines, und wenn wir die Darstellung des wirklichen Christus finden wollen, müssen wir uns an die Kunst des Mittelalters wenden. Da ist er ein Gemarterter und Verwundeter; einer, der nicht lieblich anzusehen ist, weil Schönheit eine Freude ist; einer, der kein schönes Gewand anhat, weil das auch eine Freude sein kann: er ist ein Bettler mit einer strahlenden Seele; er ist ein Aussätziger mit göttlicher Seele; er braucht nicht Eigentum noch Gesundheit; er ist ein Gott, der seine Vollendung durch Schmerzen verwirklicht.
Die Entwicklung des Menschen ist langsam. Die Ungerechtigkeit der Menschen ist gross. Es war notwendig, dass das Leiden als Form der Selbstverwirklichung hingestellt wurde. Selbst jetzt ist an manchen Punkten der Welt die Botschaft Christi notwendig. Niemand, der im modernen Russland lebt, kann seine Vollkommenheit erreichen, es sei denn durch Leiden. Ein paar russische Künstler haben sich in der Kunst verwirklicht, in Romanen, die im Charakter mittelalterlich sind, denn ihr vorherrschender Zug ist die Verwirklichung der Menschen durch das Leiden. Aber für die andern, die keine Künstler sind, und für die es keine andere Form des Lebens gibt als das tatsächliche Leben der Wirklichkeit, ist das Leiden das einzige Tor zur Vollendung. Ein Russe, der sich unter dem gegenwärtigen Regierungssystem in Russland glücklich fühlt, muss entweder glauben, dass der Mensch keine Seele hat, oder dass sie, wenn er eine hat, nicht wert ist, sich zu entfalten. Ein Nihilist, der alle Autorität verwirft, weil er weiss, dass die Autorität von Uebel ist, und der alles Leiden begrüsst, weil er dadurch seine Persönlichkeit verwirklicht, ist ein wirklicher Christ. Ihm ist das christliche Ideal zur Wahrheit geworden.
Und doch lehnte sich Christus nicht gegen die Obrigkeit auf. Er fügte sich der autoritären Gewalt des römischen Kaiserreichs und zahlte Tribut. Er duldete die geistliche Gewalt der jüdischen Kirche und wollte ihrer Gewalt nicht mit eigener Gewalt begegnen. Er hatte, wie ich vorhin sagte, keinen Plan für einen Neubau der Gesellschaft. Aber die moderne Welt hat solche Pläne. Sie schlägt vor, die Armut und das Elend, das sie mit sich bringt, abzuschaffen. Sie will das Leiden loswerden und das Elend, das es mit sich bringt. Sie hat sich den Sozialismus und die Wissenschaft als Methoden gewählt. Was sie erstrebt, ist ein Individualismus, der sich durch die Freude zum Ausdruck bringt. Dieser Individualismus wird umfassender, völliger, reizender sein als je einer gewesen ist. Das Leiden ist nicht die letzte Form der Vollendung. Es ist nur vorläufig und ein Protest. Es entsteht in schlechten, ungesunden, ungerechten Zuständen. Wenn das Uebel und die Krankheit und die Ungerechtigkeit entfernt sind, hat es keine Stätte mehr. Es hat dann sein Werk getan. Es war ein gewaltiges Werk, aber es ist beinahe vorüber. Sein Gebiet wird von Tag zu Tag kleiner.
Und der Mensch wird es nicht entbehren. Denn wonach der Mensch gesucht hat, das ist wahrhaftig nicht Leiden und nicht Lust, sondern einfach Leben. Der Mensch hat danach gesucht, intensiv, völlig, vollkommen zu leben. Wenn er das tun kann, ohne gegen andere Zwang zu üben oder ihn je zu dulden, und wenn all seine Betätigungen ihm lustvoll sind, dann wird er gesünder und kraftvoller sein, mehr Kultur haben, mehr er selbst sein. Lust ist das Siegel der Natur, ihr Zeichen der Zustimmung. Wenn der Mensch glücklich ist, dann ist er in Harmonie mit sich selbst und seiner Umgebung. Der neue Individualismus, in dessen Diensten der Sozialismus, ob er es will oder nicht, am Werke ist, wird vollendete Harmonie sein. Er wird sein, wonach die Griechen suchten, was sie aber, ausser im Geiste, nicht vollständig verwirklichen konnten, weil sie Sklaven hatten und sie ernährten; er wird sein, wonach die Renaissance suchte, was sie aber, ausser in der Kunst, nicht vollständig verwirklichen konnte, weil sie Sklaven hatte und sie hungern liess. Er wird vollständig sein, und durch ihn wird jeder Mensch zu seiner Vollendung kommen. Der neue Individualismus ist der neue Hellenismus.
(Quelle: de.wikisource.org/gemeinfrei)
The Soul of Man under Socialism
by Oscar Wilde, 1891
The chief advantage that would result from the establishment of Socialism is, undoubtedly, the fact that Socialism would relieve us from that sordid necessity of living for others which, in the present condition of things, presses so hardly upon almost everybody. In fact, scarcely anyone at all escapes.
Now and then, in the course of the century, a great man of science, like Darwin; a great poet, like Keats; a fine critical spirit, like M. Renan; a supreme artist, like Flaubert, has been able to isolate himself, to keep himself out of reach of the clamorous claims of others, to stand ‘under the shelter of the wall,’ as Plato puts it, and so to realise the perfection of what was in him, to his own incomparable gain, and to the incomparable and lasting gain of the whole world. These, however, are exceptions. The majority of people spoil their lives by an unhealthy and exaggerated altruism – are forced, indeed, so to spoil them. They find themselves surrounded by hideous poverty, by hideous ugliness, by hideous starvation. It is inevitable that they should be strongly moved by all this. The emotions of man are stirred more quickly than man’s intelligence; and, as I pointed out some time ago in an article on the function of criticism, it is much more easy to have sympathy with suffering than it is to have sympathy with thought. Accordingly, with admirable, though misdirected intentions, they very seriously and very sentimentally set themselves to the task of remedying the evils that they see. But their remedies do not cure the disease: they merely prolong it. Indeed, their remedies are part of the disease.
They try to solve the problem of poverty, for instance, by keeping the poor alive; or, in the case of a very advanced school, by amusing the poor.
But this is not a solution: it is an aggravation of the difficulty. The proper aim is to try and reconstruct society on such a basis that poverty will be impossible. And the altruistic virtues have really prevented the carrying out of this aim. Just as the worst slave-owners were those who were kind to their slaves, and so prevented the horror of the system being realised by those who suffered from it, and understood by those who contemplated it, so, in the present state of things in England, the people who do most harm are the people who try to do most good; and at last we have had the spectacle of men who have really studied the problem and know the life – educated men who live in the East End – coming forward and imploring the community to restrain its altruistic impulses of charity, benevolence, and the like. They do so on the ground that such charity degrades and demoralises. They are perfectly right. Charity creates a multitude of sins.
There is also this to be said. It is immoral to use private property in order to alleviate the horrible evils that result from the institution of private property. It is both immoral and unfair.
Under Socialism all this will, of course, be altered. There will be no people living in fetid dens and fetid rags, and bringing up unhealthy, hunger-pinched children in the midst of impossible and absolutely repulsive surroundings. The security of society will not depend, as it does now, on the state of the weather. If a frost comes we shall not have a hundred thousand men out of work, tramping about the streets in a state of disgusting misery, or whining to their neighbours for alms, or crowding round the doors of loathsome shelters to try and secure a hunch of bread and a night’s unclean lodging. Each member of the society will share in the general prosperity and happiness of the society, and if a frost comes no one will practically be anything the worse.
Upon the other hand, Socialism itself will be of value simply because it will lead to Individualism.
