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Kolumbien: Bananenunternehmer wegen Finanzierung von Paramilitärs angeklagt

In der nordkolumbianischen Region Urabá (Departamento Antioquia) sollen Vorstände aller führenden Bananenunternehmen jahrelang rechte Paramilitärs finanziell unterstützt haben.

Von colombia informa / NPLA

Das haben ehemalige Kommandanten der Einheit „Alex Hurtado“ der berüchtigten paramilitärischen Armee AUC (Autodefensas Unidad de Colombia) vor der kolumbianischen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden ausgesagt. Sie sollen von 1996 bis 2004 drei Dollarcent pro exportierter Bananenkiste, insgesamt über 33 Millionen Pesos (damals etwa 16.000 Euro), an die Paramilitärs gezahlt zu haben.

Ein ehemaliger Kommandeur der Paramilitärs, Raúl Emilio Hasbún Mendoza alias „Pedro Bonito“, hat diese Vorwürfe bekräftigt. Alias Pedro Bonito hat nun die Namen von 14 Vorstandsmitgliedern von Bananenunternehmen genannt. Der kolumbianische Sonderstaatsanwalt Federico Lopera hat diese 14 Unternehmer*innen nun wegen „schwerer krimineller Verschwörung“ angeklagt, da sie illegale bewaffnete Gruppen gefördert und finanziert hätten. Diese Straftaten gelten als Menschenrechtsverbrechen, daher verjähren sie nicht und können immer noch untersucht werden.

Ermittlungen wegen Menschenrechtsverbrechen

Als Gegenleistung zu den Millionenbeträgen verpflichteten sich die AUC-Kommandanten in Urabá, von denen alias Pedro Bonito einer war, die Unternehmen zu schützen und dafür zu sorgen, dass sie in der umkämpften Region Urabá weiterhin Geschäfte machen konnten. Gegen einige der Unternehmer*innen war bereits zuvor ermittelt worden; sie mussten in der Vergangenheit Ländereien zurückgeben, die von Paramilitärs enteignet worden waren.

Alias Pedro Bonito war ebenfalls Bananenunternehmer und koordinierte die Finanzströme an die Paramilitärs. Die Gelder wurden über die Sicherheitsorganisation Convivir Papagayo transferiert. Diese Organisation wurde von Alberto Osorio Mejía und Arnulfo Peñuela Marín geleitet, die wegen ihrer Verbindungen zur Einheit „Alex Hurtado“ der AUC bereits zu vier beziehungsweise sechs Jahren Gefängnis verurteilt wurden.

Bis heute Drogenhandel in Bananenkisten

Im November 2023 lieferten die italienischen Behörden Hinweise nach Kolumbien, demnach das kolumbianische Bananenunternehmen Banacol in den Drogenhandel verstrickt sein soll. Im süditalienischen Hafen Gioia Tauro wurden zwischen 2020 und 2022 drei Kokainladungen in Banacol-Containern mit 3,4 Tonnen Kokain entdeckt, die aus den Häfen von Urabá stammten.

Nach Ansicht der Ermittler*innen hätten sich die Drogenbanden für Bananenunternehmen entschieden, da diese private Anlegestellen besitzen, was es erleichtert, die Drogen einzuschleusen. Auch seien Bananenkartons gut geeignet, um die Drogenpakete zu verbergen.

„Die wahren Gewinner waren die Unternehmer der Bananenindustrie“

Bereits 2007 war das multinationale Unternehmen Chiquita Brands in den USA für schuldig befunden worden, 1,7 Millionen Dollar an kolumbianische Paramilitärs gezahlt zu haben. Die Staatsanwaltschaft und die US-Drogenbehörde DEA fanden zudem heraus, dass Banacol als Filiale von Chiquita Brands fungierte. Diese Annahme bestätigten auch ehemalige Führer der Paramilitärs: „Die wahren Gewinner des Krieges in Urabá waren die Großunternehmer der Bananenindustrie. Sämtliche Bananenfirmen haben mitgemacht: Uniban, Banacol, Chiquita, Dole“, sagte der führende Ex-Paramilitär Ever Veloza García alias „HH“ bereits 2013 aus.

Einige der Großunternehmer*innen, gegen die nun ermittelt wird, unterstützten die Wahlkampagnen von Funktionär*innen der rechtskonservativen Partei des damaligen Präsidenten Álvaro Uribe (2002-2010), darunter Federico Gutiérrez, Paola Holguín und Verónica Arango.

Kolumbien ist der viertgrößte Bananenexporteur der Welt, 60 Prozent der aus Kolumbien exportierten Bananen kommen aus der Region Urabá, wo das Unternehmen Banacol eine Führungsrolle einnimmt.

Bei den 13 Unternehmern und einer Unternehmerin handelt es sich um: Óscar Enrique Penagos Garcés, Carlos Sergio Nicolás Echavarría Mesa, Santiago Antonio Uribe López, José Gentil Silva Holguín, Rosalba Zapata Cardona, Iván Darío Mejía Restrepo, Fabio León Restrepo Villegas, Javier Francisco Restrepo Girona, Óscar Luis Aristizábal Vahos, Jaime Restrepo Marulanda, Alberto León Mejía Zuluaga, Jaime Mauricio Restrepo Arango, Diego Andrés J. Restrepo Londoño und James Leaver Wagner.


Dieser Beitrag erschien am 17.03.2024 auf npla.de, lizensiert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international. Originalartikel: colombiainforma.info

Titelbild: Vorstände sämtlicher Bananenunternehmen in Urabá sollen Paramilitärs unterstützt haben. Foto: Michelle Cesare/Flickr (CC BY 2.0 DEED)

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