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Aufruf zur Alternative

Gedenken zu 100 Jahre Joseph Beuys: Zurzeit (noch bis 13. Juni 2020) läuft in Wien im Museum für zeitgenössische Kunst – Belvedere 21 die Ausstellung Joseph Beuys: „Denken – Handeln – Vermitteln“ 

Ein Gastbeitrag von Ilse Kleinschuster

Die Kunst – so Beuys’ Leitgedanke – solle auf der sozialen, politischen, geistigen und wissenschaftlichen Ebene wirksam werden und damit integraler Bestandteil unseres Denkens und Handelns sein. „Aufruf zur Alternative“ lautet der Titel eines von der Free International University verfassten doppelseitigen Manifests, das von Beuys am 23. Dezember 1978 in der Frankfurter Rundschau veröffentlicht worden ist. Darin beschrieb er die Welt in einer Krisensituation. In seinem Aufruf schlug er neue Modelle für Arbeit, Produktion und Finanzsystem vor. Die von Beuys gegründete Internationale Freie Universität (FIU) vermittelt im Rahmen ihrer Tätigkeiten seine Überlegungen zu einer Idealgesellschaft.

Gerhard Schuster ist Anthroposoph und Aktivist in der Demokratiebewegung, Gründer und Vorstandsmitglied der IG-eurovision, Proponent des Konzepts einer drei-stufigen Volksgesetzgebung und Begründer einer Initiative „Neue Soziale Architektur“ für die Finanzen, die Wirtschaft, den Staat und die Kultur – ein Ausweg aus der Krise. Er hat sich seit vielen Jahren intensiv dem sozialen Themenbereich und seinen Gesetzmäßigkeiten gewidmet. Beuys‘ Visionen des dritten Weges nimmt nun Gerhard Schuster als Denkanstoß zu den aktuellen Herausforderungen auf und führt sie weiter. 

In seinem Vortrag zeigt er wie aufgrund gesellschaftlicher Umbrüche – vielfach beschrieben in Wissenschaft und Literatur – diese Vision aktueller denn je ist. Es ginge ihm in Bezug auf Beuys darum, soziale Begriffe, Begriffe der Demokratie – offen wie Kunstwerke – weiter zu entwickeln. Es gehe ihm jetzt darum in der Europäischen Union eine neue Grundlage – eine neue Finanzierungsquelle – einzuführen, sozusagen eine Perspektive für eine „economy for future“.

Am Abgrund stehend, will nicht jeder noch schnell etwas ändern?

Definitiv will das Gerhard Schuster -, er bringt Alternativen ins Spiel. Wenn es gilt unseren Lebensraum zu retten, dann müssen wir bereit sein die Machtverhältnisse auf allen Ebenen zu überwinden. Die zentrale Macht des Geldes und der Wirtschaftsverhältnisse sind sein Gestaltungsfeld einer „sozialen Plastik“. Genau wie Beuys, der das Weltgeschehen der 70er Jahre als Zumutung empfand, empfindet der Anthroposoph Gerhard Schuster als Mitarbeiter im Kultur-Institut Achberg/Bodensee unsere höchst krisenanfällige Zeit. Er entwirft eine analytische Skizze zum Wesen der Wirtschaftswerte, des Geldkreislaufs und des Kapitals. Es soll ein Bankorganismus angedacht werden für den Rückfluss jenes Geldes, das nicht als Kredit bzw. zu Investitionszwecken gebraucht wird und es soll Banken nur mehr als Kredit- und Investitions- und Subventionsinstitute geben.

Dies letztendlich friedensstiftende Innovation bestünde nun in der Aufgabe, das aus Profiten entstandene Kapital so zu verwalten, so dass es dem gesellschaftlichen Wohlergehen dienen kann (Kommunikation, Urteilsbildung, Geistesleben, Beratung u.a.). Nicht mehr und nicht weniger will Gerhard Schuster, der Mitinitiator und Senior Campaign Manager der Europäischen Kredit-Initiative.

Ich, Ilse Kleinschuster, fühle mich jahrelang als Mitglied einer engagierten und Initiativen-setzenden Zivilgesellschaft, wie sie 2007 von Gerhard Schuster mitbegründet worden ist. Ich bin nach wie vor eine seiner vielen empathischen ZuhörerInnen und vertrete heute auch die Ansicht, dass es „durch die Revolution der Begriffe zur Evolution der Gesellschaft kommen wird“. Ich glaube an die Wirksamkeit eines weiteren Aktionsplans in aktualisierter Form – eines „Aufrufs zur Alternative“.


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Titelbild: Ilse Kleinschuster – „Die Honigpumpe“ in der im Text erwähnten Ausstellung

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