Socialism, Communism, or whatever one chooses to call it, by converting private property into public wealth, and substituting co-operation for competition, will restore society to its proper condition of a thoroughly healthy organism, and insure the material well-being of each member of the community. It will, in fact, give Life its proper basis and its proper environment. But for the full development of Life to its highest mode of perfection, something more is needed. What is needed is Individualism. If the Socialism is Authoritarian; if there are Governments armed with economic power as they are now with political power; if, in a word, we are to have Industrial Tyrannies, then the last state of man will be worse than the first. At present, in consequence of the existence of private property, a great many people are enabled to develop a certain very limited amount of Individualism. They are either under no necessity to work for their living, or are enabled to choose the sphere of activity that is really congenial to them, and gives them pleasure. These are the poets, the philosophers, the men of science, the men of culture – in a word, the real men, the men who have realised themselves, and in whom all Humanity gains a partial realisation. Upon the other hand, there are a great many people who, having no private property of their own, and being always on the brink of sheer starvation, are compelled to do the work of beasts of burden, to do work that is quite uncongenial to them, and to which they are forced by the peremptory, unreasonable, degrading Tyranny of want. These are the poor, and amongst them there is no grace of manner, or charm of speech, or civilisation, or culture, or refinement in pleasures, or joy of life. From their collective force Humanity gains much in material prosperity. But it is only the material result that it gains, and the man who is poor is in himself absolutely of no importance. He is merely the infinitesimal atom of a force that, so far from regarding him, crushes him: indeed, prefers him crushed, as in that case he is far more obedient.
Of course, it might be said that the Individualism generated under conditions of private property is not always, or even as a rule, of a fine or wonderful type, and that the poor, if they have not culture and charm, have still many virtues. Both these statements would be quite true. The possession of private property is very often extremely demoralising, and that is, of course, one of the reasons why Socialism wants to get rid of the institution. In fact, property is really a nuisance. Some years ago people went about the country saying that property has duties. They said it so often and so tediously that, at last, the Church has begun to say it. One hears it now from every pulpit. It is perfectly true. Property not merely has duties, but has so many duties that its possession to any large extent is a bore. It involves endless claims upon one, endless attention to business, endless bother. If property had simply pleasures, we could stand it; but its duties make it unbearable. In the interest of the rich we must get rid of it. The virtues of the poor may be readily admitted, and are much to be regretted. We are often told that the poor are grateful for charity. Some of them are, no doubt, but the best amongst the poor are never grateful. They are ungrateful, discontented, disobedient, and rebellious. They are quite right to be so. Charity they feel to be a ridiculously inadequate mode of partial restitution, or a sentimental dole, usually accompanied by some impertinent attempt on the part of the sentimentalist to tyrannise over their private lives. Why should they be grateful for the crumbs that fall from the rich man’s table? They should be seated at the board, and are beginning to know it. As for being discontented, a man who would not be discontented with such surroundings and such a low mode of life would be a perfect brute. Disobedience, in the eyes of anyone who has read history, is man’s original virtue. It is through disobedience that progress has been made, through disobedience and through rebellion. Sometimes the poor are praised for being thrifty. But to recommend thrift to the poor is both grotesque and insulting. It is like advising a man who is starving to eat less. For a town or country labourer to practise thrift would be absolutely immoral. Man should not be ready to show that he can live like a badly-fed animal. He should decline to live like that, and should either steal or go on the rates, which is considered by many to be a form of stealing. As for begging, it is safer to beg than to take, but it is finer to take than to beg. No: a poor man who is ungrateful, unthrifty, discontented, and rebellious, is probably a real personality, and has much in him. He is at any rate a healthy protest. As for the virtuous poor, one can pity them, of course, but one cannot possibly admire them. They have made private terms with the enemy, and sold their birthright for very bad pottage. They must also be extraordinarily stupid. I can quite understand a man accepting laws that protect private property, and admit of its accumulation, as long as he himself is able under those conditions to realise some form of beautiful and intellectual life. But it is almost incredible to me how a man whose life is marred and made hideous by such laws can possibly acquiesce in their continuance.
However, the explanation is not really difficult to find. It is simply this. Misery and poverty are so absolutely degrading, and exercise such a paralysing effect over the nature of men, that no class is ever really conscious of its own suffering. They have to be told of it by other people, and they often entirely disbelieve them. What is said by great employers of labour against agitators is unquestionably true. Agitators are a set of interfering, meddling people, who come down to some perfectly contented class of the community, and sow the seeds of discontent amongst them. That is the reason why agitators are so absolutely necessary. Without them, in our incomplete state, there would be no advance towards civilisation. Slavery was put down in America, not in consequence of any action on the part of the slaves, or even any express desire on their part that they should be free. It was put down entirely through the grossly illegal conduct of certain agitators in Boston and elsewhere, who were not slaves themselves, nor owners of slaves, nor had anything to do with the question really. It was, undoubtedly, the Abolitionists who set the torch alight, who began the whole thing. And it is curious to note that from the slaves themselves they received, not merely very little assistance, but hardly any sympathy even; and when at the close of the war the slaves found themselves free, found themselves indeed so absolutely free that they were free to starve, many of them bitterly regretted the new state of things. To the thinker, the most tragic fact in the whole of the French Revolution is not that Marie Antoinette was killed for being a queen, but that the starved peasant of the Vendee voluntarily went out to die for the hideous cause of feudalism.
It is clear, then, that no Authoritarian Socialism will do. For while under the present system a very large number of people can lead lives of a certain amount of freedom and expression and happiness, under an industrial-barrack system, or a system of economic tyranny, nobody would be able to have any such freedom at all. It is to be regretted that a portion of our community should be practically in slavery, but to propose to solve the problem by enslaving the entire community is childish. Every man must be left quite free to choose his own work. No form of compulsion must be exercised over him. If there is, his work will not be good for him, will not be good in itself, and will not be good for others. And by work I simply mean activity of any kind.
I hardly think that any Socialist, nowadays, would seriously propose that an inspector should call every morning at each house to see that each citizen rose up and did manual labour for eight hours. Humanity has got beyond that stage, and reserves such a form of life for the people whom, in a very arbitrary manner, it chooses to call criminals. But I confess that many of the socialistic views that I have come across seem to me to be tainted with ideas of authority, if not of actual compulsion. Of course, authority and compulsion are out of the question. All association must be quite voluntary. It is only in voluntary associations that man is fine.
But it may be asked how Individualism, which is now more or less dependent on the existence of private property for its development, will benefit by the abolition of such private property. The answer is very simple. It is true that, under existing conditions, a few men who have had private means of their own, such as Byron, Shelley, Browning, Victor Hugo, Baudelaire, and others, have been able to realise their personality more or less completely. Not one of these men ever did a single day’s work for hire. They were relieved from poverty. They had an immense advantage. The question is whether it would be for the good of Individualism that such an advantage should be taken away. Let us suppose that it is taken away. What happens then to Individualism? How will it benefit?
It will benefit in this way. Under the new conditions Individualism will be far freer, far finer, and far more intensified than it is now. I am not talking of the great imaginatively-realised Individualism of such poets as I have mentioned, but of the great actual Individualism latent and potential in mankind generally. For the recognition of private property has really harmed Individualism, and obscured it, by confusing a man with what he possesses. It has led Individualism entirely astray. It has made gain not growth its aim. So that man thought that the important thing was to have, and did not know that the important thing is to be. The true perfection of man lies, not in what man has, but in what man is.
Private property has crushed true Individualism, and set up an Individualism that is false. It has debarred one part of the community from being individual by starving them. It has debarred the other part of the community from being individual by putting them on the wrong road, and encumbering them. Indeed, so completely has man’s personality been absorbed by his possessions that the English law has always treated offences against a man’s property with far more severity than offences against his person, and property is still the test of complete citizenship. The industry necessary for the making money is also very demoralising. In a community like ours, where property confers immense distinction, social position, honour, respect, titles, and other pleasant things of the kind, man, being naturally ambitious, makes it his aim to accumulate this property, and goes on wearily and tediously accumulating it long after he has got far more than he wants, or can use, or enjoy, or perhaps even know of. Man will kill himself by overwork in order to secure property, and really, considering the enormous advantages that property brings, one is hardly surprised. One’s regret is that society should be constructed on such a basis that man has been forced into a groove in which he cannot freely develop what is wonderful, and fascinating, and delightful in him – in which, in fact, he misses the true pleasure and joy of living. He is also, under existing conditions, very insecure. An enormously wealthy merchant may be – often is – at every moment of his life at the mercy of things that are not under his control. If the wind blows an extra point or so, or the weather suddenly changes, or some trivial thing happens, his ship may go down, his speculations may go wrong, and he finds himself a poor man, with his social position quite gone. Now, nothing should be able to harm a man except himself. Nothing should be able to rob a man at all. What a man really has, is what is in him. What is outside of him should be a matter of no importance.
