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Unser Schicksal – entgegen den lärmenden Gezeiten

Gedicht und Gedanken von Benjamin Lapp zum neuen Jahr und über leise Menschen in lärmenden Gezeiten.

Liebe Leser:innen,

ich wünsche Ihnen allen ein frohes neues Jahr. 

In meinem neusten Gedicht, welches ich Ihnen hier präsentieren möchte, beschäftige ich mich u.a. mit einem mich sehr beunruhigenden Entwicklung, welche auch den meisten von Ihnen schon längst offenkundig wurde. Ein von Verbitterung erfüllter Sturm aus schreiender Rechthaberei, der droht, den kleinsten Ansatz auf ausgleichenden Dialog hinweg zu fegen, hat große Teile der Gesellschaft erfasst. 

Es scheint mir gesellschaftspolitisch offenbar längst ein täglich einstudiertes Ritual geworden, auf einer nach oben offenen Lautstärkeskala, mit Herabwürdigungen jeder anderen Meinung gegenüber zu operieren und auch, dass der Wille eine gemeinsame Grundlage zu finden, fern jenes Horizontes der Möglichkeiten liegt. 

Gestatten Sie mir dies so klar auszudrücken:  Diese Verhaltensmuster im täglichen Leben mitzuerleben empfinde ich als einfach unglaublich erschöpfend und kräftezehrend!

Dies ist auch der Grund, weshalb ich aufgrund dieses Hintergrundes in meinem Gedicht der Frage nachzuspüren möchte, wie sich die Befindlichkeit von leisen, unscheinbaren und eher auf Ausgleich bedachten Menschen innerhalb dieser lärmenden Gezeiten artikuliert und was dieser Lärm von außen droht mit ihnen zu machen

So bleibt mir an dieser Stelle noch, Ihnen, geehrte Leser:innen, ein hoffentlich spannendes Leseerlebnis zu wünschen.

Unser Schicksal

Wir sind jene nicht beachtete Sammler
eines um sich greifenden peinigenden Lärms,
der sich droht hinein zuschneiden, 
in die um Ruhe flehende Gemüter
einer ausgelaugten Welt.

So sind Wir gleich stille Diener,
die sich mühevoll der dunklen Malaise annehmen
und in einem Ritual der Güte
diese Kakophonie aus Schmerz und Leid
in dem Füllhorn unseres Herzens heraus neu orchestrieren
um sie in eine Kantate aus Liebe und Zuversicht
auszuatmen.

Doch immer bleibt auch ein Schatten
dieses zersetzenden schwarzen Getöse
in unserem Innersten zurück,
Echohaft wuchernd mit jeder neuen Einsammlung,
und Niemanden wird dies je gewahr
im selbst bezogenen Erfreuens
über das scheinbar plötzlich einsetzende
friedvolle Licht.

Darin entfaltet sich nun auch unser ewig Schicksal,
denn die gütig leuchtenden Momente der Stille
sind alles was von Uns, den nicht beachteten Sammlern,
übrig bleibt!

Benjamin Lapp


Titelbild: Johannes Plenio auf Unsplash

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