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Das Klimaticket kommt: Was weiß man darüber?

Nach langem Verhandeln ist es endlich so weit. Österreich bekommt für die öffentlichen Verkehrsmittel sein „Klimaticket“ – früher 1-2-3-Ticket genannt. Klima- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler hat alle Bundesländer an Bord geholt. Und alle Bundesländer dürften auch ihr eigenes Länderticket bekommen. Für viele Menschen bedeutet das eine enorme Erleichterung – und Ersparnis.

Von Tom Schaffer (MOMENT)

Was ist das Klimaticket?

Das Klimaticket macht es günstiger und einfacher, in Österreich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Busse, Züge, Straßenbahnen und U-Bahnen können mit nur einem Ticket überall zu einem festen Jahrespreis benutzt werden.

Was kostet das Klimaticket?

Das Klimaticket kostet für das Jahr maximal 1095 Euro (mit Ermäßigungen für Menschen unter 25 oder über 64 Jahren 821 Euro). Damit lassen sich alle öffentlichen Verkehrsmittel in Österreich nutzen. Um einen Aufpreis von 110 Euro kann man bis zu vier Kinder zwischen 6 und 15 Jahren mitnehmen. Wer vor dem Start am 26. Oktober kauft, bekommt einen Rabatt und zahlt 15% weniger. 

Die Preise für einzelne Bundesländer-Tickets unterscheiden sich mitunter stark. Zwischen 365 Euro in Wien und ähnlich günstig in Vorarlberg (zum Klimaticket-Start 355, sonst 385 Euro) über Tirol (509 Euro), Salzburg (595 Euro, eine Verbilligung auf 365 Euro scheint in Planung) bis hin nach Oberösterreich (bis zu 695 Euro, das Ticket ist neu) sind bereits Landestickets zu kaufen.

In der Steiermark, in Niederösterreich, im Burgenland und in Kärnten fehlen Landestickets bisher. Im Zuge der Einführung des Klimatickets sind sie aber in Planung. Die Steiermark startet zum Jahreswechsel (bis 588 Euro), in Kärnten soll es 2022 ein Ticket (um vermutlich über 500 Euro) geben, und Niederösterreich und das Burgenland werden zu einer gemeinsamen Region (um 550 Euro) gemacht.

Spart das Klimaticket wirklich Geld?

Das hängt natürlich davon ab, wie stark man die Öffis bisher nutzt oder künftig nutzen möchte. Schon die 1095 Euro für das österreichweite Ticket sind zum Teil aber viel billiger als das, was viele Menschen in Österreich bisher jährlich für den öffentlichen Verkehr ausgeben müssen.

Genau so viel kostete bisher eine Jahreskarte für Steirer:innen, die von Leibnitz nach Graz pendelten. Wer über die 6 Tarifzonen aus Kapfenberg in die Landeshauptstadt pendete zahlte sogar knapp 1470 Euro – das teuerste Verbund-Jahresticket im ganzen Bundesland kostete sogar 2.300 Euro. Auch wer zwischen Eisenstadt oder Wiener Neustadt und Wien pendelte, kam auf Kosten von 1550 Euro. Alle Tickets waren außerdem aber auch noch beschränkter als es das Klimaticket jetzt sein wird.

Die neuen, landesweiten Tickets sind dementsprechend natürlich eine riesige finanzielle Erleichterung für viele Menschen.

Was ist der Unterschied zwischen dem Klimaticket und dem 1-2-3-Ticket?

Die Politik wollte lange Zeit eigentlich ein sehr einfaches System einführen, in dem das Ticket für jede Stufe (ein Bundesland, zwei Bundesländer oder ganz Österreich) um 365 Euro teurer wird. Das Klimaticket ist ein großer Schritt in diese Richtung. Aufgrund der sehr unterschiedlich strukturierten Preise und Rahmenbedingungen in den einzelnen Bundesländern muss man auf dieses Ziel aber noch weiter hinarbeiten.

Bisher hatten nicht einmal alle Bundesländer ein Ticket für ihr gesamtes Landesgebiet. Das wird sich nun in Folge des eingeführten Klimatickets überall ändern. Dann bleiben aber noch sehr unterschiedliche Preise. Die Verantwortung dafür liegt bei den Landesregierungen bzw. ihren Verkehrsbetrieben.

Wann kommt das Klimaticket?

Das Klimaticket startet am 26. Oktober 2021 in sechs Bundesländern. Alle 9 Bundesländer werden dabei sein – zum Teil eventuell gerade in der spät aufgesprungenen Ostregion noch mit leicht provisorischen Lösungen. Und bei den neuen regionalen Tickets dauert es mitunter noch einige Monate länger. 

Was hat so lange gedauert?

Die Verkehrsbetriebe in Österreich sind lokal und regional organisiert und müssen unter sehr unterschiedlichen Bedingungen funktionieren. So gibt es zum Beispiel im städtischen Wien bereits ein günstiges Bundesländerticket für alle Öffis und ein sehr gut ausgebautes Netz, in viel zersiedelteren und flächenmäßig größeren Bundesländern aber nicht. Die Ostregion, die einen Großteil der heutigen Öffi-Nutzer:innen in Österreich hat, fürchtete Einnahmeverluste, die auch zuletzt noch längere Verhandlungen nach sich zogen. All die unterschiedlichen Bedingungen und Interessen unter einem Preis und unter einem Ticket zu vereinen war ein politisches Großprojekt, zu dem 15 Jahre lang viele Anläufe gescheitert sind.

Was braucht es neben dem Klimaticket noch für die Verkehrswende?

Ein günstiger Preis für die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln ist nur ein Baustein einer Verkehrswende. Was dieser bringen kann, lassen die Nutzungszahlen in Wien oder auch Vorarlberg vermuten. So attraktiv müssen Öffis in anderen Bundesländern erst einmal gemacht werden.

In vielen Regionen Österreichs – gerade außerhalb aber auch in einigen Städten – müssen die Takte und Anbindungen von öffentlichen Verkehrsmittel im Kampf gegen die Klimakrise dazu natürlich auch ausgebaut werden, damit Menschen vernünftig darauf umstellen können.


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