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Er ist wieder da

Gottfried Küssel trifft Mitglieder der „Identitären Bewegung“

Es ist der 10. Jänner 2013 im Alpen-Donau-Prozess, welcher gerade ein Ende gefunden hat. Gottfried Küssel wird aufgrund wiederholter, neonazistischer Aktivitäten zu 9 Jahren Haft verurteilt. Felix Budin und Wilhelm Christian Anderle, beide Kameraden von Küssel und in der gleichen Causa angeklagt, fassen jeweils 7 bzw. 4,5 Jahre Gefängnis aus.

Die Gallionsfigur des Neonazismus in Österreich hinter Gittern und doch schwingen die Wörter von einem der letzten Beiträge auf Alpen-Donau.info, bedeutungsschwanger nach:

„Noch sind wir verborgen, aber morgen, aber morgen….“

Die Drohung von einer Seite, deren oberstes Ziel die erneute Installierung der historischen NSDAP, die „Beseitigung des souveränen Österreich, sowie die Eingliederung ins Deutsche Reich“ war. Es waren jene Zeiten der „Volkstreuen Außerparlamentarischen Opposition“ (VAPO), als heutige FPÖ-Funktionäre im Wald herumliefen und dabei den Kehlenschnitt übten.

Seit jeher umringte sich Küssel mit deutschnationalen Burschenschaftern, freien Kameradschaften, Politikern der FPÖ, dem Bund freier Jugend und anderen einschlägigen Vereinen.Das folgende Foto aus dem Jahr 2009 zeigt deutlich, aus welchen Teilen sich der österreichische Neonazismus damals zusammensetzte (Nowotny-Gedenken, Zentralfriedhof):

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Paul Blang, 2, v. l., Martin Sellner, Leiter der IB, links und Wolfgang Lechner, rechts neben blonder Frau; Fotoquelle: kuesselskameraden.blogsport.eu

Aufgrund aktueller Ereignisse kann man sagen, dass sich an dieser Zusammensetzung nichts geändert hat. Denn Küssel wurde wieder in der Öffentlichkeit gesehen. Am 12. Juni traf er sich mit ehemaligen Weggefährten in der Stiegl-Ambulanz im alten AKH. Gemeinsam mit Felix Budin, anderen amtsbekannten Neonazis wie Paul Blang, Identitären Aktivisten wie Thomas Kalcher-Cibulka oder ehemaligen Wehrsport-Kameraden, wie Wolfgang Lechner.

Dabei handelt es sich übrigens um jenes Lokal, dass schon 2011 in die Zeitung kam, weil der Serviceleiter einen Bettler abwies, welcher von einem Stammkunden auf ein Getränk eingeladen war. Die Begründung: „Man  kann sich nicht irgendeinen Sandler einladen. Die will ja niemand da haben“. Auch in den „Centimeter“-Lokalitäten, beide haben den gleichen Betreiber, sind „Identitäre“ regelmäßig anzutreffen.

Der Bericht des Verfassungsschutzes über die Identitären, hat schon 2014 klare Worte gefunden, um den eigentlichen Hintergrund dieser Bewegung adäquat zu beschreiben.

„Die Distanzierung vom Neonazismus ist taktisch zu verstehen. Es befinden sich amtsbekannte Neonazis in den Reihen dieser Bewegung und man pflegt Kontakte in andere rechtsextremistische Bereiche“. (Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2014)

Die „Identitäre Bewegung“ (IB) bemüht sich seit Beginn ihrer Gründung in Österreich, um strikte Abgrenzung zum Neonazismus. Sie verwendet eine andere Sprache, eine andere Symbolik und doch fällt die Maske der Verschleierung schnell, beginnt man an ihr zu kratzen.

Rassismus wird zu „ethnokultureller Identität“, „Erhaltung der Vielfalt von Völkern“ und die Blut- und Boden-Ideologie, wird mit Slogans wie „Heimat, Freiheit, Tradition“ umschrieben. Viel interessanter ist allerdings, dass sich viele ehemaligen Weggefährten von Küssel, viele einschlägige Personen die schon durch diverse rechtsextreme Aktionen in der Vergangenheit aufgefallen sind, nun bei den „Identitären“ vereint haben. Einer Bewegung, die den Prostest auf die Straße bringen möchte und auch nicht vor Gewalt zurückschreckt.

Wie so viele politische Organisationen, steht und fällt die IB mit ihrer Glaubwürdigkeit, wenn es um die Abgrenzung zu genau solchen Persönlichkeiten geht. Und diese Glaubwürdigkeit bröckelt nicht erst seit gestern.

Um es auf den Punkt zu bringen. Die „Identitären“ haben nach der Inhaftierung Küssels genau da weitergemacht wo er aufhören musste: In Verbindung mit popkulturellen Elementen wird auf einer pseudo-intellektuellen Grundlage versucht, das rassistisch und nationalistisch geprägte Weltbild für die breite Masse zu verschleiern und salonfähig zu machen.

Autor: Stefan Kastél
Titelbild: Gottfried Küssel beim Gedenken an den Luftwaffenpiloten und Held der Nationalsozialisten Walter Nowotny. Wien, 9. November 2008 (wikimedia; Lizenz: CC BY 2.0)

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