With the abolition of private property, then, we shall have true, beautiful, healthy Individualism. Nobody will waste his life in accumulating things, and the symbols for things. One will live. To live is the rarest thing in the world. Most people exist, that is all.
It is a question whether we have ever seen the full expression of a personality, except on the imaginative plane of art. In action, we never have. Caesar, says Mommsen, was the complete and perfect man. But how tragically insecure was Caesar! Wherever there is a man who exercises authority, there is a man who resists authority. Caesar was very perfect, but his perfection travelled by too dangerous a road. Marcus Aurelius was the perfect man, says Renan. Yes; the great emperor was a perfect man. But how intolerable were the endless claims upon him! He staggered under the burden of the empire. He was conscious how inadequate one man was to bear the weight of that Titan and too vast orb. What I mean by a perfect man is one who develops under perfect conditions; one who is not wounded, or worried or maimed, or in danger. Most personalities have been obliged to be rebels. Half their strength has been wasted in friction. Byron’s personality, for instance, was terribly wasted in its battle with the stupidity, and hypocrisy, and Philistinism of the English. Such battles do not always intensify strength: they often exaggerate weakness. Byron was never able to give us what he might have given us. Shelley escaped better. Like Byron, he got out of England as soon as possible. But he was not so well known. If the English had had any idea of what a great poet he really was, they would have fallen on him with tooth and nail, and made his life as unbearable to him as they possibly could. But he was not a remarkable figure in society, and consequently he escaped, to a certain degree. Still, even in Shelley the note of rebellion is sometimes too strong. The note of the perfect personality is not rebellion, but peace.
It will be a marvellous thing – the true personality of man – when we see it. It will grow naturally and simply, flowerlike, or as a tree grows. It will not be at discord. It will never argue or dispute. It will not prove things. It will know everything. And yet it will not busy itself about knowledge. It will have wisdom. Its value will not be measured by material things. It will have nothing. And yet it will have everything, and whatever one takes from it, it will still have, so rich will it be. It will not be always meddling with others, or asking them to be like itself. It will love them because they will be different. And yet while it will not meddle with others, it will help all, as a beautiful thing helps us, by being what it is. The personality of man will be very wonderful. It will be as wonderful as the personality of a child.
In its development it will be assisted by Christianity, if men desire that; but if men do not desire that, it will develop none the less surely. For it will not worry itself about the past, nor care whether things happened or did not happen. Nor will it admit any laws but its own laws; nor any authority but its own authority. Yet it will love those who sought to intensify it, and speak often of them. And of these Christ was one.
‘Know thyself’ was written over the portal of the antique world. Over the portal of the new world, ‘Be thyself’ shall be written. And the message of Christ to man was simply ‘Be thyself.’ That is the secret of Christ.
When Jesus talks about the poor he simply means personalities, just as when he talks about the rich he simply means people who have not developed their personalities. Jesus moved in a community that allowed the accumulation of private property just as ours does, and the gospel that he preached was not that in such a community it is an advantage for a man to live on scanty, unwholesome food, to wear ragged, unwholesome clothes, to sleep in horrid, unwholesome dwellings, and a disadvantage for a man to live under healthy, pleasant, and decent conditions. Such a view would have been wrong there and then, and would, of course, be still more wrong now and in England; for as man moves northward the material necessities of life become of more vital importance, and our society is infinitely more complex, and displays far greater extremes of luxury and pauperism than any society of the antique world. What Jesus meant, was this. He said to man, ‘You have a wonderful personality. Develop it. Be yourself. Don’t imagine that your perfection lies in accumulating or possessing external things. Your affection is inside of you. If only you could realise that, you would not want to be rich. Ordinary riches can be stolen from a man. Real riches cannot. In the treasury-house of your soul, there are infinitely precious things, that may not be taken from you. And so, try to so shape your life that external things will not harm you. And try also to get rid of personal property. It involves sordid preoccupation, endless industry, continual wrong. Personal property hinders Individualism at every step.’ It is to be noted that Jesus never says that impoverished people are necessarily good, or wealthy people necessarily bad. That would not have been true. Wealthy people are, as a class, better than impoverished people, more moral, more intellectual, more well-behaved. There is only one class in the community that thinks more about money than the rich, and that is the poor. The poor can think of nothing else. That is the misery of being poor. What Jesus does say is that man reaches his perfection, not through what he has, not even through what he does, but entirely through what he is. And so the wealthy young man who comes to Jesus is represented as a thoroughly good citizen, who has broken none of the laws of his state, none of the commandments of his religion. He is quite respectable, in the ordinary sense of that extraordinary word. Jesus says to him, ‘You should give up private property. It hinders you from realising your perfection. It is a drag upon you. It is a burden. Your personality does not need it. It is within you, and not outside of you, that you will find what you really are, and what you really want.’ To his own friends he says the same thing. He tells them to be themselves, and not to be always worrying about other things. What do other things matter? Man is complete in himself. When they go into the world, the world will disagree with them. That is inevitable. The world hates Individualism. But that is not to trouble them. They are to be calm and self-centred. If a man takes their cloak, they are to give him their coat, just to show that material things are of no importance. If people abuse them, they are not to answer back. What does it signify? The things people say of a man do not alter a man. He is what he is. Public opinion is of no value whatsoever. Even if people employ actual violence, they are not to be violent in turn. That would be to fall to the same low level. After all, even in prison, a man can be quite free. His soul can be free. His personality can be untroubled. He can be at peace. And, above all things, they are not to interfere with other people or judge them in any way. Personality is a very mysterious thing. A man cannot always be estimated by what he does. He may keep the law, and yet be worthless. He may break the law, and yet be fine. He may be bad, without ever doing anything bad. He may commit a sin against society, and yet realise through that sin his true perfection.
There was a woman who was taken in adultery. We are not told the history of her love, but that love must have been very great; for Jesus said that her sins were forgiven her, not because she repented, but because her love was so intense and wonderful. Later on, a short time before his death, as he sat at a feast, the woman came in and poured costly perfumes on his hair. His friends tried to interfere with her, and said that it was an extravagance, and that the money that the perfume cost should have been expended on charitable relief of people in want, or something of that kind. Jesus did not accept that view. He pointed out that the material needs of Man were great and very permanent, but that the spiritual needs of Man were greater still, and that in one divine moment, and by selecting its own mode of expression, a personality might make itself perfect. The world worships the woman, even now, as a saint.
Yes; there are suggestive things in Individualism. Socialism annihilates family life, for instance. With the abolition of private property, marriage in its present form must disappear. This is part of the programme. Individualism accepts this and makes it fine. It converts the abolition of legal restraint into a form of freedom that will help the full development of personality, and make the love of man and woman more wonderful, more beautiful, and more ennobling. Jesus knew this. He rejected the claims of family life, although they existed in his day and community in a very marked form. ‘Who is my mother? Who are my brothers?’ he said, when he was told that they wished to speak to him. When one of his followers asked leave to go and bury his father, ‘Let the dead bury the dead,’ was his terrible answer. He would allow no claim whatsoever to be made on personality.
And so he who would lead a Christlike life is he who is perfectly and absolutely himself. He may be a great poet, or a great man of science; or a young student at a University, or one who watches sheep upon a moor; or a maker of dramas, like Shakespeare, or a thinker about God, like Spinoza; or a child who plays in a garden, or a fisherman who throws his net into the sea. It does not matter what he is, as long as he realises the perfection of the soul that is within him. All imitation in morals and in life is wrong. Through the streets of Jerusalem at the present day crawls one who is mad and carries a wooden cross on his shoulders. He is a symbol of the lives that are marred by imitation. Father Damien was Christlike when he went out to live with the lepers, because in such service he realised fully what was best in him. But he was not more Christlike than Wagner when he realised his soul in music; or than Shelley, when he realised his soul in song. There is no one type for man. There are as many perfections as there are imperfect men. And while to the claims of charity a man may yield and yet be free, to the claims of conformity no man may yield and remain free at all.
