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Umweltbewusst essen: Eine Inspiration für nachhaltigere Weihnachtsfeiertage

Bald ist Weihnachten, und auch wenn vieles dieses Jahr anders sein wird, so ist Essen die Konstante, auf die sich die meisten auch heuer freuen können. Ich habe mich in den letzten Tagen schon in Festtagsstimmung gebracht und meine liebsten Weihnachtsrezepte für euch nachgekocht. Was dabei herausgekommen ist, seht ihr hier.

Von Sandra Czadul

Weihnachten – Glühwein, Familie, Geschenke unter dem Christbaum oder das Weihnachts-Festmahl ist, was viele Menschen in Österreich mit diesen Feiertagen verbinden. Doch dieses Jahr ist ein besonderes und vieles was bisher selbstverständlich war, ist es nicht mehr. Nicht nur Corona, sondern auch die globale Umweltkrise haben 2020, großen Einfluss auf das Leben vieler Menschen genommen.

Traditionen und Bräuche hinterfragen

Im Weihnachtsmenü sind besonders beliebte Speisen in Österreich der Weihnachtsbraten, das Gansl oder der Tafelspitz. Bei vielen Familien ist das Weihnachtsessen eine Tradition, auf die man sich das ganze Jahr freuen kann. Dieser Beitrag soll nicht nur dazu inspirieren, Neues zu wagen, auszuprobieren und dazu zu lernen. Sondern auch Bräuche und Traditionen zu hinterfragen. Denn viele unserer gesamtgesellschaftlichen Probleme haben wir, weil wir im Kollektiv, aber auch auf individueller Ebene, vieles nicht hinterfragen bzw. ändern.

Traditionen können uns in turbulenten Zeiten wie diesen ein Gefühl von Halt geben, sinnvoll sind sie aber nicht immer. Wenn man zum Beispiel daran denkt, dass man Bäume fällt und ins Wohnzimmer stellt, während auf der ganzen Welt Wiederaufforstungsprojekte stattfinden, um CO2 zu binden. Oft wachsen Weihnachtsbäume in Monokulturen und werden mit Pestiziden behandelt, für Ökosysteme und die Artenvielfalt ist das keine gute Mischung. Warum tun wir das also? Ist Ästhetik und eine Weihnachtsatmosphäre wichtiger als Artenvielfalt und funktionierende Ökosysteme? 

Es geht nicht darum, alles Traditionelle abzustoßen und Weihnachtsbäume oder den Weihnachtsbraten zu verbannen. Sondern darum darüber nachzudenken, welchen Sinn gelebte Traditionen und Bräuche haben. Vielleicht gibt es sinnvollere Alternativen, vielleicht entscheidet man aber auch: Das ist wichtig für mich. Hauptsache man ist sich bewusst über den inneren Antrieb, der uns Traditionen über Generationen weiterführen lässt. 

Was wir essen macht einen Unterschied!

Unsere Ernährung spielt ohne Zweifel eine große Rolle, wenn es um Umwelt- und Klimaschutz geht. Gleich vorweg: Es geht nicht darum, die Verantwortung allein auf Konsument_innen zu schieben. Eine Tatsache ist aber, dass jeder Mensch Verantwortung trägt und zum Umwelt- und Klimaproblem beiträgt. Ansetzen muss man sicher auf einer Ebene darüber. Denn im Idealfall sollten nicht 100 Unternehmen für 71 Prozent der industriellen Treibhausgasemissionen verantwortlich sein. Doch laut dem Carbon Major Report sind sie das. 

In einer idealen Welt liefert die Wissenschaft die Zahlen, Daten und mögliche Lösungen für die Klimakrise, das Artensterben, und andere Umweltprobleme. Die Politik schafft dann Rahmenbedingungen, damit ein lebenswertes Leben für alle Menschen auf diesem Planeten in Zukunft möglich ist. Die Bevölkerung hält sich freiwillig daran, weil sie weiß was auf dem Spiel steht. Leider, und das hat sich vergangene Woche wieder gezeigt, macht Politik Kompromisse, auf Kosten der Umwelt, aber auch der Menschen. Die EU hat zuletzt beschlossen, das ursprünglich vereinbarte Klimaziel von einer Treibhausgasreduktion von 40 Prozent bis 2030 auf 55 Prozent anzuheben.

