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Leselust im Norden

Was uns Norwegen in Sachen Lesekultur voraus hat.

Von Urs Heinz Aerni

Nein, es liegt nicht nur an den langen Winternächten, dass Norwegen uns in der Lesekultur was vormacht. Laut Studien lesen die Norwegerinnen und Norweger pro Jahr 15,5 Bücher und pro 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner steht eine Buchhandlung zur Verfügung. 100 Verlage veröffentlichen jährlich rund 5.000 Titel, davon 60 bis 70 Prozent von einheimischen Schreibenden.

Die Leselust und die Lesequalität werden ermöglicht durch eine vorbildliche staatliche Literaturförderung. Dazu gehört der Verzicht einer Mehrwertsteuer auf Bücher und Mindestabnahme-Garantien für die Verlage durch staatliche Institutionen. Das nimmt den wirtschaftlichen Druck der Verlage, die als Gegenleistung sich mehr auf Qualität konzentrieren als ständige Kompromisse eingehen zu müssen, die die Quote fordert, zugleich wird der Zugang zum Buch für das Publikum einfacher und günstiger. Es handelt sich um eine Art bildungstechnische Grundversorgung, so wie wir hier froh sind wenn Sender wie SR2 Kultur oder 3sat, uns von den unsäglichen Programmen der Privaten retten. In Norwegen spielen auch die öffentlichen Bibliotheken eine immens wichtige Rolle für Rückzugsorte, die Ruhe und Geborgenheit bieten, vor allem auch für Kinder aus nicht einfachen Verhältnissen.

Wie gesagt, es liegt nicht die langen Nächte im Winter, es liegt an der wahrgenommenen politischen Verantwortung, etwas für die Bildungs- und Kulturqualität zu tun. Eine Investition in die Lebensqualität. Norwegen ist reich, die Schweiz auch, und Österreich eigentlich auch…


Ein Buchtipp aus Norwegen: „Eine moderne Familie“, Roman von Helga Flatland, Weidle Verlag, ISBN 978-3-938803-93-6

Titelbild: Ben White auf Unsplash

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