Individualism, then, is what through Socialism we are to attain to. As a natural result the State must give up all idea of government. It must give it up because, as a wise man once said many centuries before Christ, there is such a thing as leaving mankind alone; there is no such thing as governing mankind. All modes of government are failures. Despotism is unjust to everybody, including the despot, who was probably made for better things. Oligarchies are unjust to the many, and ochlocracies are unjust to the few. High hopes were once formed of democracy; but democracy means simply the bludgeoning of the people by the people for the people. It has been found out. I must say that it was high time, for all authority is quite degrading. It degrades those who exercise it, and degrades those over whom it is exercised. When it is violently, grossly, and cruelly used, it produces a good effect, by creating, or at any rate bringing out, the spirit of revolt and Individualism that is to kill it. When it is used with a certain amount of kindness, and accompanied by prizes and rewards, it is dreadfully demoralising. People, in that case, are less conscious of the horrible pressure that is being put on them, and so go through their lives in a sort of coarse comfort, like petted animals, without ever realising that they are probably thinking other people’s thoughts, living by other people’s standards, wearing practically what one may call other people’s second-hand clothes, and never being themselves for a single moment. ‘He who would be free,’ says a fine thinker, ‘must not conform.’ And authority, by bribing people to conform, produces a very gross kind of over-fed barbarism amongst us.
With authority, punishment will pass away. This will be a great gain – a gain, in fact, of incalculable value. As one reads history, not in the expurgated editions written for school-boys and passmen, but in the original authorities of each time, one is absolutely sickened, not by the crimes that the wicked have committed, but by the punishments that the good have inflicted; and a community is infinitely more brutalised by the habitual employment of punishment, than it is by the occurrence of crime. It obviously follows that the more punishment is inflicted the more crime is produced, and most modern legislation has clearly recognised this, and has made it its task to diminish punishment as far as it thinks it can. Wherever it has really diminished it, the results have always been extremely good. The less punishment, the less crime. When there is no punishment at all, crime will either cease to exist, or, if it occurs, will be treated by physicians as a very distressing form of dementia, to be cured by care and kindness. For what are called criminals nowadays are not criminals at all. Starvation, and not sin, is the parent of modern crime. That indeed is the reason why our criminals are, as a class, so absolutely uninteresting from any psychological point of view. They are not marvellous Macbeths and terrible Vautrins. They are merely what ordinary, respectable, commonplace people would be if they had not got enough to eat. When private property is abolished there will be no necessity for crime, no demand for it; it will cease to exist. Of course, all crimes are not crimes against property, though such are the crimes that the English law, valuing what a man has more than what a man is, punishes with the harshest and most horrible severity, if we except the crime of murder, and regard death as worse than penal servitude, a point on which our criminals, I believe, disagree. But though a crime may not be against property, it may spring from the misery and rage and depression produced by our wrong system of property-holding, and so, when that system is abolished, will disappear. When each member of the community has sufficient for his wants, and is not interfered with by his neighbour, it will not be an object of any interest to him to interfere with anyone else. Jealousy, which is an extraordinary source of crime in modern life, is an emotion closely bound up with our conceptions of property, and under Socialism and Individualism will die out. It is remarkable that in communistic tribes jealousy is entirely unknown.
Now as the State is not to govern, it may be asked what the State is to do. The State is to be a voluntary association that will organise labour, and be the manufacturer and distributor of necessary commodities. The State is to make what is useful. The individual is to make what is beautiful. And as I have mentioned the word labour, I cannot help saying that a great deal of nonsense is being written and talked nowadays about the dignity of manual labour. There is nothing necessarily dignified about manual labour at all, and most of it is absolutely degrading. It is mentally and morally injurious to man to do anything in which he does not find pleasure, and many forms of labour are quite pleasureless activities, and should be regarded as such. To sweep a slushy crossing for eight hours, on a day when the east wind is blowing is a disgusting occupation. To sweep it with mental, moral, or physical dignity seems to me to be impossible. To sweep it with joy would be appalling. Man is made for something better than disturbing dirt. All work of that kind should be done by a machine.
And I have no doubt that it will be so. Up to the present, man has been, to a certain extent, the slave of machinery, and there is something tragic in the fact that as soon as man had invented a machine to do his work he began to starve. This, however, is, of course, the result of our property system and our system of competition. One man owns a machine which does the work of five hundred men. Five hundred men are, in consequence, thrown out of employment, and, having no work to do, become hungry and take to thieving. The one man secures the produce of the machine and keeps it, and has five hundred times as much as he should have, and probably, which is of much more importance, a great deal more than he really wants. Were that machine the property of all, every one would benefit by it. It would be an immense advantage to the community. All unintellectual labour, all monotonous, dull labour, all labour that deals with dreadful things, and involves unpleasant conditions, must be done by machinery. Machinery must work for us in coal mines, and do all sanitary services, and be the stoker of steamers, and clean the streets, and run messages on wet days, and do anything that is tedious or distressing. At present machinery competes against man. Under proper conditions machinery will serve man. There is no doubt at all that this is the future of machinery, and just as trees grow while the country gentleman is asleep, so while Humanity will be amusing itself, or enjoying cultivated leisure – which, and not labour, is the aim of man – or making beautiful things, or reading beautiful things, or simply contemplating the world with admiration and delight, machinery will be doing all the necessary and unpleasant work. The fact is, that civilisation requires slaves. The Greeks were quite right there. Unless there are slaves to do the ugly, horrible, uninteresting work, culture and contemplation become almost impossible. Human slavery is wrong, insecure, and demoralising. On mechanical slavery, on the slavery of the machine, the future of the world depends. And when scientific men are no longer called upon to go down to a depressing East End and distribute bad cocoa and worse blankets to starving people, they will have delightful leisure in which to devise wonderful and marvellous things for their own joy and the joy of everyone else. There will be great storages of force for every city, and for every house if required, and this force man will convert into heat, light, or motion, according to his needs. Is this Utopian? A map of the world that does not include Utopia is not worth even glancing at, for it leaves out the one country at which Humanity is always landing. And when Humanity lands there, it looks out, and, seeing a better country, sets sail. Progress is the realisation of Utopias.
Now, I have said that the community by means of organisation of machinery will supply the useful things, and that the beautiful things will be made by the individual. This is not merely necessary, but it is the only possible way by which we can get either the one or the other. An individual who has to make things for the use of others, and with reference to their wants and their wishes, does not work with interest, and consequently cannot put into his work what is best in him. Upon the other hand, whenever a community or a powerful section of a community, or a government of any kind, attempts to dictate to the artist what he is to do, Art either entirely vanishes, or becomes stereotyped, or degenerates into a low and ignoble form of craft. A work of art is the unique result of a unique temperament. Its beauty comes from the fact that the author is what he is. It has nothing to do with the fact that other people want what they want. Indeed, the moment that an artist takes notice of what other people want, and tries to supply the demand, he ceases to be an artist, and becomes a dull or an amusing craftsman, an honest or a dishonest tradesman. He has no further claim to be considered as an artist. Art is the most intense mode of Individualism that the world has known. I am inclined to say that it is the only real mode of Individualism that the world has known. Crime, which, under certain conditions, may seem to have created Individualism, must take cognisance of other people and interfere with them. It belongs to the sphere of action. But alone, without any reference to his neighbours, without any interference, the artist can fashion a beautiful thing; and if he does not do it solely for his own pleasure, he is not an artist at all.
