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Globalisierung

Eine Kolumne von Urs Heinz Aerni.

Ich kaufe mit Vorliebe Bio-Produkte. Nicht wegen meiner Gesundheit, sondern zur Schonung der Natur. Doch das nur spontan, weil ich soeben Bio-Kartoffeln gekauft habe.

„Wandel durch Handel“ Mit dieser Absicht versuchte Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel die Welt zu befrieden. Denn gegenseitige lukrative Geschäfte generierten Symbiosen zwecks gegenseitiger wirtschaftlichen Abhängigkeiten, die jeglichen Nationalismus oder andere aus Minderwertigkeitskomplexen entstandenen Weltbilder unterbinden.

Das aktuelle Zeitgeschehen belehrt uns nun, dass patriotischer Irrsinn nicht durch globalen Handel gestoppt werden kann.

„Globalisierung“ hört allerdings schon nahe an Landesgrenzen auf. Sobald man in einem Hotel im schönen Nonnenhorn am bayrischen Bodensee den Fernseher einschaltet, sind die Kanäle von SRF verschwunden. Suche ich in einem Hotel in Graubünden per Fernbedienung ORF aus unserem Nachbarland, ist es genauso. Mit dem neuen DAB-Radio ist im Aargau der Empfang von SWR3 aus Baden-Württemberg schlechter als damals mit UKW.  Vor kurzem wollte ich über die SBB-App einen Fahrschein nach Besançon buchen. Geht nicht.

Als eine Kundin in einer Buchhandlung in Konstanz das neue Mundart-Buch von Pedro Lenz bestellen wollte, hieß es, dass der Import des Titels aus Bern zu teuer käme. Aber arabisches Fernsehen in Niederrohrdorf geht.

Was soll sich einer aufregen. Zuhause legte ich die frisch gekauften Bio-Kartoffeln auf den Küchentisch. Meine Liebste dankte, sah die Verpackung an und sagt: „Ah, diese Kartoffeln kommen aus Ägypten.“


Dieser Beitrag erschien zuerst in der „Bündner Woche“.

Titelbild: Anne Nygård auf Unsplash

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