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„Dutzende IS-Terroristen im Flüchtlingsstrom“

Der Boulevard und die Freiheitlichen behaupten ernsthaft, strengere Grenzkontrollen hätten die Anschläge von Paris verhindert.

Asylkalender, 9. Dezember 2015.

9720349011_ed523806c6_kEnde Mai berichtete der Kurier über massive Sicherheitslücken am Flughafen Wien-Schwechat. mokant griff die Story auf. Offensichtlich operierte ein Schlepperring am Hauptstadt-Airport. Flüchtlinge seien ohne Kontrolle von Security-Mitarbeitern zum Gate geschleust worden. Überdies sei es leicht, durch den Sperrzaun auf das Gelände zu kommen.

Dennoch hielt genau dieser Flughafen als Referenz für die Situation in Nickelsdorf und Spielfeld her. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache behauptete in der ORF-Pressestunde vom 8. November, wenn es gelänge, in Wien täglich bis zu 80.000 Fluggäste kontrolliert abzufertigen, müsse das auch an der Grenze möglich sein. Ob er EU- und Inlandsreisende mitrechnete, die nach der Landung kaum mehr kontrolliert werden, ist unklar.

Wenige Wochen zuvor interviewte die Krone Gert Polli. Der Sicherheitsexperte mahnte, dass bereits „Dutzende IS-Terroristen im Flüchtlingsstrom“ eingesickert seien. Dann kam der 13. November. Die Krone und die FPÖ sahen sich durch die Pariser Anschläge bestätigt. Doch die meisten AttentäterInnen waren aktenkundige EU-BürgerInnen, nicht AsylwerberInnen. Frankreich rief den Notstand aus, schloss die Grenze und verstärkte den Überwachungsstaat. Doch dieser versagt. Madrids Züge waren trotz Irak und Überwachung nicht sicher, Londons Tube auch nicht. Breiviks Massaker wurde genauso wenig verhindert wie Charlston, die Tat von Trollhättan oder San Bernardino.

Gerne wird unterschlagen, dass Flüchtlinge aus Afghanistan, Pakistan, Syrien und dem Irak genau vor diesem Terror fliehen. Die ersten Opfer von Daesh und ähnlichen Gruppen sind immer Muslime, die vom vermeintlich wahren Glauben abfallen. Das war so, ist so, wird immer so sein. Und Mitglieder von Terror-Netzwerken umgehen Grenzen noch besser als Flüchtlinge. Daran ändern Zäune und Türln mit Seiten nichts.

Foto: patrick janiceck auf flickr BATACLAN (Lizenz: CC BY 2.0)

Asylkalender:

  1. Dezember: „Asyl-Fakten interessieren doch Rechte gar nicht.“
  2. Dezember: „Asylwerber bekommen Geld für’s Nichtstun“
  3. Dezember: Lugar: Syrer sollen „dort für ihr Land kämpfen“
  4. Dezember: „70 Prozent sind in Wahrheit Wirtschaftsflüchtlinge“
  5. Dezember: „Besonders in den vergangenen Jahren ist Kriminalität systematisch importiert worden.“
  6. Dezember: Österreich ohne Zuwanderung: Ärmer, älter und ziemlich fad
  7. Dezember: Das Märchen vom Sozialtourismus
  8. Dezember: Die irrationale Angst, die „Minderheit im eigenen Land“ zu sein
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