And it is to be noted that it is the fact that Art is this intense form of Individualism that makes the public try to exercise over it in an authority that is as immoral as it is ridiculous, and as corrupting as it is contemptible. It is not quite their fault. The public has always, and in every age, been badly brought up. They are continually asking Art to be popular, to please their want of taste, to flatter their absurd vanity, to tell them what they have been told before, to show them what they ought to be tired of seeing, to amuse them when they feel heavy after eating too much, and to distract their thoughts when they are wearied of their own stupidity. Now Art should never try to be popular. The public should try to make itself artistic. There is a very wide difference. If a man of science were told that the results of his experiments, and the conclusions that he arrived at, should be of such a character that they would not upset the received popular notions on the subject, or disturb popular prejudice, or hurt the sensibilities of people who knew nothing about science; if a philosopher were told that he had a perfect right to speculate in the highest spheres of thought, provided that he arrived at the same conclusions as were held by those who had never thought in any sphere at all – well, nowadays the man of science and the philosopher would be considerably amused. Yet it is really a very few years since both philosophy and science were subjected to brutal popular control, to authority – in fact the authority of either the general ignorance of the community, or the terror and greed for power of an ecclesiastical or governmental class. Of course, we have to a very great extent got rid of any attempt on the part of the community, or the Church, or the Government, to interfere with the individualism of speculative thought, but the attempt to interfere with the individualism of imaginative art still lingers. In fact, it does more than linger; it is aggressive, offensive, and brutalising.
In England, the arts that have escaped best are the arts in which the public take no interest. Poetry is an instance of what I mean. We have been able to have fine poetry in England because the public do not read it, and consequently do not influence it. The public like to insult poets because they are individual, but once they have insulted them, they leave them alone. In the case of the novel and the drama, arts in which the public do take an interest, the result of the exercise of popular authority has been absolutely ridiculous. No country produces such badly-written fiction, such tedious, common work in the novel form, such silly, vulgar plays as England. It must necessarily be so. The popular standard is of such a character that no artist can get to it. It is at once too easy and too difficult to be a popular novelist. It is too easy, because the requirements of the public as far as plot, style, psychology, treatment of life, and treatment of literature are concerned are within the reach of the very meanest capacity and the most uncultivated mind. It is too difficult, because to meet such requirements the artist would have to do violence to his temperament, would have to write not for the artistic joy of writing, but for the amusement of half-educated people, and so would have to suppress his individualism, forget his culture, annihilate his style, and surrender everything that is valuable in him. In the case of the drama, things are a little better: the theatre-going public like the obvious, it is true, but they do not like the tedious; and burlesque and farcical comedy, the two most popular forms, are distinct forms of art. Delightful work may be produced under burlesque and farcical conditions, and in work of this kind the artist in England is allowed very great freedom. It is when one comes to the higher forms of the drama that the result of popular control is seen. The one thing that the public dislike is novelty. Any attempt to extend the subject-matter of art is extremely distasteful to the public; and yet the vitality and progress of art depend in a large measure on the continual extension of subject-matter. The public dislike novelty because they are afraid of it. It represents to them a mode of Individualism, an assertion on the part of the artist that he selects his own subject, and treats it as he chooses. The public are quite right in their attitude. Art is Individualism, and Individualism is a disturbing and disintegrating force. Therein lies its immense value. For what it seeks to disturb is monotony of type, slavery of custom, tyranny of habit, and the reduction of man to the level of a machine. In Art, the public accept what has been, because they cannot alter it, not because they appreciate it. They swallow their classics whole, and never taste them. They endure them as the inevitable, and as they cannot mar them, they mouth about them. Strangely enough, or not strangely, according to one’s own views, this acceptance of the classics does a great deal of harm. The uncritical admiration of the Bible and Shakespeare in England is an instance of what I mean. With regard to the Bible, considerations of ecclesiastical authority enter into the matter, so that I need not dwell upon the point. But in the case of Shakespeare it is quite obvious that the public really see neither the beauties nor the defects of his plays. If they saw the beauties, they would not object to the development of the drama; and if they saw the defects, they would not object to the development of the drama either. The fact is, the public make use of the classics of a country as a means of checking the progress of Art. They degrade the classics into authorities. They use them as bludgeons for preventing the free expression of Beauty in new forms. They are always asking a writer why he does not write like somebody else, or a painter why he does not paint like somebody else, quite oblivious of the fact that if either of them did anything of the kind he would cease to be an artist. A fresh mode of Beauty is absolutely distasteful to them, and whenever it appears they get so angry, and bewildered that they always use two stupid expressions – one is that the work of art is grossly unintelligible; the other, that the work of art is grossly immoral. What they mean by these words seems to me to be this. When they say a work is grossly unintelligible, they mean that the artist has said or made a beautiful thing that is new; when they describe a work as grossly immoral, they mean that the artist has said or made a beautiful thing that is true. The former expression has reference to style; the latter to subject-matter. But they probably use the words very vaguely, as an ordinary mob will use ready-made paving-stones. There is not a single real poet or prose-writer of this century, for instance, on whom the British public have not solemnly conferred diplomas of immorality, and these diplomas practically take the place, with us, of what in France, is the formal recognition of an Academy of Letters, and fortunately make the establishment of such an institution quite unnecessary in England. Of course, the public are very reckless in their use of the word. That they should have called Wordsworth an immoral poet, was only to be expected. Wordsworth was a poet. But that they should have called Charles Kingsley an immoral novelist is extraordinary. Kingsley’s prose was not of a very fine quality. Still, there is the word, and they use it as best they can. An artist is, of course, not disturbed by it. The true artist is a man who believes absolutely in himself, because he is absolutely himself. But I can fancy that if an artist produced a work of art in England that immediately on its appearance was recognised by the public, through their medium, which is the public press, as a work that was quite intelligible and highly moral, he would begin to seriously question whether in its creation he had really been himself at all, and consequently whether the work was not quite unworthy of him, and either of a thoroughly second-rate order, or of no artistic value whatsoever.
Perhaps, however, I have wronged the public in limiting them to such words as ‘immoral,’ ‘unintelligible,’ ‘exotic,’ and ‘unhealthy.’ There is one other word that they use. That word is ‘morbid.’ They do not use it often. The meaning of the word is so simple that they are afraid of using it. Still, they use it sometimes, and, now and then, one comes across it in popular newspapers. It is, of course, a ridiculous word to apply to a work of art. For what is morbidity but a mood of emotion or a mode of thought that one cannot express? The public are all morbid, because the public can never find expression for anything. The artist is never morbid. He expresses everything. He stands outside his subject, and through its medium produces incomparable and artistic effects. To call an artist morbid because he deals with morbidity as his subject-matter is as silly as if one called Shakespeare mad because he wrote ‘King Lear.’
On the whole, an artist in England gains something by being attacked. His individuality is intensified. He becomes more completely himself. Of course, the attacks are very gross, very impertinent, and very contemptible. But then no artist expects grace from the vulgar mind, or style from the suburban intellect. Vulgarity and stupidity are two very vivid facts in modern life. One regrets them, naturally. But there they are. They are subjects for study, like everything else. And it is only fair to state, with regard to modern journalists, that they always apologise to one in private for what they have written against one in public.
Within the last few years two other adjectives, it may be mentioned, have been added to the very limited vocabulary of art-abuse that is at the disposal of the public. One is the word ‘unhealthy,’ the other is the word ‘exotic.’ The latter merely expresses the rage of the momentary mushroom against the immortal, entrancing, and exquisitely lovely orchid. It is a tribute, but a tribute of no importance. The word ‘unhealthy,’ however, admits of analysis. It is a rather interesting word. In fact, it is so interesting that the people who use it do not know what it means.
What does it mean? What is a healthy, or an unhealthy work of art? All terms that one applies to a work of art, provided that one applies them rationally, have reference to either its style or its subject, or to both together. From the point of view of style, a healthy work of art is one whose style recognises the beauty of the material it employs, be that material one of words or of bronze, of colour or of ivory, and uses that beauty as a factor in producing the aesthetic effect. From the point of view of subject, a healthy work of art is one the choice of whose subject is conditioned by the temperament of the artist, and comes directly out of it. In fine, a healthy work of art is one that has both perfection and personality. Of course, form and substance cannot be separated in a work of art; they are always one. But for purposes of analysis, and setting the wholeness of aesthetic impression aside for a moment, we can intellectually so separate them. An unhealthy work of art, on the other hand, is a work whose style is obvious, old-fashioned, and common, and whose subject is deliberately chosen, not because the artist has any pleasure in it, but because he thinks that the public will pay him for it. In fact, the popular novel that the public calls healthy is always a thoroughly unhealthy production; and what the public call an unhealthy novel is always a beautiful and healthy work of art.