Das klingt erstmal gut, aber es handelt sich hier um eine Netto -Treibhausgasreduktion. Das Wort “Netto” ist hier entscheidend: Denn so können zum Beispiel Waldflächen als CO2-Senken in die Rechnung mit aufgenommen werden, und die eigentliche Reduktion von ausgestoßenen Treibhausgasen pendelt sich zwischen 50,5 und 52,8 Prozent ein. Laut Wissenschaft bräuchten wir aber mindestens eine Treibhausgasreduktion von 65 Prozent bis 2030. 

Um dem Versprechen von Paris gerecht zu werden, wären 80 Prozent CO2 Reduktion im Vergleich zum Basisjahr 1990 notwendig. Man kann sich also nicht auf die Versprechen von Politiker_innen verlassen, eine ambitionierte Umwelt- und Klimapolitik umzusetzen. Deshalb ist es wichtig, selbst aktiv zu werden. Politisch, aber auch was den eigenen Lebensstil betrifft.

Mehr über das Klimaziel der EU liest du hier.

Vier Kriterien für Nachhaltigkeit in der Küche

Ich habe mich in den letzten Tagen schon in Festtagsstimmung gebracht und meine liebsten Weihnachtsrezepte für euch nachgekocht. Für die folgenden Gerichte hatte ich vier zentrale Kriterien: Vegan, Saisonal, Regional und Bio Qualität. Vor allem in Kombination und mit weniger Perfektionismus, lässt sich Nachhaltigkeit in der Küche leichter umsetzen.

Pflanzliche statt tierische Lebensmittel 

Tierische Lebensmittel sollten in einer umweltbewussten Ernährung, nur einen sehr kleinen Teil darstellen, weil sie jene mit der größten Klimabelastung für den Planeten sind. Sie leisten aber auch einen Beitrag zum Hungerproblem, zu verschmutzten Gewässern, zum Artenverlust, zu unfruchtbaren Böden und dem Verlust der Regenwälder. Tierleid wird in vielen Fällen geduldet.

Österreich ist beim Verzehr von tierischen Produkten weit vorne, nämlich weltweit auf Platz 15 und in der EU auf Platz drei. In Österreich wird mehr Fleisch produziert, als wir bräuchten und laut Kontrast essen wir durchschnittlich dreimal mehr Fleisch, als gesund wäre. Für tierische Lebensmittel werden weltweit 80 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche verbraucht. Damit ist weniger Fläche für Lebensmittel vorhanden, die man zur Produktion von Obst, Gemüse und Getreide nutzen könnte und Fleischkonsum ist somit direkt mit dem Hungerproblem verbunden. 

Fleischproduktion kann Sinn machen, wenn anderweitig nicht nutzbare Flächen, also zum Beispiel Bergland, für die Tierhaltung genutzt werden. Es ist aber kein Geheimnis, dass die meisten Nutztiere in großen Hallen leben und mit Soja aus den Regenwäldern der Welt gefüttert werden. Österreich allein importiert jährlich 500.000 Tonnen Soja. Darunter leidet die Biodiversität, aber auch das Klima, da Regenwälder für Sojaplantagen gerodet werden und somit CO2 freigesetzt wird. 27 Kilogramm CO2, also zehnmal so viel wie beim Kartoffelanbau, werden beispielsweise für ein Kilo Rindfleisch ausgestoßen.

Regionale Lebensmittel 

Regionalität ist nicht immer zu hundert Prozent umsetzbar, vor allem weil der Begriff nicht genau definiert ist. Trotzdem ist es wichtig auf Lebensmittel aus dem nahen Umfeld zu achten, weil Transportwege kürzer sind, Emissionen eingespart werden, und die heimische Landwirtschaft unterstützt wird. Am leichtesten lässt sich Regionalität in Verbindung mit Saisonalität umsetzen.

Saisonale Lebensmittel 

Saisonalität kann im Winter eine wahre Herausforderung sein, aber auch im Dezember findet man leckeres Gemüse wie Rotkohl, Karotten und Champignons, sowie Lauch, Feldsalat und einiges mehr. Saisonale Ernährung ist wichtig, da damit keine bodenauslaugenden  Monokulturen unterstützt werden, der Energieverbrauch durch die Lebensmittelproduktion ist geringer und die Transportwege sind kürzer. Im Sommer gibt es ohne Zweifel mehr Auswahl, aber mit einer saisonalen Ernährung erkennt man die Jahreszeiten zumindest beim Essen.  

Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft

Biologische Landwirtschaft setzt auf Kreislaufwirtschaft und verzichtet auf Gentechnik, die meisten Zusatzstoffe und Pestizide. Sie fördert somit die Biodiversität, verbessert die Bodenfruchtbarkeit und die Qualität der Gewässer. Wenn man auf artgerechte Tierhaltung wert legt ist sogar bio, im Sinne des Bio Siegels, nicht die perfekte Wahl, da auch hier industrielle Tierhaltung erlaubt ist. 

Die Corona-Pandemie dürfte einen Einfluss auf die Nachfrage nach Bio-Lebensmittel haben. Laut dem Bundesministerium für Landwirtschaft und Tourismus stieg die eingekaufte Menge an Bio-Lebensmitteln in Österreich in den ersten sechs Monaten des Jahres 2020, im Vergleich zum Vorjahr um 14,4 Prozent an. Relativ gering fiel der Anteil aber bei Fleischprodukten aus.

Nachhaltige Rezepte

Jetzt geht es weiter, mit den Gerichten, die ich mit Weihnachten verbinde. 

Spinatrolle

Spinatrollen

Bei der Spinat Rolle von Deniz habe ich mich nicht ganz an das Kriterium Saisonalität gehalten, denn ich habe Bio Tiefkühl-Spinat verwendet. Trotzdem möchte ich euch diese Empfehlung nicht vorenthalten. Denn Ausnahmen entsprechen der Realität, weil penibler Perfektionismus zu Frustration führen kann, und somit langfristig nur schwer praktikabel ist. Für diese Version der Spinat-Rolle habe ich roten Rüben Aufstrich genommen. Hier geht’s zum Rezept auf dem Blog Healthy on Green.

Lachs-Brötchen

"Lachs"-Brötchen

Das nächste Rezept von eathis.org eignet sich ebenfalls gut als festlicher Snack. Veganer Lachs? Ja das geht. Karotten und die richtige Marinade machen es möglich. Dieses Gericht hat meine kulinarische Vorstellungskraft gesprengt, und seitdem freue ich mich auf noch mehr Vielfalt in der veganen Küche. Statt Liquid Smoke kann man übrigens auch Rauchsalz verwenden. 

Karotten-Risotto

Karotten-Risotto, Teller auf Holztisch

Mit Karotten-Risotto geht es weiter. Es ist ein Klassiker für kalte Tage, lecker und sehr einfach. Dafür habe ich mich mehr oder weniger an das Rezept von dem Blog „Justinekeptcalmandwentvegan“ gehalten. Zucchini habe ich in diesem Fall weggelassen, cremig war es trotzdem.

Seitan-Geschnetzeltes

Seitanbraten, Teller auf Holztisch

Weiter geht’s mit einem Seitan Geschnetzelten. Dafür habe ich mich vom veganen Sauerbraten Rezept von Zucker und Jagdwurst inspirieren lassen. Statt Seitan Pulver habe ich Seitan Filets verwendet. Hier geht es zum Rezept.

Linsenbraten mit Semmelknödel

Linsenbraten mit Semmelknödel und Blaukraut

Der Vegane Linsenbraten mit Semmelknödel von Bianca Zapatka ist mit Sicherheit eines der leckersten und deftigsten Gerichte, die in der veganen Küche zu finden sind. Satt wird man damit auf jeden Fall, und mit Rotkraut kommt man kulinarisch in der Weihnachtszeit an.

Fazit

Ernährung ist ein wichtiger Teil wenn es darum geht das Klima und die Umwelt zu schützen. Wichtig ist aber vor allem auch der gesamte Lebensstil und politische Rahmenbedingungen, die es verbieten, einen Planeten für uns Menschen unbewohnbar zu machen. Gerade weil sich nachhaltig zu leben, auch heute noch oft anfühlt, als würde man gegen den Strom schwimmen. 

Für das eigene Umweltbewusstsein kann die Auseinandersetzung mit der Ernährung aus der Nachhaltigkeitsperspektive sehr bereichernd sein: Man lernt viel über die Auswirkungen der Ernährung, aber vor allem auch über den eigenen Körper und dessen Bedürfnisse. Verschiedenste Dinge einfach auszuprobieren, lässt uns noch mehr hinterfragen und den Lösungshorizont erweitern. 


Titelbild & alle Fotos: Sandra Czadul

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