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Peru: Verheerende Menschenrechtsbilanz der Übergangsregierung

In Peru wurden in den ersten 50 Tagen der Regierung Boluarte 56 Menschen getötet. Ein Bericht beschreibt schwere Menschenrechtsverbrechen der Übergangsregierung.

Von servindi / NPLA

Die peruanische Nationale Menschenrechtskoordination (CNDDHH) hat einen Bericht zur Menschenrechtslage in Peru veröffentlicht. Demnach wurden in den bisherigen 50 Tagen der Regierung Boluarte zahlreiche Menschenrechtsverletzungen registriert.

Die Situation „fordert eine politische Lösung, wie den Rücktritt (von Boluarte) und Neuwahlen, betonte die Generalsekretärin der CNDDHH, Jennie Dador. Der Bericht „50 Tage Repression in Peru. Menschenrechtsverletzungen bei Protestaktionen“ beklagt eine exzessive Repression seitens der peruanischen Regierung. Dieser sind demnach bis zum 26. Januar 56 Menschen zum Opfer gefallen, davon sieben Minderjährige. 46 davon wurden durch staatliche Akteure getötet. Außerdem wurden 912 Verletzte registriert.

Der Bericht dokumentiert auch Fälle von außergerichtlichen Hinrichtungen während der sozialen Proteste und den Einsatz verbotener Waffen wie Kalashnikov-Sturmgewehre seitens der Sicherheitskräfte.

56 Tote in 50 Tagen

Damit widerspricht der Bericht der offiziellen Version, der zufolge sich „die Demonstrant*innen untereinander umgebracht haben“. Der Bericht spricht auch von willkürlicher Gewaltanwendung gegen friedlich demonstrierende Bürger*innen.

Dokumentiert wurden auch Fälle von Folter durch die Polizei. So sei eine Gruppe von acht Personen am 12. Dezember in Andahuaylas festgenommen und in Haft brutal verprügelt worden. Die CNDDHH erwähnt auch willkürliche Massenfestnahmen wie bei dem Überfall auf die Universität von San Marcos in Lima, bei dem 193 Menschen verhaftet wurden.

Die Protestierenden würden des „Terrorismus“ bezichtigt, heißt es weiter. Laut dem Bericht behindert die Polizei die juristische Verteidigung der Verhafteten sowie die Medienberichterstattung.

Vorgehen der Polizei „von tiefem Rassismus geprägt“

„Das Vorgehen der Polizei ist von tiefem Rassismus geprägt“, betonte zudem Mar Pérez, Anwältin der CNDDHH. So sei es kein Zufall, dass die Todesfälle alle in indigen geprägten Regionen des Landes verzeichnet wurden, während es in der Hauptstadt Lima bislang keine Toten gegeben habe, so Pérez.

An der Pressekonferenz nahm auch María Ysabel Samillán Sanga teil, die Schwester von Marco Antonio Samillán Sanga. Der junge Arzt aus Puno wurde am 9. Januar bei dem Versuch, Verletzten zu helfen, erschossen. Auch Ruth Bárcena war anwesend, die Witwe von Leonardo Hancco, der am 15. Dezember in Ayacucho außergerichtlich hingerichtet wurde.

Die Angehörigen der Opfer berichteten, unter welchen Umständen ihre Verwandten getötet wurden. Sie wiesen jegliche Verwicklung in terroristische Aktionen ab, betonten, dass sie bedroht würden und forderten Gerechtigkeit.

Hier findet ihr den Bericht (auf Spanisch)
Hier findet ihr Fotos und Zeug*innenaussagen


Dieser Beitrag erschien am 29.01.2022 auf npla.de, lizensiert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international. Zuvor erschienen bei: servindi.org

Titelbild: World Economic Forum / Flickr / CC BY-NC-SA

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