I need hardly say that I am not, for a single moment, complaining that the public and the public press misuse these words. I do not see how, with their lack of comprehension of what Art is, they could possibly use them in the proper sense. I am merely pointing out the misuse; and as for the origin of the misuse and the meaning that lies behind it all, the explanation is very simple. It comes from the barbarous conception of authority. It comes from the natural inability of a community corrupted by authority to understand or appreciate Individualism. In a word, it comes from that monstrous and ignorant thing that is called Public Opinion, which, bad and well-meaning as it is when it tries to control action, is infamous and of evil meaning when it tries to control Thought or Art.
Indeed, there is much more to be said in favour of the physical force of the public than there is in favour of the public’s opinion. The former may be fine. The latter must be foolish. It is often said that force is no argument. That, however, entirely depends on what one wants to prove. Many of the most important problems of the last few centuries, such as the continuance of personal government in England, or of feudalism in France, have been solved entirely by means of physical force. The very violence of a revolution may make the public grand and splendid for a moment. It was a fatal day when the public discovered that the pen is mightier than the paving-stone, and can be made as offensive as the brickbat. They at once sought for the journalist, found him, developed him, and made him their industrious and well-paid servant. It is greatly to be regretted, for both their sakes. Behind the barricade there may be much that is noble and heroic. But what is there behind the leading-article but prejudice, stupidity, cant, and twaddle? And when these four are joined together they make a terrible force, and constitute the new authority.
In old days men had the rack. Now they have the press. That is an improvement certainly. But still it is very bad, and wrong, and demoralising. Somebody – was it Burke? – called journalism the fourth estate. That was true at the time, no doubt. But at the present moment it really is the only estate. It has eaten up the other three. The Lords Temporal say nothing, the Lords Spiritual have nothing to say, and the House of Commons has nothing to say and says it. We are dominated by Journalism. In America the President reigns for four years, and Journalism governs for ever and ever. Fortunately in America Journalism has carried its authority to the grossest and most brutal extreme. As a natural consequence it has begun to create a spirit of revolt. People are amused by it, or disgusted by it, according to their temperaments. But it is no longer the real force it was. It is not seriously treated. In England, Journalism, not, except in a few well-known instances, having been carried to such excesses of brutality, is still a great factor, a really remarkable power. The tyranny that it proposes to exercise over people’s private lives seems to me to be quite extraordinary. The fact is, that the public have an insatiable curiosity to know everything, except what is worth knowing. Journalism, conscious of this, and having tradesman-like habits, supplies their demands. In centuries before ours the public nailed the ears of journalists to the pump. That was quite hideous. In this century journalists have nailed their own ears to the keyhole. That is much worse. And what aggravates the mischief is that the journalists who are most to blame are not the amusing journalists who write for what are called Society papers. The harm is done by the serious, thoughtful, earnest journalists, who solemnly, as they are doing at present, will drag before the eyes of the public some incident in the private life of a great statesman, of a man who is a leader of political thought as he is a creator of political force, and invite the public to discuss the incident, to exercise authority in the matter, to give their views, and not merely to give their views, but to carry them into action, to dictate to the man upon all other points, to dictate to his party, to dictate to his country; in fact, to make themselves ridiculous, offensive, and harmful. The private lives of men and women should not be told to the public. The public have nothing to do with them at all. In France they manage these things better. There they do not allow the details of the trials that take place in the divorce courts to be published for the amusement or criticism of the public. All that the public are allowed to know is that the divorce has taken place and was granted on petition of one or other or both of the married parties concerned. In France, in fact, they limit the journalist, and allow the artist almost perfect freedom. Here we allow absolute freedom to the journalist, and entirely limit the artist. English public opinion, that is to say, tries to constrain and impede and warp the man who makes things that are beautiful in effect, and compels the journalist to retail things that are ugly, or disgusting, or revolting in fact, so that we have the most serious journalists in the world, and the most indecent newspapers. It is no exaggeration to talk of compulsion. There are possibly some journalists who take a real pleasure in publishing horrible things, or who, being poor, look to scandals as forming a sort of permanent basis for an income. But there are other journalists, I feel certain, men of education and cultivation, who really dislike publishing these things, who know that it is wrong to do so, and only do it because the unhealthy conditions under which their occupation is carried on oblige them to supply the public with what the public wants, and to compete with other journalists in making that supply as full and satisfying to the gross popular appetite as possible. It is a very degrading position for any body of educated men to be placed in, and I have no doubt that most of them feel it acutely.
However, let us leave what is really a very sordid side of the subject, and return to the question of popular control in the matter of Art, by which I mean Public Opinion dictating to the artist the form which he is to use, the mode in which he is to use it, and the materials with which he is to work. I have pointed out that the arts which have escaped best in England are the arts in which the public have not been interested. They are, however, interested in the drama, and as a certain advance has been made in the drama within the last ten or fifteen years, it is important to point out that this advance is entirely due to a few individual artists refusing to accept the popular want of taste as their standard, and refusing to regard Art as a mere matter of demand and supply. With his marvellous and vivid personality, with a style that has really a true colour-element in it, with his extraordinary power, not over mere mimicry but over imaginative and intellectual creation, Mr Irving, had his sole object been to give the public what they wanted, could have produced the commonest plays in the commonest manner, and made as much success and money as a man could possibly desire. But his object was not that. His object was to realise his own perfection as an artist, under certain conditions, and in certain forms of Art. At first he appealed to the few: now he has educated the many. He has created in the public both taste and temperament. The public appreciate his artistic success immensely. I often wonder, however, whether the public understand that that success is entirely due to the fact that he did not accept their standard, but realised his own. With their standard the Lyceum would have been a sort of second-rate booth, as some of the popular theatres in London are at present. Whether they understand it or not the fact however remains, that taste and temperament have, to a certain extent been created in the public, and that the public is capable of developing these qualities. The problem then is, why do not the public become more civilised? They have the capacity. What stops them?
The thing that stops them, it must be said again, is their desire to exercise authority over the artist and over works of art. To certain theatres, such as the Lyceum and the Haymarket, the public seem to come in a proper mood. In both of these theatres there have been individual artists, who have succeeded in creating in their audiences – and every theatre in London has its own audience – the temperament to which Art appeals. And what is that temperament? It is the temperament of receptivity. That is all.
If a man approaches a work of art with any desire to exercise authority over it and the artist, he approaches it in such a spirit that he cannot receive any artistic impression from it at all. The work of art is to dominate the spectator: the spectator is not to dominate the work of art. The spectator is to be receptive. He is to be the violin on which the master is to play. And the more completely he can suppress his own silly views, his own foolish prejudices, his own absurd ideas of what Art should be, or should not be, the more likely he is to understand and appreciate the work of art in question. This is, of course, quite obvious in the case of the vulgar theatre-going public of English men and women. But it is equally true of what are called educated people. For an educated person’s ideas of Art are drawn naturally from what Art has been, whereas the new work of art is beautiful by being what Art has never been; and to measure it by the standard of the past is to measure it by a standard on the rejection of which its real perfection depends. A temperament capable of receiving, through an imaginative medium, and under imaginative conditions, new and beautiful impressions, is the only temperament that can appreciate a work of art. And true as this is in the case of the appreciation of sculpture and painting, it is still more true of the appreciation of such arts as the drama. For a picture and a statue are not at war with Time. They take no count of its succession. In one moment their unity may be apprehended. In the case of literature it is different. Time must be traversed before the unity of effect is realised. And so, in the drama, there may occur in the first act of the play something whose real artistic value may not be evident to the spectator till the third or fourth act is reached. Is the silly fellow to get angry and call out, and disturb the play, and annoy the artists? No. The honest man is to sit quietly, and know the delightful emotions of wonder, curiosity, and suspense. He is not to go to the play to lose a vulgar temper. He is to go to the play to realise an artistic temperament. He is to go to the play to gain an artistic temperament. He is not the arbiter of the work of art. He is one who is admitted to contemplate the work of art, and, if the work be fine, to forget in its contemplation and the egotism that mars him – the egotism of his ignorance, or the egotism of his information. This point about the drama is hardly, I think, sufficiently recognised. I can quite understand that were ‘Macbeth’ produced for the first time before a modern London audience, many of the people present would strongly and vigorously object to the introduction of the witches in the first act, with their grotesque phrases and their ridiculous words. But when the play is over one realises that the laughter of the witches in ‘Macbeth’ is as terrible as the laughter of madness in ‘Lear,’ more terrible than the laughter of Iago in the tragedy of the Moor. No spectator of art needs a more perfect mood of receptivity than the spectator of a play. The moment he seeks to exercise authority he becomes the avowed enemy of Art and of himself. Art does not mind. It is he who suffers.
