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Slowenien: Kleines Land, große Vielfalt

Slowenien ist nach der Frankfurter Buchmesse auch Gastland an den Literaturtagen Zofingen vom 27. – 29. Oktober 2023 In die Schweiz, genauer nach Zofingen reisen Kulturschaffende an, mit viel Stoff zu einem kleinen aber reichen Land. Die Literaturtage widmen einem kleinen Land die große Bühne.

Von Urs Heinz Aerni

Die Liste der anreisenden Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus Slowenien kann sich sehen lassen. Zu diesen gehört zum Beispiel Drago Jančar, der 2020 den «Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur» erhielt, die Siegerin des Ingeborg-Bachmann-Preises Ana Marwan und Mitglied der Akademie der Künste Berlin Aleš Šteger.

Die Programmleiterin Julia Knapp zeigt sich über die Vielfalt an Literaturen aus dem doch recht kleinen Land Slowenien nicht nur überrascht, sondern begeistert: «Es war eine Herausforderung, aus dem reichen Angebot von Büchern ein Programm zusammenzustellen, das an dem Wochenende hier in Zofingen das Slowenien in all seiner Vielfalt zu vermitteln vermag.»

Ana Marwan beim Gewinn des Ingeborg-Bachmann-Preises 2022. Foto: Amrei-Marie, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Die Präsidentin der «Literaturtage Zofingen», Sabine Schirle stellt fest, dass die drei großen Ökosysteme des Landes, die Pannonische Tiefebene, die Alpen und das Mittelmeer nicht nur zu einer reichen Vielfalt an Flora und Fauna führen, sondern auch in der Kulinarik, was auch am Festival zum Ausdruck gebracht werden soll.

Lyrische Begegnung zwischen Alpenländern

In der mittlerweile traditionsreichen Zusammenarbeit mit der Buchmesse Frankfurt, entdeckt das Organisationsteam der Literaturtage und das hiesige Publikum ein Land nach dem anderen mit ganz neuen Facetten. Zum Einstieg passt das Gespräch am Samstagmorgen mit den Autoren Aleš Šteger und Helmut Luther die je ein Sachbuch veröffentlichten, die tiefe und persönliche Einblicke in die Kultur und Geschichte Sloweniens vermitteln.

Spannend wird es sein, wenn sich das lyrische Schaffen der Schweiz und Slowenien begegnen. Ein slowenisch-schweizerischer Feldversuch mit Roger Perret und Aleš Šteger steht dazu auf dem Programm. Letzterer wird zudem zusammen mit Jure Tori am Akkordeon am Samstagabend mit einer Lyrikperformance im Kulturhaus West das Publikum überraschen.

Feminine Literaturkunst aus Slowenien

Auf eine «geballte Frauenpower» freut sich das OK-Team mit Ana Schnabl und ihrem Roman «Meisterwerk», Ana Marwan mit «Verpuppt», Suzana Tratnik mit «Pontonbrücke» und Nataša Kramberger mit «Verfluchte Misteln».

Ein Name wird das Publikum an die Ausgabe des Festivals 2022 zurück erinnern, als Annemarie Schwarzenbach aus spanischer Sicht porträtiert wurde: Alma M. Karlin (1889 – 1950) reiste mit der Schreibmaschine durch ein unruhiges Europa zwischen Krieg und Nationalismus um zu versuchen, die Welt zu verstehen oder auch ihr zu entfliehen wie Schwarzenbach. Jerneja Jezernik bringt mit einer Biografie und Marijan Pušavec zusammen mit Jakob Klemenčič durch eine Graphic Novel das Leben und Werk dieser reisenden Autorin von damals näher.

Auf die Zeiten des Umbruchs in Slowenien wird in der Podiumsdiskussion ‹Geschichten vom Balkan› eingegangen und Drago Jančar wird sich zum Abschluss des Festivals mit dem Slowenien der 50er-Jahre auseinandersetzen.

Drago Jančar auf der Wiener Buchmesse 2019. Foto: C.Stadler/Bwag, CC BY-SA 4.0

„Waben der Worte“ lautet das Motto, unter dem sich das Gastland in Frankfurt präsentiert. Denn gleich den Insekten, die Pollen und Nektar für ihren Honig aus allen möglichen Richtungen zusammentragen, hat Slowenien mit seiner Sprache, die erst seit der Unabhängigkeit 1991 Amtssprache ist eine Literatur, die auf vielfältige Weise beeinflusst worden ist: deutsch-österreichisch, italienisch, slawisch.

Alle Veranstaltungen können mit Reservation oder auch spontan besucht werden. Informationen und das vollständige Programm finden sich im Internet: www.literaturtagezofingen.ch

Weitere Persönlichkeiten, die am Programm der Literaturtage Zofingen 2023 mitwirken sind: Christina Caprez, Claudia Gabler, Cheryl Kubin, Nevanka Ljeskovac, Hanspeter Müller-Drossaart, Yvonne Oesch, Karl Rühmann, Rebekka Salm, Monika Schärer, Esther Schneider, Ariela Sarbacher und Thomas Sarbacher


Titelbild: Tom Hermans auf Unsplash

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