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Disruption beim Arbeiten zusehen: Acht Millionen E-Mobile auf der Straße

Gas geben und Bleifuss sind out – die Zukunft heißt: >Scotty, Energie!< Die aktuellen Nutzerzahlen beweisen: E-Mobilität ist dabei, den Verbrennungsmotor zu ersetzen.

Von R. Manoutschehri

Unter „disruptiven Technologien“ versteht man Innovationen, die bestehende Technologien, Produkte oder Dienstleistungen quasi von selbst durch ihren praktischen Nutzen ersetzen und diese vollständig vom Markt verdrängen.

Und so wie der Computer die Schreibmaschine oder das Handy die Telefonzelle und digitale die analogen Technologien ersetzten, wird auch die E-Mobilität Autos von der Straße verdrängen, die durch Verbrennung fossiler und bald endender Ressourcen angetrieben werden. Und zwar nicht (nur) aus Überlegungen zu deutlich besserer Volksgesundheit oder aus Umwelt- und Klimaschutzgründen, sondern ganz einfach deshalb, weil sie mehr praktischen Nutzen bei gleichzeitig billigerem Betrieb bieten können.

Die zunehmende „Massentauglichkeit“ und Beliebtheit von Elektrofahrzeugen können wir jetzt gerade „live“ mitverfolgen, denn die Phase, in der nur die so genannten Early Adopters auf E-Mobilität umsteigen, also Menschen, welche sowieso laufend die neuesten technischen Errungenschaften nutzen und anwenden, geht jetzt langsam aber sicher Richtung Mainstream, wie schon die reinen Nutzer-Zahlen belegen:

Laut neuesten Untersuchungen sind derzeit bereits knapp 8 Millionen Elektro-Fahrzeuge weltweit auf der Straße. Von einem Nischenmarkt, der sich nicht gegen Verbrenner durchsetzen wird, sprechen da nur mehr komplette Realitätsverweigerer, Öl-Lobbyisten und Teile einer Autoindustrie, die tatsächlich glaubte, eine Technologiewende für immer aufhalten zu können.

 

Infografik ZSW
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E-Mobilität in Zahlen

Laut den vom Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) erhobenen Zahlen ist der Bestand an Elektroautos im Jahr 2019 weltweit auf 7,9 Millionen gestiegen. China liegt dabei mit 3,8 Millionen E-Autos unangefochten auf Platz eins des Nutzer-Rankings. Die USA belegt mit knapp 1,5 Millionen KFZs Platz zwei. Die Wachstumsrate der Neuzulassungen in diesen beiden Ländern ist zwar gegenüber dem Vorjahr rückläufig, global gesehen haben die Neuzulassungen jedoch ebenfalls einen Höchststand von 2,3 Millionen Fahrzeugen erreicht.

Die weiteren Plätze bei den Bestandszahlen belegen Norwegen mit 370.800 E-Fahrzeugen und Japan mit rund 300.000 Stück. Danach folgen Frankreich mit 274.100 und das Vereinigte Königreich mit 235.700. Deutschland steht mit 230.700 Stromern auf Platz sieben. Mit 108.600 neu zugelassenen Elektroautos liegt Deutschland weltweit nunmehr sogar vor Norwegen auf dem dritten Rang. Wobei in Norwegen bereits mehr als jeder zweite neue PKW elektrisch fährt (57 Prozent), was anteilsmäßig an den gesamten Neuzulassungen weltweit führend ist. Zum Vergleich: In Deutschland beträgt der Anteil von Elektroautos an den Neuzulassungen drei Prozent, in China fünf und in den USA zwei Prozent.
Erfasst wurden in dieser Statistik übrigens nur extern zu ladende PKWs und leichte Nutzfahrzeuge, die als reine BEVs (mit batterieelektrischem Antrieb) ausgeführt sind, sowie Plug-In-Hybride, was unweigerlich auch zur Frage nach den meistverkauften Marken führt:

Tesla verbuchte 2019 mit weltweit 361.000 Stück die meisten Neuzulassungen, wobei das Model 3 mit 297.000 Stück deutlich vor allen anderen Automodellen rangiert. Dahinter folgen die chinesischen Hersteller BYD, BAIC und SAIC sowie auf den Plätzen fünf und sechs die deutschen Hersteller BMW (5er-Reihe verkaufte 46.000 Stück) und VW. Im innerdeutschen Neuzulassungsmarkt liegt hingegen der Renault Zoe mit 9.430 Exemplaren weiterhin auf Platz eins vor BMW i3 mit 9.380 und Tesla Model 3 mit 9.010 Stück.

 

ZSW Infografik
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Gas geben und Bleifuss sind out – die Zukunft heißt: Scotty, Energie!

Auch im kleinen Österreich, das 2019 erstmals die 5 Millionen-Marke an zugelassenen KFZs durchbrach, läuft es nicht schlecht für die E-Mobilität: Gegenüber dem Vorjahr stiegen die Neuzulassungen um fast 42 Prozent auf eine Flotte von knapp 30.000 E-Autos. Die Dieselflotte hingegen sank um 0,1 Prozent auf 2,77 Millionen, Benziner stiegen aber um 1,9 Prozent auf rund 2,18 Millionen Fahrzeuge auf der Straße.

Beim Anteil am gesamten Verkehr muss also noch viel für die E-Mobilität getan werden – und für Politik und Wirtschaft gilt es, die letzten Hemmnisse raschestmöglich zu überwinden: Sowohl der Kaufpreis von E-Fahrzeugen als auch die Kosten für den Betrieb müssen dem Endverbraucher deutliche Vorteile bieten können, was so viel heißt, wie Förderungen für Fossile Energien raschestmöglich abzubauen und im Gegenzug für Erneuerbare Energien aufzubauen (und das nicht nur im Mobilitätssektor).

Dass die sich abzeichnende Technologiewende vom Verbrennungsmotor zu schadstofffreien Antrieben allerdings noch keine wirkliche Verkehrs- oder besser Mobilitätswende darstellt, sondern nur einen wichtigen ersten Schritt, sei nur der Vollständigkeit halber hier mit erwähnt. Denn zukünftige Mobilitätskonzepte sehen Individualverkehr mit eigenen Kraftfahrzeugen als überholt an. Der Mobilitätsbedarf des Einzelnen wird langfristig durch ökonomisch und ökologisch effizientere Formen der Fortbewegung ersetzt werden.

Titelbild: Elon Musks Tesla Roadster an Bord der SpaceX – Falcon Heavy Demo Mission, Februar 2018 (Creative Commons CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication)

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