With the novel it is the same thing. Popular authority and the recognition of popular authority are fatal. Thackeray’s ‘Esmond’ is a beautiful work of art because he wrote it to please himself. In his other novels, in ‘Pendennis,’ in ‘Philip,’ in ‘Vanity Fair’ even, at times, he is too conscious of the public, and spoils his work by appealing directly to the sympathies of the public, or by directly mocking at them. A true artist takes no notice whatever of the public. The public are to him non-existent. He has no poppied or honeyed cakes through which to give the monster sleep or sustenance. He leaves that to the popular novelist. One incomparable novelist we have now in England, Mr George Meredith. There are better artists in France, but France has no one whose view of life is so large, so varied, so imaginatively true. There are tellers of stories in Russia who have a more vivid sense of what pain in fiction may be. But to him belongs philosophy in fiction. His people not merely live, but they live in thought. One can see them from myriad points of view. They are suggestive. There is soul in them and around them. They are interpretative and symbolic. And he who made them, those wonderful quickly-moving figures, made them for his own pleasure, and has never asked the public what they wanted, has never cared to know what they wanted, has never allowed the public to dictate to him or influence him in any way but has gone on intensifying his own personality, and producing his own individual work. At first none came to him. That did not matter. Then the few came to him. That did not change him. The many have come now. He is still the same. He is an incomparable novelist. With the decorative arts it is not different. The public clung with really pathetic tenacity to what I believe were the direct traditions of the Great Exhibition of international vulgarity, traditions that were so appalling that the houses in which people lived were only fit for blind people to live in. Beautiful things began to be made, beautiful colours came from the dyer’s hand, beautiful patterns from the artist’s brain, and the use of beautiful things and their value and importance were set forth. The public were really very indignant. They lost their temper. They said silly things. No one minded. No one was a whit the worse. No one accepted the authority of public opinion. And now it is almost impossible to enter any modern house without seeing some recognition of good taste, some recognition of the value of lovely surroundings, some sign of appreciation of beauty. In fact, people’s houses are, as a rule, quite charming nowadays. People have been to a very great extent civilised. It is only fair to state, however, that the extraordinary success of the revolution in house-decoration and furniture and the like has not really been due to the majority of the public developing a very fine taste in such matters. It has been chiefly due to the fact that the craftsmen of things so appreciated the pleasure of making what was beautiful, and woke to such a vivid consciousness of the hideousness and vulgarity of what the public had previously wanted, that they simply starved the public out. It would be quite impossible at the present moment to furnish a room as rooms were furnished a few years ago, without going for everything to an auction of second-hand furniture from some third-rate lodging-house. The things are no longer made. However they may object to it, people must nowadays have something charming in their surroundings. Fortunately for them, their assumption of authority in these art-matters came to entire grief.
It is evident, then, that all authority in such things is bad. People sometimes inquire what form of government is most suitable for an artist to live under. To this question there is only one answer. The form of government that is most suitable to the artist is no government at all. Authority over him and his art is ridiculous. It has been stated that under despotisms artists have produced lovely work. This is not quite so. Artists have visited despots, not as subjects to be tyrannised over, but as wandering wonder-makers, as fascinating vagrant personalities, to be entertained and charmed and suffered to be at peace, and allowed to create. There is this to be said in favour of the despot, that he, being an individual, may have culture, while the mob, being a monster, has none. One who is an Emperor and King may stoop down to pick up a brush for a painter, but when the democracy stoops down it is merely to throw mud. And yet the democracy have not so far to stoop as the emperor. In fact, when they want to throw mud they have not to stoop at all. But there is no necessity to separate the monarch from the mob; all authority is equally bad.
There are three kinds of despots. There is the despot who tyrannises over the body. There is the despot who tyrannises over the soul. There is the despot who tyrannises over the soul and body alike. The first is called the Prince. The second is called the Pope. The third is called the People. The Prince may be cultivated. Many Princes have been. Yet in the Prince there is danger. One thinks of Dante at the bitter feast in Verona, of Tasso in Ferrara’s madman’s cell. It is better for the artist not to live with Princes. The Pope may be cultivated. Many Popes have been; the bad Popes have been. The bad Popes loved Beauty, almost as passionately, nay, with as much passion as the good Popes hated Thought. To the wickedness of the Papacy humanity owes much. The goodness of the Papacy owes a terrible debt to humanity. Yet, though the Vatican has kept the rhetoric of its thunders, and lost the rod of its lightning, it is better for the artist not to live with Popes. It was a Pope who said of Cellini to a conclave of Cardinals that common laws and common authority were not made for men such as he; but it was a Pope who thrust Cellini into prison, and kept him there till he sickened with rage, and created unreal visions for himself, and saw the gilded sun enter his room, and grew so enamoured of it that he sought to escape, and crept out from tower to tower, and falling through dizzy air at dawn, maimed himself, and was by a vine-dresser covered with vine leaves, and carried in a cart to one who, loving beautiful things, had care of him. There is danger in Popes. And as for the People, what of them and their authority? Perhaps of them and their authority one has spoken enough. Their authority is a thing blind, deaf, hideous, grotesque, tragic, amusing, serious, and obscene. It is impossible for the artist to live with the People. All despots bribe. The people bribe and brutalise. Who told them to exercise authority? They were made to live, to listen, and to love. Someone has done them a great wrong. They have marred themselves by imitation of their inferiors. They have taken the sceptre of the Prince. How should they use it? They have taken the triple tiara of the Pope. How should they carry its burden? They are as a clown whose heart is broken. They are as a priest whose soul is not yet born. Let all who love Beauty pity them. Though they themselves love not Beauty, yet let them pity themselves. Who taught them the trick of tyranny?
There are many other things that one might point out. One might point out how the Renaissance was great, because it sought to solve no social problem, and busied itself not about such things, but suffered the individual to develop freely, beautifully, and naturally, and so had great and individual artists, and great and individual men. One might point out how Louis XIV., by creating the modern state, destroyed the individualism of the artist, and made things monstrous in their monotony of repetition, and contemptible in their conformity to rule, and destroyed throughout all France all those fine freedoms of expression that had made tradition new in beauty, and new modes one with antique form. But the past is of no importance. The present is of no importance. It is with the future that we have to deal. For the past is what man should not have been. The present is what man ought not to be. The future is what artists are.
It will, of course, be said that such a scheme as is set forth here is quite unpractical, and goes against human nature. This is perfectly true. It is unpractical, and it goes against human nature. This is why it is worth carrying out, and that is why one proposes it. For what is a practical scheme? A practical scheme is either a scheme that is already in existence, or a scheme that could be carried out under existing conditions. But it is exactly the existing conditions that one objects to; and any scheme that could accept these conditions is wrong and foolish. The conditions will be done away with, and human nature will change. The only thing that one really knows about human nature is that it changes. Change is the one quality we can predicate of it. The systems that fail are those that rely on the permanency of human nature, and not on its growth and development. The error of Louis XIV. was that he thought human nature would always be the same. The result of his error was the French Revolution. It was an admirable result. All the results of the mistakes of governments are quite admirable.
It is to be noted also that Individualism does not come to man with any sickly cant about duty, which merely means doing what other people want because they want it; or any hideous cant about self-sacrifice, which is merely a survival of savage mutilation. In fact, it does not come to man with any claims upon him at all. It comes naturally and inevitably out of man. It is the point to which all development tends. It is the differentiation to which all organisms grow. It is the perfection that is inherent in every mode of life, and towards which every mode of life quickens. And so Individualism exercises no compulsion over man. On the contrary, it says to man that he should suffer no compulsion to be exercised over him. It does not try to force people to be good. It knows that people are good when they are let alone. Man will develop Individualism out of himself. Man is now so developing Individualism. To ask whether Individualism is practical is like asking whether Evolution is practical. Evolution is the law of life, and there is no evolution except towards Individualism. Where this tendency is not expressed, it is a case of artificially-arrested growth, or of disease, or of death.
