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Klimazoll: Wie die EU mit Klimasteuern die Welt verändern will

Im Oktober 2023 hat die Übergangsfrist für den Klimazoll der EU begonnen. Was etwas sperrig als “Carbon Border Adjustment Mechanism” (CBAM) bezeichnet wird, könnte zu einer der wichtigsten Klima-Regulierungen weltweit werden. Wir erklären dir, was die Klimazölle bringen sollen und welche Auswirkungen sie haben könnten.

Von Sebastian Panny (MOMENT)

Was ist der Klimazoll der EU?

Der Klimazoll der EU ist eine Abgabe auf bestimmte klimaschädliche Produkte und Rohstoffe, die in die EU eingeführt werden. Seit 2019 wird darüber diskutiert, am 1. Oktober 2023 hat die Übergangsphase begonnen. Ab 2026 müssen Unternehmen Zertifikate kaufen, wenn sie klimaschädliche Produkte einführen.

Warum führt die EU jetzt den Klimazoll ein?

Der Klimazoll der EU soll verhindern, dass sich die Industrie um ihre Verantwortung an der Klimakrise drückt. Ein Unternehmen, das in der EU Treibhausgase verursacht, muss dafür zahlen. Dafür gibt es CO2-Zertifikate. Einen Teil davon vergibt die EU zwar übergangsweise gratis, den Rest müssen Unternehmen aber kaufen. Diese Zertifikate werden immer teurer, und damit auch klimaschädliche Produktion. 

Viele andere Länder heben selbst keine CO2-Abgaben ein. Unternehmen könnten dort billiger und umweltschädlicher produzieren. Die Zölle verhindern einen Nachteil für die Industrie in Europa und damit auch ein Abwandern. Die Höhe der Zölle richtet sich nach den angefallenen Emissionen bei der Herstellung von klimaschädlichen Produkten und Rohstoffen. So wird sichergestellt, dass die CO2-Steuer nicht nur Unternehmen und Produkte aus der EU betrifft. 

Auf welche Produkte muss Klimazoll gezahlt werden?

Vorerst gilt der Klimazoll nur für Aluminium, Düngemittel, Eisen, Stahl, Strom, Wasserstoff und Zement. Die Importeure müssen ab 1. Oktober die CO2-Bilanz der Produkte erfassen. 

In Zukunft könnten noch weitere Produkte dazukommen, etwa Rohöl und andere Metalle.

Wie hoch ist der Klimazoll?

Ab 2026 zahlen Importeure 10 Prozent des aktuellen CO2-Emissionspreises in der EU. Momentan liegt dieser bei 90 Euro pro Tonne CO2. 

Der Anteil steigt kontinuierlich an. Ab 2036 wird man auf Produkte aus dem EU-Ausland denselben Aufschlag zahlen wie innerhalb der EU. Gleichzeitig will die EU immer weniger CO2-Zertifikate an Unternehmen gratis vergeben. 

Welche Auswirkungen hat der Klimazoll auf andere Länder?

Vordergründig geht es der EU beim Klimazoll darum, dass ihre Klimavorgaben nicht einfach umgangen werden können. Doch der Klimazoll ist auch ein Instrument, das andere Länder klimafreundlicher machen könnte. Dabei geht es ums Geld.

Für Länder ohne Klimaabgaben bedeutet der Klimazoll nämlich, dass Steuern in die EU fließen, die sie auch selbst bekommen könnten. Der Klimazoll wird nämlich nur einmalig auf Produkte eingehoben, auf die davor keine CO2-Steuer gezahlt wurde. 

Die Regulierung könnte auf lange Sicht andere Länder also zu strengeren Klimaschutzgesetzen bewegen. Bevor die EU das Geld bekommt, streifen die anderen es doch lieber selbst ein – so die Logik. Die Industrie hätte somit auch in diesen Ländern mehr Anreiz, weniger Emissionen zu verursachen.

Was ist die Kritik am Klimazoll der EU?

Vonseiten der Industrie wird über zu viel Bürokratie geklagt. Denn für jeden Import über 150 Euro müssen Unternehmen die CO2-Bilanz der Produkte erfassen. Zudem werden Unternehmen aus der EU beim Export nicht entlastet. Die Stahlindustrie hat sich hingegen dafür ausgesprochen. Sie ist durch billige und schmutzige Stahlimporte unter Druck.

Auch Länder, die auf den Export in die EU angewiesen sind, zeigen sich besorgt. Ihre Unternehmen können nicht mehr so billig verkaufen, wie sie gerne würden. 

Genau das ist aber auch ein Ziel des Klimazolls. Wer besorgt ist, ändert vielleicht auch etwas.


Titelbild:  Ant Rozetsky auf Unsplash

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