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Konzernmedien in Österreich 2025: Konzentration verschärft sich weiter

Österreich stellt sich auch 2025, im europäischen Vergleich, als Land mit extrem geringer Medienvielfalt und einem außergewöhnlich hohen Grad an ökonomischer Medienkonzentration dar. Die Situation hat sich seit 2014, als „Unsere Zeitung“ gegründet wurde, nicht verbessert – im Gegenteil.

Die Situation heute: Noch weniger Vielfalt als 2014

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache

Print-Dominanz der Boulevard-Riesen (Media-Analyse 2023):

  • Kronen Zeitung: 22,3% Reichweite (1.714.000 Leser:innen)
  • Heute (Gratis): 9,5% Reichweite (714.000 Leser:innen)
  • Österreich/Oe24: 7,4% Reichweite (570.000 Leser:innen)

→ Allein diese drei Boulevardblätter erreichen 39,2% der österreichischen Bevölkerung – mehr als alle Qualitätszeitungen zusammen.

Online-Konzentration: Im Print- und Onlinebereich dominieren die Boulevard-Medien Kronen Zeitung, Heute und Oe24 mit einem Marktanteil von über 50% zusammengenommen.


Die Verflechtungen: Wem gehört Österreichs Medienlandschaft?


Mediennetzwerk Österreich 2024 - Eigentümerverflechtungen
Mediennetzwerk Österreich 2024: Die komplexen Eigentümerverflechtungen
Quelle: Kontrast.at – Medien in Österreich 2024

1. Mediaprint – Der Zeitungsriese

Mediaprint bleibt der größte österreichische Zeitungs- und Zeitschriftenverlag. Die Besitzverhältnisse haben sich 2025 dramatisch verändert:

Alte Struktur (bis 2024)

Kronen Zeitung:
50% Familie Dichand | 50% Funke/Signa

Kurier:
50,56% Raiffeisen | 49,44% Funke/Signa

Neue Struktur (seit 2025)

Kronen Zeitung:
100% Familie Dichand

Kurier:
Raiffeisen plant Komplettübernahme

→ Die deutsche Funke-Gruppe zieht sich aus Österreich zurück
→ Raiffeisen wird zum Medien-Giganten

2. Raiffeisen – Die mächtige Hausbank der ÖVP

Raiffeisen ist nicht nur Hausbank der ÖVP, sondern kontrolliert direkt oder indirekt:

  • Kurier (bald 100%, derzeit 50,56%)
  • Profil (über Kurier)
  • Niederösterreichische Nachrichten (NÖN) (20%, Rest Kirche)
  • Burgenländische Volkszeitung (20%, Rest Kirche)
  • Mediaprint (über Kurier-Beteiligung)
  • Moser Holding (war 2009-2013 beteiligt, enge Verbindungen bestehen)

Raiffeisen wird 2025 zum zweitgrößten Medienplayer nach dem ORF!

3. Die Katholische Kirche – Medien-Imperium im Verborgenen

Die Kirche besitzt über Stiftungen und Vereine:

Styria Media Group (100% Katholischer Medien Verein):

  • Kleine Zeitung (größte Regionalzeitung)
  • Die Presse (Qualitätszeitung)
  • Willhaben.at (größter Kleinanzeigenmarkt)
  • Wienerin (Frauenmagazin)
  • 50% Regional-Medien Austria (RMA)

Niederösterreichisches Pressehaus:

  • 54% Diözese St. Pölten
  • 26% Katholischer Pressverein
  • 20% Raiffeisen

Burgenländische Volkszeitung: 80% Kirche, 20% Raiffeisen

→ Kirche + Raiffeisen = strategische Allianz im Medienbereich

4. Familien-Dynastien im Mediengeschäft

Familie Medien
Dichand Kronen Zeitung (100%), Heute (über Eva Dichand)
Fellner Österreich, Oe24, Wetter.at
Bronner Der Standard (98,51%)
Russ Vorarlberger Nachrichten, Vol.at, Neue Vorarlberger
Moser Tiroler Tageszeitung, 50% RMA
Dasch Salzburger Nachrichten
Cuturi/Wimmer Oberösterreichische Nachrichten, Tips
Falk Die ganze Woche (238.000 Auflage/Woche!)

5. Red Bull Media House – Der Getränkekonzern als Medien-Gigant

Nach dem Tod von Dietrich Mateschitz 2022 führt sein Sohn Mark das zweitgrößte Medienunternehmen Österreichs (nach ORF):

  • ServusTV (4,2% Marktanteil)
  • The Red Bulletin (566.000 Leser:innen)
  • Servus in Stadt & Land (827.000 Leser:innen)
  • Der Pragmaticus (50% Mark Mateschitz)
  • Terra Mater Magazin
  • Bergwelten

→ Über 500 Mio. Euro Jahresumsatz, großteils aus dem Mutterkonzern


Staatsgelder fließen massiv – wohin?

Presseförderung 2024: 23,6 Mio. Euro

Rang Medium Förderung gesamt Anteil
1 Kronen Zeitung 3.832.888 € 16,2%
2 Der Standard 3.612.365 € 15,3%
3 Die Presse 3.486.686 € 14,7%
4 Kleine Zeitung 2.690.041 € 11,4%
Gesamt 23.593.792 € 100%

→ Boulevard-Blätter (Krone, Heute, Österreich) erhalten zusammen ca. 5,5 Mio. € (23,5%)

Öffentliche Werbebuchungen (H1 2024): ~200 Mio. Euro

Im internationalen Vergleich außergewöhnlich hoch! Kritiker sprechen von „informeller Medienförderung“ mit dem Ziel politischer Einflussnahme.

