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Migration: Information statt Desinformation gefordert

Das Migrationsthema ist mehr von Fiktion und Fake News geprägt, denn durch Fakten – und die Medien machen sich mitschuldig daran, so eine neue Studie.

Von Robert M.

Auffällig: Wo immer Rechtspopulisten in der Regierung sitzen, wird Migration irrational überbewertet und als Problem empfunden. Und wo nicht, ist Migration kein nennenswertes Thema mehr, der Realität entsprechend.

In Österreich, Ungarn, Italien und Griechenland ist die Einstellung der breiten Masse gegenüber MigrantInnen besonders negativ und von massenmedial geschürten Vorurteilen durchdrungen, wie das Studienprojekt Ciak MigrACTION offenbarte, das heute vom Verein Südwind vorgestellt wurde.

„Gefühlte Wahrheiten“ sind Fehleinschätzungen

In Österreich (aber auch in Ungarn) ist „gefühlte Wahrheit“ besonders stark von der Realität abweichend: Die Wahrnehmung des Ausmaßes von Migration ist viel höher als die tatsächlichen Zahlen. Der Anteil an Migrantinnen und Migranten sowie Musliminnen und Muslimen wird um 19% höher geschätzt, als er tatsächlich ist. (35% anstatt 16% Migrantinnen bzw. 26% anstatt 7% Musliminnen).

Für 39% macht es keinen Unterschied, ob jemand flüchtet oder migriert. 41% von befragten 1000 Personen fühlen sich von MigrantInnen in ihrer Sicherheit bedroht, ganze 29% würden Boots-Flüchtende am Liebsten wieder in ihre Herkunftsländer zurückschicken. 49% stehen Migration neutral oder positiv gegenüber, 49 % befürchten hingegen negative Auswirkungen.

Medial verstärkte Meinungen

Verstärkt wird diese verzerrte Wahrnehmung einerseits durch soziale Medien, wo man sich meist nur mit Gleichgesinnten austauscht, Fake News ungeprüft weitertransportiert und die eigene Meinung bestätigt bekommt. Andererseits hat die (rechtspopulistische) Politik großen Einfluss, indem sie durch sogenanntes Framing gezielt Meinungen steuert und Emotionen schürt. Diese werden dann durch klassische Medien weitertransportiert.

Die überdimensionale Berichterstattung zum Thema, eine stark vereinfachte Darstellung, wobei die Begriffe Flüchtlinge, Asylsuchende und MigrantInnen oftmals vermischt und austauschbar verwendet werden, führt zu Missverständnissen und falscher Gewichtung beim Leser.

Appell zur Objektivität

Die UNHCR, die Internationale Organisation für Migration (IOM), der Fonds Soziales Wien sowie der Verein Südwind appellieren daher vor allem an Medien und JournalistInnen, auf mehr Objektivität und Ausgewogenheit in der Berichterstattung zu achten.

Als die größten Herausforderungen und Sorgenkinder bei der Bevölkerung gelten allerdings in allen Ländern die Themen soziale Sicherheit, steigende Preise und Arbeitslosigkeit.

 

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