AktuellNachhaltigkeit

WWF: Sojaproduktion sorgt für massive Umweltzerstörung

In einem neuen Report macht die Umweltschutzorganisation WWF auf die verheerenden Folgen von Sojaproduktion für die Umwelt aufmerksam, fordert eine Umstellung unserer Ernährung und gesetzliche Regelungen auf EU-Ebene für den Schutz von Wäldern insbesondere in Südamerika.

Von Moritz Ettlinger

Egal ob Fleisch, Fisch oder Käse: In vielen tierischen Produkten steckt mehr Soja als man denkt – zumindest indirekt. Denn über Futtermittel für Kühe, Schweine oder Hühner gelangen rund 55 Kilogramm Soja pro Kopf jedes Jahr auf den europäischen Teller. Das berichtet die Umweltschutzorganisation WWF in ihrem neuen Report, in dem sie auf die Umweltzerstörung durch die Produktion und den Anbau von Soja vor allem in Südamerika aufmerksam macht.

Demnach habe sich die Sojaproduktion in Südamerika in den letzten Jahrzehnten fast verdoppelt – mit verheerenden Folgen, schließlich setzt der Anbau von Soja in der derzeitigen, häufig monokulturellen Form große Mengen an Treibhausgasen frei und sorgt für eine erhebliche Zerstörung von Umwelt und Ökosystemen.

Europa ist dabei nicht schuldlos, im Gegenteil, wie Hannah-Heidi Schindler, WWF-Expertin für nachhaltige Ernährung, festhält: „Mit unserem Konsum in Europa tragen wir zur Zerstörung von Wäldern, Grasländern und Feuchtgebieten auf anderen Kontinenten bei.“ Sie fordert daher „entwaldungsfreie Lieferketten“ zum Schutz von Wäldern und Ökosystemen.

Forderung nach Ernährungsumstellung und gesetzlicher Nachbesserung

Ein Ernährungswandel wäre deshalb ein Schritt in die richtige Richtung, erklärt Schindler: „Mit einer Reduktion des österreichischen Fleischkonsums um ein Fünftel würden so viele Flächen frei werden, dass der gesamte Restbedarf an Soja-Futtermitteln hierzulande produziert werden kann.“ Allein in Österreich könnten dadurch nach Angaben der NGO Soja-Importe in der Höhe von 500.000 Tonnen eingespart werden.

Der aktuell im Raum stehende Gesetzesentwurf der EU-Kommission, der der Entwaldung für Produkte, die innerhalb der EU gehandelt oder in die Union importiert werden, entgegenwirken soll, geht dem WWF nicht weit genug.

Unter anderem, weil viele Ökosysteme davon ausgenommen wären, fordert die NGO daher Nachbesserungen und appelliert an Landwirtschaftsministern Elisabeth Köstinger, sich für ein „wirksames Waldschutzgesetz“ einzusetzen. Denn: „Produkte, für die Wälder zerstört werden, haben in unseren Supermarktregalen nichts verloren“, findet Hannah-Heidi Schindler klare Worte.

90 bis 95 Prozent aller Sojabohnen weltweit werden Schätzungen von Johann Vollmann von der Universität für Bodenkultur (BOKU) zufolge zu Tierfutter verarbeitet, Greenpeace spricht von 87 Prozent der Importe, die in der EU für Futter verwendet werden.

Der Futteranteil von Soja in der Schweine- und Geflügelmast lag im Jahr 2016 bei 20 bis 30 Prozent, wie Werner Zollitsch vom Institut für Nutztierforschung der BOKU gegenüber orf.at erklärte. Dabei sei diese Vorgangsweise nicht einmal besonders effizient, für ein Kilogramm Fleisch wären zehn Kilogramm Soja vonnöten, sagt Vollmann. Durch den direkten Konsum von Soja könnten zehnmal mehr Menschen ernährt werden.


Titelbild: Charles Echer auf Pixabay 

DANKE, DASS DU DIESEN ARTIKEL BIS ZUM ENDE GELESEN HAST!

Unsere Zeitung ist ein demokratisches Projekt, unabhängig von Parteien, Konzernen oder Milliardären. Der obige Beitrag wurde von unseren Autor*innen ehrenamtlich verfasst. Wir würden gerne allen unseren Redakteur*innen ein Honorar zahlen, sind dazu aber leider finanziell noch nicht in der Lage. Wenn du möchtest, dass sich das ändert und dir auch sonst gefällt, was wir machen, kannst du uns auf der Plattform Steady mit 3, 6 oder 9 Euro im Monat unterstützen. Jeder kleine Betrag kann Großes bewirken! Alle Infos dazu findest du, wenn du unten auf den Button klickst.

Unterstützen!

Artikel teilen/drucken:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.