Mehr Details in der RTR Medientransparenz-Datenbank.

ORF-Beitrag: ~700 Mio. Euro/Jahr

Der ORF ist mit Abstand größter Medienkonzern – größer als Nummer 2 und 3 zusammen.


Die Inseratenaffäre: Gekaufte Berichterstattung?

Der ÖVP-Skandal ab 2021

Am 6. Oktober 2021 publik geworden: Verdacht auf systematische Inseratenkorruption unter Bundeskanzler Sebastian Kurz.

Der Vorwurf:

  • Öffentliche Gelder für Inserate
  • Im Tausch gegen geschönte Umfragen
  • Und genehme Berichterstattung

Besonders betroffen: Österreich/Oe24 (Familie Fellner)

Folge: Rücktritt von Sebastian Kurz als Bundeskanzler

Was eine Studie der Uni Wien (Oktober 2024) zeigt:

„Hinweise auf auffällig abweichende Berichterstattung“ über Kurz in Medien mit hohen Inseratenvolumina.

→ Das System „Inserate gegen wohlwollende Berichterstattung“ funktioniert

Mehr Informationen: Wikipedia – ÖVP-Korruptionsaffäre


Digitale Transformation: Neue Abhängigkeiten

Die Plattform-Ökonomie schlägt zu

Österreichs Medien sind heute dreifach abhängig:

  1. Werbeeinnahmen: Großteils an Google, Meta, TikTok verloren
  2. Reichweite: Abhängig von Algorithmen (Facebook, Instagram, YouTube)
  3. KI-Training: Medieninhalte werden ohne faire Bezahlung für ChatGPT & Co. genutzt

Neue Player mit problematischer Agenda

Parteimedien als Pseudo-Journalismus:

  • FPÖ-nahe „Medien“ (FPÖ TV, unzensuriert.at)
  • ÖVP-nahe Portale
  • Propagandaportale tarnen sich als Nachrichten

→ Desinformation konkurriert mit Journalismus auf gleichen Plattformen


Die Krise verschärft sich: Vergleich 2014 vs. 2025

Neue Entwicklungen seit 2014:

❌ Verschlechterungen

  • 📉 Print-Auflagen sinken drastisch
  • 💸 Noch mehr Staatsgelder (Förderung verdreifacht)
  • 🏛️ Raiffeisen wird Medien-Gigant
  • 🕵️ Inseratenaffäre beweist: System ist korrupt
  • 🤖 KI bedroht Geschäftsmodelle
  • 📱 Plattform-Abhängigkeit steigt

✅ Verbesserungen

  • Medientransparenzgesetz (2024 verschärft)
  • Alternative Medien entstehen (ZackZack, Kontrast, Dossier)
  • Presseförderung auch für Kleinere
  • Zivilgesellschaft wird aktiver

Was bedeutet das für die Demokratie?

Das Problem der Medienkonzentration

Wenn wenige mächtige Medienverlage den Markt beherrschen, besteht die Gefahr:

  1. Verlust der Vielfalt: Ähnliche Themen, ähnliche Perspektiven
  2. Politische Einflussnahme: Inserate als „Schweigegeld“
  3. Selbstzensur: Kritische Berichterstattung über Eigentümer/Partner unterbleibt
  4. Demokratiedefizit: Keine wirksame „4. Gewalt“ mehr

Noam Chomskys Propagandamodell bewahrheitet sich

Die 5 Filter der Medienmanipulation (aus „Manufacturing Consent“):

Filter In Österreich? Beispiel
1. Eigentum Wenige Konzerne/Familien besitzen fast alle Medien
2. Werbeabhängigkeit Medien leben von öffentlichen Inseraten
3. Quellenabhängigkeit APA-Monopol als Informationsdrehscheibe
4. Flak Politischer Druck auf kritische Medien
5. Ideologie Pro-Establishment-Linie in Mainstream-Medien

→ Alle 5 Filter sind in Österreich aktiv!

Mehr dazu: Noam Chomsky: Die Konsensfabrik


Brandaktuelle Entwicklungen 2025

  1. Krone-Komplettübernahme durch Dichands (Juni 2025)
    → Funke-Gruppe zieht sich zurück, Familie Dichand kontrolliert nun 100%
  2. Raiffeisen plant Kurier-Komplettübernahme (laufend)
    → Will 100% von Funke kaufen, wird zum Medien-Riesen Nr. 2 (nach ORF)
  3. Mediaprint-Umstrukturierung (2024/2025)
    → Signa-Insolvenz (René Benko) erzwang Neuordnung
  4. Neue RTR-Visualisierung (seit Oktober 2024)
    → Medientransparenz-Daten erstmals visuell aufbereitet
  5. ORF-Reform (2023-2025)
    → ORF-Beitrag von allen, Verfassungsgerichtshof erzwingt Gremien-Reform
  6. Studie zur Inseratenaffäre (Oktober 2024)
    → Uni Wien weist „auffällig abweichende Berichterstattung“ nach

Der Aufruf von „Unsere Zeitung“

Warum ist „Unsere Zeitung“ wichtiger denn je?

Unabhängig
Kein Konzern, keine Bank, keine Partei besitzt uns
Transparent
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Demokratisch
Alle Mitglieder können mitgestalten
Vielfältig
Unterschiedliche Stimmen statt Einheitsmeinung
Werbe-frei
Keine Clickbait, keine nervigen Banner

„Unsere Zeitung gehört niemanden, außer jenen, die dabei sind.“

Unsere Zeitung ladet alle, die sich mit dieser verschlechterten Situation und dem Angebot der Mainstream-Medien in Österreich nicht abfinden wollen, dazu ein, bei unserem Projekt mitzumachen.


Quellen und weiterführende Links


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