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Reichtum den einen – Raubbau den anderen

landgrabingeine Filmdokumentation über Land Grabbing in Uganda von Thomas Kukovec

Einige Male wurde über Land Grabbing schon berichtet, zum Modethema wie Klimawandel reichte es allerdings nicht. Die Finanzkrise 2008 ließ die Immobilienblase platzen. Neue Investitionsfelder mussten erschlossen werden und Afrika stand wieder am Speiseplan finanzhungriger Investoren. Wirtschaftlich für Investitionen offen, war der Anbau von Agrarrohstoffen in Afrika wieder interessant geworden. 300.000 Hektar hier, 20.000 Hektar da. Wo sonst gibt es fünfseitige Pachtverträge von bis zu 99 Jahren?

Enorme Ländereien wurden zwangsenteignet, um es den für ein besseres BIP sorgenden ausländischen Investoren zur Verfügung zu stellen. Viel wissenschaftliches wurde darüber schon verfasst, erreicht hat es bisher aber nur wenige. Indes werben die großen Entwicklungsorganisationen weiterhin mit ausgehungerten Kindern, um beim Leser/Spender kräftig auf die Tränendrüse zu drücken. Auch NGOs bewegen sich bei diesem Thema immer entlang eines schmalen Grades zwischen „Verwissenschaftlichung“ und Stereotypisierung der Thematik, nur um ihre „Schürfrechte“ im Finanzpool der Entwicklungshilfe nicht zu verlieren.

Der Agrarbiologe und Umweltschützer Thomas Kukovec wollte sich diesem Thema von einer praktischen Seite her widmen. Er unternahm zu diesem Zweck zwischen 2012 und 2014 einige ausgedehnte Reisen nach Afrika, wobei er in Uganda, der „Perle Afrikas“, fündig wurde. Mit Hilfe eines befreundeten Ugandischen Agraringenieurs besuchte er mit seiner Kamera kleinstrukturierte traditionelle Familienbetriebe, die – als Garant für Ernährungssicherheit – den agrarindustriellen Machenschaften – die gerade diese Ernährungssicherheit gefährden – gegenüberstehen. Anhand von zwei Fallbeispielen, einmal einem Fall von Land Grabbing durch einen deutschen Kaffeekonzern in Mubende und einmal anhand einer malaysischen Palmölgesellschaft auf den Ssese Inseln im Viktoriasee, zeigt er auf, wie einerseits die Entwicklungshilfe vollkommen versagt hat, gar Teil des „Geschäfts mit dem Hunger“ geworden ist, andererseits wie die vielbeschworene „freie Marktwirtschaft“ wirtschaftliche Abhängigkeiten sowie Hunger geschaffen hat. Reichtum den einen – Raubbau den anderen ist sein Erstling und ein trauriges Dokument dafür, wie – trotz oder gerade wegen 50 Jahren ausländischer Entwicklungshilfe – Afrikas Souveränität heute mehr denn je gefährdet ist.

Trailer:

Thomas Kukovec ist als Agrarbiologe und Unternehmer im Handel mit Rohkaffee tätig. Er verbrachte während seiner Studienzeit unzählige Aufenthalte im Nahen Osten, wo er u.a. als freier Journalist tätig war. Mehrmonatige Praktika bei Greenpeace in Beirut sowie ein spontaner Einsatz als Flüchtlingshelfer während des Juli Kriegs 2006 im Libanon, in dessen Folge er auch mehrere Jahre für eine österreichische Organisation tätig war, machten Libanon zu seiner zweiten Heimat. Zuletzt arbeitete er mehrere Jahre als Pflanzenschutzberater bei einer österreichischen Agrarfirma, bevor er sich entschloss, sich selbstständig zu machen. Die Passion zum investigativen Journalismus ist hingegen geblieben.

Foto: Thomas Kukovec

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2 Gedanken zu „Reichtum den einen – Raubbau den anderen

  • Frigga Karl

    wichtige und gute Arbeit!
    Wenn man bedenkt, dass nun AFRICOM (USamerkanische militärische Stützpunkte)
    in Afrika wütet, mit der typischen Begleiterscheinung der aufgehetzten und bewaffneten afrikanischen „Einheiten“ wie Boko Haram etc…die dazu da sind um sich gegenseitig umzubringen während die Reichtümer ausser Land geschafft werden ist dieses Dokument ene wichtige Aufklärung.

    Antwort
  • Thomas Kukovec

    Vielen Dank!
    Ich hatte immer wieder in Luwero, Zentraluganda zu tun und war daher mehrmals im einzigen Hotel der Stadt untergebracht. Ich wunderte mich aber jedes Mal der einzige Gast zu sein, trotz des hohen Standards sowie des Personalaufgebots. Auf die Frage, wie sich das denn rechnen würde, erwiderte die Rezeptionistin: „The US Army stays here a lot. They train our soldiers and help them fighting Joseph Kony“.

    Antwort

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