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Treibhausgas-Emissionen: Positive Bilanz, aber weiterhin Handlungsbedarf

Die Treibhausgas-Emissionen sind in Österreich im Jahr 2022 gesunken. Umweltbundesamt und NGOs fordern trotzdem weitere Maßnahmen, um die Klimaziele zu erreichen.

Von Moritz Ettlinger

Das österreichische Umweltbundesamt hat am Dienstag die Treibhausgasbilanz für das Jahr 2022 vorgestellt. Demnach sind die Treibhausgas-Emissionen in Österreich von 2021 auf 2022 um 5,8 Prozent gesunken, womit der niedrigste Wert der Emissionen seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 1990 erreicht wurde. 

Als Mitgründe dafür nennt das Umweltbundesamt neben Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine und dem damit verbundenen Anstieg der Energiepreise auch die warme Witterung im Jahr 2022, wodurch weniger geheizt wurde.

Umweltministerin Lenore Gewessler (Grüne) freut sich über die Bilanz. Diese zeige, „dass die Treibhausgasemissionen erstmals nicht nur in der Prognose sinken, sondern auch in der Realität.“ Doch es sei auch klar: „Wir sind noch nicht am Ziel. Gerade für eine klimafreundliche Zukunft braucht es das Engagement von allen Verantwortungsträger:innen auf jeder Ebene“.

Strafzahlungen drohen

Das sieht auch das Umweltbundesamt so. „Es müssen weiterhin konkrete und intensive Maßnahmen folgen, um die Klimaziele und damit die Klimaneutralität zu erreichen“, sagt Günther Lichtblau, Klimaexperte im Umweltbundesamt.

Berechnungen des Umweltbundesamtes zeigen, dass mit bestehenden Maßnahmen eine Treibhausgasminderung von etwa 27 Prozent erreicht werden kann, angekündigte Maßnahmen der Bundesregierung machen einen Rückgang der Emissionen um 35 Prozent möglich. Um das Klimaziel der Europäischen Union zu erreichen, muss Österreich seine Emissionen bis 2030 um 48 Prozent gegenüber dem Jahr 2005 reduzieren. Sonst drohen Strafzahlungen in Milliardenhöhe.

“Bis zu letzten Minuten arbeiten”

Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 fordert die Bundesregierung daher weiterhin zum schnellen Handeln auf. „Die Bundesregierung darf nicht in den Wahlkampf abgleiten, sondern muss noch bis zur letzten Minute an der Erreichung der Klimaziele arbeiten“, fordert Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von GLOBAL 2000. Denn neben den Klimaschutzmaßnahmen der Bundesregierung hätten ein warmer Winter und hohe Energiepreise viel zur Senkung der Treibhausgasemissionen beigetragen. Darauf dürfe man sich nicht verlassen.

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Zentral sei ein Klimaschutzgesetz, das einen verbindlichen Reduktionspfad vorschreibe und auch stark genug sei, diesen umzusetzen. Österreich steht seit Ende 2020 ohne Klimaschutzgesetz da. Seither konnten sich ÖVP und Grüne nicht auf ein neues Gesetz einigen, obwohl ein solches im Regierungsprogramm angekündigt wurde.

„Die Verzögerungstaktik von Teilen der Bundesregierung muss jetzt beendet und der Reformstau abgearbeitet werden. Wichtige Energiewendegesetze, der Beschluss des Klimaschutzgesetzes und der Abbau von umweltschädlichen Subventionen dürfen nicht länger hinausgeschoben werden,“ fordert Johannes Wahlmüller

 “Klima-Sprint“

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace sieht vor allem die Kanzlerpartei ÖVP in der Verantwortung. “Die ÖVP unter Bundeskanzler Karl Nehammer blockiert Klimaschutz, wo sie nur kann. Das muss sich ändern!”, sagt Marc Dengler, Klima- und Energieexperte bei Greenpeace Österreich. 

Der Rückgang der Emissionen sei erfreulich, jetzt brauche es vonseiten der Regierung aber einen “Klima-Sprint”. Fossile Energien wie Kohle, Öl und Gas müssten endlich der Vergangenheit angehören und das längst überfällige Klimaschutzgesetz verabschiedet werden, so die NGO.


Titelbild: Chris LeBoutillier auf Unsplash (Symbolbild)

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