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Ein Relikt des Kalten Krieges

Der Roman: „Die Grünen Teufel“  von Robin Moore, neu gelesen von Max Sternbauer. – Sonntag ist Büchertag

Es existieren Vietnamkriegsfilme in rauen Mengen; man denke an Apocalypse Now, oder Full Metal Jacket, die zu Klassikern der Filmgeschichte zählen. Man sollte sich aber auch eine andere Kategorie von solcherart Filmen, die ihre Geschichten aus einer eher pro-amerikanischen, konservativen Sicht erzählen, ansehen. 

Ein Beispiel ist Mel Gibsons Werk “Wir waren Helden,“ das die Ereignisse der Schlacht im Ia-Drang-Tal beleuchtet. Gibson hat daraus ein Heldenepos gezimmert, das mit seinem Pathos sehr an Braveheart erinnert; nur vermisst man hier die epische Dudelsackmusik und die Massaker mit Breitschwertern.  

In eine ähnliche Kerbe schlug auch The Green Barets 1968, mit John Wayne in der Hauptrolle als Major Kirby. Der Titel nahm Bezug auf die Kopfbedeckungen der Einheiten der Special Forces, also dem grünen Barett. Der Film wurde zur blanken Propaganda und ist darüber hinaus nicht besonders gut. Erinnert werden soll dabei an eine Szene, in der im Siegestaumel im Kreis hüpfende Vietcongs von einem US-Militärflugzeug nieder gemäht werden.

Der Film basiert auf einem Buch, „Die Grünen Teufel,“ von Robin Moore, erschienen Anfang der Sechziger Jahre. Dem Autor war es gelungen, das Training der Special Forces zu absolvieren und einige ihrer Einsätze im Vietnam-Konflikt mitzuerleben.

Das 1st Special Forces Command (Airborne) ist eine der ältesten Spezialeinheiten des US-Militärs und wurde für Einsätze in asymmetrischer Kriegsführung aufgestellt (z.B. Partisanenbekämpfung). Im Vietnam-Krieg wurden diese Einheiten eingesetzt, um den Vietcong mit seinen eigenen Taktiken zu schlagen, mit Hinterhalten und Sprengstoffanschlägen.

Moore hat keine Reportage abgeliefert, sondern eine Art Roman, der in Episoden die Geschichten der Special Forces erzählt. Häufig taucht der Autor auch selbst auf, im Tarnanzug und Gewehr. Dabei schildert Moore an mehreren Stellen, wie schnell er von den Soldaten in ihren Reihen willkommen geheißen wurde, man merkt die Sympathie, die der Autor für die Special Forces übrig hatte. Das hatte Moore sicherlich dabei geholfen, dieses platte Propagandawerk zu verfassen.

Kolonialismus & Sexismus 

Woran Moores Buch krankt, neben den anachronistisch anmutenden Heldensagen der Soldaten, ist der Stil, mit dem Vietnam und seine Bewohner*innen beschrieben werden.

Hier schrieb ein US-Amerikaner über kleine Vietnames*innen, die bei der Hand geführt werden müssten in ihrem Freiheitskampf gegen dem Kommunismus. Zwar schien Moore gewissen Respekt vor dieser (aus seiner Sicht) fremdartigen Kultur gehabt zu haben, doch das lässt sich nur schwer erkennen. Die USA unterstützen demnach ein Land, das noch viel lernen muss.

Zwei Kapitel sind hierbei besonders interessant. In einem bekommt ein Major bekommt den Auftrag, zu einem indigenen Stamm in die Berge zu reisen, um sie für den Kampf gegen den Vietcong zu formieren. Der Mann der Special Forces wurde dazu ausgebildet, in den Bergen und dem tiefsten Dschungel überleben zu können. Mit den Einwohner*innen versteht er sich sehr gut, kann sich auf ihre Kultur einlassen und respektiert, soweit es ihm möglich ist, ihre Bräuche. So auch, dass ihm eine Braut zur Seite gestellt wird, obwohl er schon verheiratet ist. Aber Pflicht ist Pflicht, und so teilt er mit dem jungen Mädchen sein Lager und vollzieht die Ehe. Bedenken, dass der Einsatz auch mal endet, und er in die Heimat zurückkehren könnte, finden zwar Beachtung, die gehen aber in der Routine der Mission unter.

In dem zweiten Kapitel erfährt man ein interessantes Detail des Vietnam-Krieges. Moore begegnet dort in einem Tennisclub einem französischen Offizier, der eine Einheit des Vietcong kommandiert. Diese Geschichte ist durchaus spannend zu lesen, denn hier erfährt man die absurden Aspekte des Alltags in diesem Krieg; dass man mit seinem Gegner auch Tennis spielen kann, und dass in einem Guerilla-Krieg Freund und Feind oft Tür an Tür wohnen können. 

Das Bild von Männlichkeit, das in dem Buch gezeichnet wird, schwankt irgendwo zwischen Hemingway und Ernst Jünger, ohne deren literarisches Niveau zu erreichen. Es ist nicht ganz so schlimm wie in den Ostfrontromanen von Konsalik. In dem Buch “Die Grünen Teufel” liest man von echten Männern, die mit ihrem ganzen Herzen die Freiheit gegen den Kommunismus verteidigen; deren Greueltaten werden selbstverständlich detailliert geschildert.

Es gibt einen wichtigen Punkt, warum “Die Grünen Teufel” gelesen werden sollte. Dieses Buch erschien lange vor dem Desaster in Vietnam. Moore konnte nicht wissen, wohin sich dieser Konflikt entwickeln würde. Er schrieb ein flammendes Epos des Antikommunismus. Als dieses Buch geschrieben wurde, existierte noch nicht die kulturelle Figur des gebrochenen Vietnamveterans, so wie Rambo. Moore glaubte noch, dass die USA den Sieg davon tragen werden, und wollte mit diesem Buch seinen Beitrag leisten dazu leisten. Doch wie die Geschichte zeigen sollte, kam es anders.


Titelbild: Helikopter der USA in Vietnam während des Krieges. Foto: James K. F. Dung, SFC, Photographer, Public domain, via Wikimedia Commons

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