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„Für ein buntes Wien“

no pegida (1)Pegida lief nicht – 5.000 Menschen setzten Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit – Mustafa und Željko mit Österreich-Fahne – Antifaschistin von Hooligans attackiert – Anzeigen gegen Blockade-TeilnehmerInnen

Während gestern etwa 200 Anhänger der islamfeindlichen, aus Dresden importierten Initiative „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) einen „Spaziergang“ durch die Wiener Innenstadt planten, mobilisierten Muslimische Dachverbände und das antifaschistische Bündnis Offensive gegen Rechts an die 5.000 Menschen zur Gegendemonstration. Der Aufmarsch der Rechten konnte im Anschluss daran eindrucksvoll gestoppt werden. Pegida machte in Wien – wie vorhergesagt – keinen Meter.

Mustafa und Željko

Sie halten beide eine Österreich-Fahne in der Hand und stehen doch auf zwei verschiedenen Seiten:

Željko ist gebürtiger Kroate, gemeinsam mit seinem Freund Mario steht er auf der Freyung und kämpft gegen die Islamisierung des Abendlandes. Rings um ihn etwa 200 „besorgte Bürger“, maskierte Neo-Nazis von „Eisern Wien“, einem rechtsradikalen Fanclub-Zusammenschlusses; katholische TierschützerInnen, „Identitäre“ und der ehemalige dritte Nationalratspräsident, Martin Graf (FPÖ).

Mustafa schwenkt vor dem Museumsquartier die rot-weiß-rote Fahne. Seine Eltern kommen aus der Türkei, er selbst ist in Wien geboren. Der 24-jährige liberale Moslem lehnt den Jihadismus ab und freute sich vor kurzem mit seinen kurdischen Freunden über die Befreiung der Stadt Kobane. „Es muss doch möglich sein in einem Land wie Österreich friedlich zusammenzuleben!“, meint Mustafa. Seine Freundin Julia pflichtet ihm bei. Sie stammt aus Linz, ihre Eltern sind „waschechte Österreicher“. Mustafas Idee mit der Österreich-Fahne auf der „Nopegida“-Demo fand sie jedoch anfangs total bescheuert. „Wann werden die Menschen endlich begreifen, dass es nicht die Nationalität ist, die uns trennt?“, sagt Julia. „Egal woher wir kommen, eigentlich haben doch alle die selben Interessen: Ein vernünftiges Leben ohne Krieg und Unterdrückung!“, so die 23-jährige Oberösterreicherin.

„Wir sind das Volk“

Doch die Pegida-Leute sehen das ganz anders. Als ihr unheimlicher Aufmarsch von etwa 200 linken Gegendemonstranten blockiert wird, schreien sie lautstark: „Macht die Straße frei! Wir sind das Volk!“. Die Stimmung ist aufgeheizt. Journalisten dokumentieren eindeutig Hitlergrüße, Bengalos fliegen in den linken Sektor. Die Polizei hielt die beiden Gruppen jedoch weitgehend auseinander. Schließlich wurden ab 20 Uhr beide Kundgebungen polizeilich beendet. Schon zuvor verließen sichtlich frustrierte rechte Demonstranten in kleinen Gruppen das „Pegida-Lager“. Kurz vor 21 Uhr wurde eine Aktivistin des OGR-Bündnisses zusammengeschlagen. Sie musste ins Krankenhaus eingeliefert werden.

no pegida (5)Bei der Auflösung der Gegenkundgebung ging die Polizei nicht zimperlich vor – auch Journalisten fanden sich in einem Polizeikessel wieder. Laut Aussendung der Polizei sollen nun die TeilnehmerInnen an der Blockade gegen Pegida wegen Störung einer Kundgebung (§285 StGB) angezeigt werden, die Hitlergrüße auf der anderen Seite (nationalsozialistische Wiederbetätigung) wurden seitens der Polizei bisher nicht geahndet.

Offenbar haben die Pegidisten auch nach der Schlappe am Montag noch nicht genug, denn am kommenden Sonntag, 8. Februar, will sich „Pegida Oberösterreich“ um 15.30 Uhr am Linzer Hauptbahnhof versammeln. Doch auch hier ist bereits eine große Gegenkundgebung in Planung. Das Bündnis „Linz gegen Rechts“ will den „Naziaufmarsch“ stoppen. Auch hier soll es „keinen Meter für Pegida“ geben.

Fotos: Unsere Zeitung (Natalia Ciric/Michael Wögerer)

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