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Rund jede 9. Tier- und Pflanzenart in Europa bedroht

Mindestens 1.677 Arten stehen auf der Roten Liste bedrohter Arten. Die EU arbeitet deshalb an einer Biodiversitätsstrategie.

Von R. Manoutschehri

Infografik der Weltnaturschutzunion über gefährdete europäische Arten und Biodiversitätsverlust
Infografik Europaparlament / IUCN

Wir sind schon Mittendrin, im lange befürchteten Massensterben: Eine Million der rund acht Millionen existenten Tier- und Pflanzenarten weltweit ist vom Aussterben bedroht. In Europa sind es mindestens 1.677 von auf der Roten Liste der IUCN erfassten 15.060 Arten.

Die Gesundheit unserer Ökosysteme und unsere eigene Gesundheit sind eng miteinander verbunden und von der Biodiversität unseres Planeten abhängig. Doch Verlust und Degradierung von Lebensräumen, Umweltverschmutzung und Klimawandel aber auch invasive Spezies und der Mensch als Störfaktor befeuern weiterhin Artensterben und Biodiversitätsverlust – auch „bei uns“ in Europa.

Hier sind Schnecken, Muscheln und Fische am stärksten gefährdet und über die Hälfte aller endemischen Baumarten bedroht. Eine von 10 europäischen Bienen- und Schmetterlingsarten ist vom Aussterben bedroht und rund ein Fünftel der Amphibien und Reptilien sind gefährdet. Zu den bedrohtesten Säugetierarten im europäischen Raum zählen Polarfuchs, Nerz, Mönchsrobbe, Eisbär und Glattwal – und in Österreich steht u.a. das Ziesel ganz oben auf der Gefährdeten-Liste.

2020 Schlüsseljahr für biologische Vielfalt

Um den voranschreitenden Verlust der Artenvielfalt zu bremsen und rechtsverbindliche Ziele festzulegen, sollen laut Wunsch des EU-Parlaments und in Bezug auf eine ab 2021 umzusetzende „Biodiversitätsstrategie für 2030“ der Kommission mindestens 10% des EU-Haushalts zur Verbesserung der biologischen Vielfalt aufgewendet werden. Die Strategie umfasst konkrete Ziele für die nächsten zehn Jahre und soll einen tiefgreifenden Wandel mithilfe praktikabler verbindlicher Maßnahmen ermöglichen.

Weiters sollen mindestens 30% des EU-Gebiets (Landfläche und Meere) zu geschützten Naturräumen erklärt werden, wobei die Wiederherstellung geschädigter Ökosysteme verpflichtend sein solle und der Ökolandbau auf 25 Prozent auszubauen wäre. Ebenso sollen verbindliche Reduktionsziele für die Verwendung von Pestiziden eingeführt werden, wobei eine 50-prozentige Verringerung anzustreben sei. Nach Annahme der Strategie müsse all dies in EU-Recht übersetzt und umgesetzt werden.

Natura 2000 Schutzgebiete

Bei der Schaffung eines EU-weiten Netzes von Schutzgebieten waren die Bemühungen schon im vergangenen Jahrzehnt recht erfolgreich: Die so genannten „Natura 2000“ Gebiete decken bereits mehr als 18 Prozent der EU-Landfläche ab und auch die marinen Schutzgebiete haben sich auf 360.000 km² vervierfacht.

Trotzdem reiche das Ausmaß der Initiativen nicht aus, um den negativen Trend auszugleichen, da die Hauptursachen des Verlusts der biologischen Vielfalt und der Zerstörung von Natur bestehen bleiben, bzw. sich sogar verstärken – es Bedarf also noch viel größerer Anstrengungen, wie man sich auch im EU-Parlament durchaus bewusst ist.


Die IUCN European Red List – Details zum Nachschlagen und Downloaden

Zum Nachlesen in UZ:

Studien bestätigen dramatischer Insektenschwund

Massensterben Ante Portas – Bis zu 48 Prozent aller Arten werden in Kürze ausgestorben sein

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