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Proteste gegen die verfehlte Asylpolitik in Traiskirchen

Pfarrer der Stadtgemeinde kritisiert Strache-Hetze vor Kirche

Die knapp 20.000-Einwohner-Stadt Traiskirchen war gestern Abend Schauplatz von zwei Kundgebungen gegen die verfehlte Asylpolitik in Österreich. Den Anfang machte die Ortsgruppe der rechtsnationalistischen Freiheitlichen Partei, die sich aus Protest gegen das „Asylchaos in Traiskirchen“ um 18.30 Uhr am Hauptplatz versammelte. Mit dabei: Bundesobmann Heinz-Christian Strache und der niederösterreichische FP-Chef Christian Höbart, der Tage zuvor Asylwerber als „Erd- und Höhlenmenschen“ bezeichnet hatte. Nach ersten Angaben der Polizei demonstrierten etwa 300 Personen auf Seite der Freiheitlichen, hieß es in einem ORF-Beitrag in der „Zeit im Bild 1“.

Von einem für örtliche Verhältnisse großen Aufgebot der Polizei getrennt fand gegenüber dem Hauptplatz eine von zahlreichen linksgerichteten Organisationen unterstütze Kundgebung unter dem Motto „Rassismus – Nein Danke!“ statt. Boris Ginner, Landesvorsitzender der Sozialistischen Jugend Niederösterreich (SJ NÖ), zeigte sich im Gespräch mit Unsere Zeitung mit dem Verlauf des Gegen-Protestes zufrieden. „Während die FPÖ seit einigen Tagen mit großflächigen Plakaten mobilisiert hatte, konnten wir in kurzer Zeit 250 Leute auf die Straße bringen. Besonders erfreulich ist, dass sich auch viele Bürger der Stadt dem Protest anschlossen“, so Ginner.

Auch der Pfarrer von Traiskirchen, Jochen Häusler, ergriff das Wort und sprach sich für eine menschenwürdige Flüchtlingspolitik aus. Zugleich kritisierte er, dass im selben Moment Strache vor seiner Kirche die Menschen aufhetze. Mit Liedern von STS („Es fangt genauso an“) und den Toten Hosen („Schrei nach Liebe“) versuchten die großteils jugendlichen Teilnehmer lauter zu sein als die FP-Kundgebung, was dem Vernehmen nach auch über weite Strecken gelang.

Sowohl die Bevölkerung in Traiskirchen, als auch die Flüchtlinge im Asyl-Erstaufnahmezentrum hätten kein Interesse an überfüllten Massenlagern, meint Ginner. „Keiner braucht den Keil zwischen ihnen und keiner braucht die Hetze am Rathausplatz“, so der SJ NÖ-Vorsitzende, der für raschere Asylverfahren und den Zugang zum Arbeits- und Wohnungsmarkt für Asylwerber eintritt.

Nach einer Stunde war der erste Akt des Abends vorbei, die FPÖ-Kundgebung am Hauptplatz löste sich auf. Bis 20 Uhr endete auch die linke Gegenkundgebung, die neben sozialistischen und kommunistischen (Jugend)Organisationen auch von der Offensive gegen Rechts und Asyl in Not unterstützt wurde. Traiskirchens Bürgermeister Andreas Babler (SPÖ), der im Vorfeld die FPÖ-Traiskirchen für die Abhaltung der Strache-Kundgebung stark kritisiert hatte (siehe Vorbericht), nahm jedoch an der Gegenkundgebung nicht teil.

Text: Michael Wögerer
Fotos: Natalia Ciric

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