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Meine 7 Väter

cervi titelblattDie größten Menschen sind jene, die anderen Hoffnung geben können.“Das Buch „Meine 7 Väter“ handelt von solch großen Menschen.

Es erzählt die Geschichte der Familie Cervi und ihrer Rolle in der Resistenza, dem Widerstand gegen den Faschismus und gegen die Besatzung Italiens durch Nazi-Deutschland. Die sieben Söhne der Familie Cervi hatten die erste Partisanengruppe in Mittelitalien gegründet und begannen den bewaffneten Widerstand zu organisieren. Ihr Märtyrertod im Dezember 1943 legte die Basis dafür, dass nach dem Krieg rund um ihr Schicksal ein Heldenmythos gewoben werden konnte und sie zu Symbolfiguren der antifaschistischen Bewegung wurden, was sie bis heute noch sind. Adelmo Cervi, der Sohn von einem der Brüder Cervi, will mit diesem Buch die Erinnerung an den militanten Antifaschismus seiner Vorfahren wachhalten, aber gleichzeitig geht es ihm nicht zuletzt darum genau diesen Mythos zu zerstören.

Er, der nie einen Vater hatte, tut dies, weil er nur so auf seiner Spurensuche nach seinem Vater und seiner Familie zum Kern vorstoßen kann, weil er nur so deren wahre Persönlichkeit entdecken kann.
Trotz dieses sehr persönlichen Ansatzes leistet das Buch aber auch einen politisch sehr wertvollen Beitrag. Anhand einer beeindruckenden Familiengeschichte und der Rekonstruktion eines besonderen Kapitels der Resistenza, einer der größten antifaschistischen und revolutionären Massenbewegungen des 20. Jahrhunderts, liefert es auch wichtige Ansatzpunkte, wenn wir uns mit der Frage auseinandersetzen wollen, welche Voraussetzungen es braucht, damit Menschen Widerstand leisten. Neben objektiven Faktoren, zu denen auch die spezifischen Traditionen der sozialistischen und später kommunistischen Bewegung in der Emilia Rossa zählen, die gekennzeichnet ist durch eine Verbindung aus christlichem Glauben und der Perspektive einer Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung, einem sozialen Umfeld, das zu Kooperation und Solidarität anhielt, weil nur dies das Überleben sichern konnte, kommen auch ganz bestimmte persönliche Eigenschaften hinzu. In diesem Fall sind es eine Reihe von Ressourcen, die über Jahrzehnte in dieser Familie reiften. Mut zur Veränderung, Streben nach Bildung und Fortbildung, um die eigene wirtschaftliche Lage zu verbessern, ein Sinn für Ungerechtigkeiten, der trotz Einbindung in ein streng katholisches Umfeld, eng verbunden ist mit einer Aufmüpfigkeit gegen Autoritäten, Pflichtbewusstsein, das diese Menschen immer wieder in Widerspruch zur Willkürherrschaft jener bringt, die in der gesellschaftlichen Hierarchie über ihnen stehen.

Mehrfach wirft der Autor die Frage auf, was überhaupt die Resistenza ausgemacht hat. Dieser Widerstand war weit mehr als nur die bewaffneten Partisanen oder Stadtguerillas, die mit Sabotageakten, Anschlägen und Feuergefechten für die Befreiung kämpften. Dieser Widerstand war eng verbunden mit der Hilfe für Schutzsuchende, für entflohene Kriegsgefangene, Deserteure, politische Gefangene, Partisanen… Dieser Widerstand stützte sich auf ein weitläufiges Netzwerk an Menschen, die Botschaften überbrachten, illegale Zeitungen und Flugblätter verbreiteten, politische Schulungen abhielten, Menschen versteckten und versorgten. Gerade diese Seite des Widerstands war oft von Frauen getragen. Und so kommt auch in diesem Buch der Rolle von Frauen ein bei weitem größeres Gewicht zu, als es der Titel vermuten lässt.

„Meine 7 Väter“ erzählt genau von diesen großen und kleinen Geschichten des Widerstands, von Fluchthilfe und vom Kampf für die Freiheit, aber auch von der Liebe, die jedoch nur in Freiheit gedeihen kann.

Adelmo Cervi
Meine 7 Väter
Als Partisan gegen Hitler und Mussolini aufgezeichnet von Giovanni Zucca und übersetzt von Gernot Trausmuth
mandelbaum „kritik & utopie“
422 Seiten
19.90 €
ISBN: 978385476-652-0

Adelmo Cervi kommt im Mai nach Österreich und präsentiert sein Buch:

18. Mai in Linz
19 Uhr im Kuddlmuddl (Langgasse 13)

19. Mai in Wien
18.30 Uhr in der VHS Hietzing gemeinsam mit Willi Mernyi (Mauthausen Komitee)

Text: Gernot Trausmuth
Buchcover: mandelbaum.at; Titelbild: istitutocervi.it

 

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