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Sport am Rande der gesellschaftlichen Wahrnehmung

Viele Sportarten, auch solche, in denen Österreich zur Weltspitze gehört, werden in den Massenmedien wenig bis gar nicht wahrgenommen. Sie werden auch als „Randsportarten“ bezeichnet. Aber was sind Randsportarten überhaupt, wie definiert man sie? Warum wird über einige wenige Sportarten mehr berichtet als über andere? Und wie kann man das ändern?
Eine Suche nach Antworten von Moritz Ettlinger

Wer einen Blick in die großen Zeitungen des Landes wirft, durch die bekanntesten News- und Sportwebsites Österreichs scrollt oder nur am Abend den Kurzsport im Fernsehen ansieht, merkt, dass hier vor allem ein paar wenige Sportarten im Fokus stehen. Allem voran natürlich “König Fußball”. Egal ob österreichische Bundesliga, Champions League oder Länderspiele: Der Männerfußball ist in allen Medien allgegenwärtig. Im Winter vergeht wiederum kaum ein Tag ohne Berichte über die Spitzen des alpinen Skisports, die Luftfahrten der Skispringer oder die gezielten Schüsse der Biathletinnen. Auch der Motorsport (vor allem Formel 1, MotoGP) darf in der täglichen Sportberichterstattung nicht fehlen, genauso wie die großen Tennisturniere im Sommer oder Eishockey im Winter. Von Sportarten wie Klettern, Faustball oder Rudern sieht und hört man vergleichsweise wenig bis gar nichts, nur zu großen Events wie Welt- oder Europameisterschaften treten unpopuläre Sportarten für kurze Zeit mehr oder weniger ins Rampenlicht, nur um kurz darauf gleich wieder zu verschwinden.

Auf der Suche nach Gründen

Doch woran liegt es, dass manche Sportarten täglich in den Nachrichten vorkommen und andere nur sehr selten auf der Bildfläche auftauchen?

Auf der einen Seite wollen Massenmedien, wie der Name schon sagt, möglichst viele Menschen, also die Masse, mit ihren Nachrichten, Berichten, Übertragungen etc. erreichen. Das funktioniert am besten mit Themen, mit denen sich viele Menschen identifizieren können, die polarisieren oder begeistern. Und dass sich für Fußball mehr Menschen begeistern können als für Klettern oder Basketball, war in Österreich schon immer so.

Auf der anderen Seite steht das wirtschaftliche Interesse der Medien, und da „verkauft“ sich ein Bericht über einen Sieg von Marcel Hirscher im Nachtslalom von Schladming besser als ein Live-Ticker zur Tischtennis-WM.

Das ist auch durchaus legitim. Massenmedien wie Zeitungen, Magazine oder Fernsehsender versuchen auf ihre Art und Weise, ein größtmögliches Publikum zu erreichen. Und der Großteil der Bevölkerung interessiert sich nunmal nicht für sogenannte „Randsportarten“.

Andere Länder, andere Sitten

Aber was sind Randsportarten überhaupt und wie entscheidet man, welche Sportarten als Randsportarten zählen und welche nicht?

Grundsätzlich sind Randsportarten jene Sportarten, die von den Massenmedien nicht oder nur sehr selten und wenig ausführlich beachtet und behandelt werden. Sie heißen also nicht Randsportarten, weil die SportlerInnen keinen Erfolg haben, sondern weil sie von der Öffentlichkeit nur am Rande wahrgenommen werden. Was aber wo als Randsportart zählt, ist von Kontinent zu Kontinent und von Land zu Land unterschiedlich. Während Baseball beispielsweise in den USA zu den beliebtesten Sportarten zählt und von Millionen Menschen gefeiert wird, ist diese Ballsportart in Europa im Gegensatz zu vielen anderen quasi nicht präsent. Fußball wiederum, in Europa DER Sport schlechthin, kann in den USA mit Basketball, American Football, Eishockey und eben Baseball bei weitem nicht mithalten. In Österreich zählt Basketball hingegen zu den Randsportarten, genauso wie Handball, Klettern, Tischtennis, Rudern, diverse Kampfsportarten und viele weitere.

Auch Faustball gehört in diese Sparte, nicht nur österreich- sondern weltweit. Das ist auch deshalb interessant, da das österreichische Faustball-Nationalteam (sowohl Männer als auch Frauen) bereits Erfolge gefeiert hat, von denen die Fußballer (im Gegensatz zu den Fußballerinnen) nur träumen können. Daran sieht man auch gut, dass weltweite Erfolge noch lange kein Garant für große Aufmerksamkeit in den Medien und in der Bevölkerung sind.

Die Medien als Antwort

Die SportlerInnen selbst können gegen ihren Status eigentlich nur wenig tun. Denn selbst mit besten Leistungen, Weltmeistertiteln etc. ist nicht sicher, dass den Randsportarten jene Aufmerksamkeit zuteil wird, die sie verdient hätten. Ansonsten wären Österreichs Faustballteams oder KletterInnen weitaus bekannter als sie jetzt sind.

Wirklich etwas ändern können vor allem die Medien mit ihrer Berichterstattung. Das heißt nicht, dass alle Sportarten unbedingt gleich gewichtet werden, Sportarten wie Fußball, die ein großes Publikumsinteresse auf sich ziehen, weniger beachtet werden sollen oder jede Zeitung täglich ein Status-Update zu den aktuellsten Judogeschehnissen veröffentlichen muss.

Allerdings können Medien dafür sorgen, dass Sportarten, die bis jetzt wenig oder gar nicht bekannt waren, mehr Aufmerksamkeit bekommen. Alleine, wenn ein EM-Finaleinzug der Faustballerinnen genauso gehypt werden würde wie der eines Fußballnationalteams, wäre schon viel geschafft.

Deshalb will Unsere Zeitung in nächster Zeit versuchen, den Randsportarten mehr Platz zu geben und zu zeigen, was Österreichs Sport abseits von Fußball und Co. so zu bieten hat.

Titelbild: Faustball (Foto: Heino Kreyenfeld; Lizenz: CC BY-SA 3.0)

 

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