AktuellHumor & Extra

Ziele erreichen – mit Erfolg

Und? Schon die ersten Neujahrsvorsätze gebrochen? Doch noch eine Zigarette geraucht oder Schokolade genascht, obwohl das laut Liste gar nicht mehr sein darf? Dann bist du in guter Gesellschaft! Denn viele Ziele, die wir uns vornehmen, sind schlicht vollkommen unrealistisch. Klar sehen sie am Papier gut aus und wir nehmen uns auch ganz fest vor, sie zu erreichen. Geht aber gar nicht, wenn es nicht die richtigen sind. 

Von Eva Daspelgruber

Stell dir vor, du willst ein paar Kilos loswerden. Manche Freunde, Bekannte oder Selbsthilfe-Ratgeber werden dir nun empfehlen, dir vor deinem innerlichen Auge vorzustellen, wie toll du dann aussehen wirst. Endlich würden die Hosen nicht mehr zwicken und Bikini oder Badehose sitzen perfekt im Sommer. Du schwelgst in deinem Traum, isst vielleicht für ein oder zwei Tage weniger und dann bringt plötzlich ein Kollege Kuchen mit und vorbei ist’s mit den guten Vorsätzen. Dabei wolltest du wirklich dran bleiben! Naja, dann klappt’s sicher beim nächsten Versuch, oder?

Wie Ziele wirklich erreicht werden können, hat die renommierte Psychologie-Professorin Gabriele Oettingen in jahrzehntelanger Forschung untersucht. Sie nannte ihre Methode “mentales Kontrastieren”, was bedeutet, dass wir uns auch der Hindernisse bewusst sein müssen, die uns am Weg zum erträumten Ziel im Weg stehen. Und nicht nur das, wir brauchen auch Strategien, um mit ihnen umzugehen. 

Daraus hat sie in der Folge die WOOP-Methode entwickelt. Die Abkürzung steht für “Wish-Outcome-Obstacle-Plan”, also Wunsch, Ergebnis, Hindernis und Plan.

Der erste Schritt besteht darin, einen Wunsch zu definieren. Bei mir war das zum Beispiel “mehr Bewegung”. Das erwünschte Ergebnis ist neben einer gut befüllten Fitness-App ein besseres Körpergefühl. Das ist für mich gar nicht so leicht, da ich neben Kindern, Arbeit, Studium und Ehrenamt nicht mehr viel Zeit dafür habe. Mein voller Kalender ist also ein Hindernis, das es zu überwinden gilt. Der ist aber neben meinem “inneren Schweinehund” das kleinere Problem, muss ich mir eingestehen. Im vierten und letzten Schritt geht es daran, einen Plan zu erstellen, und zwar mit “Wenn … dann”-Sätzen, wie zum Beispiel “Wenn ich keine Lust habe, die Treppe statt des Lifts zu nehmen, dann gehe ich trotzdem.” und “Wenn das Wetter zu schlecht ist zum Laufen, dann gehe ich schwimmen.” Durch das Durchgehen jedes einzelnen Punktes der WOOP-Methode, sehe ich gleich, welche Hürden im Weg stehen und wie ich ihnen begegnen werde – Überwindung der Hindernisse statt Ausreden.

Manche Ziele werden hinfällig, weil sie schlicht nicht schaffbar sind, auch das erkennt man mit WOOP. Durch das Definieren der Hindernisse bin ich dahinter gekommen, dass ich es schlicht nicht schaffen kann, einen Kurs zu besuchen, der mich interessiert hätte. Das Gute ist, dass ich nicht mehr daran denke, wenn ich etwas verworfen habe. So machen unrealistische Ziele Platz für machbare.

Ein Effekt, den die Psychologin erkannt hat, ist, dass durch Anwendung von WOOP unser Energielevel steigt. Während man sich beim positiven Denken entspannt, bewirkt “WOOPen” das Gegenteil: man bekommt Energie. Genau die braucht man, um die Dinge anzupacken. Außerdem haben Studien gezeigt, dass wir auch unbewusst an der Zielverfolgung arbeiten, also dann, wenn wir gar nicht daran denken.

Die Methode kann sowohl in Gedanken als auch mit Stift und Papier praktiziert werden. Wichtig ist, dass man die Schritte in der vorgegebenen Reihenfolge bearbeitet, also zuerst in die Zukunft sieht und sich dann die Realität vor Augen führt. Bei einer Unterbrechung oder Störung beginnt man am besten wieder von vorne. WOOPen kann man morgens im Bett,  während einer Zugfahrt oder – wie in meinem Fall – beim Radeln ins Büro. Es mag anstrengender sein und weniger schön als das Schwelgen in positiven Zukunftsphantasien, aber dafür führt es auch zum Ziel und befreit uns davon, unerfüllbaren Wünschen nachzuhängen. Denn, träumen allein bringt nichts! Genauso wenig wie unrealistische Neujahrsvorsätze aufschreiben.


Buchtipp zum Thema: 

Gabriele Oettingen: Psychologie des Gelingens
ISBN: 978-3426301388

Titelbild: Michael Rosner-Hyman auf Unsplash

DANKE, DASS DU DIESEN ARTIKEL BIS ZUM ENDE GELESEN HAST!

Unsere Zeitung ist ein demokratisches Projekt, unabhängig von Parteien, Konzernen oder Milliardären. Der obige Beitrag wurde von unserer Autorin ehrenamtlich verfasst. Wir würden gerne allen unseren Redakteur_innen ein Honorar zahlen, sind dazu aber leider finanziell noch nicht in der Lage. Wenn du möchtest, dass sich das ändert und dir auch sonst gefällt, was wir machen, kannst du uns auf der Plattform Steady mit 3, 6 oder 9 Euro im Monat unterstützen. Jeder kleine Betrag kann Großes bewirken! Alle Infos dazu findest du, wenn du unten auf den Button klickst.

Unterstützen!

Artikel teilen/drucken:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.