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Vielfalt sichern, Wandel wagen

Auf einer regenerativen Reise in eine unsichere Zukunft, die wir als Helden in ein ökologisches Zeitalter antreten wollen, kommt es auf jeden Einzelnen an

Ein Gastkommentar von Ilse Kleinschuster

Mit der Einsicht, dass es dringend einen fundamentalen Paradigmenwechsel braucht, damit natürliche Ökosysteme, menschliche Gesundheit, Gesellschaft und Wirtschaft regenerieren können, bleibe ich zurück, nachdem ich das Buch mit dem Titel „Regenerativ – Aufbruch in ein neues ökologisches Zeitalter zugeklappt habe.

Es hat mich während meines Kur-Aufenthalts im Waldviertel begleitet und ich denke, es hat seinen Dienst getan, zumindest im Sinne des Autors Martin Grassberger, mir als „brauchbarer Kompass und Werkzeugkoffer für unsere gegenwärtige oder vielleicht erst unmittelbar bevorstehende Liminalitätsperiode (einer Periode, in der alles möglich scheint!) nach einem kleineren oder größeren Kollaps zur Verfügung zu stehen. Dass es aber zuvor noch einen tiefgreifenden kulturellen und spirituellen Wandel braucht – davon sind ja heute sehr viele meiner Mitstreiter überzeugt – und auch, „dass es einen regenerativen Zugang und eine systemische Sicht auf das Leben braucht, um unsere derzeitige Zwangslage am ehesten zu beseitigen oder zumindest erheblich abzumildern und unsere Resilienz auf regionaler Ebene gegenüber zukünftigen Schockereignissen stärken zu können.“

Es muss etwas gewagt werden, wenn etwas anders werden soll. Ob es gut wird, das hängt vom Mut, der Weisheit und der Klugheit jedes Einzelnen von uns ab.

Ich denke, es ist höchste Zeit, die Vielfalt der möglichen Zukünfte nicht den „selbst ernannten Zeremonienmeistern“ mit ihren zutiefst unmenschlichen wie undemokratischen Plänen zu überlassen, sondern ihnen etwas Lebensbejahendes entgegenzusetzen. 

Eine ebenbürtige politische Gegenmacht konnte leider bisher nicht aufgebaut werden. Der Grund liegt wohl auch in einer grundsätzlichen Unvereinbarkeit der kapitalistischen Expansions- und Wettbewerbslogik mit der ökologischen Agenda der kollektiven Selbstbegrenzung im Namen eines guten Lebens für alle innerhalb der planetaren Grenzen. 

Wenn ich nun lese, dass die Mehrheit der österreichischen Bevölkerung mehr Umweltschutz will und die neue Bundesregierung mit ihrem Programm wichtige ökologische Impulse setzt, dann frage ich mich, ob das genügt? Ob es nicht mehr braucht, wenn die ökologischen Krisen unserer Zeit uns derart vor eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung stellen? Die Antwort darauf kann doch nicht ein Weiter-wie-bisher sein. Es braucht jetzt einen wirklichen wirtschaftspolitischen Wertewandel. Einen Wandel, der intakte Lebensräume und biologische Vielfalt endlich ins Zentrum politischen und wirtschaftlichen Handelns rückt. Einen Wandel, der Natur nicht mehr nur als Ressource, sondern als Mitwelt begreift, als komplexes Gefüge, dessen Vielfalt unser eigenes Überleben sichert. 

Umwelt- und Naturschutz als Trends zu etablieren, sie nicht mehr nur als Randthemen zu behandeln, sondern in der breiten Bevölkerung zu verankern, ist ein Anliegen des Umweltdachverbandes. Schließlich beeinflussen die Auswirkungen der Klima- und Biodiversitätskrise uns alle, so der Geschäftsführer des Umweltdachverbands Gerald Pfifflinger. Es ist zu hoffen, dass gesellschaftlicher Rückhalt sich bald in einen echten Wertewandel übersetzen lässt. (fact.um – die Zeitschrift des Umweltdachverbandes – 1/2025)

Wie aber kann Hoffnung aufkommen, wenn politische Maßnahmen immer nur vorbehaltlich ihrer Budgetdeckung realisiert werden? Wenn immer noch wichtige Weichenstellungen in Richtung Strukturwandel auf „später“ verschoben werden? 


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Titelbild: viarami / Pixabay

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Ein Gedanke zu „Vielfalt sichern, Wandel wagen

  • Wohin das „Weiter wie bisher“ führen wird, prognostiziert der Club of Rome in Earth for All | oekom verlag, in eine mehrdimensionale Katastrophe. Dort werden aber auch Vorschläge für Kehrtwenden als Überlebensstrategie auf unserem Planeten formuliert, die umsetzbar wären, wenn sie in Angriff genommen würden. Voraussetzung dafür ist zivilgesellschaftlicher Druck auf die Politik weltweit: die Sustainable Development Goals (SDG) der UNO müssten aktualisiert werden. Aber es gibt auch Vorschläge, die in Österreich umsetzbar wären: Earth4All Österreich – Club of Rome – Austrian Chapter. Diese hoffnungsvollen Pläne brauchen breitere Unterstützung, um regional einen Wandel zum guten Leben für alle herbei zu führen. Jetzt in dieser wirtschaftlichen Krise wäre die Chance für diesen Wandel groß.

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