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UmagoBlues 2015: THEY SOLD THEIR SOULS TO THE DEVIL

Kreuzweg

UmagoBlues5Einem alten Blues-Mythos zufolge brauchte nur mitternachts – vorzugsweise bei Vollmond – eine Crossroad, also eine Kreuzung, aufgesucht und dort die Gitarre gespielt zu werden. Sogleich erscheine ein Mann, der das Instrument für einen Augenblick an sich nehme und es dem Eigentümer sogleich gestimmt wieder retourniere. Ab diesem Moment dann sei man imstande das Instrument nach Belieben zu beherrschen. Kein kostspieliger und zeitaufwendiger Gitarrenunterricht wird offeriert, um diese Meisterschaft zu erlangen, sondern bloß die Herausgabe der Seele gefordert von jenem Kerl, der natürlich nur der Teufel selbst sein kann. Wie das Mythen eben so an sich haben, haftet auch dieser Legende nicht nur ein Körnchen sonder gleich ein ganz schön kolossales Korn Wahrheit an. Die Anzahl jener Madonnen und heiligen Michaels, die ihre künstlerischen Seelen der Profitlogik der Musikkonzerne und ihrer Manager opferten, um ihre nicht gerade ärmliche Existenz zu sichern, sprechen Bände. Unter diesem Gesichtspunkt sind es u.a. gerade auch die Blueser, die sich nun wieder des in Besitz seins ihres künstlerischen Spirits erfreuen dürfen, wenn auch unter den Bedingungen eines mehr oder weniger prekären Lebens. Denn jene Zeiten, da sich Musiker dieses Genres noch mit fetten Cadillacs und feisten Goldklumpen schmücken konnten, sind längst schon Geschichte und der Blues spielt bloß noch ein Nischendasein.

Messdiener des Satans?

UmagoBlues7Noch bevor aber die Verstärker zu röhren beginnen nähert sich aus der Ferne weit bedrohlicheres Dröhnen. Was nun folgt, ist jedem Besucher vorangegangener UmagoBlues-Festivals nur allzu bekannt. Und ein stilles Übereinkommen unter den Eingeweihten lässt keinen etwas verraten, an jene erschrocken ob des immer näher kommenden, ohrenbetäubenden Höllenlärms, sich die Gehörgänge zuhaltenden und den Blick orientierungslos in den Himmel richtenden erstmaligen Besuchern. Bis dann diese dunkle Prozession der auf dem Meer zugewandten Seite des Hauptplatzes erscheint. Angeführt von den „Staaari Rokeri“, den alteeen Rockern aus Umag und gefolgt von der „Harley Owners Group Croatia“, besetzen rund 60 hochpolierte, chromglänzende Bikes den von den Besuchern kurzfristig freiwillig geräumten Platz.

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UmagoBlues9Aber auch das ist längst Geschichte, als in schwarzes Leder gehüllte Biker die brav-biedere Bevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzten vermochten. Wer ein solch hochpreisiges Motorrad seinen Besitz nennen möchte, ist wohl oder übel selbst gezwungen einer brav-biederen Tätigkeit – so eine solche zur Verfügung steht – nachzugehen und wenn dann die Helden und in weit geringerem Maß auch Heldinnen der Landstraße auch noch ihre Helme lüften, schwindet angesichts derer – sagen wir’s mal so: derer von Reife gezeichneter Antlitze -, der letzte Verdacht auf jugendliches Rebellentum und ungestüme Wildheit. Diszipliniert werden die Gefährte am Rande des Hauptplatzes in beinah schon militärischer Ordnung abgestellt und ausgerichtet.

UmagoBlues11Noch während zahlreiche Besucher die chromblitzenden Geräte mit ihren Handykameras ablichten, beginnt das eigentliche Festival – ganz entgegen den gängigen Vorurteilen betreffend balkanischer Pomadigkeit – Schlag 21:00 auf der Bühne. Soviel zur Organisation.

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