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Test: Wie nachhaltig und sozial sind österreichische Schoko-Nikolos?

GLOBAL 2000 und Südwind haben 31 Schoko-Nikolos und Weihnachtsmänner aus den heimischen Supermärkten auf ihre soziale und ökologische Verträglichkeit hin überprüft. Sieben Figuren gehen als Sieger hervor – mehr als im Jahr zuvor. Probleme beim Kakaoanbau bestehen aber weiterhin.

Von Moritz Ettlinger

Die Weihnachtszeit steht vor der Tür – und damit auch schon seit geraumer Zeit dazu passende Süßigkeiten in den Supermarktregalen. Anlass genug für die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 und die Menschenrechtsorganisation Südwind, auch in diesem Jahr wieder die Schoko-Nikolos und Weihnachtsmänner in den heimischen Supermärkten genauer unter die Lupe zu nehmen.

31 Figuren – zehn mehr als noch 2022 – wurden auf ihre soziale und ökologische Verträglichkeit hin überprüft. Bewertet wurde nach dem bekannten Ampelschema. Grünes Licht bekamen jene Produkte, die sowohl ein Gütesiegel mit weitreichenden ökologischen als auch sozialen Kriterien trägt. Rot sahen die NGOs bei Nikolos ohne dementsprechende, nachvollziehbare Siegel, gelb erhielten Produkte, die ein Gütesiegel aufweisen können, die zumindest teilweise ökologische oder sozialen Kriterien entsprechen.

Seriensieger EZA

Sieben der getesteten Produkte gehen als Sieger hervor und punkten sowohl in sozialer als auch in ökologischer Hinsicht. An erster Stelle steht wie schon in den Jahren zuvor der EZA-Nikolo aus den Weltläden, den GLOBAL 2000 und Südwind für besondere Transparenz und fairen Handel loben. Ebenfalls sehr gut (doppelt grüne Bewertung) schneiden die Bio-Eigenmarken von Spar, Billa, Hofer und Lidl ab.

Am Ende des Klassements befinden sich die Schokolade-Figuren der bekannten Großkonzerne, Ferrero, Milka, Lindt, Hauswirth und Mars wurden mit doppelt roter Ampelfarbe bewertet. Sie weisen entweder gar keine Siegel auf oder nur solche, die keine nachvollziehbare Beurteilung durch die Konsument*innen zulassen.

„Erfreuliche Entwicklung“

„Schoko-Nikolos mit strengen öko-fairen Zertifizierungen sind längst keine Nischenprodukte mehr“, sagt Caroline Sommeregger, Südwind-Kakaoexpertin, die eine „erfreuliche Entwicklung“ konstatiert. 

Kritik übt sie an den großen Konzernen. Es sei bedauerlich, „dass vor allem die großen globalen Schokoladenkonzerne weiterhin auf oft intransparente Eigeninitiativen setzen.“ Konsument*innen hätten dadurch keine Klarheit, wie nachhaltig die Schokolade wirklich ist.

Ausbeutung im Kakaoanbau

Ausbeutung und Waldzerstörung sind immer noch eng verbunden mit der Schokoladeindustrie. Alleine in Ghana und der Elfenbeinküste sind nach Angaben der beiden NGOs noch immer 1,5 Millionen Kinder von Ausbeutung auf den Kakaofeldern betroffen.

Ein Problem seien auch die Pestizide im Kakaoanbau sowie die Abholzung von Regenwald, sagt Martin Wildenberg, Nachhaltigkeitsexperte bei GLOBAL 2000. Notwendig sei das nicht: „Traditionell kann Kakao in einem sehr umweltfreundlichen Anbausystem produziert werden. Diese Systeme werden zum Beispiel im Bio-Anbau gefördert, kommen ohne Pestizide aus und fördern die Artenvielfalt“, so Wildenberg.

Um die Verantwortung nicht nur auf die Konsument*innen abzuwälzen erneuern GLOBAL 2000 und Südwind ihre Forderung nach einem strengen Lieferkettengesetz. Dieses soll dafür Sorge tragen, dass Menschenrechte und Umweltschutzbestimmungen von Unternehmen an jedem Punkt ihrer Lieferkette eingehalten werden.


Titelbild: (c) Südwind

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