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Wo bleiben Vernunft und Menschlichkeit?

Unsere Zeitung dokumentiert den offenen Brief von „Chile despertó Viena“ an die chilenische Botschafterin in Österreich:

Sehr geehrte Frau Botschafterin,

Kundgebung von „Chile despertó“ in Wien (10.11.2019, Foto: Unsere Zeitung)

Als BürgerInneninitiative „Chile Desperto Viena“, in der ChilenInnen sowie ÖsterreicherInnen aktiv sind, möchten wir hiermit unsere Solidarität mit unseren chilenischen MitbürgerInnen zum Ausdruck bringen, die seit Wochen friedlich für ihre Grundrechte auf den Straßen Chiles demonstrieren. Mit großer Besorgnis haben wir die Ereignisse der letzten Wochen in Chile verfolgt und möchten hiermit unser Entsetzen über die wiederholten Menschenrechtsverletzungen äußern.

Wir sind tief betroffen über die Anzahl der toten, verletzten und misshandelten ChilenInnen. Die Bilder und die Nachrichten, die uns aus Chile erreichen, erinnern an die düstersten Jahre der chilenischen Geschichte, die scheinbar nicht überwunden sind. Wie kann es sein, dass auf friedliche DemonstrantInnen mit einer Militärintervention reagiert wird? Wo bleiben die Vernunft und die Menschlichkeit?  

Verdienen es die DemonstrantInnen zu erblinden, Schrot in ihre Körper geschossen zu bekommen oder andere Konsequenzen zu tragen, aufgrund maßloser Gewaltanwendung?

Die Rolle des Staates und seiner Repräsentanten ist zweifellos die der Aufrechterhaltung der Ordnung und der sozialen Sicherheit. Unter der oben genannten Prämisse hat die derzeitige chilenische Regierung die Strafverfolgung und sogar das Militär nicht nur zum Schutz, sondern leider auch zur Unterdrückung der legitimen Demonstrationen eingesetzt. Übermäßige Gewalt und die Missachtung der Gesetze bedrohen die Rechte aller chilenischen BürgerInnen, die durch die chilenische Verfassung und das Völkerrecht geschützt sind.

Als ChilenInnen, die in Österreich leben bitten wir Sie, als unsere Repräsentantin vor dem chilenischen Staat, um Ihre Unterstützung unsere Forderungen an die chilenische Regierung weiterzuleiten. 

Wir fordern eine sofortige objektive und ausführliche Aufklärung der Todesfälle sowie aller Menschenrechtsverletzungen. In weiterer Folge müssen die Verantwortlichen für jegliche Menschenrechtsverletzung zur Rechenschaft gezogen werden.

Weiters fordern wir, dass sich die Polizei strikt an die internationalen Standards der Gewaltanwendung hält, sofern diese unbedingt nötig ist.

Wir verbleiben mit freundlichen Grüßen,

Chile Despertó Viena
Wien, 10.11.2019

Titelbild: Unsere Zeitung

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