Individualism will also be unselfish and unaffected. It has been pointed out that one of the results of the extraordinary tyranny of authority is that words are absolutely distorted from their proper and simple meaning, and are used to express the obverse of their right signification. What is true about Art is true about Life. A man is called affected, nowadays, if he dresses as he likes to dress. But in doing that he is acting in a perfectly natural manner. Affectation, in such matters, consists in dressing according to the views of one’s neighbour, whose views, as they are the views of the majority, will probably be extremely stupid. Or a man is called selfish if he lives in the manner that seems to him most suitable for the full realisation of his own personality; if, in fact, the primary aim of his life is self-development. But this is the way in which everyone should live. Selfishness is not living as one wishes to live, it is asking others to live as one wishes to live. And unselfishness is letting other people’s lives alone, not interfering with them. Selfishness always aims at creating around it an absolute uniformity of type. Unselfishness recognises infinite variety of type as a delightful thing, accepts it, acquiesces in it, enjoys it. It is not selfish to think for oneself. A man who does not think for himself does not think at all. It is grossly selfish to require of ones neighbour that he should think in the same way, and hold the same opinions. Why should he? If he can think, he will probably think differently. If he cannot think, it is monstrous to require thought of any kind from him. A red rose is not selfish because it wants to be a red rose. It would be horribly selfish if it wanted all the other flowers in the garden to be both red and roses. Under Individualism people will be quite natural and absolutely unselfish, and will know the meanings of the words, and realise them in their free, beautiful lives. Nor will men be egotistic as they are now. For the egotist is he who makes claims upon others, and the Individualist will not desire to do that. It will not give him pleasure. When man has realised Individualism, he will also realise sympathy and exercise it freely and spontaneously. Up to the present man has hardly cultivated sympathy at all. He has merely sympathy with pain, and sympathy with pain is not the highest form of sympathy. All sympathy is fine, but sympathy with suffering is the least fine mode. It is tainted with egotism. It is apt to become morbid. There is in it a certain element of terror for our own safety. We become afraid that we ourselves might be as the leper or as the blind, and that no man would have care of us. It is curiously limiting, too. One should sympathise with the entirety of life, not with life’s sores and maladies merely, but with life’s joy and beauty and energy and health and freedom. The wider sympathy is, of course, the more difficult. It requires more unselfishness. Anybody can sympathise with the sufferings of a friend, but it requires a very fine nature – it requires, in fact, the nature of a true Individualist – to sympathise with a friend’s success.
In the modern stress of competition and struggle for place, such sympathy is naturally rare, and is also very much stifled by the immoral ideal of uniformity of type and conformity to rule which is so prevalent everywhere, and is perhaps most obnoxious in England.
Sympathy with pain there will, of course, always be. It is one of the first instincts of man. The animals which are individual, the higher animals, that is to say, share it with us. But it must be remembered that while sympathy with joy intensifies the sum of joy in the world, sympathy with pain does not really diminish the amount of pain. It may make man better able to endure evil, but the evil remains. Sympathy with consumption does not cure consumption; that is what Science does. And when Socialism has solved the problem of poverty, and Science solved the problem of disease, the area of the sentimentalists will be lessened, and the sympathy of man will be large, healthy, and spontaneous. Man will have joy in the contemplation of the joyous life of others.
For it is through joy that the Individualism of the future will develop itself. Christ made no attempt to reconstruct society, and consequently the Individualism that he preached to man could be realised only through pain or in solitude. The ideals that we owe to Christ are the ideals of the man who abandons society entirely, or of the man who resists society absolutely. But man is naturally social. Even the Thebaid became peopled at last. And though the cenobite realises his personality, it is often an impoverished personality that he so realises. Upon the other hand, the terrible truth that pain is a mode through which man may realise himself exercises a wonderful fascination over the world. Shallow speakers and shallow thinkers in pulpits and on platforms often talk about the world’s worship of pleasure, and whine against it. But it is rarely in the world’s history that its ideal has been one of joy and beauty. The worship of pain has far more often dominated the world. Mediaevalism, with its saints and martyrs, its love of self-torture, its wild passion for wounding itself, its gashing with knives, and its whipping with rods – Mediaevalism is real Christianity, and the mediaeval Christ is the real Christ. When the Renaissance dawned upon the world, and brought with it the new ideals of the beauty of life and the joy of living, men could not understand Christ. Even Art shows us that. The painters of the Renaissance drew Christ as a little boy playing with another boy in a palace or a garden, or lying back in his mother’s arms, smiling at her, or at a flower, or at a bright bird; or as a noble, stately figure moving nobly through the world; or as a wonderful figure rising in a sort of ecstasy from death to life. Even when they drew him crucified they drew him as a beautiful God on whom evil men had inflicted suffering. But he did not preoccupy them much. What delighted them was to paint the men and women whom they admired, and to show the loveliness of this lovely earth. They painted many religious pictures – in fact, they painted far too many, and the monotony of type and motive is wearisome, and was bad for art. It was the result of the authority of the public in art-matters, and is to be deplored. But their soul was not in the subject. Raphael was a great artist when he painted his portrait of the Pope. When he painted his Madonnas and infant Christs, he is not a great artist at all. Christ had no message for the Renaissance, which was wonderful because it brought an ideal at variance with his, and to find the presentation of the real Christ we must go to mediaeval art. There he is one maimed and marred; one who is not comely to look on, because Beauty is a joy; one who is not in fair raiment, because that may be a joy also: he is a beggar who has a marvellous soul; he is a leper whose soul is divine; he needs neither property nor health; he is a God realising his perfection through pain.
The evolution of man is slow. The injustice of men is great. It was necessary that pain should be put forward as a mode of self-realisation. Even now, in some places in the world, the message of Christ is necessary. No one who lived in modern Russia could possibly realise his perfection except by pain. A few Russian artists have realised themselves in Art; in a fiction that is mediaeval in character, because its dominant note is the realisation of men through suffering. But for those who are not artists, and to whom there is no mode of life but the actual life of fact, pain is the only door to perfection. A Russian who lives happily under the present system of government in Russia must either believe that man has no soul, or that, if he has, it is not worth developing. A Nihilist who rejects all authority, because he knows authority to be evil, and welcomes all pain, because through that he realises his personality, is a real Christian. To him the Christian ideal is a true thing.
And yet, Christ did not revolt against authority. He accepted the imperial authority of the Roman Empire and paid tribute. He endured the ecclesiastical authority of the Jewish Church, and would not repel its violence by any violence of his own. He had, as I said before, no scheme for the reconstruction of society. But the modern world has schemes. It proposes to do away with poverty and the suffering that it entails. It desires to get rid of pain, and the suffering that pain entails. It trusts to Socialism and to Science as its methods. What it aims at is an Individualism expressing itself through joy. This Individualism will be larger, fuller, lovelier than any Individualism has ever been. Pain is not the ultimate mode of perfection. It is merely provisional and a protest. It has reference to wrong, unhealthy, unjust surroundings. When the wrong, and the disease, and the injustice are removed, it will have no further place. It will have done its work. It was a great work, but it is almost over. Its sphere lessens every day.
Nor will man miss it. For what man has sought for is, indeed, neither pain nor pleasure, but simply Life. Man has sought to live intensely, fully, perfectly. When he can do so without exercising restraint on others, or suffering it ever, and his activities are all pleasurable to him, he will be saner, healthier, more civilised, more himself. Pleasure is Nature’s test, her sign of approval. When man is happy, he is in harmony with himself and his environment. The new Individualism, for whose service Socialism, whether it wills it or not, is working, will be perfect harmony. It will be what the Greeks sought for, but could not, except in Thought, realise completely, because they had slaves, and fed them; it will be what the Renaissance sought for, but could not realise completely except in Art, because they had slaves, and starved them. It will be complete, and through it each man will attain to his perfection. The new Individualism is the new Hellenism.
(Source: marxists.org/public domain)
Titelbild: Collage (erstellt mit Genspark AI, 2025; Buchcover: commons.wikimedia.org, gemeinfrei)

