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Nigeria wählt in schwierigen Zeiten

Nigeria hat sich trotz aller Krisen zu einer Demokratie entwickelt. Doch Wirtschaftskrise und Sicherheitslage im Land sind desaströs. Die deutsche Wirtschaft hofft derweil auf neuen Schwung durch die bevorstehende Wahl.

Von David Bieber

Im bevölkerungsreichsten Staats Afrikas, im westafrikanischen Nigeria, wird am kommenden Samstag, den 25. Februar, gewählt. Präsidentschafts- und Parlamentswahl finden in dem 220 Millionen-Einwohnerland statt. Es sollen die größten jemals in Afrika abgehaltenen Wahlen werden. Knapp 94 Millionen Nigerianer*innen sind stimmberechtigt. Ob diese auch wählen werden, bleibt indes abzuwarten.

Der Kandidat von der kleinen Arbeiterpartei (Labour Party) Peter Gregory Obi ist nach Berichten der aussichtsreichste Kandidat, wenn der amtierende Präsident Muhammadu Buhari nach zwei Amtszeiten verfassungsgemäß die Macht übergeben wird. Seine Kontrahenten sind Bola Ahmed Tinubu, von der regierenden Partei All Progressives Congress (APC), und Atiku Abubakar, von der seit langem dominierenden People’s Democratic Party (PDP). Peter Obi, früheres PDP-Mitglied, ist der Kandidat der jungen Bevölkerung, der das Establishment und die Korruption in der größten Volkswirtschaft Afrikas bekämpfen möchte. Die nigerianische Jugend traut dies den beiden anderen Kandidaten nicht zu.

Wichtiger Handelspartner

„Aus unserer Sicht sind alle Spitzenkandidaten geeignet, neuen Schwung in die angeschlagene nigerianische Wirtschaft zu bringen. Sie sind wirtschaftsfreundlicher aufgestellt als die aktuelle Regierung und können somit auch den Wirtschaftsstandort Nigeria für lokale und ausländische Investoren und Unternehmerinnen attraktiver machen. Davon sind wir überzeugt und werden in enger Zusammenarbeit mit einer neuen Regierung das 10. Jubiläum des Deutsch-Nigerianischen Wirtschaftsforums im November 2023 in Frankfurt feiern“, äußert Christoph Kannengießer, Hauptgeschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft.

Potential für eine engere Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Nigeria sehe der Wirtschaftsverein durchaus. Denn Nigeria sei zwar aufgrund seiner Größe und Komplexität ein schwieriger Markt für deutsche Unternehmen, aber dennoch nach Südafrika weiterhin Deutschlands wichtigster Handelspartner in Subsahara-Afrika. „Und deutsche Qualität ist in Nigeria sehr gefragt, denn gerade die kaufkräftigen lokalen und internationalen Unternehmen machen Nigeria zu einem wichtigen Zukunftsmarkt für deutsche Exportgüter wie Kraftfahrzeuge, Maschinen, Chemikalien und Nahrungsmittel“, sagt Kannengießer.

Da Nigeria immer wichtiger werden könnte in Sachen deutsch-nigerianische Energiepartnerschaft – Nigeria ist als Lieferant für die Energiequelle der Zukunft, grüner Wasserstoff, im Gespräch – sollten die politischen Beziehungen beider Länder intensiviert werden. „Für die deutsche Wirtschaft sind auch die Fortführung der Gespräche zu einem Doppelbesteuerungsabkommen, der Visavergabe für nigerianische Geschäftsreisende und die Einführung geringer Selbstbehalte bei Exportkreditgarantien wichtig“, erklärt Christoph Kannengießer.

Schwierige Lage

Nigeria, das sich seit Ende der Militärherrschaft 1999 trotz aller Krisen in eine Demokratie entwickelt und sich makroökonomisch stabilisiert hat, wie das Auswärtige Amt auf seiner Webseite schreibt, ist im Superwahljahr: Neben der Präsidentschafts- und Parlamentswahl stehen zwei Wochen später Gouverneurswahlen in 28 von 36 Bundesländern und die Parlamentswahlen in allen 36 Landesparlamenten an.

Nigeria wählt in schwierigen Zeiten, denn die Wirtschaftskrise und die Sicherheitslage sind desaströs. Menschen müssen hungern, auch, weil es gegenwärtig kaum noch Bargeld gibt und somit Lebensmittel nicht bezahlt werden können. Vielerorts, vor allem auf dem Land, kann in Supermärkten oder auf dem Markt nur in bar bezahlt werden. Überdies ist Benzin knapp. Kilometerlange Schlangen vor Tankstellen zeugen davon. Im Norden wüten Terrormilizen um Boko Haram. Im Süden gibt es kriminelle Banden, im Südosten zetteln Separatisten immer wieder Konflikte an. Ethnische Konflikte im ganze Land destabilisieren den Vielvölkerstaat zudem.


Titelbild: Emmanuel Ikwuegbu auf Unsplash

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