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Mit Barrieren – keine Teilhabe

“Wo, wie und wann verhindern Barrieren die Teilhabe am Leben?”, lautete die Frage, mit der sich der Monitoring-Ausschuss Salzburg bei seiner ersten öffentlichen Sitzung befasste.

Von Hannah Wahl

Rund 70 Personen mit und ohne Behinderungen sind zu diesem Anlass am 25. April 2019 in den Unipark Nonntal gekommen. Bei der Veranstaltung stellt sich der 2017 gegründete Salzburger-Monitoring-Ausschuss erstmals persönlich vor. Sieben Hauptmitglieder und sechs Ersatzmitglieder überwachen und überprüfen in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit die Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen auf Landesebene. Die zuständige Geschäftsstelle – das Referat für Frauen, Diversität und Chancengleichheit des Landes – führt die laufenden Geschäfte des Ausschusses.

Voraussetzung für unabhängige Lebensführung

Eines der Prinzipien der Konvention sei Barrierefreiheit, so Karin Astegger, Vorsitzende des Salzburger Monitoring-Ausschusses. „Sie ist die Voraussetzung für unabhängige Lebensführung sowie gleichberechtigte Teilhabe in der Gesellschaft. Daher war es uns wichtig, in der ersten öffentlichen Sitzung mit den konkreten Erfahrungen und Anliegen zu diesem breiten und grundlegenden Themenbereich in Kontakt zu kommen und in unsere künftige Arbeit aufzunehmen.“

Barrieren lauern überall

Es sind nicht nur physische Barrieren, wie zu enge, nicht rollstuhlgerechte Toiletten oder Stufen vor Geschäften und Lokalen, die Menschen behindern. Auch zu schwere Sprache in allen Lebensbereichen, sei es bei Veranstaltungen oder bei einem Arztbesuch, können eine Barriere darstellen. Dass es auch anders geht, macht an diesem Tag Michael Hanl deutlich. Er begleitet die Veranstaltung mit bildnerischen Zusammenfassungen und einfacher Sprache und macht so die Inhalte für alle Menschen zugänglich. Bürgermeister-Stellvertreterin Anja Hagenauer weist auf die große Herausforderung hin, die Barrieren in den Köpfen der Menschen abzubauen. Viele Menschen mit Behinderungen werden in ihrem Alltag mit bemitleidenden Blicken konfrontiert und als „Sozialfälle“ abgestempelt. Diese tief verwurzelten Vorurteile und Stereotype stellen soziale Barrieren dar, die Menschen mit Behinderungen an den Rand der Gesellschaft drängen.
Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn sieht es als Landespolitiker als eine besondere Aufgabe, auch die Barrieren im Bereich der Politik abzubauen, um die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen zu gewährleisten.

Michael Hanl spricht zum Publikum. Er unterstützte die Veranstaltung mit bildnerischen Zusammenfassungen und einfacher Sprache. © Hannah Wahl
Michael Hanl unterstützte die Veranstaltung mit bildnerischen Zusammenfassungen und einfacher Sprache. © Hannah Wahl

„Nichts über uns – ohne uns!“

„Barrierefreiheit ist eine Einstellung – keine Checkliste!“, betont Christine Steger, Vorsitzende des Bundes-Monitoring-Ausschusses. „Erst wenn wir beginnen barrierefrei zu denken, können die Hindernisse in der Welt in allen Dimensionen wirklich beseitigt werden.Das fängt damit an, dass Menschen mit Behinderungen überall mitgedacht sein müssen. Das bedeutet auch, dass wir Menschen mit Behinderungen gefragt werden müssen und selbstverständlich am Tisch der Entscheidung sitzen. Denn wie immer gilt: Nichts über uns – ohne uns!“

Partizipation durch World-Cafés

In sogenannten World-Cafés diskutieren die Teilnehmer*innen angeregt und erörtern Probleme. So wird im Kontext der Barrieren im Bildungsbereich das System der Sonderschulen kritisiert, das eine Trennung von Kindern mit Behinderungen und Kindern ohne Behinderungen vornimmt. Eine junge Teilnehmerin verweist auch auf den Mangel an barrierefreien Toiletten in Freizeitlocations wie Kinos.

Eine wichtige Forderung ist für viele Teilnehmer*innen jene nach persönlicher Assistenz. Betont wird dabei, dass die Assistenznehmer*innen wirklich selbst bestimmen können müssen, wann, wo und wie sie in ihren Lebensbereichen unterstützt werden wollen. Das kann bedeuten, dass Menschen mit Behinderungen beim Anziehen unterstützt werden wollen, bei der Freizeitgestaltung oder auch bei der Ausübung ihrer Arbeit.

Man sieht viele Teilnehmer*innen die im vor einem Flipchart sitzen und stehen und ein Thema erarbeiten.
In sogenannten World-Cafés diskutieren die Teilnehmer*innen angeregt und erörtern Probleme. © Hannah Wahl

Landesaktionsplan soll Umsetzung der Konvention vorantreiben

Der Salzburger Monitoringausschuss zeigt sich über die rege Beteiligung an der ersten öffentlichen Sitzung erfreut: „Unser Hauptziel für die Veranstaltung war der direkte Kontakt mit Problemstellungen und Anliegen aus der Bevölkerung. Über die Diskussionen im World-Café ist das sehr gut gelungen, und wir haben wichtige Arbeitsaufträge für uns mitgenommen.“, erläutert Astegger. „Vertreter und Vertreterinnen von Land und Stadt Salzburg haben ihre Strategien zur Umsetzung der UN-Konvention dargestellt und ihre Bereitschaft und Verpflichtung zur Beseitigung von Barrieren bestätigt.“, so Astegger weiter. Die, in der öffentlichen Sitzung unter der Partizipation von Menschen mit und ohne Behinderungen erarbeiten, Ergebnisse werden in den neuen Landesaktionsplan des Landes zur Umsetzung der Rechte von Menschen mit Behinderungen aufgenommen. Dazu fand am vergangenen Dienstag die Kick-off-Veranstaltung statt. In 10 Arbeitsgruppen sollen dort in weiterem Verlauf konkrete Maßnahmen zur Umsetzung der Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen erarbeitet werden.

Die konkreten Ergebnisse der öffentlichen Sitzung werden auf der Internetseite des Salzburger Monitoring-Ausschusses zur Verfügung gestellt.

Man sieht den Hörsaal von oben. Es sind ca. 70 Personen anwesend.
© Hannah Wahl
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