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Coronavirus: Es bahnt sich weltweit ein Kontrollverlust an (Teil 1)

Da viele – auch westliche – Regierungen zu spät, zu schwach und/oder zu falsch reagieren, gerät die Lage weltweit zunehmend außer Kontrolle. Der Versuch einer vor allem länderbezogenen Übersicht von Gregor Flock

Österreich

Die Anzahl der Fälle verdoppelt sich nach wie vor rund alle zwei Tage auf mittlerweile 1018 Fälle. Bei 3 Verstorbenen und 6 Genesen ergeben sich die zwei verschiedenen Todesraten von (3/1018)*100 bzw. 0.29% und (3/(3+6))*100 bzw. 33.3%.

Die U-Bahnen in Wien sind relativ leer, man sieht fast keine Menschen mit Gesichtsmaske. Entspannte Situation im Supermarkt trotz vereinzelt leergekaufter Regale. Ich habe aus vertraulicher Quelle erfahren, dass Banken die Kunden immer weniger Bargeld abheben lassen. Vergangene Woche waren die Tageslimits für Spontanbehebungen bei der Kassa von üblicherweise maximal €15000 am Nachmittag bei einer Bank wegen großen Andrangs auf €5000 abgesunken, am Freitag dann bei einer anderen Bank auf €2000. Diesen Montag war das Limit bei der ersten dieser Banken bei €1500, also bei nur mehr einem Zehntel des ansonsten üblichen Limits. Größere Bargeldmengen lassen sich nur mit Vorreservierung abheben.

Wer es noch nicht begriffen hat: Das weltweite (Giral- oder Buch-)Geldsystem ist ein sogenanntes Mindestreservesystem im Rahmen dessen (Geschäfts)Banken a) einerseits versprechen, das elektronische Giralgeld der Kunden in Form von Bargeld auszuzahlen, b) andererseits zu jedem Zeitpunkt für alle €100 Nicht-Bargeld-Einlagen nur rund €10 Bargeld haben – in manchen Ländern auch deutlich weniger. Deshalb gibt es in Krisenzeiten immer wieder einmal „bank runs“, und deshalb ist unser Geldsystem – trotz angeblicher Einlagensicherung von bis zu €100.000 pro Person und Konto in Österreich – eher ‚problematisch.‘ Eine Abhilfe dagegen würde das Vollgeldsystem bieten (siehe auch den weltweiten Dachverband IMMF und die österreichische Initiative).

Südafrika

Ein afrikanisches Land demonstriert in der Zwischenzeit, dass man Gesundheitswarnungen auch anders und mit positiven Vibes machen kann:

Niederlande

Das Niederländische Regime unter Premier Marc Rutte dagegen demonstriert nichts anderes als dessen komplette Unfähigkeit und Verantwortungslosigkeit indem sie sich der „herd immunity“ Nichtstun-Strategie von Großbritannien anschließt. Zehntausende wenn nicht sogar mehr als hunderttausend Tote allein in den Niederlanden sind bzw. wären damit vorprogrammiert, wenn es dabei bleiben sollte:

In einem negativen Sinn beeindruckend ist auch die zweite Todesrate in den Niederlanden, mit der es weltweit nahezu gleichauf mit Frankreich Spitzenreiter ist: Auf momentan 1414 mit 24 Toten kommen nur 2 Genese(!) – das sind Todesraten von ‚nur‘ 1.7% aber dann erstaunlichen (24/(24+2))*100 bzw. 92.31%(!!). Es ist klarerweise nicht zu erwarten, dass die zweite Todesrate auch nur annähernd so hoch bleibt. Andererseits ist es nicht einmal ansatzweise begreiflich, wie die Niederländer das Kunststück fertiggebracht haben, so viele Erstinfizierte wegsterben zu lassen – auch wenn man miteinberechnet, dass insbesondere gesundheitlich bereits beeinträchtigten Patienten schneller wegsterben als dass andere gesunden und es vielleicht auch etwas gedauert hat, bis COVID19 Fälle richtig diagnostiziert und adäquat behandelt werden. Dasselbe gilt auch für Frankreich.

Die anderen Spitzenreiter bei der zweiten Todesrate

Land: Fälle: Tote zu Genesenen. Erste offizielle und zweite andersberechnete Todesrate (16-17.März)

(Tote/Fälle)*100      (Tote/(Tote+Genesene))*100

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Italien: 27980: 2158 zu 2749. 7.74% und 44%.

Spanien: 9942: 342 zu 530. 3.45% und 39.22%.

Frankreich: 6650: 148 zu 12. 2.23% und 92.5%.

USA: 4632: 85 zu 17. 1.84% und 83.33%

Schweiz: 2200: 14 zu 4. 0.64% und 77.78%.

Schweden: 1103: 6 zu 1. 0.54% und 85.71%.

Belgien: 1058: 5 zu 1. 0.47% und 83.33%

Philippinen: 142: 12 zu 2. 8.45% und 85.71%.

Die Todesraten von insbesondere Schweden und Belgien beruhen noch auf zu wenig Stichproben und sind damit noch nicht besonders aussagekräftig. Ein ähnliches kurz- bis mittelfristiges Szenario wie in Frankreich, wo es bereits aussagekräftigere 160 verlaufene Fälle gibt, kann jedoch nicht ganz ausgeschlossen werden. Mittelfristig wird die Anzahl der Genesenen dann, so wie in Italien und Spanien, klar über die Anzahl der Verstorbenen steigen. Die mittelfristige zweite Todesrate ist in diesen beiden Ländern mit 44% und 39.22% jedoch noch immer sehr hoch und senkt sich momentan auf Grund der massiven Überlastungen der Gesundheitssysteme auch nur langsam ab (für den 14. März und Italien habe ich Vergleichszahlen von 7.17% und 46.8% errechnet, aus denen hervorgeht, dass die erste offizielle Todesrate in Italien momentan nach wie vor ansteigt).

Bedenklich ist auch, dass die Zahl der Fälle außerhalb von China mit seinen 1.4 Milliarden Einwohnern bereits vor einigen Tagen exponentiell über die nahezu stabile Anzahl der Fälle in China (81053: davon 3230 Tote und 68777 Genesene; d.h. Todesraten von 3.99% und nur mehr 4.49%) hinausgeschossen ist und zumindest für vorhersehbare Zeit weiterhin drastisch ansteigen wird. Dies ist in erster Linie der eigentlich kriminellen Unfähigkeit und Fahrlässigkeit diverser Regierungen bzw. Regime zu verdanken, in zweiter Linie der dadurch mitverursachten und teilweise noch sehr naiven Sorg- und Ahnungslosigkeit von weiten Teilen der Bevölkerung. [Fortsetzung in Teil 2]

Gregor Flock ist unabhängiger systematischer Philosoph (univie.academia.edu/GregorFlock), Zivilgesellschaftler (Global Civil Society Network), politischer Analyst (medium.com/@GregorFlock). Twittert unter @GFlock_GCSN.

Titelbild: Coronavirus (pixabay.com, Pixabay License)

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