Qualkampf
[3K – Massenmedien am Montag: Folge 34]
Armin Wolf hat den HYDRA-Clown Maximilian Zirkowitsch angepflaumt. „Bezirkowitsch“ ist nämlich auch SPÖ-Kandidat in Wien und persifliert seinen eigenen Wahlkampf. So postete er kürzlich ein Foto, unter dem er Wolf verlinkte. Der Journalist reagierte patzig: er will sich von niemandem „missbrauchen“ lassen und drohte mit rechtlichen Schritten. Das ist nachvollziehbar, doch ziemlich hart. Schließlich verschwand das Bild von Zirkowitschs Facebook-Seite, ist aber auf twitter erhalten.
Bezirkowitsch ist leider DER Lichtblick im qualvollen Wahlzirkus, diesem Qualkampf. Spritzige Wurstverkäufer, Kontroversen über grünen Sexismus wie pinke Prämien und Bim-Touren im Falter liefern eigentlich genug Stoff. All das wird jedoch von der Asyldebatte überschattet. Bevor wir dazu kommen, sei eine Story der Wochenzeitung empfohlen: ihr schöner Titel lautet ORF wie wirr (!). Benedikt Narodoslawsky knüpft damit an jüngste ORF-Kampagnen an, etwa jene für Flüchtlinge. Die Presse geht davon aus, dass der 11. Oktober durch diese Menschen entschieden wird. Letztlich reden alle über sie und nur HelferInnen sowie dumme Eliten mit ihnen. (Natürlich, es gibt Geschichten wie diese Portraits der NZZ, wo auch von Frauen die Rede ist. Aber das kommt selten durch.) Was gerade bei AsylgegnerInnen hängen bleibt, sind die Menschenmassen, welche Tag für Tag für Tag bei uns ankommen. Auf der – unter anderem von Krone, Superfly und Vienna Online gesponserten – Debattenseite fisch+fleisch (ff) wird ebenfalls über Flüchtlinge geredet. Es gab bis Freitag nicht nur rechte Spinner auf der Seite, sondern auch gescheite AutorInnen wie Bernhard Jenny aus Salzburg. Der Blogger hat nun seine Mitarbeit bei ff aufgekündigt. Warum bloß? Zum einen, weil im Rahmen des Wiener Wahlkampfs Heinz-Christian Strache auf ff verkünden durfte, 15000 Flüchtlinge seien genug und dann noch – wie alle anderen SpitzenkandidatInnen – einen eigenen Beitrag publizierte.
Nicht nur das kritisierte Jenny heftig; ihn stört auch, dass offen rassistischer Mist online kommt. Grummelbarts Beitrag vom Freitag ist so ein Beispiel, das anwidert. Der Schreiberling (ich gehe davon aus, dass es sich hierbei um einen Mann handelt) verwehrt sich etwa dagegen, als Rassist bezeichnet zu werden. Für ihn sind die Massen junger Syrer dennoch „Horden“, ein brachialer Mob gar. Wer denkt da nicht an Čingis Haan? Oder die Mafia?
In diesen Kreis gesellte sich die Chefin von ff, Silvia Jelincic. Ihr von rechter Paranoia gezeichneter Text vom Mittwoch wurde von Natascha Strobl ausreichend filettiert. Dem ist nur hinzuzufügen, dass es die aus Kroatien stammende Jelincic eigentlich besser wissen sollte. Doch sie schmollt lieber über Meinungsfreiheit. Der vollständige Blogpost ist hier gut lesbar erhalten, passenderweise nach Strache. Jennys scharfe Nachschau auf den bitteren Rechtsdrift wurde bei ff gesperrt. Damit verkommt das Forum zu digitalem Gammelfleisch.
PS: Armin Wolf ist nicht spaßbefreit. Dieses maschek-Werk teilte er einst selbst.
Foto: Michael Gubi auf flickr – Budapest Keleti (Lizenz: CC BY NC 2.0)