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Kriminal-Statistik: 63 Prozent sind Inländer

[3K – Massenmedien am Montag: Folge 75]

13.5.-768x477Beginnen wir mit guten Nachrichten: Wiens Badegewässer sind so gut wie Salzburgs Bergseen. Alexander Van der Bellen würde auch vier mal zur Bundespräsidentenwahl antreten. Der neue Medienminister Thomas Drozda glaubt zwar nicht an politische Anstellungen beim ORF, will aber die Presseförderung künftig nach Inhalten richten. Ex-Premier Tony Blair hat laut einer britischen Untersuchungskommission zum Irakkrieg gedrängt. Im deutschen Sexualstrafrecht gilt fortan „Nein heißt Nein“. Oscar Pistorius landet im Häfen. Andererseits gibt es immer noch Armut, hinterfotzige Wahlspielchen Norbert Hofers und das Unglück des jungen Cops in Wien.

 

Mafia-Pistole ohne Mafia

Der Tod des Beamten war dem Boulevard nicht genug. Stattdessen musste er noch mit Zynismus und filmreifer Dramatik serviert werden. Krone-Hassposter, Verzeihung, Postler Michael Jeannée verglich in einem Law-and-Order-Anfall das Ableben des Polizisten mit der Erschießung des Teen-Einbrechers in Krems 2009. Wer alt genug für einen Bruch ist, sei alt genug zum Sterben, geiferte Dichands Hofnarr seinerzeit. „Was war das doch damals für ein gutmenschliches Geheul“, erinnerte Jeannée nun. Was ist er doch immer noch für ein faschistoider Widerling.

Da der Räuber in Penzing offenbar einen Schalldämpfer verwendete (laut §17 WaffG verboten), überschrieb die Heute ihren Bericht am Dienstag unter anderem mit „Überfall mit Mafia-Pistole“. Im Artikel findet sich kein stichhaltiger Hinweis auf organisierte Kriminalität. „Er soll das Magazin der Beretta 70 sogar nachgeladen haben!“ Welch Überraschung bei einer Schießerei.

 

9161 deutsche StraftäterInnen

Der Boulevard kam natürlich nicht umhin, die Ausländerkarte zu spielen. Für Heute, Krone und Österreich ist die Herkunft eines Kriminellen wie Tatverdächtigen natürlich nicht eine Info wie jede andere, sondern dient (medienwissenschaftlich erwiesen) der Dämonisierung ganzer Völker und der über Gebühr verzerrten Wahrnehmungslenkung beim Thema innere Sicherheit. Jeannée etwa betonte wie Österreich gleich zu Beginn, dass der von der WEGA erschossene Räuber Bosnier war. Die Postille druckte am Fuß der Seite 3 (Dienstag) eine Grafik mit Begleittext ab und überschrieb sie mit „Kriminal-Statistik: 37 % sind Ausländer“. „63 % sind Inländer“ verkauft sich wohl schlecht. Die zweitgrößte Gruppe (9161 Deutsche) fand Erwähnung. Betont wurden aber „Ex-Jugoslawen aus Serbien und Bosnien, dem Heimatland des Räubers von Penzing.“

 

Explosion

Das hat System. Wer hat schon Angst vor deutschen StraftäterInnen? Wann kommt der Beitrag über deutsche Diebesbanden? Wann jener zur Explosion „deutscher“ Straßenverkehrsdelikte auf heimischen Straßen?

Kobuk berichtete Mitte Juni von einer lang anhaltenden kriminellen „Dauerexplosion“ (Gewalt, Handtaschen, Internet usw.) im Österreich. Sie stellt sich so dar: Entgegen statistisch sinkender Straftaten wie Anzeigen berichtet die Fellner-Gazette von ausufernden Verbrechen – und das mindestens seit dem Jahr 2011.

Faksimile: Österreich vom 13.5.2016/kobuk.at

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