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Der alternative Transferticker #8

Diese Woche mit ausführlichen Infos zu Sheffield United, einem Blick nach Kenia und nach Niederösterreich, wo die Landesregierung 7 Millionen Euro weitaus sinnvoller eingesetzt hat als Atlético Madrid. 

Im „alternativen Transferticker“ gibt Moritz Ettlinger einen Überblick über die interessantesten Fußball-Transfers der Woche und veranschaulicht kritisch und nicht ganz ohne Ironie, was man mit dem Geld für überteuerte Fußballer sonst noch hätte machen können bzw. was mit ähnlichen Summen bereits gemacht wurde.

20 Millionen Euro für Aaron Ramsdale – oder Bücher

Es war eine der wenigen Überraschungen der vergangenen Spielzeit: Mit dem 9. Platz in der englischen Premier League zeigte Aufsteiger Sheffield United in seiner ersten Saison im englischen Oberhaus seit der Saison 2006/07 eine starke Leistung und ließ Klubs wie den FC Southampton oder den FC Everton hinter sich, nur zwei Punkte fehlten am Ende auf Platz 8 und den großen FC Arsenal.

Einen großen Anteil an diesem Erfolg hatte Torhüter Dean Henderson. In 36 Einsätzen erhielt er nur 33 Gegentore (0,9 Tore pro Spiel) und ging dabei 13 Mal mit einer weißen Weste vom Platz. Diese Leistungen gefallen auch Manchester United – von dort war Henderson vergangenen Saison an Sheffield United ausgeliehen. Jetzt kehrt er wieder zu seinem Stammverein zurück und Sheffield muss sich nach einem neuen Torwart umsehen.

Beziehungsweise musste: Seit vergangenem Mittwoch ist die Suche nach einem Nachfolger für die Manchester-United-Leihgabe beendet. Aaron Ramsdale heißt der junge Mann, ist 22 Jahre alt und kommt vom Premier-League-Absteiger AFC Bournemouth – für satte 20 Millionen Euro. Damit avanciert der Engländer zum zweitteuersten Neuzugang in der Klubgeschichte von Sheffield United. Er unterschreibt einen Vertrag über vier Jahre.

Was nach viel Geld klingt, ist meistens auch viel Geld. Vor allem, wenn es um Millionenbeträge in dieser Höhe geht. Viele Unternehmen wären in Pandemie-Zeiten wohl froh um das Budget eines englischen Erstligisten – so auch die deutschen Verlage und Buchhandlungen. Um die Verluste auszugleichen, die während der Corona-Krise entstanden sind, fließen nun 20 Millionen Euro an Förderungen.

„Eine Förderung der Verlage und Buchhandlungen ist nach den Umsatzeinbußen durch den Lockdown existenzsichernd“, sagte Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des deutschen Buchhandels. Existenzsichernd war der Transfer von Ramsdale für Sheffield United mit Sicherheit nicht – für eine längerfristige Existenz in der obersten englischen Spielklasse hingegen ist ein guter Torhüter essentiell; ob Aaron Ramsdale auch 20-Millionen-Euro-gut ist, wird sich wohl erst am Ende der kommenden Saison zeigen.

10 Millionen Euro für Seko Fofana – oder Dorfbewohner in Kenia

Nicht nur den zweit-, sondern den teuersten Einkauf der Klubgeschichte hat vergangene Woche Ligue-1-Aufsteiger RC Lens getätigt. 10 Millionen Euro zahlen die Franzosen für Seko Fofana, der 25-jährige Mittelfeldspieler kommt von Udinese Calcio und soll für mindestens vier Jahre bleiben – solange läuft das Arbeitspapier, das der Ivorer unterschrieben hat.

Wie viel 10 Millionen Euro wert sein können, wenn sie den richtigen Menschen zugute kommen, zeigt ein Beispiel aus Kenia. In einem Vorort von Mombasa werden dort in einer Fabrik Altbatterien recycelt, wobei „recycelt“ relativ ist: Über Jahre verseichte diese Fabrik ihre Umgebung mit Blei. Im Dorf Owino Uhuru wurden durch die hohe Bleibelastung viele Menschen krank, hunderte starben an den Folgen einer Bleivergiftung. Jetzt wurde die Firma und die Regierung Kenias dafür zur Rechenschaft gezogen: Mehr als 10 Millionen Euro sollen die rund 3000 Bewohner des Dorfes jetzt als Entschädigung erhalten, lautet das Urteil des kenianischen Umweltgerichtes.

7 Millionen Euro für Ivo Grbić – oder soziale Arbeit

7 Millionen Euro für einen Ersatztorhüter – diesen Luxus kann sich nicht jeder Verein leisten. Atlético Madrid kann es und verpflichtete Ivo Grbić für 7 Millionen Euro von Lokomotiva Zagreb. Der 24-jährige Kroate dürfte mit der Rolle des Reservisten zufrieden sein, denn an Altéticos Nummer 1, Jan Oblak, gibt es in den nächsten Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit wohl kein Vorbeikommen.

Sinnvoller eingesetzt hat dieses Geld das Land Niederösterreich. 7,2 Millionen Euro fließen als „Corona-Bonus“ an alle Sozialarbeiter*innen im Land, „die in der Zeit des Lockdowns im direkten Kontakt mit zu betreuenden Personen gestanden sind“, wie die Presse berichtet. Pro Kopf sind das dann bis zu 500 Euro, die die Mitarbeiter*innen als Bonus ausgezahlt bekommen. Eine gute Sache, dennoch: Eine dauerhafte Gehaltserhöhung wäre besser gewesen.

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Alle bisherigen Folgen des „alternativen Transfertickers“

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Titelbild: Unsere Zeitung/Moritz Ettlinger

 

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Moritz Ettlinger

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